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IT-Budget 2020: SaaS und Cloud mischen das Anbieterfeld neu
Wenn es darum geht, aktuelle Marktentwicklungen von Unternehmen zu beleuchten, lohnt es sich, einen Blick auf die geplanten Ausgaben der IT-Verantwortlichen zu werfen.
Bei einer Umfrage von Flexera wurden 108 CIOs und IT-Verantwortlichen in europäischen Unternehmen nach ihren Plänen für das IT-Kosten- und Ausgabenmanagement befragt. Zwei Erkenntnisse stechen dabei besonders hervor: Zum einen verpassen es Unternehmen nach wie vor, ihre IT-Ausgaben optimal zu verwalten und so langfristig Kosten einzusparen.
Zum anderen zeigt sich, dass Unternehmen die Ausgaben für Legacy-Software zurückfahren, während für neue Cloud-Services der Geldtopf weiter offenbleibt und sich sogar vergrößert. Für etablierte Anbieter wie IBM oder Oracle ein deutliches Warnsignal.
30 Prozent der IT-Ausgaben werden vergeudet
Im Durchschnitt entfallen 6,7 Prozent des Unternehmensumsatzes auf die IT. Während kleinere und mittlere Unternehmen sich stärker auf Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen konzentrieren, sehen größere Konzerne die Investition in technologieintensive Initiativen als eine Möglichkeit, mit der digitalen Transformation Schritt zu halten und sich Wettbewerbsvorteile zu sichern. Die dringlichsten IT-Projekte sind jedoch für beide Seiten dieselben: digitale Transformation, Cybersicherheit und der Weg in die Cloud.
Gleichzeitig stehen IT-Abteilungen seit Jahren unter Druck, ihre Effizienz zu steigern und Kosten zu senken – und dieser Druck nimmt zu. Klar ist, dass viele IT-Investitionen keinen echten Mehrwert für die Unternehmen darstellen. Umso wichtiger ist es, unnötige oder vermeidbare Ausgaben für zum Beispiel redundante Anwendungen, Schatten-IT und nicht genutzte beziehungsweise überdimensionierte Cloud-Instanzen zu reduzieren. Was auf diese Weise eingespart wird, kann für wichtige, geschäftskritische Initiativen genutzt werden.
Wie viele Technologieausgaben tatsächlich verschwendet werden, ist ohne ein durchgehendes und transparentes IT-Asset-Management schwer zu sagen. Nach Einschätzung der Befragten handelt es sich dabei um 12 Prozent (siehe Abbildung 1). Branchenexperten schätzen den Anteil an verschwendeten IT-Ausgaben jedoch deutlich höher ein.
Für ein Unternehmen mit einem IT-Budget von 250 Millionen Euro hieße das, 75 Millionen in den Sand zu setzen. Die größten Hindernisse das Ausgabenmanagement effektiver anzugehen, sind die Sicherstellung der Ausgabeneffizienz beziehungsweise der Vermeidung von Verschwendung, gefolgt von der großen Anzahl manueller Prozesse sowie das Fehlen aussagekräftiger IT-Daten.
Nicht jede IT-Ausgabe wird und kann einen 100 Prozent ROI liefern. Doch wenn es Unternehmen gelingt, unnötige Ausgaben um nur fünf oder zehn Prozent zu reduzieren, kann sich das immens auf die Effizienz der IT auswirken. Für IT-Abteilungen, die im Laufe der nächsten Jahre mit wenig Budget viele digitale Aufgaben zu bewältigen haben, ist das ein echter Vorteil.
Neuverteilung bei den Anbietern - Legacy versus Cloud
Der tiefe Blick in die IT-Ausgaben gibt nicht nur Aufschluss über Einsparungspotentiale, sondern auch über die Verteilung des Budgets. Demnach fließen 45 Cent eines jeden IT-Euros in den Bereich Software und Services. Ein Viertel der gesamten Ausgaben fließt direkt in die Cloud, während 23 Prozent des IT-Budgets auf konventionell lizenzierte, On-Premises-Anwendungen fallen.
Hier wird sich der Anteil in den kommenden Jahren aller Voraussicht nach oben verschieben. So plant die Mehrheit der Unternehmen On-Premises-Anwendungen weiter zu reduzieren und stattdessen stärker in IaaS/PaaS (86 Prozent) und SaaS (82 Prozent) zu investieren.
Die Verschiebung von einer IT-basierten Infrastruktur hin zu Cloud-Services hat erhebliche Auswirkungen auf die Budgetverteilung und mischt das Feld von Softwareanbietern kräftig durch. Unternehmen mit starken Cloud- und SaaS-Portfolio können hier profitieren, während reine Legacy-Anbieter langfristig um ihre Vormachtstellung kämpfen müssen.
Microsoft, VMWare und SAP zählen zwar noch mit Abstand zu den am häufigsten genutzten Technologieanbieter (siehe Abbildung 2). Doch AWS und Google liegen mit 17 Prozent bereits direkt hinter Oracle (18 Prozent). ServiceNow teilt sich den Platz mit IBM (19 Prozent). Und sowohl Salesforce als auch Workday schaffen es mit 13 Prozent vor Adobe. Damit bewegen sich Cloud- und SaaS-Anbieter langsam aber stetig in die vorderen Reihen.
Mit einem Wachstumsstopp der Cloud ist derweil nicht zu rechnen. Vielmehr plant die Mehrzahl der Unternehmen die Nutzung von Cloud und SaaS weiterauszubauen.
Auf der Gewinnerseite stehen dabei vor allem verhältnismäßig junge Anbieter wie AWS, Google, Salesforce und ServiceNow. Hingegen planen Unternehmen ihre Ausgaben für Softwaregrößen wie Oracle and IBM (ohne RedHat) zu reduzieren. Die große Ausnahme ist Microsoft: Hier erwartet die Mehrheit der Befragten (61 Prozent) einen Anstieg der Ausgaben (siehe Abbildung 3).
Die führende Position von Microsoft überrascht nicht, berücksichtigt man das umfassende Produktportfolio, das neben den fest etablierten Enterprise-Anwendungen eben auch Cloud-Services (zum Beispiel Office 365 und Dynamics 365) und mit Microsoft Azure eine eigene Cloud enthält. Zwar hat AWS in Sachen Public Cloud noch die Nase vorn, Azure ist Amazon jedoch dicht auf den Fersen. Die Verbreitung von Azure hat mittlerweile 85 Prozent der Verbreitung von AWS erreicht. 2018 waren es noch 70 Prozent.
Die Flexera-Umfrage zu den IT-Ausgaben bestätigt viele Trends, insbesondere eine anhaltende und beschleunigte Migration von Workloads in die Cloud (sowohl bei der Infrastruktur als auch bei Anwendungen) und die Ablösung alter, meist manueller Prozesse durch hochautomatisierte, datengesteuerte Alternativen.
Neue Technologie werden mehr und mehr eingesetzt, um ganz bewusst die Unternehmenseffizienz zu verbessern, neue Produkte und Dienstleistungen auf den Markt zu bringen und das Kundenerlebnis zu verbessern. Softwareanbieter, die ihren Kunden für diese Geschäfts- und IT-Strategien innovative und agile Produkte und Services zur Verfügung stellen, können von diesem Trend profitieren.
„Neue Technologie werden mehr und mehr eingesetzt, um ganz bewusst die Unternehmenseffizienz zu verbessern, neue Produkte und Dienstleistungen auf den Markt zu bringen und das Kundenerlebnis zu verbessern.“
Marius Dunker, Flexera
Wer es jedoch verpasst, auf neue Geschäftsmodell umzusteigen und Kundenbedürfnissen nachzukommen, wird es im Zeitalter der Cloud schwer haben wettbewerbsfähig zu bleiben.
Über den Autor:
Marius Dunker ist seit 2019 Vice President DACH Sales bei Flexera und unterstützt in seiner Funktion Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Bereich Software Asset Management und Lizenzoptimierung. Vorab hat er bei Flexera den Bereich Customer Success in EMEA aufgebaut und verantwortet. Während seiner Jahre bei der Spider/brainwaregroup leitete er unter anderem die Entwicklung und war als Geschäftsführer für Projekte und Program-Management und COO brainwaregroup verantwortlich. Marius Dunker ist Diplom Informatiker (Universität Kiel) und war bei Attachmate, Accenture, ECS AG und als Berater für Unisys tätig.