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Multi-Cloud by Design – Das Beste aus beiden Welten
Bei dem Ansatz Multi-Cloud by Design werden die Vorteile von Private und Public Clouds kombiniert. Das steigert die Flexibilität, da Workloads verschoben werden können.
Für viele Unternehmen war die Cloud ein Segen, als es darum ging, ihre digitale Transformation zu beschleunigen. Wurden zusätzliche IT-Ressourcen benötigt, konnten diese einfach und schnell bezogen werden – ganz ohne die zeit- und kostenintensive Beschaffung und Verwaltung physischer IT-Systeme. Häufig wurde sogar eine Cloud-First- oder Cloud-Only-Strategie ausgerufen, doch inzwischen betrachten die meisten Unternehmen das ganze differenzierter. Sie evaluieren genau, ob die Public Cloud tatsächlich der beste Ort für ihre Workloads ist und ob das Hosting auf eigener IT-Infrastruktur eine Alternative sein kann.
Die Gründe dafür sind vielfältig: Auf der einen Seite ist durch die anfängliche Cloud-Begeisterung oft ein Wildwuchs an Diensten entstanden, der sich nur noch schwer beherrschen lässt und hohe Kosten verursacht. Eine Studie im Auftrag von Dell Technologies zufolge mussten 81 Prozent der Unternehmen rückblickend feststellen, dass ihre Ausgaben für Infrastruktur in der Public Cloud höher waren als erwartet. Auf der anderen Seite lassen sich heute auch physische IT-Systeme komfortabel As-a-Service beziehen, sodass keine hohen Anfangsinvestitionen notwendig sind und der IT-Betrieb vereinfacht wird. Der Servicepartner übernimmt das Management der Infrastruktur im Rechenzentrum des Unternehmens oder bei einem Colocation-Anbieter. Das Unternehmen selbst bezieht die benötigten Ressourcen flexibel nach Bedarf und zahlt auch nur für die tatsächlich genutzten Kapazitäten – ganz so wie in der Public Cloud.
Auf der Suche nach dem richtigen Cloud-Mix
Holten Unternehmen ihre Workloads in der Vergangenheit meist wegen hoher Datenschutz- und Sicherheitsanforderungen oder wegen des Wunsches nach mehr Unabhängigkeit von Cloud-Anbietern zurück ins heimische Rechenzentrum, so geht es jetzt eher darum, die richtige Balance aus Public und Private Cloud zu finden. Die Public Cloud wird weiterhin genutzt und gebraucht, da dort spezielle Funktionen und Tools bereitstehen, etwa für die Entwicklung von Anwendungen oder das Training von KI-Modellen, die viele Unternehmen nicht missen wollen und deren lokale Bereitstellung sehr aufwendig wäre. Zudem skaliert die Public Cloud deutlich besser und eignet sich damit optimal zum Abfangen von Lastspitzen.
Einige neue Workloads hingegen verlangen explizit nach einer lokalen Datenverarbeitung, weil sie auf eine äußerst geringe Latenz angewiesen sind. Selbst eine Übertragung der Daten in ein eigenes Rechenzentrum wäre mit zu großen Verzögerungen verbunden, sodass nur eine Verarbeitung am Edge möglich ist. Das ist der Ort, an dem die Daten erfasst oder generiert werden, etwa eine Fabrikhalle, ein Lager, eine Einzelhandelsfiliale oder ein Krankenhaus. Dort werten KI-Anwendungen die von Sensoren und IoT-Geräten gelieferten Informationen in Echtzeit aus und ermöglichen umgehende Reaktionen, sollten Störungen oder andere kritische Ereignisse erkannt werden. Damit trägt der aktuelle KI-Boom entscheidend zu einem Wachstum der Infrastrukturen On-Premises bei.
"Einen Ausweg bietet Multi-Cloud by Design – ein Konzept, das die Komplexität verteilter Infrastrukturen reduziert und sicherstellt, dass Daten nicht in Silos feststecken."
Christian Winterfeldt, Dell Technologies
Laut der Studie The Innovation Catalyst (PDF) von Dell Technologies sind viele IT-Verantwortliche derzeit bestrebt, Workloads aus der Public Cloud wieder auf Infrastrukturen On-Premises zurückzuholen. Neben schnellen KI-Entscheidungen geht es ihnen dabei auch darum, die Übertragung großer Datenmengen in die Cloud zu vermeiden, die die Netzwerke belastet und hohe Kosten verursachen kann. Statt die Daten zur KI zu bringen, bringen sie die KI zu den Daten – und die befinden sich weiterhin zu mehr als 80 Prozent im Rechenzentrum und auf IT- und OT-Systemen am Edge. Kein Wunder also, dass 82 Prozent der Unternehmen bei KI ein On-Premises- oder hybrides Betriebsmodell bevorzugen.
Hürden auf dem Weg in die Multi-Cloud
Über alle Workloads hinweg setzen der Studie zufolge 31 Prozent der Unternehmen auf eine Hybrid Cloud, also klassische lokale IT-Infrastrukturen, die an eine Public Cloud angebunden sind. 22 Prozent nutzen überwiegend Dienste aus der Public Cloud und haben kaum eigene IT-Systeme, während 21 Prozent vor allem auf eigene Infrastrukturen On-Premises vertrauen und weitgehend auf die Public Cloud verzichten. Einen Multi-Cloud-Ansatz, der das Beste aus den verschiedenen Welten vereint und eine flexible Nutzung von Private und Public Clouds erlaubt, verfolgen trotz der immensen Freiheiten, die dieser Ansatz bietet, bislang nur 26 Prozent der Unternehmen.
Das hat auch damit zu tun, dass die Multi-Cloud für Unternehmen mit zahlreichen Herausforderungen verbunden ist. 91 Prozent der Befragten bestätigen das in der Studie. Sie kämpfen vor allem mit fehlenden Skills, Sicherheitsbedenken, Budgetbeschränkungen und mangelnder Interoperabilität zwischen den verschiedenen Cloud-Plattformen. Einen Ausweg bietet Multi-Cloud by Design – ein Konzept, das die Komplexität verteilter Infrastrukturen reduziert und sicherstellt, dass Daten nicht in Silos feststecken. Damit wird es möglich, Workloads reibungslos zwischen Public und Private Cloud zu verlagern, je nachdem wo die bestehenden Anforderungen hinsichtlich Leistung, Verfügbarkeit, Sicherheit, Kosten und spezieller Funktionen am besten erfüllt werden.
Brücken zwischen Cloud und lokalen Systemen
Der wichtigste Schritt bei der Umsetzung eines Multi-Cloud-by-Design-Ansatzes ist die Einführung einer Betriebsplattform, die auf offene Protokolle und Schnittstellen setzt und sich sowohl über alle Cloud-Dienste als auch lokale Systeme im Rechenzentrum und am Edge hinweg erstreckt. Sie erlaubt es, die gesamte IT-Umgebung einheitlich zu verwalten, ohne die technischen Eigenheiten unterschiedlicher Cloud-Dienste berücksichtigen zu müssen, sowie Workloads reibungslos hin- und her zu migrieren. Im Zusammenspiel mit modernen Storage-Plattformen, die lokale und Cloud-Infrastrukturen ebenfalls verbinden, steht auch einer Migration von Legacy-Anwendungen, die eigentlich nicht für die Cloud entwickelt wurden, in die Public Cloud nichts mehr im Weg. Auf diese Weise lassen sich Cloud-Vorteile ohne ein langwieriges und kostspieliges Refactoring der Anwendungen nutzen. Allerdings sollten neue Anwendungen gleich als Cloud-native Applikationen entwickelt werden, um eine leichtere Skalierung, höhere Verfügbarkeit und kürzere Aktualisierungszyklen zu erreichen.
Dank der hohen Leistungsfähigkeit moderner IT-Systeme und fortschrittlicher Management-Tools mit vielen Automatisierungsfunktionen lassen sich lokale Infrastrukturen heute sehr effizient betreiben und sind, nicht zuletzt durch As-a-Service-Bezugsmodelle, häufig auch kostengünstiger. Zudem tragen sie dazu bei, die bei einigen Cloud-Diensten anfallenden Egress-Gebühren für Datentransfers aus der Cloud heraus zu vermeiden.
Unabhängig davon benötigen Unternehmen für die Umsetzung einer Multi-Cloud-Strategie jedoch Prozesse und Tools, die ihnen helfen, die Cloud-Kosten zu überwachen und zu steuern, um das Maximum aus ihren Budgets herauszuholen und diese nicht zu überschreiten. Zur Kostenoptimierung kann auch das Vermeiden langer Vertragslaufzeiten zählen, selbst wenn diese in der Regel mit Rabatten einhergehen. Die lange Bindung an einen Cloud-Anbieter kann zu unnötigen Kosten führen, wenn die gebuchten Services nicht mehr oder nicht mehr in vollem Umfang benötigt werden. Zudem können sie Unternehmen genau die Flexibilität rauben, die sie sich von der Multi-Cloud eigentlich versprechen.
Über den Autor:
Christian Winterfeldt ist Senior Director ISG Sales für die DACH-Region bei Dell Technologies und verantwortet das Geschäft mit Servern, Netzwerktechnik, High-End-, Mid-Range- und Software-definiertem Speicher sowie KI-, Cybersecurity-, Edge- und Cloud-Lösungen. Seit 25 Jahren ist er in der IT-Branche tätig und hatte bereits Führungspositionen bei IBM, EMC, VCE und Dell Technologies inne. In den letzten 15 Jahren leitete er Teams in den Segmenten Enterprise, Commercial, Midmarket und Inside Sales für Dell Technologies in ganz Deutschland. Er ist Absolvent der Berufsakademie der Württembergischen Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Stuttgart und Open University London. Außerdem studierte er am Henley Management College und an der London Business School.
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