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Fünf Tipps zur digitalen Kontinuität bei Disruptionen
Vertrauenswürdige Daten und Tools, die Zusammenarbeit fördern, leisten einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung der digitalen Kontinuität von Geschäftsprozessen und -abläufen.
Seit Beginn der COVID-19-Pandemie sind Unternehmen und damit die Akteure innerhalb der Lieferketten dazu gezwungen, auf neue Marktbedingungen und Verschiebungen bei Angebot und Nachfrage zu reagieren. Ein vielversprechendes Zeichen, das auch für die Zukunft Gutes verspricht, ist ein erneuertes Bewusstsein dafür, die digitale Kontinuität aufrechtzuerhalten.
Lieferketten sind zunehmend digital – so auch die Assets, aus denen die Lieferketten bestehen, die Kommunikationskanäle für ihre Verwaltung und sogar die Produkte, die letztendlich produziert und an Kunden verkauft werden. Diese digitalen Elemente zu verfolgen und zu verwalten erfordert neue Fähigkeiten.
Das Erfassen einer Single Source of Truth
Digital bedeutet in jeder Hinsicht Daten. Da verschiedene Teams über die gesamte Lieferkette hinweg zusammenarbeiten, um digitale Waren digital an Kunden zu liefern, müssen Unternehmen auf der Grundlage einer einzigen, gemeinsamen Source of Truth agieren.
Dazu benötigen sie eine Quelle vertrauenswürdiger Daten, auf deren Grundlage sie schnelle und fundierte Geschäftsentscheidungen treffen können. Dies erfordert den zügigen Aufbau von Datenpipelines, die Abteilungssilos (zum Beispiel bei der Absatz- und Produktionsplanung) aufbrechen und auch Lieferkettenpartner verbinden, die außerhalb des Unternehmens angesiedelt sind.
Collaboration ist entscheidend
Eine Single Source of Truth ermöglicht eine schnelle und effektive Zusammenarbeit. Mit ihr lassen sich die Unwägbarkeiten von Tabellenkalkulationen vermeiden und es gibt keine konkurrierenden Datensätze mehr. Dadurch lässt sich die Zusammenarbeit von Teams mit Kollegen und Partnern schneller starten.
Was die Collaboration Tools selbst betrifft, so sind in den letzten Monaten (bei der Arbeit von zu Hause) alle zu Experten für Meetings mit Zoom und anderen Plattformen geworden. Das ist eine gute Sache, dennoch gibt es andere Collaboration Tools, die leistungsfähiger sind – besonders im B2B-Kontext.
So können Business-Netzwerke zum Beispiel Unternehmen dabei helfen, schnell Beziehungen zu weiteren Partnern aufzubauen, wenn sich die Umstände ändern. Solche Netzwerke sind darauf ausgelegt, neue Partner zu entdecken, Transaktionen zu verwalten, gemeinsam an Ideen zu arbeiten und bei Bedarf Daten auszutauschen. Sie sind außerdem Cloud-basiert und bieten so die von Unternehmen benötigte Flexibilität, um schnell voranzukommen.
Die meisten Unternehmen profitieren von der Integration von Kerngeschäftsanwendungen, um eine Single Source of Truth zu schaffen, die eine effektivere Zusammenarbeit ermöglicht. Die Einspeisung von Daten in ERP-Kernsysteme beispielsweise optimiert nicht nur Abläufe, sondern erhöht auch die Transparenz und verbessert so die Unternehmensleistung und stellt die Compliance sicher.
Die Erstellung eines digitalen Zwillings
Vertrauenswürdige und konstante Daten, Tools, die die Zusammenarbeit fördern und die Integration mit Kerngeschäftssystemen leisten einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung der digitalen Kontinuität von Geschäftsprozessen und -abläufen. Aber es gibt eine weitere Technologie, die auf dieser Grundlage aufbaut: der digitale Zwilling.
Ein digitaler Zwilling ist eine digitale Nachbildung eines physischen Assets (oder eines Produkts). Mit eingebauten IoT-Sensoren kann die Anlage die Einsatzleitstelle über ihren Zustand, die Nutzung, die Leistung und mehr informieren. Dank dieser digitalen Kontinuität ist es Digital-Supply-Chain-Teams möglich, diese KPIs in Echtzeit zu verfolgen.
„Vertrauenswürdige und konstante Daten, Tools, die die Zusammenarbeit fördern und die Integration mit Kerngeschäftssystemen leisten einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung der digitalen Kontinuität.“
Nils Herzberg, SAP
Die Freigabe aller Streaming-IoT-Daten für Machine-Learning-Algorithmen ermöglicht darüber hinaus, Muster zu erkennen und Erkenntnisse zu gewinnen, die die Leistung verbessern und die Wartung optimieren. Darüber hinaus lässt sich der digitale Zwilling dazu nutzen, um das Asset-Design weiter zu verbessern: Er simuliert, wie eine modifizierte Anlage unter realen Bedingungen reagiert. Dies hilft dabei, kontinuierliche Verbesserungen und Innovationen voranzutreiben.
Reibungslose Abläufe über den gesamten Lebenszyklus
All dies kommt im Kontext des Design-to-Operate-Lebenszyklus (D2O) zusammen, zu dem Design, Fertigung, Logistik/Lieferung und Betrieb zählen. Die dazugehörigen Planungsaktivitäten laufen über die unterschiedlichen Phasen hinweg.
Zuverlässige Daten erleichtern den Informationsaustausch über diese Phasen hinweg. Mit leistungsfähigen Tools für die Zusammenarbeit ist es Teams so zum Beispiel möglich, Daten aus der Betriebsphase zu senden, um das Asset-Design zu verbessern oder besondere Anforderungen in der Logistikphase zu berücksichtigen, die sich auf die Fertigungsprozesse auswirken.
Ein Beispiel: Die logistische Herausforderung beim Versand von COVID-19-Impfstoffen bei extrem niedrigen Temperaturen. Um den reibungslosen Ablauf zu garantieren, müssen die Beteiligten aller Phasen des D2O-Lebenszyklus in ständiger Kommunikation stehen.
Diese digitale Kontinuität über alle Phasen hinweg hilft Unternehmen, zweckmäßige Herstellungsprozesse aufrechtzuerhalten, Kühlcontainer in Echtzeit zu verfolgen und sicherzustellen, dass funktionsfähige Impfstoffe ihren Bestimmungsort wie gewünscht erreichen – genau darum geht es bei der digitalen Kontinuität.
Über den Autor:
Nils Herzberg ist Global Head, Strategic Partnerships, Digital Supply Chain bei SAP.
Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.