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Fünf Maßnahmen für profitablere Cloud-Investitionen
Unternehmen sollten stärker wertschöpfende und geschäftszentrierte Ansätze für Cloud-Transformationsprojekte etablieren. Dies wirkt sich auch positiv auf den ROI aus.
Unternehmen setzen in ihren IT-Transformationsprozessen nach wie vor auf die Cloud um zu wachsen, Prozesse zu modernisieren und Kosten zu sparen. Durch Technologien wie generative KI oder das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) werden Cloud-Umgebungen dabei immer größer, komplexer und teurer.
Während Cloud-Investitionen rasant steigen, bleibt die Frage nach der effizienten Nutzung jedoch oft ungeklärt und Unternehmen riskieren, den Überblick über Kosten, Sicherheit und Verwaltung zu verlieren.
In einer zunehmend digitalisierten Geschäftswelt stehen Unternehmen deshalb vor der Herausforderung, ihre IT-Strategien zu überdenken und sich auf eine effektive Cloud-Transformation vorzubereiten.
Zwischen Tradition und Transformation: Die Herausforderungen bei Cloud-Investitionen
Unternehmen stehen vor der Herausforderung, Cloud-Entscheidungen nicht mehr nur als technische Migration oder reine Kostenfrage, sondern als umfassende Transformation ihrer Geschäftsmodelle zu betrachten. Die alleinige Ausrichtung auf Kosteneinsparungen – obwohl noch valide – erweist sich als nicht mehr zeitgemäß. Dieser Wandel kann Unternehmen aber vor Herausforderungen stellen, vor allem, wenn sie ihre Cloud-Kosten und Rentabilität auch im Blick behalten möchten. Dabei können mehrere Aspekte einen negativen Einfluss auf die Wertschöpfung aus getätigten Cloud-Investitionen haben.
Laut einer Infosys-Studie berichten 12 Cloud- und Cloud-basierte Softwareanbieter von mehr als 300 Milliarden Dollar an nicht genutzten Cloud-Kapazitäten in Unternehmen. Die Studie kommt außerdem zu dem Ergebnis, dass Unternehmen im Durchschnitt nur 47 Prozent der von ihnen bereits zugesagten Cloud-Lösungen genutzt haben, in Deutschland sind es sogar nur 43 Prozent.
Unternehmen, die ihre Cloud-Kapazität nicht vollständig nutzen, verlieren in doppelter Hinsicht: Zum einen durch unnötige Ausgaben und darüber hinaus durch nicht genutzte Kapazitäten, welche ein ROI generieren können. Unternehmen können außerdem durch sogenannte Blend-And-Extend-Modifikationen in die Kostenfalle tappen: Dabei vereinbaren Cloud-Provider mit ihren Kunden vor Ende der ursprünglichen Vertragslaufzeit eine Vertragsverlängerung, bei der der verbleibende, höhere Vertragspreis mit dem niedrigeren Preis des Verlängerungszeitraums für den Rest der Gesamtlaufzeit kombiniert wird. Unternehmen erhalten auf diese Weise mehr Cloud-Kapazität zu einem geringeren durchschnittlichen Preis, was aber ihr Problem der geringen Cloud-Nutzung nicht löst und die Gesamtkosten möglicherweise in die Höhe treibt.
Eine weitere Hürde für eine wertschöpfende Cloud-Nutzung sind Entscheidungssilos bei der Cloud-Strategie. Wenn Cloud-Entscheidungen isoliert getroffen werden, sind Finanzen, Verwaltung und Sicherheit der Cloud schwer zu überwachen und zu steuern. So kann es vorkommen, dass die IT-Abteilung zwar die Bereitstellung, Verwaltung und Sicherheitssteuerung der Cloud verwaltet, aber möglicherweise keinen vollständigen Überblick über den Geschäftswert, die Eigentumsrechte oder Erfolgsfaktoren der geplanten Cloud-Initiativen hat.
Mangelnde Abstimmung zwischen den Geschäftsbereichen und der IT-Abteilung birgt auch das Risiko, dass eine Schatten-IT entsteht, also zusätzliche informationstechnische Systeme oder Prozesse, die neben der offiziellen IT-Infrastruktur und ohne das Wissen der IT-Abteilung existieren. Diese birgt Sicherheitslücken und kann den Nutzen minimieren, den sich ein Unternehmen aus einem Cloud-Projekt erhofft hat.
Cloud-Implementation mit Business Case ist das A und O
Angesichts dieser Herausforderungen stellt sich vielen Entscheidungsträgern im Unternehmen die Frage, wie sie ihre Cloud-Transformation effizienter und somit wertschöpfend gestalten können. Ein solches Vorhaben steht und fällt damit, ob es ihnen gelingt, eine transparente und flexiblere Zusammenarbeit zwischen ihrer IT-Abteilung und ihren Geschäftsbereichen aufzubauen und ob beide Seiten Hand in Hand einen gemeinsamen Business Case für die angestrebten Cloud-Transformationsprojekte entwickeln und implementieren können.
Aktuell verknüpfen noch zu wenige Unternehmen ihre Cloud-Implementierungen mit einem Business Case. Nur 31 Prozent der Befragten in der oben genannten Studie gaben an, dass sie immer einen genehmigten Business Case für die Einführung von Cloud-Lösungen haben, und 41 Prozent der Cloud-Entscheidungen werden im Alleingang getroffen. Ohne Business Case oder Business Owner ist die Nachverfolgung und Zuweisung der Investitionsrendite einer Cloud-Initiative jedoch schwierig.
Die künftige Ära der Cloud erfordert daher einen neuen Ansatz: Unternehmensführung und IT-Abteilung sollten sich fragen, was der jeweilige Business Case und die geschäftliche Relevanz der Cloud-Dienste für eine spezielle Produktstrategie ist, wer hierfür die Cloud wie nutzt, wer verantwortlich für die Cloud-Investition ist und welche Kosten damit verbunden sind. Um neu entstehende Kostenfallen zu vermeiden, ist es empfehlenswert, Ziele und Strategien der Cloud regelmäßig neu zu bewerten, die genutzten Cloud-Dienste je nach business case auf bestimmte Projekte zuzuschneiden und die Kosten laufend zu überwachen.
Ist ein passender Business Case identifiziert und sind alle relevanten Stakeholder über ihre Rollen und Verantwortlichkeiten im Bilde, lassen sich darauf aufbauend weitere Maßnahmen ergreifen, die einen zusätzlichen positiven Effekt auf die Wertschöpfung der Cloud-Investitionen haben können.
Strategische Entscheidungsführung über alle Unternehmensbereiche hinweg
Um Entscheidungssilos und Schatten-IT zu vermeiden, sollten Technologieexperten und Unternehmensführung abteilungsübergreifend und wenn nötig interdisziplinär zusammenarbeiten. Unternehmen benötigen dabei umfassende, klare Richtlinien, die regeln, wer die Cloud wie einsetzen darf. Die Etablierung von Cloud-Systemen ist folglich mehr als nur ein IT-Projekt und sollte daher von drei C-Level-Führungskräften – CIO, CFO und CPO – gemeinsam befürwortet und forciert werden. Darauf aufbauend lassen sich Cloud-Projekte in technisch-wirtschaftlicher Zusammenarbeit holistisch aufbauen und die Cloud-Transformation im Einklang mit der Unternehmensstrategie transparent und agil gestalten und implementieren.
Zu bedenken ist auch, dass Unternehmen aufgrund des IT-Fachkräftemangels dazu neigen, Cloud-Lösungen zu wählen, für die es in-house bereits Experten gibt. Meist fehlen allerdings Kenntnisse, um hybride Cloud-Landschaften unternehmensintern zu managen. Die daraus resultierende Bindung an bestimmte externe Cloud-Anbieter kann zu ungewünschten Abhängigkeiten führen. Über die rein technische Frage nach einer bestmöglich passenden Cloud-Lösung hinaus muss die Führungsebene daher auch strategisch abwägen, welche Aufgaben das Unternehmen intern bewältigen kann und welche Bereiche extern unterstützt werden müssen.
Ein nutzenorientiertes Cloud-Betriebsmodell
Eine agile Zusammenarbeit zwischen den Geschäftsbereichen und der IT ist für eine schnelle und verantwortungsvolle Cloud-Investition unerlässlich. Doch ohne klare Kommunikation und strukturierte Verbindungen zwischen den Teams bleibt dies oft aus. Ein aktualisiertes Betriebsmodell hilft dabei, messbare Ziele und eine nachvollziehbare Wertschöpfung zu fördern. Nicht zuletzt wappnet es Unternehmen für die sich ständig weiterentwickelnden Technologien, wie generative KI, IoT und Datenanalytik, die noch größere und komplexere Cloud-Umgebungen benötigen werden.
Erfolgreiche Organisationen setzen ein nutzenorientiertes Cloud-Betriebsmodell um, bei dem Cloud-Produkte und -Services so genutzt werden, dass sie den Geschäftswert durch Umsatzsteigerung, Kostensenkung und Skalierbarkeit optimieren. Zusätzlich sollten Nutzerfeedback und -daten zur stetigen Verbesserung der Serviceentwicklung und -einführung gesammelt und ausgewertet werden. Darüber hinaus sollten Unternehmen Agile- und DevOps-Methoden nutzen, um die Zusammenarbeit zwischen Arbeitsbereichen zu fördern und Prozesse zu optimieren. Sinnvoll ist auch zu betrachten, ob Cloud-Dienste und -Produkte mit Automatisierungs-Tools verknüpft werden können, um so kostenreduzierend den Arbeitsaufwand zu senken.
Compliance-Anforderungen für mehr Cloud-Sicherheit
Entscheidungsträger sollten der Einhaltung von Vorschriften im Rahmen des Cloud-Datenmanagements eine zunehmend größere Bedeutung beimessen. Denn viele Cyberangriffe haben ihren Ursprung in der Cloud und können Unternehmen in den finanziellen Ruin treiben. Unternehmen benötigen daher klare Leitlinien, wer die Cloud wie einsetzen und Sicherungsvorgänge darin vornehmen darf. Eine Cloud-Transformation schafft neue Sicherheitsanforderungen und verlangt daher nach regelmäßigen Schulungen im Umgang mit der Cloud im gesamten Unternehmen.
Da es sich bei Cloud-Lösungen oft um eine ausgelagerte Anwendung handelt, ist es wichtig, die Zugriffsrechte für Mitarbeitende und Anwendungen so präzise wie möglich festzulegen und zu überwachen, um die Datensicherheit zu erhöhen. So wird auch in großen Unternehmen mit komplexen Abteilungsstrukturen und vielen Endgerätenutzenden vermieden, dass unbefugte Personen Zugriff auf sensible Informationen haben und diese absichtlich oder auch unabsichtlich an Dritte weitergeben. Durch Identity und Access Management sowie klare Vorgaben seitens der Unternehmensführung behält die IT den Überblick und kann vermeiden, dass Malware in die Cloud eingeschleust wird. Auf diese Weise werden der Datenschutz in der Cloud gewährleistet und unnötige Schadenskosten durch Cyberangriffe vermieden.
Cloud- und Datenmanagement verknüpft betrachten
Unabhängig von der Branche und der Größe eines Unternehmens ist eine solide Datenmanagementstrategie essenziell, um Produktivität, Effizienz und Entscheidungsfindung zu unterstützen. Oft lagern Daten jedoch unstrukturiert, vervielfacht und ungenutzt in der Cloud – ein regelrechter Datendschungel. Unternehmen sollten daher Ordnung in ihre Daten bringen und Datenmanagement und Cloud-Management verknüpft betrachten.
„ Unternehmensführung und IT-Abteilung sollten sich fragen, was der jeweilige Business Case und die geschäftliche Relevanz der Cloud-Dienste für eine spezielle Produktstrategie ist, wer hierfür die Cloud wie nutzt, wer verantwortlich für die Cloud-Investition ist und welche Kosten damit verbunden sind.“
Ann-Kathrin Sauthoff-Bloch, Infosys Consulting Deutschland
Neue KI-Technologien erfordern gigantische Datensätze und Speicherkapazitäten. Um diese Technologien erfolgreich einsetzen zu können, ist es für Unternehmen unabdingbar, Daten zu bereinigen und zu strukturieren und bislang ungenutzte Cloud-Kapazitäten ohne zusätzliche Investitionen sinnvoll für den Einsatz von KI, ML oder anderen innovativen Technologien nutzbar zu machen. Von entscheidender Bedeutung für Unternehmen ist, strategisch festzulegen, welche Daten, Workloads und Lösungen auf welchen Cloud-Services laufen sollen und wie bestehende Cloud-Kapazitäten bestmöglich genutzt und verwaltet werden können.
Fazit: Eine durchdachte Cloud-Strategie beflügelt ROI
Die Cloud wird zunehmend zu einem zentralen Element in der Unternehmensentwicklung, das nicht nur Kosteneinsparungen ermöglicht, sondern auch als Katalysator für innovative digitale Geschäftsmodelle dient und die Grundlage für fortschrittliche Technologien wie generative KI und das IoT bildet. Diese veränderte Perspektive auf die Cloud macht eine strategische Herangehensweise notwendig: Um neue, digitale und zukunftsorientierte Geschäftsmodelle zu etablieren, sollten Unternehmen ihren Fokus über eine bloße Cloud-Migration hinaus auf eine umfassende Cloud-Transformation legen.
Richtig umgesetzt, können Cloud-Investitionen einen positiven Wertbeitrag für das Gesamtunternehmen leisten. Die Nutzung der Cloud zielt darauf ab, das IT-System zu modernisieren und das Wachstum zu fördern – diese Ziele sollten weiterhin im Vordergrund stehen. Eine durchdachte Cloud-Strategie ist jedoch entscheidend, um sicherzustellen, dass die Kosten einen Return on Investment erzielen. Systemintegratoren können dabei unterstützen, diese Strategie individuell auf die Bedürfnisse des Unternehmens anzupassen und umzusetzen. So können Unternehmen optimistisch in eine Zukunft blicken, in der die Cloud nicht nur als Werkzeug, sondern als Motor für Innovation und Wachstum dient.
Über die Autorin:
Aufgrund ihrer Position als Geschäftsführerin und Managing Director bei Infosys Consulting Deutschland weiß Ann-Kathrin Sauthoff-Bloch um die aktuellen technologiebedingten Herausforderungen und Chancen in der Arbeitswelt. Vor ihrer aktuellen Tätigkeit war Sauthoff-Bloch viele Jahre bei IBM und Accenture in leitenden Positionen tätig und wurde 2008 zu einer der jüngsten Partnerinnen dieser Unternehmensberatung in Deutschland. Seit 2020 führt sie die Deutschlandgeschäfte von Infosys Consulting.
Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.