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Die Risiken veralteter Windows-Systeme in OT-Umgebungen

In Produktionsumgebungen kommen oftmals aus vielerlei Gründen veraltete Windows-Systeme zum Einsatz. Mit zunehmender Vernetzung ist dies eine anhaltende Sicherheitsherausforderung.

In OT-Umgebungen (Operational Technology, Betriebstechnologie) sind ältere Windows-Systeme nach wie vor ein wichtiger Bestandteil der Infrastruktur und stellen besondere Sicherheitsanforderungen. Diese Systeme erhalten während ihres Produktlebenszyklus keine Updates, Patches oder direkte Unterstützung durch den Entwickler mehr.

Trotz des technologischen Fortschritts und der Verfügbarkeit neuerer, sicherer Betriebssysteme müssen sich viele Betriebsleiter weiterhin auf diese veralteten Systeme verlassen können, da man eine Maschine nicht mal eben schnell austauschen oder aktualisieren kann, ohne die Produktion zu gefährden.

Die Verbreitung von Windows-Altsystemen in der OT

OT umfasst Hardware und Software zur Überwachung und Steuerung physischer Geräte, Prozesse und Ereignisse in Unternehmen. In vielen Produktionsumgebungen sind die OT-Systeme für eine lange Lebensdauer ausgelegt, die oft zehn Jahre übersteigt. Infolgedessen arbeiten zahlreiche OT-Anlagen weiterhin mit veralteten Windows-Systemen, einschließlich Windows XP, das bereits im Jahr 2001 veröffentlicht wurde. Dennoch zögern die Betriebsleiter, diese Anlagen zu modernisieren. Natürlich sind sie sich der damit verbundenen Risiken für die Cybersicherheit bewusst, aber sie stehen vor einem komplexen Entscheidungsprozess, bei dem die Bedrohungen nur einer von vielen Faktoren sind, die sie berücksichtigen müssen.

Das Zusammenspiel von Kosten, Kompatibilität und Herstellerunterstützung schafft erhebliche Hindernisse für die Modernisierung von OT-Systemen:

Kosten und betriebliche Kontinuität: Die Aufrüstung der OT-Infrastruktur ist nicht nur mit den Kosten für neue Hardware und Software verbunden, sondern auch mit Ausfallzeiten, welche die Produktion unterbrechen und zu erheblichen finanziellen Verlusten führen können. Altsysteme sind oft tief in den Fertigungsprozess integriert, was den Austausch komplex und kostspielig macht.

Kompatibilitätsprobleme: Viele ältere OT-Systeme sind für bestimmte Aufgaben maßgeschneidert und für den Betrieb auf bestimmten Hardware- und Software-Konfigurationen ausgelegt worden. Die Umstellung auf neuere Systeme kann erhebliche Änderungen an Maschine und Software erfordern. Dies wirft die Frage auf, ob die neuen Systeme den hohen Ertrag, die Produktivität und die Stabilität der bestehenden Systeme beibehalten können.

Fehlende Unterstützung durch den Anbieter: In einigen Fällen sind die Anbieter, welche die ursprünglichen OT-Systeme geliefert haben, nicht mehr im Geschäft oder haben den Support für diese eingestellt. Das erschwert die Aufrüstung, da das erforderliche technische Fachwissen und die Ersatzteile möglicherweise nicht verfügbar sind. Hinzu kommt, dass einige OT-Systeme proprietär sind und nicht direkt auf eine neue Plattform umgezogen werden können, sodass die Anbieter diese Systeme neu entwickeln und integrieren müssten. Diese Neuentwicklung nimmt viel Zeit und Ressourcen in Anspruch.

Security-Herausforderungen der Altsysteme

Altsysteme, insbesondere solche, die auf veralteten Plattformen wie Windows XP laufen, weisen erhebliche Schwachstellen auf, die von Hackern ausgenutzt werden können. Die fehlende Unterstützung von Anti-Viren-Programmen, die inhärenten Schwachstellen aufgrund des veralteten Designs, sowie die Risiken, die zunehmen, weil diese Systeme stärker mit modernen IT-Netzwerken verbunden werden:

Fehlende Antivirus-Unterstützung: Viele Cybersecurity-Firmen bieten keine Updates und keinen Support für Antiviren-Software unter veralteten Windows-Systemen mehr an. Darüber hinaus fallen für einige Endbenutzer höhere Wartungskosten an, wenn sie sich um den Schutz dieser Altsysteme bemühen, oder sie zahlen teure Gebühren an Cybersecurity-Firmen, um wichtige Funktionen zu erhalten. Mitunter sind sie gezwungen, mehrere Endpunktschutzlösungen zu verwalten, um eine wirksame Sicherheit zu gewährleisten, was das Management der OT zweifellos erschwert.

Inhärente Schwachstellen: Ältere Systeme wie Windows XP wurden zu einer Zeit entwickelt, als Cyberbedrohungen noch nicht so ausgefeilt waren. Infolgedessen fehlen diesen Systemen viele der Sicherheitsfunktionen und Patches, die in modernen Betriebssystemen der Standard sind. Folglich sind sie anfälliger für komplexe Angriffe, wie Ransomware und moderne Malware, sowie Exploits.

Gefährdung durch Netzwerke: Da OT-Systeme zunehmend mit IT-Unternehmensnetzen und dem Internet verbunden werden, vergrößert sich die Angriffsfläche. Ältere Systeme, die oft nicht mit den neuesten Sicherheits-Patches und -Updates ausgestattet sind, können als Einfallstore für Hacker dienen und das gesamte Netzwerk gefährden.

Altsysteme dennoch schützen

Für viele Unternehmen der Fertigungsindustrie und des Gesundheitswesens ist die Ablösung von Altsystemen somit eine große Herausforderung. In Situationen, in denen diese Systeme für den Betrieb entscheidend sind, sollte daher eine passende und OT-native Endpunktschutzlösung die kritische OT-Anlagen schützen. Die Lösung sollte eine nahtlose Abwehr und eine umfassende Überwachung für alte und neue OT-Anlagen bieten, um zu verhindern, dass unbeabsichtigte Systemänderungen den Betrieb beeinträchtigen. Darüber hinaus gibt es weitere Empfehlungen für den Umgang mit zukünftigen Bedrohungen:

Mikrosegmentierung: Eine wirksame Strategie zum Schutz von Altsystemen ist die Netzwerksegmentierung. Durch die Isolierung der OT-Netzwerke von den IT-Netzwerken des Unternehmens können Unternehmen die potenziellen Auswirkungen eines Sicherheitsverstoßes eingrenzen. Die Implementierung von Firewalls und Zugangskontrollen kann diese Segmentierung noch weiter verstärken. Danach folgt die Mikrosegmentierung innerhalb des OT-Segments, um verschiedene Anlagen in eigene Zonen zu schieben und Angreifer im Fall der Fälle darin einzusperren.

Klaus Stolper, TXOne Networks

„Das Fortbestehen von Windows-Altsystemen in OT-Umgebungen stellt eine große Herausforderung für die OT-Sicherheit dar. Fabrikanten behalten diese Systeme oft aus Kosten-, Kompatibilitäts- und Support-Gründen bei, doch diese Entscheidung birgt erhebliche Risiken.“

Klaus Stolper, TXOne Networks

Virtuelles Patching: Für Systeme, die nicht aufgerüstet werden können, bietet Virtuelles Patching eine Möglichkeit, Schwachstellen zu entschärfen. Bei diesem Ansatz wird ein OT-natives IPS (Intrusion Prevention System) eingesetzt, um bösartige Aktivitäten in Echtzeit zu überwachen und zu blockieren, sodass Schwachstellen effektiv geschlossen werden, ohne das eigentliche System zu verändern.

Umfassende Überwachung: Die kontinuierliche Überwachung von OT-Umgebungen ist entscheidend. Die Implementierung einer zentralen Plattform zur Steuerung der OT-Sicherheitsmaßnahmen kann dazu beitragen, ungewöhnliche Aktivitäten und potenzielle Bedrohungen frühzeitig zu erkennen und eine schnelle Reaktion zu ermöglichen.

Regelmäßige Audits und Beurteilungen: Die Durchführung regelmäßiger Sicherheitsaudits und -inspektionen kann helfen, Schwachstellen und verbesserungswürdige Bereiche zu identifizieren. Dieser vorrauschauende Ansatz stellt sicher, dass auch Altsysteme mit den höchstmöglichen Sicherheitsstandards gepflegt werden.

USB-Ports schützen: Mithilfe von Inspektions-Tools, die USB-Geräte scannen können, sollte sichergestellt werden, dass keine mit Malware infizierten Geräte an die Maschinen angeschlossen werden. Können diese Tools außerdem selbst mit der Maschine verbunden werden, dann lässt sich außerdem prüfen, ob eine Maschine derzeit frei von Malware ist, was besonders nach der Auslieferung vom Hersteller wichtig ist.

Fazit

Das Fortbestehen von Windows-Altsystemen in OT-Umgebungen stellt eine große Herausforderung für die OT-Sicherheit dar. Fabrikanten behalten diese Systeme oft aus Kosten-, Kompatibilitäts- und Support-Gründen bei, doch diese Entscheidung birgt erhebliche Risiken. Die fehlende Unterstützung moderner Cybersicherheitslösungen und die inhärenten Schwachstellen veralteter Systeme machen sie zu bevorzugten Zielen für Kriminelle. Doch mithilfe der Implementierung von OT-nativen Endpunktschutzlösungen, die einen nahtlosen Schutz und eine umfassende Überwachung für alte und neue OT-Anlagen bietet, können Unternehmen diese Risiken mindern und ihre allgemeine Sicherheitslage verbessern. Auf diese Weise lassen sich auch die alten Maschinenparks mit ihren Legacy-Betriebssystemen in die OT-Abwehr einbinden.

Über den Autor:
Klaus Stolper ist Sales Director DACH bei TXOne Networks.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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