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Die Kluft zwischen Mitarbeitenden mit privater KI überwinden

Generative KI führt zu Wissensunterschieden innerhalb einer Organisation. Unternehmen müssen somit neue Wege bei der Arbeit mit KI gehen und Mitarbeitende entsprechend schulen.

Rund zwei Jahre sind inzwischen vergangen, seit der Chatbot ChatGPT über Nacht zu einem globalen Phänomen wurde: Die neue, auf künstlicher Intelligenz (KI) basierende Anwendung leitete eine Ära rasanter technologischer Innovation durch generative KI ein. Darauf folgte eine Reihe von Weiterentwicklungen, und der globale Wettbewerb um die Vorherrschaft im Bereich der KI verschärfte sich.

Unternehmen müssen heute evaluieren, wie unsere Arbeitswelt in der Ära der generativen KI aussehen soll, denn die Technologie wird einen tiefgreifenden Einfluss auf die Zukunft der Arbeit haben. Das hat zwei Seiten: generative KI erleichtert einerseits in vielerlei Hinsicht die Arbeitsabläufe in Unternehmen. Sie hat ein großes Potenzial, die Produktivität und Innovationsfähigkeit zu beschleunigen. Andererseits stellt sie aber auch neue Herausforderungen für die Unternehmensführung dar, denn sie kann neue Gräben innerhalb der Belegschaft aufwerfen. Das zeigt sich insbesondere bei der Betrachtung von verschiedenen Hierarchien und Generationen im Unternehmen.

Hierarchische Gräben: Führungskräfte haben andere Erfahrungen mit KI als Mitarbeitende

Eine Herausforderung im Zusammenhang mit generativer KI ist, dass sie zu neuen Wissensunterschieden innerhalb von Organisationen führt. Laut einer Studie der Boston Consulting Group nutzen 80 Prozent der Führungskräfte regelmäßig generative KI, während es nur 20 Prozent der Angestellten tun. Ebenso schätzen 62 Prozent der Führungskräfte das Potenzial von KI optimistisch ein – gegenüber nur 42 Prozent der Angestellten.

Diese Unterschiede in der Einstellung gegenüber KI können mit dem Verständnis der Menschen von der Technologie zusammenhängen. Die Studie zeigt, dass 44 Prozent der Führungskräfte Schulungen zu generativer KI erhalten haben, um ihre Fähigkeiten zu verbessern und am Puls der Zeit zu bleiben – während nur 14 Prozent ihrer Mitarbeitenden an der Basis ähnliche Schulungen erhalten haben. Das Wissen über den Umgang mit generativer KI ist, ebenso wie die regelmäßige Nutzung, somit auf den hierarchischen Ebenen des Unternehmens unterschiedlich verteilt.

Generationelle Gräben: Jüngere versus ältere Mitarbeitende im Umgang mit KI

Die divergierende Vertrautheit mit KI scheint zu weiteren Brüchen innerhalb der Belegschaft zu führen, denn die Generationen nutzen KI am Arbeitsplatz ebenfalls unterschiedlich. Eine Befragung von Angestellten im Vereinigten Königreich zeigt, dass mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer über 35 Jahre am Arbeitsplatz KI nicht nutzen, während 71 Prozent ihrer jüngeren Kollegen solche Tools bereits einsetzen.

Diese Generationsunterschiede sind problematisch, denn sie können zu einer sich verschärfenden Kluft zwischen jüngeren und älteren Mitarbeitern führen. Ältere Arbeitnehmer könnten zurückbleiben und sich abgehängt fühlen, da sie die Technologie nicht richtig beherrschen und ihnen dadurch Nachteile entstehen.

Es ergeben sich viele Fragen: Wie bereiten Unternehmen ihre Mitarbeitenden auf eine Zukunft vor, in der Menschen und KI zusammenarbeiten, um wichtige Entscheidungen zu treffen und komplexe Aufgaben zu erledigen? Wie können sie generative KI sicher im gesamten Unternehmen einsetzen? Wie stellen sie sicher, dass niemand zurückgelassen wird?

Gräben überwinden: Produktiver durch Generative KI

Eine der transformativsten Eigenschaften der generativen KI ist, dass sie benutzerfreundlich ist. Das bedeutet, dass neue Benutzer leicht erlernen können, mit der Technologie zu arbeiten. Somit können sie sie ohne viel Aufwand zur Steigerung ihrer Produktivität und Leistung einsetzen – das Unternehmen muss nur die richtigen Bedingungen schaffen, um alle Mitarbeitenden zu erreichen.

Anfang dieses Jahres führten Forscher der Stanford University und des Massachusetts Institute of Technology (MIT) die weltweit erste groß angelegte empirische Studie über die Auswirkungen generativer KI auf Arbeitnehmer durch. Die Daten zeigen, dass generative KI die Produktivität gering qualifizierter Arbeitnehmer am meisten steigerte. Diese ersten Daten über die Auswirkungen von generativer KI zeigen, dass sie enorme Möglichkeiten für Unternehmen bietet, die Produktivität zu verbessern und allen Mitarbeitern gleiche Bedingungen zu bieten. Angestellte gewinnen mehr Zeit für sinnvollere Aufgaben.

Um von der technologischen Entwicklung zu profitieren, müssen Unternehmen schnell handeln: Sie müssen die Gräben innerhalb der Belegschaft überwinden und alle Angestellten mit den richtigen Fähigkeiten ausstatten.

Aufbau einer sicheren KI-Umgebung

Unternehmen sollten dazu eine inklusive KI-Kultur schaffen und ihre Mitarbeitenden befähigen, das Beste dabei herauszuholen. Um die Vorteile von generativer KI voll ausschöpfen zu können, müssen Führungskräfte ihre Teams über Hierarchien und Generationen hinweg in die Lage versetzen, diese Technologie sicher und effektiv zu nutzen.

Hierfür müssen sie zuerst eine sichere Umgebung schaffen, in der Angestellte generative KI nutzen können. Das bedeutet, dass das Unternehmen Rahmenbedingungen schafft, unter denen KI kein Sicherheitsrisiko für Mitarbeitende oder die Organisation darstellt. Unternehmen müssen bedenken, wie sie ihr geistiges Eigentum und ihre Beschäftigten vor den mit generativer KI verbundenen Risiken schützen können, denn die breite Nutzung von öffentlichen KI-Anwendungen wie ChatGPT ist auch mit Risiken verbunden: Alle in ihre Algorithmen eingespeisten Daten sind schließlich öffentlich zugänglich. Dadurch können sensible Kundendaten und Geschäftsgeheimnisse plötzlich Cyberkriminellen oder dem Wettbewerb zugänglich sein.

Um dieses Risiko zu mindern, ist ein Lösungsansatz das private KI-Modell. Es erlaubt dem Unternehmen, alle Daten, Algorithmen und die IT-Infrastruktur vollständig innerhalb der Organisation zu kontrollieren. Durch die Privatisierung bleiben die gesamten KI-Modelle im Besitz der Organisation.

Private KI: Die goldene Mitte

Die Nutzung von privaten KI-Modellen bietet Unternehmen eine dritte Alternative zwischen öffentlichen KI-Modellen oder der Entwicklung und Implementierung eigener Modelle. Ersteres ist vor allem bei sensiblen Daten risikobehaftet; Letzteres erfordert Kompetenzen, Kapazitäten und Kosten, die viele Unternehmen nicht aufbringen können.

Thomas Lorenz, Appian

„Private KI hingegen ermöglicht es Unternehmen, maßgeschneiderte KI-Modelle implementieren zu lassen, ohne selbst die dafür benötigten technischen Kompetenzen aufbringen zu müssen.“

Thomas Lorenz, Appian

Private KI hingegen ermöglicht es Unternehmen, maßgeschneiderte KI-Modelle implementieren zu lassen, ohne selbst die dafür benötigten technischen Kompetenzen aufbringen zu müssen. In diesem Szenario werden die KI-Modelle ausschließlich mit Daten trainiert, die der Organisation gehören oder zu denen sie Zugang hat. Das Trainieren von Daten in der eigenen KI-Umgebung ermöglicht dem Unternehmen mehr Kontrolle über die Datenbasis. Dadurch verbessern sich auch die Ergebnisse. Maßgeschneiderte Algorithmen und Geschäftsgeheimnisse sind geschützt. Das bietet den Firmen einen Wettbewerbsvorteil, schafft ein sichereres Umfeld für die Nutzung generativer KI und schützt vor allem die sensiblen Daten – von Mitarbeitenden, Kunden und Geschäftspartnern.

Förderung einer KI-freundlichen Kultur mit umfassenden Schulungen

Ist eine solche sichere KI-Umgebung etabliert, gilt es die Mitarbeitenden zu schulen. Hierfür ist es wichtig, klare Richtlinien für die Nutzung der Technologie im gesamten Unternehmen festzulegen und ein umfassendes Schulungsprogramm einzuführen, das alle Bereiche des Unternehmens abdeckt und auf die verschiedenen technischen Fähigkeiten und Erfahrungsniveaus zugeschnitten ist. Mit dieser Strategie versetzen Arbeitgeber ihre Angestellten in die Lage, das Beste aus der KI herauszuholen und eine KI-freundliche Kultur zu schaffen.

Das fördert ein tieferes Verständnis für die Technologie und eine Steigerung der Vorteile für das Unternehmen. Das Management baut damit über die gesamte Organisation hinweg eine Kultur des Wissens, des Verständnisses und des verantwortungsvollen Umgangs mit KI auf.

Über den Autor:
Thomas Lorenz leitet das Solutions Consulting Team für Appian in der Region Central Europe. Als Diplom-Wirtschaftsinformatiker besitzt er umfangreiche Erfahrung in den Bereichen Solutions Consulting und Software Delivery. Er hat sich während seiner Laufbahn insbesondere mit den Themen Prozess Automatisierung, Künstlicher Intelligenz, Service Management, Projekt Management, Coaching sowie Teambuilding beschäftigt.

 

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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