BillionPhotos.com - stock.adobe.
Längere Nutzung von IT-Produkten unterstützt Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist für viele Firmen ein wichtiges Thema geworden, besonders die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks rückt in den Fokus. Hilfreich kann die Art der Hardwarenutzung sein.
Unternehmen sind auf der ganzen Welt für einen großen Teil aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Daher stehen sie angesichts des menschgemachten Klimawandel auch in vorderster Front, wenn es darum geht, den ökologischen Fußabdruck der Menschheit in den Griff zu bekommen. Sie reduzieren dadurch nicht nur ihre Auswirkungen auf die Natur, sondern tragen auch den immer strengeren Vorschriften Rechnung beziehungsweise positionieren sich proaktiv für Vorschriften, die in Kürze auf nationaler respektive europäischer Ebene erlassen werden dürften.
Auf der COP27 im vergangenen November zeigte das Global Carbon Project (GCP), dass die gesamten weltweiten Kohlendioxidemissionen (GtCO2) im Jahr 2022 über 40 Milliarden Tonnen betragen würden. Sollte es in diesem Tempo weiter gehen, wäre das der Sargnagel für das im Pariser Klimaabkommen definierten Ziel, die Erderwärmung auf ein Minimum zu begrenzen.
Treibhausgasemissionen erkennen
Die Botschaft ist eindeutig: Alle müssen einen Beitrag dafür leisten, die eigenen Umweltauswirkungen zu reduzieren. Insbesondere Unternehmen sollten hierzu zunächst ihren CO2-Fußabdruck analysieren. Eine gute Hilfestellung bietet hier das Greenhouse Gas Protocol. Dabei werden Treibhausgasemissionen in drei Kategorien eingeteilt: Scope 1, 2 und 3.
- Scope 1 betrifft alle direkten Emissionen, die durch die Aktivitäten eines Unternehmens entstehen.
- Scope 2 umfasst indirekte Emissionen im Zusammenhang mit dem Energieverbrauch.
- Scope 3 bezieht sich auf Emissionen, die abseits der unmittelbaren Aktivitäten eines Unternehmens entstehen. Hierzu zählt beispielsweise die Herstellung von Produkten wie IT-Geräten, die ein Unternehmen verwendet.
Generell bieten die drei Kategorien einen guten Anhaltspunkt, um zu erfassen, welche Umweltauswirkungen eine Organisation tatsächlich besitzt. Sie können ferner ein wirksames Instrument sein, um Veränderungen voranzutreiben.
Scope 3 ist dabei der am schwierigsten zu berechnende Teil der drei Bereiche. Hinzukommt, dass es keine standardisierte Methode gibt, um die Berechnungen des CO2-Fußabdrucks von Produkten zu bewerten. Denn der Großteil der Treibhausgasemissionen vieler IT-Produkte fällt bereits an, noch bevor die Produkte überhaupt eingeschaltet werden. Bei einem typischen Notebook beispielsweise macht die Herstellung 80 Prozent des gesamten ökologischen Fußabdrucks aus. Daher wirkt es doch eher unpassend, dass beträchtliche Ressourcen dafür aufgewendet werden, in der Nutzungsphase anzusetzen und die Energieeffizienz von Produkten zu verbessern, obwohl dies im Gegensatz zur Herstellungsphase weitaus geringer ins Gewicht fällt.
Die richtigen Schritte in Richtung Nachhaltigkeit
Bei der Verringerung des CO2-Fußabdrucks elektronischer Geräte besteht der wichtigste Schritt darin, die Lebensdauer der Produkte zu verlängern. Diese müssen folglich bereits langlebig, reparaturfähig und aufrüstbar hergestellt worden sein. Aber auch leicht austauschbare Komponenten und im Falle Akku-betriebener Geräte eine verlängerte Batterielebensdauer, sollten daher bei der Beschaffung Aspekte sein, die den Ausschlag bei der Kaufentscheidung machen.
Auch in den EU-Gremien werden Themen rund um Nachhaltigkeit immer wichtiger. Die Europäische Unison arbeitet daher bereits an Vorschriften, die ein Recht auf Reparatur vorsehen. Dies dürfte auch die eigene Beschaffung der EU-Organisationen betreffen. Entscheidungen wie diese können enorme Auswirkungen haben, da Behörden in der EU jährlich 2 Billionen Euro für den Kauf von Waren und Dienstleistungen ausgeben. IT-Produkte machen einen erheblichen Teil dieses Betrags aus.
„Bei der Reduzierung des CO2-Fußabdrucks elektronischer Geräte besteht der wichtigste Schritt darin, die Lebensdauer der Produkte zu verlängern.“
Sören Enholm, TCO Development
Messungen und ein entsprechendes Reporting können Unternehmen dabei helfen, ihre eigenen Auswirkungen auf die Umwelt besser zu verstehen. Dadurch lassen sich realistische Ziele für die Emissionsreduzierung festlegen und verstärkt Transparenz sowie Verantwortlichkeiten in den Lieferketten einfordern. Da der größte Teil des CO2-Fußabdrucks von IT-Produkten in der Regel – wie angemerkt – in der Herstellungsphase und den Lieferketten entsteht, müssen Unternehmen genau diese in den Blick nehmen. Denn die wichtigste Maßnahme zur Senkung des CO2-Fußabdrucks von Unternehmen im Bereich des Scope 3 besteht darin, unterschiedliche Wege zu gehen, um die Lebensdauer von Produkten zu verlängern. Dies kann schlicht durch eine verlängerte Nutzungsdauer des Erstnutzers geschehen oder das Unternehmen findet für das jeweilige Produkt eine zweite Verwendungsmöglichkeit durch einen weiteren Nutzer. Aber auch der Kauf von wiederaufbereiteten Produkten beziehungsweise die Einsendung gebrauchter Produkte zur Aufarbeitung können hier eine Alternative sein.
Die Zeit drängt
Unabhängig davon, welche Maßnahmen Unternehmen treffen, um ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, steht eines fest: es bleibt nicht mehr viel Zeit, um den Klimawandel und die damit einhergehenden Folgen für Mensch und Natur einzudämmen. Der Kauf von nachhaltig produzierten IT-Produkten sowie die verlängerte Nutzung ebenjener Produkte sind eine Voraussetzung dafür, die selbstgesteckten Ziele zu erreichen.
Über den Autor: Sören Enholm ist CEO von TCO Development, der Organisation hinter der führenden Nachhaltigkeitszertifizierung für IT-Produkte TCO Certified. Die Nachhaltigkeitskriterien von TCO Certified haben Auswirkungen darauf, wie mehr als 100 Millionen IT-Produkte jährlich hergestellt werden. Enholm leitet die Geschicke der Organisation seit 2009 und blickt auf über 25 Jahre an Erfahrung in der IT-Industrie zurück.
Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.