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Mit Low-Code-Technologie Softwareentwicklung demokratisieren

Mit Low Coding können auch Nicht-Programmierer Software entwickeln. Von dieser Demokratisierung der Softwareentwicklung profitiert auch die Allgemeinheit.

Softwareanwendungen werden nach wie vor von Spezialisten erstellt: ausgebildeten Entwicklern, die bestimmte Programmiersprachen beherrschen. Daraus ergibt sich ein immer größer werdendes Problem.

In unserer technologiegetriebenen Welt wächst der Bedarf an neuer Software ständig an – und die vorhandenen Entwickler reichen bei weitem nicht mehr aus, diesen Bedarf zu decken. Sämtliche Weiterbildungskurse der Welt genügen nicht, um diese immer größere Lücke zu schließen. Abhilfe kann hier Low-Code-Technologie schaffen; und die Fortschritte der künstlichen Intelligenz (KI) verstärken ihren Effekt zusätzlich.

Worum es bei der Entwicklung von Software geht

Um den Ansatz des Low-Coding zu verstehen, hilft es, sich vor Augen zu führen, worum es bei der Entwicklung von Software grundsätzlich geht. Es geht nicht darum, eine spezifische Programmiersprache zu beherrschen, sondern darum, ein gewünschtes Ergebnis zu definieren und die logischen Schritte, die für das Zustandekommen dieses Ergebnisses erforderlich sind, zu rekonstruieren. Und viele Menschen sind in der Lage, ein Bild von einem Prozess zu zeichnen und auf logische Art und Weise zu erläutern, was sie erreichen möchten und was sie dazu benötigen.

Einen solchen visuellen Ansatz nutzt Low-Coding-Technologie, um Logik zu erfassen und zu übersetzen. Wird sie mit KI kombiniert, kann sich die Software mehr oder weniger selbst schreiben. Entwickler, die die Logik in eine spezielle Programmiersprache übertragen, sind dabei nicht mehr erforderlich.

Ein eindrucksvolles Beispiel für diesen Ansatz liefert die Non-Profit-Organisation Hour of Code, die Kinder mit der Welt der Informatik vertraut macht. Für die jüngsten unter ihnen veranstaltet Hour of Code Tutorials in Form von digitalen Spielen, bei denen sie lernen, wie sie Formen, Symbole und Blöcke verändern und verschieben müssen, um eine bestimmte Aufgabe zu lösen oder eine Geschichte zu erzählen. Der tatsächlich dahinterstehende Programmcode bleibt dabei verborgen, so dass sich die Kinder voll und ganz auf die Geschichte und das Ziel konzentrieren können.

Genau auf diese Art und Weise sollte Anwendungsentwicklung heute funktionieren. Prozesse werden mit visuellen Metaphern beschrieben, wodurch sie sich einfach erstellen und auch leicht verändern lassen. Die Low-Coding-Software versteht, was die Bilder bedeuten, übersetzt sie und generiert den Code, den Rechner benötigen, um die Prozesse auszuführen. KI-Technologie stellt dabei sicher, dass sich die Software selbst optimiert. Gedanken über Programmiersprachen oder Plattformen und Betriebssysteme müssen sich die Nutzer dabei keine machen.

Mitarbeiter in Fachabteilungen werden zu Citizen Developers

Dieser Ansatz bringt Unternehmen zahlreiche Vorteile. Sie können Mitarbeitern in den Fachabteilungen ermöglichen, zu Citizen Developers zu werden, sprich: ihre kreativen Visionen selbst in die Tat umsetzen und die Verantwortung für die Entwicklung und Pflege ihrer Anwendungen selbst zu übernehmen. Damit können die Unternehmen den Fachkräftemangel in der Entwicklung abfedern und die Zeit von einer Idee bis zu ihrer konkreten Umsetzung in Form von Software verkürzen.

Indem Low-Coding die allgemeinen Aufgaben der Anwendungsentwicklung strafft, steigt die Produktivität und die Abhängigkeit von der IT sinkt. Wird Low-Coding mit agilen Methoden kombiniert, haben die Führungskräfte von IT und Entwicklung außerdem die Möglichkeit, den Input aus abteilungsübergreifenden Teams zu managen, die Qualität der Anwendungsentwicklung besser zu überwachen und die Einhaltung unternehmensweiter Standards und IT-Praktiken zu kontrollieren.

Nicht zuletzt führt Low-Coding zu einer Demokratisierung der Softwareentwicklung. Indem es ein breites Spektrum von Mitarbeitern in die Entwicklung einbindet, fördert es Diversität. Sind klassische Entwickler in den meisten Fällen Männer mit ähnlichen Backgrounds, bilden die Citizen Developers die ganze Vielfalt eines Unternehmens ab: unterschiedliche Geschlechter, kulturelle Hintergründe, Ausbildungen, Qualifikationen und Berufserfahrungen. Das ist nicht nur aus ethischen Gründen begrüßenswert, sondern macht am Ende auch die Produkte besser. Sind diejenigen, die die Nutzer eine Software widerspiegeln, auch an ihrer Entwicklung beteiligt, führt das zu besseren Resultaten.

Low-Coding-Ansatz in sechs Schritten im Unternehmen implementieren

Wollen Unternehmen den Low-Coding-Ansatz implementieren, sollten sie dabei folgendermaßen vorgehen:

  1. Das oberste Management muss sich für den Ansatz stark machen und ihn im Unternehmen verankern, denn er bringt große Veränderungen mit sich. Der Einsatz von Technologie wird neu ausgerichtet und nicht-technische Mitarbeiter aus den Fachabteilungen werden in den Entwicklungsprozess eingebunden.
  2. Es gilt, Mitarbeiter zu identifizieren, die bereits Expertentum auf ihren Fachgebieten unter Beweis gestellt haben und den klaren Wunsch nach mehr Mitgestaltung äußern. Ihnen sollte das Potenzial von Low-Coding für ihre individuellen Karrieren verdeutlicht werden.
  3. Sind die Citizen Developer identifiziert, muss ihnen aufgezeigt werden, wie sie mit ihrem logischen und operativen Wissen einen Mehrwert für das Unternehmen schaffen können und sich selbst größere Chancen und mehr Kontrolle eröffnen.
  4. Die IT- und Entwicklungsabteilungen müssen Regelwerke, Templates und Plattformen schaffen, die von nicht-technischen Mitarbeitern genutzt werden können. Sie sollten sie durch den Entwicklungsprozess führen, ihn orchestrieren und sie dazu animieren, die Informationen beizusteuern, die es für die Entwicklung innerhalb der Unternehmensvorgaben braucht.
  5. Die laufende Zusammenarbeit von IT- und Fachabteilungen ist erforderlich. Das lässt sich am besten durch die Einrichtung eines Center of Excellence (COE) gewährleisten. Dieses COE sollte eine formalisierte und sich selbst steuernde Einheit sein, die die Citizen Developer in den Fachabteilungen unterstützt und auch die komplexesten Projekte zum Erfolg führen kann.
  6. Unternehmen müssen sich klarmachen, welches Maß an Transparenz ihre KI-Anwendungen benötigen. Intransparente KI ist oft leistungsfähiger, allerdings um den Preis, dass ihre Entscheidungen im Zweifelsfall nicht nachvollziehbar sind. Ist ein Unternehmen in einer stark regulierten Branche tätig oder muss bestimmte Entscheidungen aus anderen Gründen belegen können, sollte es auf transparente KI setzen.
Alan Trefler, Pegasystems

„Nicht zuletzt führt Low-Coding zu einer Demokratisierung der Softwareentwicklung. Indem es ein breites Spektrum von Mitarbeitern in die Entwicklung einbindet, fördert es Diversität.“

Alan Trefler, Pegasystems

Ein Gewinn für die gesamte Gesellschaft

Es ist Zeit, sich endgültig von der Vorstellung zu verabschieden, dass zur Herstellung technologischer Lösungen zwingend technische Experten nötig sind. Low-Coding ermöglicht es heute auch vielen Nicht-Programmierern, Software zu entwickeln. Unternehmen können damit ein immenses Potenzial abrufen, das bislang zwischen ihren vier Wänden brach lag.

Aber nicht nur sie profitieren. Wenn Technologie so vielen Menschen wie möglich zugänglich gemacht wird, eröffnen sich neue individuelle Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten für eine breite und diverse Gruppe von Menschen. Die Demokratisierung der Softwareentwicklung ist deshalb auch ein Gewinn für die gesamte Gesellschaft.

Über den Autor:
Alan Trefler ist CEO und Gründer von Pegasystems.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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