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Hybride Arbeit und die Folgen
Hybrid Work, der Mix aus Büro und Fernarbeit, bietet Angestellten zahlreiche Freiheiten. Obwohl viele die Vorteile genießen, sind längst nicht alle Herausforderungen beseitigt.
Hybrid Work oder hybride Arbeit hat mindestens so viele Interpretationen und Namen wie wir Mitarbeitenden. Doch im Kern geht es immer um das Gleiche: Wie und vor allem wo arbeiten wir heute und morgen?
Die digitale Abbildung von Geschäftsprozessen ermöglicht es Mitarbeitenden zunehmend, ihren Arbeitsort frei zu wählen – im Betrieb, von Zuhause oder sogar aus dem Ausland. Dabei sagen rund 79 Prozent aller Mitarbeitenden in Deutschland laut einer Cisco-Studie (PDF), dass sie die Möglichkeit glücklicher macht, von überall aus zu arbeiten. Mehr als die Hälfte glaubt, dass sich ihre Produktivität und Arbeitsqualität dadurch verbessert haben.
Aber die freie Wahl gilt oft nur theoretisch. Praktisch ist es nicht ganz so trivial. Arbeiten besteht ja nicht nur aus einem Prozess und manche Abläufe lassen sich eben nicht so einfach in der virtuellen Welt abbilden. Kreatives Zusammenarbeiten, Teamdynamiken nutzen und ausgelassen feiern, ist zusammen in einem Raum einfach schöner. Glauben sie mir, wir haben es in vielen Varianten ausprobiert.
Kinderkrankheiten der hybriden Welt beheben
Doch durch die normative Kraft des Faktischen – auch bekannt als Coronapandemie – haben viele Menschen die Vorteile des hybriden Arbeitens kennengelernt. Das lässt sich nicht mehr zurückdrehen und das ist auch gut so. Und genau darum haben wir jetzt die Verantwortung, die Kinderkrankheiten der hybriden Welt zu erforschen und zu beheben.
Der größte Forschungskomplex ist das Thema Unternehmenskultur. Die Gleichberechtigung in Besprechungen, von Mitarbeitenden im Büro und virtuell zugeschalteten, erfordert Führungskräfte, die das vorleben – ein Lernprozess im Management. Zudem müssen geeignete Technologien barrierefrei Zugang zu Interaktionen auf beiden Seiten ermöglichen. Als Beispiel sei hier das virtuelle Heben der Hand oder virtueller Applaus genannt.
Zu den Lerneffekten aus zwei Jahren gelebter hybriden Arbeitswelt gehört auch die Erkenntnis, dass virtuelle und Präsenzmeetings eben nicht das Gleiche sind. Sie wirken sich unterschiedlich auf die Teilnehmenden aus: Dauerhafte Videokonferenzen führen beispielsweise schnell zu Erschöpfung oder gar körperlichen Beschwerden. So finden 95 Prozent der Mitarbeitenden virtuelle Meeting-Marathons ermüdend. 37 Prozent klagen über Schulter- und Nackenschmerzen, jeweils 31 Prozent über Kopfschmerzen oder Augenprobleme. Auch das ergab eine Studie (PDF) von Cisco.
Gegenseitiges Vertrauen ist wichtig
Barrierefreiheit bedeutet auch eine konsistente Nutzererfahrung über alle beteiligten Standorte hinweg. Dabei können moderne Technologien zwar vieles, aber eben auch nicht alles lösen. Stichwort Vertrauen. Unsere Erfahrung ist ganz klar: Tolle Mitarbeiter sind immer toll, egal von wo sie arbeiten. Und das sehen viele andere Unternehmen in Deutschland – im Gegensatz zu manchen Unkenrufen – durchaus genauso. So ergab eine Cisco-Studie, dass 70 Prozent der Befragten bei Remote-Arbeit das Vertrauen ihrer Vorgesetzten in ihre Produktivität genießt.
„Es geht um das Versprechen der ultimativer Freiheit im Arbeitsprozess – auch wenn das noch eine Weile Utopie bleiben wird.“
Christian Korff, Cisco Deutschland
Neben gegenseitigem Vertrauen spielt Cybersicherheit eine zentrale Rolle. Denn die Fähigkeit, Cybersicherheit zu gewährleisten, trägt entscheidend dazu bei, hybrides Arbeiten für Mitarbeiter und Unternehmen sicher zu gestalten. So zumindest die Einschätzung von ebenfalls 70 Prozent der Deutschen im Rahmen der Cisco-Studie zum hybriden Arbeiten. Allerdings bezweifeln 60 Prozent der Studienteilnehmer, dass ihr Unternehmen aktuell über die richtigen Fähigkeiten und Protokolle verfügt. Ein Weckruf für alle Verantwortlichen.
Noch kein Abschlussbericht möglich
Und was sagt uns das jetzt? Die Antwort ist kurz und lang zugleich: Es ist kein abschließender Befund möglich. Sehr viel wird auch nach 2,5 Jahren Pandemie noch erprobt, wieder zurückgedreht und validiert. Aber die Richtung ist aus meiner Sicht klar: Es geht um das Versprechen der ultimativer Freiheit im Arbeitsprozess – auch wenn das noch eine Weile Utopie bleiben wird. Denn folgt man diesem Gedanken, dann kann der Nordstern dieser Entwicklung nur die „Abschaffung der Arbeit“ sein, wie wir sie organisatorisch heute kennen.
Abschaffung der Arbeit? Ja, Sie haben richtig gelesen. Die Automatisierung von Prozessen wird es uns irgendwann erlauben – und in der westlichen Welt wohl sogar erfordern – Arbeit freiwillig zu leisten. Da das aber noch etwas dauert, erzählen Sie es bitte nicht meinem Chef.
Über den Autor:
Christian Korff ist seit Mai 2019 als Managing Director EnterpriseOne bei Cisco für internationale Großkunden in Deutschland verantwortlich. In diesem Segment betreut Cisco global agierende Großkonzerne. Korff ist seit 2001 bei Cisco, seit 2012 war er als Vertriebsdirektor verantwortlich für die Öffentliche Hand.
Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.