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Observability: wenn klassisches Monitoring nicht genug ist
IT-Infrastrukturen werden immer hybrider und in vielen Unternehmen überwachen Admins die Komponenten getrennt. Observability kann ihnen helfen, das Monitoring zu vereinfachen.
Die COVID-19-Pandemie hat der IT-Branche vor Augen geführt, dass es unmöglich ist, langfristig vorauszuplanen. Keiner kann sagen, welche Herausforderungen oder Chancen in den nächsten Monaten auf seine Branche zukommen. Dementsprechend benötigen Unternehmen eine modulare Architektur, mit der sie Schlüsselkomponenten ihrer Geschäftsprozesse schnell umorganisieren und so zeitnah auf neue Entwicklungen reagieren können.
Der Schlüssel dazu, die einzelnen Vorgänge in der IT-Infrastruktur zu verstehen und agil zu handeln, ist ein End-to-End-Überblick über alle Microservices und Module, der oft eben gerade in modularen Architekturen schwer zu erreichen ist. Klassisches Monitoring kann das nicht erreichen. Die Überwachung der gesamten IT-Infrastruktur und eine darauf aufbauende Orchestrierung garantieren Unternehmen, dass sie auf neue Anforderungen ohne Verzögerung reagieren können.
Ubiquitous Computing leitet das Ende des klassischen Monitoring ein
IT-Prozesse werden zunehmend auf verschiedene digitale und oft mobile Endgeräte ausgelagert und der klassische Desktop-PC verliert nach und nach an Bedeutung. Ubiquitous Computing – zu Deutsch die allgegenwärtige Datenverarbeitung – meint einen besonders starken Grad der verteilten Datenverarbeitung, bei dem auch Smart Devices und IoT-Geräte (Internet of Things, Internet der Dinge) mit einbezogen werden.
Darüber hinaus lässt sich der Trend dazu beobachten, Daten wieder in allen Bereichen des Systems zu verarbeiten.
Transparente Anwendungen allein reichen nicht aus
End-to-End-Observability ist der einzige Weg, so eine stark verteilte Umgebung im Griff zu behalten. Wird nur ein Teilaspekt überwacht, zum Beispiel die Cloud, ist ein Unternehmen nicht in der Lage, die eigenen Apps oder Prozesse vollumfänglich zu verstehen. Dementsprechend ist es von grundlegender Bedeutung, die End-to-End-Observability für alle Prozesse zu automatisieren und so eine umfassende Gesamtsicht auf alle Elemente zu erhalten.
Echtzeiteinsichten in den Zustand von IT-Anwendungen und Geschäftsvorgängen werden für Unternehmen immer wichtiger. Klassische Business-Intelligence- und Analytics-Lösungen reichen nicht aus und sorgen dafür, dass IT-Teams oft erst nach Stunden oder Tagen bemerken, dass ein Problem vorliegt. Um den ganzheitlichen Echtzeitbetrieb eines digitalen Unternehmens zu gewährleisten, wird Observability als Lösung zur schnellen Reaktionsfähigkeit dementsprechend in Zukunft unerlässlich sein.
Dabei ist es nicht so wichtig, ob Observability On Premises, in der Cloud, am Edge oder über den Browser bereitgestellt ist, wichtig ist nur, dass jeder Mitarbeiter Zugang zu den Informationen bekommt, die er braucht.
DevSecOps – Security und DevOps ziehen an einem Strang
In Zeiten, in denen viele Arbeitnehmer im Home-Office arbeiten, müssen Unternehmen einen starken Fokus auf die Sicherheit ihrer IT legen, um den Workflow zu gewährleisten. Die Lösung lautet hier: DevSecOps. Um die Software und deren Abläufe zu standardisieren, bedienen sich IT-Abteilungen der Vorteile von DevOps, indem sie ständig Verbesserungsmöglichkeiten identifizieren sowie Automatisierungs-Tools nutzen.
Das Thema Observability wird dabei gleich auf mehrfache Weise relevant: Observability kann sowohl Veränderungen im Verhalten der Nutzer analysieren, um Schwachstellen zu entdecken, als auch bereits während der Entwicklung Fehler im Code aufspüren – im besten Fall sogar schon in der Staging-Umgebung.
Machine Learning (ML) fügt Observability-Plattformen weitere Fähigkeiten hinzu, so dass Angriffe und Schwachstellen im System erkannt und nachverfolgt werden können. Das Ergebnis heißt Application Detection and Response (ADR). Damit können IT-Teams Herausforderungen wie Containerisierung und Continuous Deployment (CD, Kontinuierliche Bereitstellung) bewältigen und erhalten ein zusätzliches Hilfsmittel für DevSecOps.
Notwendigkeit von Cloud-Anwendungen über die Krise hinaus
Wenn mehr Mitarbeiter von Zuhause aus arbeiten, verstärkt das auch die Nachfrage nach Ressourcen in der Cloud. Unternehmen konnten dadurch teilweise ihre Ausgaben für den Betrieb von Anwendungen halbieren. Die Nachfrage hat sich also durch die Krise drastisch gesteigert. Laut dem Marktforschungsunternehmen Gartner setzen mehr als 75 Prozent der Unternehmen, die bereits die Cloud nutzen, auf eine Cloud-First-Strategie. Wegen der anhaltenden Folgen der Coronapandemie sind Unternehmen zusätzlich gezwungen, ihre Services schneller als unter normalen Umständen in die Cloud zu migrieren.
„Mit Observability können Teams, die nicht in der IT-Abteilung ihres Unternehmens arbeiten, sondern beispielsweise im Kundendienst oder auf Entscheiderpositionen, Einblicke in die IT-Struktur erhalten.“
Klaus Kurz, New Relic
Damit sie bei diesen hybriden Ansätzen – Rechenzentrum auf der einen, Cloud auf der anderen Seite – nicht den Überblick über ihre IT-Infrastruktur verlieren, benötigen sie auch hier Observability. Um künftige Änderungen reibungslos sicherstellen zu können, müssen IT-Teams Fehler sofort finden und beheben können.
Wie löst man das Open-Source-Rätsel?
Neben den Anforderungen in Cloud-Umgebungen ist auch Open Source ein relevantes Thema. In vielen modernen IT-Strukturen ist Open-Source-Software im Einsatz. Sie ist überall und unverzichtbar. Das erhöht jedoch die Komplexität der Softwareverwaltung, nicht zuletzt für CTOs: Wie können Open Source Tools, Designvorlagen und Architekturen nachhaltig vereint werden? Wie erreicht man dabei Standardisierung, Effizienz und Konsistenz? Die Antwort ist klar: Observability. Sie schafft Vertrauen in die Nutzung von Open Source, ohne dass man dabei die Kontrolle verliert. IT-Verantwortliche erhalten einen Überblick über alle Tools und haben parallel die Möglichkeit, Daten nach Belieben zu verschieben.
Open-Source-Werkzeuge eignen sich oft nur bedingt für die Überwachung komplexer IT-Systeme. Ihnen fehlt meist ein universeller Standard, den die Unternehmen aber benötigen, um ihre IT zu überblicken. Gerade in wachsenden Branchen ist Observability unabdingbar. „Open-Source-Tools haben leider oft Defizite im Monitoring; man muss manuell zwischen den einzelnen Dashboards hin- und herwechseln. Das kostet Zeit und macht die IT-Infrastruktur nur bedingt kundenfreundlich“, sagt Ciprian Ginghină, Head of DevOps bei EQS. Full Observability ist die einzige Möglichkeit, diese Infrastruktur in adäquater Zeit zu überblicken.
Mit Observability können außerdem Teams, die nicht in der IT-Abteilung ihres Unternehmens arbeiten, sondern beispielsweise im Kundendienst oder auf Entscheiderpositionen, Einblicke in die IT-Struktur erhalten – Service-Level-Agreements (SLA) und deren Einhaltung sind mitunter auch für die Business-Sparte von Interesse.
Mittlerweile dürfte vielen Unternehmen klar sein, dass sie nur mit einer soliden Daten- und Wissensbasis ihren Blick sorgenfrei auf die Zukunft richten können. Auch 2021 ist keine Rückkehr zur Normalität zu erwarten. Vielmehr wird es mindestens genauso turbulent wie das letzte Jahr. Da hilft nur ein klarer Blick auf das große Ganze – durch Full-Stack Observability.
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