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Die strategischen Technologietrends von Gartner für 2021

Zum Jahresende veröffentlichen die Analystenhäuser ihre Trends für das kommende Jahr. Gartner wagt einen Ausblick auf Entwicklungen, die wichtig für die nächsten fünf Jahre sind.

Wer sich mit IT-Trends beschäftigt, stellt meist fest, dass die zum Jahresende anders aussehen als zu Jahresbeginn. Das ist weniger ein jahreszeitliches Phänomen als eine Frage der Halbwertzeit. Setzt sich ein Trend wirklich durch? Wie lange dauert es, bis der Markt das Thema antizipiert hat oder bis das Thema als Strohfeuer erkannt und vom Tisch gefegt wurde? Die IT-Prognosen der letzten Jahre zeigen, dass sich die Listen der Trends im Laufe von zwölf Monaten deutlich verändern und nur wenige Themen zu Langläufern werden.

Um so erstaunlicher ist es, dass Gartner-Spezialist David Cearley vor Kurzem in einem Gartner-Video behauptet hat, dass die neuen Gartner-Trends die Branche die nächsten fünf Jahre beschäftigen werden. Es lohnt sich also hinzusehen, wenn es um Entwicklungen geht, von denen es vollmundig heißt: „Unternehmen können es sich nicht leisten, sie zu ignorieren.“

Zunächst wärmt der Gartner-Trend 2021 Themen auf, die bereits bekannt sind und schon länger auf der Gartner-Liste stehen. Dazu gehört neben der Hyperautomatisation, also der Idee, alles zu automatisieren, was sich automatisieren lässt, das Thema Distributed Cloud.

Hier geht es um die Auswirkungen, die durch die Bereitstellung von Cloud-Diensten an unterschiedlichen physischen Standorten entstehen. Betrieb, Verwaltung und Entwicklung der Dienste liegen in Händen des Cloud-Anbieters, die physischen Orte der Datenhaltung lassen sich je nach Angebot wählen. Die Vorteile: Indem Cloud-Services geografisch näher an den Nutzer gebracht werden, reduziert sich die Latenz der Datenübertragung und die Performance von Services steigt.

Ergänzen lässt sich das Thema Distributed Cloud sicher durch Managed Services, die immer mehr kleinen und mittleren Unternehmen den Zugriff auf Dienste ermöglichen, die bisher großen Unternehmen mit entsprechenden IT-Budgets vorbehalten waren.

Und das beginnt bereits bei der Datenintegration als einer Meta-Anwendung, die für die Orchestrierung von Multi-Cloud-Lösungen im unternehmerischen Umfeld unabdingbar ist. Waren On-Premises-Systeme, die auf eigenen Servern liefen, bisher mit hohen Kosten verbunden, senken Managed-Services-Anbieter die Eintrittsbarrieren. Der Markt wird also größer. Die Flexibilität für Unternehmen steigt und die möglichen Anwendungsfelder vervielfältigen sich.

Ein spannendes Thema ist das, was Gartner das Internet of Behaviour (Internet der Verhaltensweisen) nennt: Dieser Trend hat allerdings zumindest aus deutscher Sicht eine Anmutung von Big Brother. Zugrunde liegen Technologien wie Gesichts- und Spracherkennung, Ortsverfolgung (Tracking) und Big Data. Die Gartner-Videobeispiele:

  • Sensorgesteuerte Seifenspender, mit deren Daten man Hinweise darauf erhält, ob sich Mitarbeiter regelmäßig die Hände waschen. Internet of Behaviour bedeutet, dass die Ergebnisse dieser Analysen ausgewertet werden und ein anderes System den oder die Mitarbeiter dann gegebenenfalls zu einer Verhaltensänderung auffordert.

  • Kameras, die überwachen, ob Mitarbeiter der Maskenpflicht nachkommen und dann – zum Beispiel durch einen Info-Screen – auf das richtige Tragen hinweisen.

  • Lautsprecher, die Beschäftigte vor Protokollverletzungen warnen. Nicht gezeigt, aber wohl intendiert: die vorhergehende Analyse dessen, was am Arbeitsplatz gerade besprochen wird.

Bei Gartner heißt das in der Zusammenfassung: Dieser Trend löst komplexe unternehmerische Herausforderungen durch „transforming the human experience“. Gemeint ist, dass Systeme das menschliche Verhalten analysieren und daraufhin erzieherisch tätig werden.

Natürlich stehen mit dem Stichwort Privacy-enhancing Computation und Cybersecurity Mesh auch zwei aktuelle Entwicklungen zum Thema Datenschutz im Blickpunkt.

Bei der Privacy-enhancing Computation geht es um die Optimierung unterschiedlicher Sicherheitsaspekte. Dazu gehören die Erstellung einer vertrauenswürdigen Umgebung, in der vertrauliche Daten verarbeitet oder analysiert werden können, dann um die dezentrale Verarbeitung und Analyse von Daten und schließlich um die Verschlüsselung von Daten und Algorithmen vor der Verarbeitung oder Analyse.

Mit Cybersecurity Mesh wird ein neues Cyber-Sicherheitskonzept in den Blick gerückt. Die Idee dabei ist, den Sicherheitsbereich um die Identität einer Person im Internet zu schützen, also eine Art mobiler Sicherheitszone zu errichten, die auch außerhalb traditioneller Sicherheitszonen im Unternehmen funktioniert und die bisherige Konzepte in Form einer befestigten Stadt entsprechend erweitert.

Beim Trend Total Experience geht es um die Idee, traditionell isolierte Disziplinen wie Multiexperience, Customer Experience, Employee Experience und User Experience miteinander zu verknüpfen, um damit ein besseres Gesamterlebnis zu erreichen.

Das Gartner-Beispiel beschreibt die Optimierung eines Kundenbesuchs, der online über eine App gebucht werden kann und bei Annäherung des Kunden Informationen zum Anmeldeprozess und zu Wartezeiten übermittelt. Grundsätzlich geht es also um die Vernetzung und Interaktion unterschiedlicher Systeme, um Prozesse für Kunden, Mitarbeiter und Partner einfacher, schneller und transparenter zu gestalten.

Unter dem Eindruck von COVID-9 erweitert Gartner den Trend Hyperautomatisation um den Trend Anywhere Operations. Im Kern zeigt Gartner die Entwicklung von geschäftlichen Abläufen möglichst ohne physische Interaktion auf: Das gilt für kontaktfreie Bankgeschäfte im Internet ebenso wie für das kontaktlose Auschecken in einem physischen Geschäft.

Mit dem Begriff Intelligent Composable Business wird der Blick dann auf die gesamte Unternehmensstruktur geweitet. Ziel ist es, durch ein Höchstmaß an Digitalisierung so viel Transparenz und Flexibilität wie möglich entstehen zu lassen. Auf Basis der verfügbaren Daten können dann mit den entsprechenden Auswerte-Tools kurzfristig Entscheidungen getroffen werden, die eine agile Anpassung an die jeweilige Situation ermöglichen.

Beim Optimieren solcher Entscheidungen hilft dann in vielen Unternehmensbereichen ein weiterer Trend, das AI Engineering.

Steffen Brehme, Lobster GmbH

„Die eigentlichen Megatrends heißen damit, wie in den letzten Jahren, eigentlich Daten- und Systemintegration.“

Steffen Brehme , Lobster GmbH

Sieht man sich diese neun Trends genauer an, dann stellt man fest, dass es zum einen um Sicherheit, und zum anderen um bessere Entscheidungsfindung und optimierte Prozesse geht: einerseits durch künstliche Intelligenz, andererseits durch die Vernetzung von Systemen und die Integration von Daten.

Ob Hyperautomatisation, Cloud Computing, Internet of Behaviour, Total Experience oder Intelligent Composable Business: Immer geht es darum, Informationen von einem oder mehreren Systemen in anderen Systemen nutzbar zu machen, um damit Prozesse zu optimieren. Ziel ist es, näher an den Kunden zu rücken, transparenter zu werden, flexibler zu reagieren und damit resilientere Strukturen aufzubauen. Die eigentlichen Megatrends heißen damit, wie in den letzten Jahren, eigentlich System- und Datenintegration.

Klar ist damit: Die Anforderungen an Unternehmen steigen, sich mit den vorhandenen Daten auseinanderzusetzen, ihre Verwendungsmöglichkeiten zu analysieren und die vielfältigen Optionen zu prüfen, aus ihnen im Verbund mit anderen Daten unternehmerischen Mehrwert entstehen zu lassen. Das bedeutet, vorhandene Strukturen zu verstehen, aber auch neue zu schaffen, also das bisherige Geschäft digital weiterzuentwickeln und gleichzeitig neue digitale Wertschöpfungsmodelle entstehen zu lassen. Die Gartner-Trends 2021 geben diese Richtung eindeutig vor.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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