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HCI versus Serverkomponenten: für wen eignet sich was?
Die meisten Serverhardwarehersteller bieten hyperkonvergente Infrastruktur, die das Bereitstellen von Rechenzentrumsressourcen erleichtert. Doch sie eignet sich nicht für jeden.
Im Rechenzentrum gelten hyperkonvergente Infrastrukturlösungen (Hyper Converged Infrastructure, HCI) seit einiger Zeit als moderne Alternativen zur klassischen Architektur mit eigenständigen Compute-, Netzwerk- und Speicherkomponenten. HCI ist dank des softwarebasierten Ansatzes flexibler und spart IT-Ressourcen ein.
Das heißt aber nicht, dass die klassische Hardware ausgedient hat. Ausschlaggebend sind die individuellen Bedürfnisse der Anwender.
Die fortschreitende Digitalisierung in sämtlichen Arbeitsbereichen stellt Unternehmen immer wieder vor neue Herausforderungen. Entscheidet sich ein Unternehmen dafür, sein Rechenzentrum zu modernisieren, braucht es möglichst schnelle und kostengünstige Konzepte. Hierfür haben sie zwei Ansätze zur Wahl:
- HCI-Systeme: Hier erhält der Nutzer ein Komplettpaket, also die Server-, Storage- und Netzwerk-Hardware, die Virtualisierungssoftware sowie die Management- und Monitoring-Lösungen.
- Erweiterung der bestehenden Architektur aus Servern, Netzwerkkomponenten und Storage-Systemen. Unternehmen kaufen meistens verschiedene Komponenten bei unterschiedlichen Anbietern, um dem Nutzer eine IT-Struktur für seine individuellen Anforderungen bieten zu können.
HCI-Systeme – alles aus einer Hand
Ein großer Vorteil von Hyperconverged-Infrastructure-Systemen liegt in der technischen Unterstützung. Der Nutzer oder dessen IT-Dienstleister, hat eine zentrale Anlaufstelle. Er muss nicht mehrere Anbieter kontaktieren, etwa den Lieferanten der Storage-Lösung und den Hersteller der Serversysteme, wenn Probleme auftreten oder eine Erweiterung der Infrastruktur ansteht.
„Eine 3-Tier-Architektur ist durchaus kein Auslaufmodell. Wenn ein Unternehmen beispielsweise die maximale Performance aus seiner IT-Infrastruktur herausholen möchte, hat dieser Ansatz Vorteile gegenüber einer HCI.“
Christian Melzer, SVA
Kritiker von HCI-Lösungen weisen darauf hin, dass sich ein Anwender von einem einzelnen Anbieter abhängig macht, wenn er HCI-Systeme einsetzt, Stichwort Vendor Lock-In. Doch dabei gilt es, mehrere Aspekte zu bedenken.
Grundsätzlich lassen sich HCI-Systeme unterschiedlicher Anbieter parallel betreiben. Allerdings verliert der Nutzer dann mehrere Vorteile, etwa das zentrale Management und die Homogenität der IT-Umgebung, die beim Einsatz von Systemen aus einer Hand gegeben sind. Das erhöht den Aufwand und läuft dem eigentlichen Sinn einer hyperkonvergenten Infrastruktur zuwider: dem Nutzer den Aufbau und Betrieb der IT-Infrastruktur so einfach wie möglich zu machen.
Die Marktforscher von IDC haben 2020 mit Unterstützung von Dell Technologies und Intel analysiert, welchen Geschäftsnutzen der Einsatz einer HCI im Vergleich zu einer traditionellen IT-Infrastrukturumgebung bringt. Dazu befragte IDC zehn große Unternehmen in den USA, Saudi-Arabien und im UK, die von einer traditionellen Architektur zu einer hyperkonvergenten Infrastruktur migrierten. Ein Resultat: Bezogen auf einen Zeitraum von fünf Jahren sanken die IT-Infrastrukturkosten im Schnitt um fast ein Viertel (24 Prozent). Das gilt gleichermaßen für drei Bereiche:
- die Aufwendungen für Strom, Klimatisierung und den Platz im Rechenzentrum,
- die Wartungs- und Instandhaltungskosten sowie
- die Hardwarekosten.
Ebenso wichtig ist, dass sich durch die HCI die Agilität der IT-Umgebung deutlich erhöhte. So reduzierte sich die Zeit, um neue Storage-Ressourcen bereitzustellen, von mehr als elf Stunden auf durchschnittlich drei Stunden.
„Eine Hyperconverged Infrastructure hat für Unternehmen klare Vorteile. Dazu zählen der geringe Aufwand bei der Implementierung und dem Betrieb sowie die hohe Flexibilität.“
Marco Hieronymus, SVA
IT-Fachleute können zudem Virtuelle Maschinen und physische Server um bis zu 50 Prozent schneller aufsetzen. Davon profitieren Sparten wie die Anwendungsentwicklung. Die befragten Unternehmen gaben an, dass ihre Entwicklungsabteilungen nach Einführung von HCI-Systemen doppelt so viele neue Anwendungen oder wichtige Softwarefunktionen pro Jahr erstellen konnten als zuvor.
Solche Faktoren sind vor dem Hintergrund der Digitalisierung und immer kürzerer Innovationszyklen wichtig. Unternehmen, die neue Trends aufgreifen wollen, benötigen eine IT-Infrastruktur, die sich auf einfache und variable Weise anpassen lässt. Mit einer HCI lässt sich das einfacher bewerkstelligen als mit einer Umgebung.
Die Architektur mit einzelnen Serverkomponenten
Auch wenn HCI-Systeme in vielerlei Hinsicht überzeugen, heißt das nicht, dass das klassische Modell der Vergangenheit angehört. Die Zuverlässigkeit dieser IT-Struktur, der hohe Reifegrad sowie ein größerer Spielraum für das Feintuning der Performance sprechen nach wie vor für diesen Ansatz. Des Weiteren können bei einem traditionellen Serversystem einzelne Bestandteile leichter ausgetauscht oder erweitert werden. Benötigt die IT-Abteilung beispielsweise Speicherplatz für alte Daten, ersetzt sie einen Teil der Speichersysteme mit preisgünstigeren Festplatten, da für das Lagern älterer Informationen die Leistung keine so große Rolle spielt.
Bei HCI-Lösungen müssten die Administratoren komplette Knoten ersetzen oder hinzufügen. Dieser Aspekt ist vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen mit begrenzten IT-Budgets relevant.
Mit Expertenrat zum passenden Ansatz
Welcher Ansatz für das eigene Unternehmen sinnvoll ist, lässt sich pauschal nicht sagen. Oft fehlen auch die notwendige Zeit und das Expertenwissen, um sich intensiv mit der Thematik auseinanderzusetzen. Externe Dienstleister helfen in solchen Fällen dabei, die richtige Entscheidung zu treffen. Sie haben sich auf die Analyse verschiedener Anbieter spezialisiert und können individuell eine Einschätzung vornehmen, ohne den Kunden in eine bestimmte Richtung zu drängen. Denn: letztlich hängt es von den Anforderungen des Anwenders ab, welche IT-Infrastrukturlösung für ihn in Betracht kommt: ein klassische Architektur oder eine HCI.
Über die Autoren:
Marco Hieronymus ist seit 2019 als System Engineer bei der SVA und seit August 2020 Technical Lead für Dell HCI und Netzwerk tätig.
Christian Melzer, Technical Lead für Dell Primary Storage bei SVA, begleitet Kunden in Storage-Projekten von der Idee bis zur Umsetzung.
Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.