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Die Kluft zwischen IT und OT
IT und OT (Operational Technology) sind zwei wichtige technische Bereiche in Unternehmen. Um deren verschiedenen Perspektiven zu vereinen, ist viel Kommunikation notwendig.
Die Kluft zwischen IT (Information Technology) und OT (Operations Technology) ist eine der größten Herausforderungen bei der digitalen Transformation. Ein Data Scientist oder IT-Spezialist wird ein Glas anschauen und sich fragen, ob es halb voll oder halb leer ist. Ein Betriebstechniker wird sich fragen, wie das Wasser überhaupt dorthin gekommen ist.
Es klingt seltsam, aber in den meisten Industrieunternehmen haben sich zwei technische Bereiche herausgebildet: die IT mit Software, Hardware und Kommunikationstechnologie und Bereichen wie Kundenmanagement oder Analytics, sowie die OT mit Konzentration auf Produktions- und Industrieanlagen, die teilweise in geschlossenen Systemen ohne Anbindung an das Internet arbeiten.
Der Konflikt zwischen der IT- und der OT-Abteilung
IT- und OT-Abteilungen sprechen nur selten miteinander, und wenn sie es tun, entstehen häufig Probleme oder Missverständnisse. Die IT beschwert sich oft pauschal, dass die OT dazu neigt, ihre Vorschläge zu verdrängen oder abzulehnen. Die OT beklagt sich im Allgemeinen darüber, dass die IT-Abteilung Technologieentscheidungen durchsetzen will, die letztlich der Produktivität schaden könnten. Die OT-Abteilung behauptet von sich, sie halte das Unternehmen am Laufen, während die IT-Abteilung für sich in Anspruch nimmt, das Unternehmen profitabel zu machen.
Warum gibt es diesen Konflikt? Diese beiden Abteilungen haben sehr unterschiedliche Sichtweisen auf die Welt. Für die IT-Abteilung bedeutet Sicherheit Firewalls und die Abwehr von Phishing-Angriffen.
Die OT-Abteilung hingegen versteht unter Sicherheitsmaßnahmen in erster Linie Feuerlöscher und Stacheldraht. Schnelle Innovation und Disruption waren zumindest eine Weile ein Ideal für die IT. Für die OT ist das der schlimmste Albtraum.
Die IT-Abteilung ersetzt die Hardware und Software in der Regel alle drei bis vier Jahre. Die OT-Ingenieure erwarten, dass sie drei bis vier Jahrzehnte lang keine neuen Produkte kaufen werden. Ausbildung und Hintergrund spielen ebenfalls eine Rolle. Während IT-Führungskräfte oft aus dem Informatikbereich kommen, sind in der OT Chemie- und Maschinenbauingenieure beschäftigt.
Dieser Unterschied in der Perspektive erstreckt sich auch auf ihre Beziehung zu den Daten. Für einen OT-Ingenieur bilden die Daten eines IoT-Sensors – oder eines Satzes von Sensoren – eine sehr lebendige Manifestation eines Prozesses, der irgendwo stattfindet.
Wenn OT-Ingenieure Trendlinien auf einem Bildschirm betrachten, denken sie wirklich über die Physik hinter den Daten nach. Warum ist die Temperatur in einer Fermentationskammer innerhalb von 15 Sekunden von 32,5 Grad Celsius auf 31,3 Grad Celsius gesunken? Wurde sie durch eine unerwartete Änderung der Eingangsmaterialien, ein mechanisches Versagen oder eine unerwartete Änderung der Umgebungstemperatur verursacht? Und wie bringen die OT-Ingenieure die Temperatur wieder auf den Normalzustand?
Umgang mit der Kluft zwischen IT und OT
Mit dem Wissen über diese unterschiedlichen Perspektiven lässt sich auch besser verstehen, warum diese beiden Abteilungen häufig nicht auf einer Linie liegen. Die OT-Ingenieure sind möglicherweise besessen von winzigen Prozess-Schritten, um Effizienz- und Produktivitätsgewinne zu erzielen. Das ist ihre Aufgabe, und mit solchen industriellen Finessen können Unternehmen pro Jahr Millionen von Euro sparen. Die IT muss jedoch im Allgemeinen die Rolle des Mahners oder Bad Cops spielen und sich fragen, ob diese Verbesserungen nicht zu unerwartet steigenden Wartungskosten und notwendige Investitionen in neue Infrastruktur führen könnten.
In einem anderen Szenario könnte die IT einen brillanten Plan zum Reduzieren von Kosten vorstellen, indem jeder seine Daten in einem zentralen Data Lake in der Cloud speichert. Dann wird vielleicht die OT zum Kritiker; die Betriebsingenieure könnten feststellen, dass die zusätzlich erforderlichen zeitlichen und finanziellen Ressourcen sowie der zusätzliche Programmieraufwand, um diese Daten wieder aus dem zentralen Data Lake herauszuholen, die Vorteile bei weitem überwiegen. Schlimmer noch, der fehlende unmittelbare Zugang zu den Informationen könne dazu führen, dass das Unternehmen zum größten Teil im Blindflug agiere.
Die IT wird der OT dann antworten, dass alle Daten wichtig seien und daher gespeichert werden müssten. Die OT ist aber der Meinung, dass Daten nur dann wichtig seien, wenn sie sich ändern. Sie will also nur die Ausnahmen speichern.
Fazit
Können die beiden Parteien miteinander auskommen? Ja, natürlich. Tatsächlich kann man argumentieren, dass sich die digitale Transformation letztlich darum dreht, diese komplementären Fähigkeiten und Perspektiven zum Wohle der Allgemeinheit oder des Unternehmens zusammenzuführen. Schließlich wollen sowohl die IT als auch die OT Geld sparen, Ressourcen effizienter nutzen und Probleme lösen, die das Team schon seit einiger Zeit beanspruchen.
Man darf nur nicht erwarten, dass IT und OT bereits am Anfang auf der gleichen Wellenlänge liegen.
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