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Ein dreistufiges Framework zur klugen Technologieauswahl

Mit Unterstützung dieses dreistufigen Innovations-Frameworks können neue Technologien strukturiert bewertet, ausgewählt und implementiert werden.

In einer Zeit, in der die technologische Landschaft sich nahezu täglich verändert und der Hype um neue Entwicklungen wie generative KI allgegenwärtig scheint, stehen Unternehmen vor einer wichtigen Frage: Sollten sie aktuellen Tech-Trends schnellstmöglich folgen oder lohnt es sich abzuwarten? Der Druck, technologisch auf dem neuesten Stand zu sein, ist groß, doch nicht jede Technologie und jede Innovation passt zu jedem Unternehmen. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen ihre Technologien stets bedacht und sinnvoll auswählen.

Doch in einer Welt voller neuer Anwendungen fällt es oft schwer, echte Innovationen von bloßen Tech-Hypes zu unterscheiden. Viele Unternehmen investieren auf der Suche nach der nächsten großen Innovation in neue Tools, nur um später festzustellen, dass sie auf einen unausgereiften Trend hereingefallen sind. Das Ergebnis: eine Ansammlung an überflüssigen Anwendungen, die Budgets strapazieren, die IT-Landschaft verkomplizieren und sogar unerwartete Sicherheitsrisiken bergen.

Eine komplexe IT-Struktur wirkt sich wiederum auf den Workflow in Teams beziehungsweise die Gesamtproduktivität aus. So zeigt die global angelegte Studie Workplace Alignment Survey zu Zusammenarbeit im Job von Lucid Software: Im Durchschnitt benutzen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täglich 4,5 verschiedene Anwendungen bei der Arbeit. Für rund ein Viertel (26 Prozent) sind die Informationen damit über zu viele Anwendungen verteilt, was zu Frustration führt. Weiter gibt über ein Viertel der Befragten (28 Prozent) an, durch die Anzahl der verschiedenen Programme sehr oder sogar extrem überfordert zu sein.

Wenn das Risiko den Nutzen überwiegt

Die meisten Organisationen kennen den Ausdruck „Innovate or Die“ von Ökonom Peter Drucker und spüren den Druck, mit dem rasanten Wandel Schritt zu halten. Manchmal stellt die erzwungene Evolution den einzig gangbaren Pfad für ein Unternehmen dar. Doch unbedachte Innovationen können Organisationen davon abhalten, den vollen Nutzen ihrer neuen digitalen Strategien auszuschöpfen.

Wenn es an einem von den folgenden drei zentralen Punkten scheitert, birgt das Einführen eines neuen Systems mehr Risiken als Nutzen: Anwendungsfähigkeiten, Integration in den bereits bestehenden Technologie-Stack oder der beabsichtigten Effizienzsteigerungen für die Nutzerinnen und Nutzer. Jede Änderung in der digitalen Ausrichtung kann weitreichende Folgen für andere Unternehmensbereiche oder Teammitglieder haben, besonders wenn die neue Technologie nicht wie erwartet funktioniert. Daher liegt es in der Verantwortung des Unternehmens, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gründlich in der neuen App oder Software zu schulen, damit sie den Arbeitsablauf effektiv verbessern können.

Ben Dilts, Lucid Software

„ Durch das gezielte Erforschen von anwendungsfreundlichen Technologien und die aktive Nutzung des dreistufigen Innovations-Frameworks fällt es leichter, effektiv zwischen einem flüchtigen Technologietrend und einer echten Innovation zu unterscheiden.“

Ben Dilts, Lucid Software

Bevor eine neue Technologie eingeführt wird, sollte also zunächst geklärt werden, ob sie Anwenderinnen und Anwender tatsächlich unterstützt, ihre Arbeit effizienter zu gestalten. Ist die Antwort auf Fragen wie diese unklar, könnte die Einführung den Fortschritt der digitalen Transformation verlangsamen oder sogar die Stimmung im Team beeinträchtigen. Eine gründliche Analyse des zu lösenden Problems zahlt sich somit aus. Anwenderinnen und Anwender, die täglich mit der Technologie arbeiten, müssen außerdem mit den Veränderungen umgehen können, die durch die digitale Transformation verursacht werden. Ihr Feedback ist daher unerlässlich, um den tatsächlichen Nutzen der Implementierung zu evaluieren.

Das dreistufige Innovations-Framework

Mit Unterstützung eines dreistufigen Innovations-Frameworks können neue Technologien strukturiert bewertet, ausgewählt und implementiert werden. Dadurch können Führungskräfte sich auf Anwendungen konzentrieren, die bedachte Investitionsentscheidungen für den Geschäftserfolg des Unternehmens darstellen. Gleichzeitig sorgen sie damit für eine übersichtliche IT-Struktur.

Das Innovations-Framework lässt sich in drei Hauptphasen unterteilen: Konzeption, Validierung und Wachstum.

  1. Konzeption: In dieser Phase wird versucht nachzuweisen, dass die Teams ein Problem haben, das es zu lösen gilt – und dass die vorgeschlagene Lösung dieses Problem beheben könnte.
  2. Validierung: In der zweiten Phase wird überprüft, ob diese Lösung nicht nur das Problem der Nutzerinnen und Nutzer löst, sondern auch das Potenzial zum Wachstum im Markt bietet.
  3. Wachstum: In der letzten Phase wird bestimmt, wie die Innovation skaliert werden kann. Dafür werden einzelne Prozessschritte wiederholt und Analysen validiert. Denn hierbei gilt: Fehler lassen sich in kleinem Rahmen viel einfacher beheben als die späteren Auswirkungen einer übereilten digitalen Transformation.

Für eine erfolgreiche Umsetzung jeder Phase des Innovations-Frameworks spielt die enge Koordination zwischen den Teams einzelner Geschäftsbereiche und der IT eine entscheidende Rolle. Denn weniger technikaffine Teammitglieder können wertvolle Einblicke in die Praktikabilität einer Lösung geben und sollten daher von Anfang an einbezogen werden. Die offene Kommunikation ist damit ein wichtiger Baustein für den Erfolg des Innovationsprozesses, allerdings ist diese in vielen Unternehmen noch ausbaufähig, wie aus dem Workplace Alignment Survey hervorgeht. Ein Drittel der Befragten berichtet beispielsweise, dass Angestellte ihre Organisationen aufgrund von Abstimmungsproblemen verlassen.

Innovation zur rechten Zeit am richtigen Ort

In den letzten Jahren haben Organisationen langfristige Pläne für digitale Transformationen rasant beschleunigt und setzen sie jetzt in Monaten, Wochen oder sogar Tagen um. Doch während sich die Prinzipien für das Einführen neuer Technologien weiterentwickeln, erkennen immer mehr Führungskräfte den Wert darin, langsamer zu werden, zu beobachten und von anderen zu lernen. Durch das gezielte Erforschen von anwendungsfreundlichen Technologien und die aktive Nutzung des dreistufigen Innovations-Frameworks fällt es leichter, effektiv zwischen einem flüchtigen Technologietrend und einer echten Innovation zu unterscheiden.

Über den Autor:
Ben Dilts ist der Chief Technology Officer und Mitbegründer von Lucid. Er hat die erste Version von Lucidchart eigenständig entwickelt und gebaut und beeinflusst auch heute noch die Produktentwicklung. In seiner vorherigen Rolle als CTO für Zane Benefits leitete er die Entwicklung einer der führenden Online-Plattformen zur Verwaltung von Gesundheitsleistungen. Zuvor war er leitender Softwareentwickler bei Estari. Ben Dilts hat einen B.Sc. in Informatik von der Brigham Young University.

 

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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