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Die digitale Transformation verändert die Rolle des CPOs
Eine Studie der Hochschule Würzburg-Schweinfurt zeigt: die digitale Transformation ist in vielen Einkaufsabteilungen in Unternehmen noch nicht angekommen.
Die digitale Transformation des Einkaufs steckt zwar noch in den Kinderschuhen, aber bereits jetzt treibt die Abteilung einen signifikanten Wandel im Unternehmen voran. Neue Technologien und wachsende Business-Netzwerke schaffen Ökosysteme, welche die Art und Weise, wie Waren und Dienstleistungen bezogen, gekauft und verwaltet werden, neu definieren.
Doch aller Anfang ist schwer. Das zeigt auch die aktuelle Studie der Hochschule Würzburg-Schweinfurt mit Unterstützung von SAP Ariba, die mehr als 450 Führungskräfte aus den Bereichen Einkauf und Supply Chain in EMEA, Nord- und Südamerika sowie dem asiatisch-pazifischen Raum befragt hat: So sind sich 83 Prozent der Manager zwar sicher, dass die Digitalisierung einen starken Einfluss auf ihr Geschäft haben wird, aber nur fünf Prozent arbeiten derzeit tatsächlich mit automatisierten Prozessen. Wo also geht die Reise für den Einkauf hin? Und was sollten Chief Procurement Officer (CPO) unbedingt in den Koffer packen?
Die Reise hat erst begonnen
Intelligentes, verbundenes, datengetriebenes Procurement hat immenses Potential. Unternehmen, die jetzt die Chance ergreifen, können sich langfristige Wettbewerbsvorteile sichern, jedoch geht das nicht ohne die Umgestaltung zeitraubender Prozesse. Der geringe Grad an automatisierten Prozessen im Einkauf und der Supply Chain bei Unternehmen zeigt, dass es voran geht, aber der Wandel und die Wertsteigerung erst begonnen haben. Über die Hälfte der Studienteilnehmer (63 Prozent) sind sich einig, dass die Automatisierung entscheidend ist für den Einkauf und haben deshalb das Thema in ihren Strategien verankert.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Allein mit der Digitalisierung von Bestell-, Sourcing- und Fakturierungs-Prozessen lassen sich im Schnitt Kosteneinsparungen von 10 bis 15 Prozent erzielen. Procurement wird so zum Wachstumsmotor und kann, unterstützt durch digitale Netzwerke und intelligente Technologien wie künstliche Intelligenz und Machine Learning, auch die Zusammenarbeit fördern und Innovationen vorantreiben.
Die Qualität ist entscheidend
Mit modernen Technologien und digitalen Netzwerken lassen sich Einkaufsprozesse effektiver und intuitiver gestalten. Netzwerke bringen Transparenz und liefern tiefe Einblicke in komplexe und vernetzte Abläufe von Einkäufern und Lieferanten. Dadurch können Engpässe, Fehlbestände und Missverhältnisse zwischen Angebot und Nachfrage unmittelbar und oft schon vor ihrem Entstehen identifiziert und behoben werden.
Der Erfolg steht und fällt mit der Qualität der verfügbaren Daten. Predictive Analytics kann Beschaffungsteams dabei unterstützen, fundierte und intelligente Entscheidungen zu treffen. Wie die Studie ans Licht bringt, sind Data Analytics sowie die Datenqualität die größten Stolpersteine für Unternehmen (23 Prozent), wenn es um die Effizienz geht, gefolgt von Budgetrestriktionen (19 Prozent) und Fachkräftemangel (17 Prozent).
Die veränderte Rolle des CPOs
Seit je her haben Einkaufsverantwortliche ihren Erfolg an der Höhe der Einsparungen gemessen, die sie der Wertschöpfungskette abringen. Zwar ist die Kostensenkung immer noch ausschlaggebend, aber mit der Verfügbarkeit von digitalen Netzwerken verändert sich die Rolle des Chief Procurement Officers zunehmend.
Dies spiegelt auch die Studie der Hochschule Würzburg-Schweinfurt wider: 88 Prozent der befragten Einkäufer geben ihrer Funktion höhere Ziele, wie die Beseitigung von Zwangsarbeit oder Menschenhandel aus ihren Lieferketten sowie die Überprüfung ethischer Geschäftspraktiken und einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt.
Durch die gewonnene Transparenz wird der Einkauf zum guten Gewissen des Unternehmens. Er verfügt über die Kraft, das Potential und das Wissen, die Werte seiner Lieferanten mit denen der eigenen Marke in Einklang zu bringen.
„Trotz der Fortschritte in der kognitiven Technologie und Robotik bleibt der Mensch das wertvollste Gut im Unternehmen – und das wird sich wohl kaum ändern.“
Marcell Vollmer, SAP Ariba
Kunden und Investoren legen mittlerweile großen Wert auf ethische Geschäftspraktiken der von ihnen unterstützen Marken und auch deren Handelspartner. Nur die breite Sichtbarkeit eines Beschaffungsnetzwerks kann sowohl das operationelle als auch das Reputationsrisiko reduzieren.
In der Praxis kann dies zum Beispiel wie folgt aussehen: Gemeinsam mit ConnuXus hilft SAP Ariba Unternehmen dabei, ihre Lieferketten neu auszurichten, indem sie zum Beispiel von diversitätsorientierten Anbietern kaufen. Daneben legt die FRDM-Plattform von Made in a Free World offen, ob Lieferanten – und deren Lieferanten – inakzeptable Geschäftspraktiken wie Sklavenarbeit und andere Verletzungen der Menschenrechte dulden.
Die richtigen Talente und Technologien für die Reise
Trotz der Fortschritte in der kognitiven Technologie und Robotik bleibt der Mensch das wertvollste Gut im Unternehmen – und das wird sich wohl kaum ändern. Der Einsatz von schnelleren und intelligenteren Informationssystemen ermöglicht es Einkaufsprofis, fundierte Entscheidungen zu treffen und die Effizienz ihrer Arbeit zu steigern.
Durch diese neue Effizienz werden Ressourcen frei, die der Einkauf beispielsweise für die Stärkung der Lieferantenbeziehung und der Zusammenarbeit nutzen kann. Daher planen auch 60 Prozent der Studienteilnehmer Investitionen in robotergesteuerte Prozessautomatisierung (20 Prozent), künstliche Intelligenz/Cognitive Computing (17 Prozent), Machine Learning (15 Prozent) und Chatbots (9 Prozent).
Über den Autor:
Dr. Marcell Vollmer ist Chief Digital Officer bei SAP Ariba.
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