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EU AI Act: ein neues Zeitalter der KI-Regulierung

Nutzer müssen sich im Klaren sein, wie KI-Entscheidungen zustande kommen. Der EU AI Act zielt darauf ab, dies in der EU sicherer und transparenter zu gestalten.

Der EU AI Act, das weltweit erste umfassende Gesetz zur Regulierung von künstlicher Intelligenz (KI), wurde im Mai 2024 von den Mitgliedsstaaten verabschiedet.

Trotz der drohenden hohen Geldstrafen bei Verstößen sind laut einer Studie 8 von 10 Unternehmen nicht ausreichend auf den Einsatz von KI vorbereitet. Die Ursache? Mangelnde Aufklärung.

Was ist der EU AI Act und welchen Zweck verfolgt er?

Der EU AI Act zielt darauf ab, den Einsatz von künstlicher Intelligenz in der EU sicherer und transparenter zu gestalten. Er definiert strenge Regeln und Vorschriften für die Entwicklung, den Einsatz und die Überwachung von KI-Systemen. Der Zweck ist klar: Schutz der Bürgerrechte, Sicherstellung ethischer Standards und Minimierung von Risiken im Umgang mit KI.

Die neuen Vorschriften betreffen nicht nur europäische Unternehmen, sondern alle, die KI-Technologien in der EU anbieten oder einsetzen möchten. Dazu zählen Hersteller, Dienstleister, Importeure und Nutzer von KI-Systemen. Die Auswirkungen sind weitreichend und betreffen sämtliche Branchen von der Gesundheitsversorgung über das Finanzwesen bis hin zur Automobilindustrie.

Warum ist neben der DSGVO ein Bedarf an KI-Regulierungen vorhanden?

Die EU-Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO) war ein bedeutender Schritt zum Schutz personenbezogener Daten. KI-Systeme bringen jedoch neue Herausforderungen mit sich, die über den Datenschutz hinausgehen. Dazu gehören Fragen der Transparenz, ethischen Nutzung und Verantwortlichkeit von KI. Der AI Act schließt diese Lücke, indem er spezifische Anforderungen an KI-Systeme stellt.

KI verändert grundlegend, wie Daten gesammelt, verarbeitet und genutzt werden. Während die DSGVO den Schutz personenbezogener Daten regelt, stellen KI-Technologien zusätzliche Herausforderungen wie automatische Entscheidungsfindung und Profiling. Der AI Act ergänzt die DSGVO somit, indem er sicherstellt, dass KI-Systeme nicht nur datenschutzkonform, sondern auch ethisch und sicher betrieben werden.

Warum wird es Zeit braucht, Regulierungen für KI umzusetzen?

Insbesondere bei komplexen Technologien wie KI benötigt die Implementierung neuer Regulierungen Zeit. Unternehmen müssen ihre Systeme an die neuen Anforderungen anpassen, was technisches Know-how und erhebliche Ressourcen erfordert. Zudem sind klare Leitlinien und umfassende Schulungen notwendig, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten die Vorschriften verstehen und korrekt umsetzen können.

Europa übernimmt mit dem AI Act eine Vorreiterrolle, was langfristig zu einer höheren Akzeptanz und Sicherheit von KI-Systemen führen kann. Für Unternehmen bedeutet dies jedoch, dass sie sich auf kontinuierlich weiterentwickelnde Regulierungen einstellen müssen. Die Zukunft wird zeigen, wie sich diese Regelungen auf Innovation und Wettbewerbsfähigkeit auswirken.

Was müssen Nutzer von KI-Systemen künftig beachten?

Nutzer von KI-Systemen müssen sich über ihre Rechte und Pflichten im Klaren sein. Dazu gehört ein grundlegendes Verständnis dafür, wie KI-Entscheidungen zustande kommen und welche Daten verwendet werden. Transparenz und Nachvollziehbarkeit sind entscheidend, um das Vertrauen der Nutzer zu gewinnen und den gesetzlichen Anforderungen zu entsprechen. Es ist wichtig, dass Nutzer die Quellen der verwendeten Daten kennen und wissen, wie diese Daten verarbeitet werden. Zudem sollten sie sich der möglichen Risiken und Bias bewusst sein, die in KI-Modellen existieren können.

Moritz Plassnigs, Immuta

„ Der AI Act sollte nicht nur als regulatorische Hürde, sondern als Katalysator für positive Veränderungen in der KI-Branche gesehen werden.“

Moritz Plassnigs, Immuta

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die kontinuierliche Weiterbildung. Die Technologien im Bereich der künstlichen Intelligenz entwickeln sich rasant, und um kompetent und sicher mit ihnen umgehen zu können, ist es notwendig, sich regelmäßig über die neuesten Entwicklungen und Best Practices zu informieren. Nutzer sollten sich auch darüber im Klaren sein, wie sie ihre Daten schützen und welche Maßnahmen sie ergreifen können, um ihre Privatsphäre zu wahren. Letztlich trägt ein informierter und verantwortungsbewusster Umgang mit KI-Technologien dazu bei, deren Potenziale optimal zu nutzen und gleichzeitig mögliche negative Auswirkungen zu minimieren.

Fazit

Der AI Act sollte nicht nur als regulatorische Hürde, sondern als Katalysator für positive Veränderungen in der KI-Branche gesehen werden. Unternehmen, die sich aktiv mit den neuen Vorschriften auseinandersetzen und ihre KI-Systeme entsprechend anpassen, können sich nicht nur rechtlich absichern, sondern auch als Pioniere in einem sich schnell entwickelnden Technologiefeld hervortun.

Gleichzeitig kann die Umsetzung des AI Acts als Modell für andere Regionen weltweit dienen und dazu beitragen, globale Standards für den Einsatz von KI zu etablieren. Dies kann langfristig zu einer harmonisierten und sichereren Nutzung von KI-Technologien weltweit führen. Die Zukunft der KI ist vielversprechend, und der AI Act bietet den Rahmen, um diese Zukunft sicher und verantwortungsvoll zu gestalten.

Über den Autor:
Moritz Plassnigs Karriere begann, als er Codeship (ein SaaS CI/CD-Produkt) aufbaute und vermarktete. 2018 verkaufte er sein Produkt an CloudBees. Bei CloudBees, dem führenden DevOps-Unternehmen, leitete Plassnig schließlich das Corporate Business Development, wo er einerseits für Akquisitionen verantwortlich war, als General Manager aber auch für das Cloud/SaaS-Geschäft. Im Mai 2021 kam Plassnig als erster Chief Product Officer zu Immuta, wo er seither für die Bereiche Technik und Produktmanagement verantwortlich ist und mit persönlicher Überzeugung für eine ethische und gesetzeskonforme Datennutzung einsteht.

 

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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