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IT-Trends 2021: Wird es ein Jahr des Umbruchs?
2020 hat den digitalen Wandel eher vorangetrieben, als ihn zu bremsen. Das Jahr 2021 hingegen wird zeigen, was innovative Unternehmen aus der neuen Situation machen können.
2020 war ein Jahr wie kein anderes. Nicht nur Unternehmen und Regierungen – alle mussten sich an völlig neue Situationen anpassen. Dabei spielte Technologie eine maßgebliche Rolle. Plattformen wie Blackboard, Zoom und Netflix halfen dabei, Mahlzeiten zuzubereiten, Kinder zu unterrichten, mit Kollegen zusammenzuarbeiten oder Unterhaltung zu bieten.
Anstatt ihn zu bremsen, hat das Jahr 2020 den digitalen Wandel beschleunigt – und das vermutlich unwiderruflich. 2021 bildet damit den Startpunkt für einschneidende Veränderungen. Acht Faktoren werden dabei eine Schlüsselrolle spielen.
1. Die Cloud wird omnipräsent
Die Zeiten zentraler Datenverarbeitung im Rechenzentrum sind passé. Heute tragen Cloud-basierte Anwendungen dazu bei, die Leistung von Schiffen, Flugzeugen, Automobilen und Wohnhäusern zu steigern.
Der Zugang zu den Rechen- und Speicherkapazitäten der Cloud ist nahezu überall möglich – von ländlichen Gemeinden und abgelegener Wildnis bis hin zum erdnahen Orbit. So gesehen ist die Cloud jetzt schon fast überall präsent. Es kommt aber nicht nur auf die Zugänglichkeit, sondern auch auf die Verbindungsgeschwindigkeit an. So ermöglicht 5G dort wo es verfügbar ist eine vollwertige Abarbeitung von Rechenaufgaben.
Das ist wichtig, da diese Berechnungen nun dort erfolgen können, wo auch die Ergebnisse abgefragt werden. Das ermöglicht die Entwicklung autonomer Fahrzeuge oder virtueller Sprachassistenten. Zudem werden Fabriken, Wohnungen und Büroräume immer effizienter und resilienter. Computerspiele werden flüssiger und verzögerungsfreier. Die 5G-unterstützte Verarbeitung in der Cloud bedeutet also für viele Branchen eine Verbesserung des Nutzererlebnisses.
2. Das Internet des maschinellen Lernens
Heutzutage fällt in nur einer Stunde ein höheres Datenvolumen an als im gesamten Jahr 2000. Es gibt Prognosen, dass in den nächsten drei Jahren mehr Daten erzeugt werden als in den vergangenen 30 Jahren. Auch bei der Bekämpfung der Pandemie 2020 kamen enorme Datenmengen zum Einsatz. Die einzige realistische Möglichkeit, all diese Informationen zu verarbeiten, ist die Verwendung von Tools zur Datenaufnahme und -verdichtung in Verbindung mit Modellen des maschinellen Lernens (ML). 2020 hat ML zum Durchbruch verholfen.
2021 ist in allen Branchen und Behörden eine beschleunigte Einführung solcher Modelle zu erwarten. In der Fertigung kann ML in Produktionslinien eingebettet sein und Anomalien in der Produktion in Echtzeit erkennen.
In der Landwirtschaft ermöglicht die Technologie, wertvolle Ressourcen wie Boden und Wasser intelligent zu verwalten. In von Kleinbauern geprägten Regionen, etwa in Südostasien und Afrika, werden neue ML-basierte Anwendungen und die Datenerfassung am Rande des Netzwerks, dem sogenannten Edge, entscheidend sein, um Ernteerträge zu steigern und Erlöse zu maximieren.
3. Bilder, Videos und Ton sagen mehr als Worte
Aufgrund des rasanten Wachstums der Sprachsteuerung und Benutzeroberflächen, die eine natürliche Interaktion mit Maschinen ermöglichen, wird die Tastatur in den kommenden Monaten und Jahren eine immer unbedeutendere Rolle spielen.
Im Jahr 2020 und während des Lockdowns wurde zunehmend über Audio, Video und Bilder kommuniziert. Die Kommunikation und Unterhaltung im Textformat gehen hingegen zurück. Unternehmen, die für ihre Kunden relevant bleiben wollen, müssen sich dieser neuen Gewohnheiten bewusst sein.
Sie können nicht mehr selbstverständlich davon ausgehen, dass die Kunden mit ihren Produkten und Dienstleistungen über eine Tastatur, eine Maus oder andere mechanische Wege interagieren. Wenn es um den Aufbau von Beziehungen und Interaktionen mit einer Marke geht, bevorzugen immer mehr Anwender natürliche Kommunikationsformen wie Sprache. Dies sollten Unternehmen berücksichtigen und sich stärker mit Formaten wie Audio und Video auseinandersetzen.
4. Technologie wird die physische Welt genauso verändern wie die digitale
2020 stand im Zeichen der sozialen Distanzierung und bot die Gelegenheit, Bilanz zu ziehen. Wie wird sich das Leben in den Städten in Zukunft gestalten? Viele urbane Zentren wurden unter Prämissen errichtet, die Jahrzehnte zurückliegen und heute nicht mehr gültig sind.
Auch vor dem Hintergrund der Pandemie sind viele Metropolen nicht mehr zeitgemäß. Eine fortschrittliche Stadtplanung auf Basis von Datenanalysen schafft Möglichkeiten der sozialen Distanzierung, ohne dass dabei die Isolation gefördert wird. Dabei geht es auch darum, Städte und Kommunen künftig gesünder und sicherer und nicht nur immer dichter und effizienter zu machen.
5. Distant Learning etabliert sich in der Bildung
Lernplattformen online haben sich während der Pandemie explosionsartig entwickelt. Auch beim Thema Schule hat der Zugang zu neuen Technologien in dieser Zeit eine große Rolle gespielt. 2021 wird sich der Trend zum Online-Unterricht fortsetzen, nicht nur weil er funktioniert, sondern auch weil er für manche die bessere Option ist und damit einen dauerhaften Stellenwert in der Aus- und Weiterbildung erhält.
Um zu erkennen, wie sinnvoll Online-Kurse sind, brauchte es keine globale Gesundheitskrise. Durch die Möglichkeit, jederzeit per Fernunterricht zu lernen, können Kinder im Krankheitsfall zu Hause bleiben, ohne Lernstoff zu verpassen. Auch wenn keine Schule in der Nähe ist bietet die Internetverbindung Zugriff zu passgenauen Bildungsangeboten.
Natürlich sollten die Schülerinnen und Schüler möglichst bald in den Präsenzunterricht zurückkehren. Aber es kann immer wieder zu Unterbrechungen kommen. Ob Pandemien, Naturkatastrophen oder von Menschen verursachte Notsituationen: Distant Learning gibt den Schulen die Flexibilität, auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren.
6. Kleinunternehmen entdecken die Cloud
Auch immer mehr kleine Unternehmen beginnen, die Cloud zu nutzen, um ihre Kunden zu erreichen. Ihnen eröffnen sich viele neue Möglichkeiten – von Chatbots zur Beantwortung häufig gestellter Fragen bis hin zum Einrichten eines CRM-Systems (Customer Relationship Management) innerhalb weniger Minuten.
Kleinere Firmen profitieren von den Vorteilen ausgefeilter Architekturen und Anwendungen, ohne Zeit und Kosten für Eigenentwicklungen investieren zu müssen. Das kommt auch den Dienstleistern und Technologieanbietern zugute, die sich auf dieses Segment spezialisiert haben.
„Immer mehr kleine Unternehmen beginnen, die Cloud zu nutzen, um ihre Kunden zu erreichen. Ihnen eröffnen sich viele neue Möglichkeiten – von Chatbots zur Beantwortung häufig gestellter Fragen bis hin zum Einrichten eines CRM-Systems. Kleinere Firmen profitieren von den Vorteilen ausgefeilter Architekturen und Anwendungen, ohne Zeit und Kosten für Eigenentwicklungen investieren zu müssen.“
Werner Vogels, AWS
Nicht nur die Erfahrungen, die kleinere Unternehmen im vergangenen Jahr gesammelt haben, auch der oben beschriebene Trend zur Cloud everywhere fördert die Fähigkeiten der Technologieanwendung. Oft waren sie der einzige Weg, um in der Krise zu überleben.
Laut einer Studie von 1&1 haben nur 60 Prozent der Kleinunternehmer in Deutschland eine eigene Webseite und nur 10 Prozent aktualisieren diese regelmäßig. Es ist aber zu erwarten, dass diese Zahl im Jahr 2021 steigen wird. Südostasiatische Staaten wie Indonesien, die Philippinen, Thailand und Vietnam sowie afrikanische Länder wie Kenia, Nigeria und Südafrika zeichnen diesen Weg bereits vor.
7. Quanten-Computing setzt sich durch
Ende 2020 hat bereits der erste Cloud-Anbieter einen verwalteten Quantencomputer als Verfügbar freigegeben und es ist zu erwarten, dass andere bald nachziehen.
Zweifellos steht das Quanten-Computing noch am Anfang, doch genau hier helfen verwaltete Services. Experimentieren Unternehmen und Institutionen mit Quantencomputern und verbreitet sich das Fachwissen auf diese Weise über die akademische Welt hinaus, werden 2021entsprechende Geschäftspläne und erste Entwürfe von Produkten und Dienstleistungen entstehen.
8. Unendliche Weiten...
Verwaltete Satellitenservices ermöglichen es ihren Kunden, die Satellitenkommunikation zu steuern, Daten zu verarbeiten und den Betrieb zu skalieren, ohne sich um den Aufbau oder die Verwaltung einer Bodenstationsinfrastruktur kümmern zu müssen.
Der Zugriff auf und die Verarbeitung von Satellitendaten hilft Forschern beim Verfolgen des Gletscherschwunds, Seebehörden beim Schutz gefährdeter Meeresschutzgebiete und Agronomen bei der genaueren Vorhersage der Nahrungsmittelversorgung.
Start-ups versuchen, eine neue Generation von schnellen und sicheren Netzwerken im Weltraum zu etablieren. Damit sorgt der erschwingliche und für jeden Entwickler mögliche Zugang zum Weltraum für weitere Innovationen und Entwicklungsmöglichkeiten auf der Erde.
Über den Autor:
Dr. Werner Vogels ist Vice President und Chief Technology Officer von Amazon.com und treibt in seiner Funktion die Technologieinnovationen innerhalb des Unternehmens voran. Der studierte Informatiker ist bereits seit 2004 bei Amazon tätig und schreibt parallel seit fast 20 Jahren in seinem Blog All Things Distributed über Technologiethemen.
Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.