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DevSecOps und KI: Risiken, Trends, Implikationen

Der Einsatz künstlicher Intelligenz in DevSecOps erlaubt schnellere Entwicklung und Bereitstellung, bringt aber neue Herausforderungen bei der Sicherheit und Risiken mit sich.

Eigenentwickelte Anwendungen bestehen zum Teil aus Open-Source-Komponenten, lizenziertem Code von Drittherstellern und weiteren Komponenten. Hinzu kommen externe APIs und kodierte Komponenten. Alle Anwendungskomponenten haben eines gemeinsam: Sie wurden von Entwicklern geschrieben und basieren auf Programmiersprachen und Frameworks, um ihre Funktionalität zur Verfügung zu stellen.

Bereits hier kommt künstliche Intelligenz ins Spiel. Denn eine KI kann auch den Code von Programmkomponenten erstellen. Entwickler verwenden diesen Code, respektive Code Snippets und fügen sie in ihren eigenen Code ein. Unternehmen sind folglich gut beraten, dies bei der Sicherheitsplanung zu berücksichtigen.

Von agiler Entwicklung über CI/CD zu DevOps

Agile, CI/CD (Continuous Integration, Continuous Delivery und Continuous Deployment) und DevOps sind unterschiedliche Ansätze, die sich in modernen Entwicklungsprozessen ergänzen und gegenseitig verstärken. Agile konzentriert sich darauf, den Entwicklungsprozess als solchen flexibler zu gestalten und zu beschleunigen. Der Schwerpunkt liegt auf kontinuierlicher Veränderung. Gleichzeitig fördert der Ansatz die engere Zusammenarbeit zwischen Entwicklern und Kunden. Dadurch werden nicht nur Prozesshürden abgebaut, sondern auch eine schnelle Bereitstellung funktionierender Software ermöglicht.

CI/CD fokussiert sich auf Automatisierung und softwaredefinierte Lebenszyklen, welche die Integration und Bereitstellung von Software durch automatisierte Build-, Test- und Deployment-Prozesse erheblich beschleunigen. Kontinuierliche Integration (CI) und kontinuierliche Bereitstellung (CD) ermöglichen es Teams, schneller auf Änderungen zu reagieren und Fehler früher im Entwicklungsprozess zu erkennen.

DevOps schließlich erweitert diesen Rahmen um die kulturelle Dimension und beseitigt die traditionell bestehenden Barrieren zwischen Entwicklung und Betrieb. DevOps fördert eine Kultur der gemeinsamen Verantwortung, in der alle Beteiligten auf eine schnelle und effiziente Reaktion bei Produktionsproblemen hinarbeiten. Die Kombination von CI/CD und DevOps schafft einen automatisierten, softwaredefinierten Lebenszyklus, der die agile Entwicklung noch effektiver unterstützt. Änderungen gelangen schneller in die Produktion, Kunden können zügiger Feedback geben.

Alle drei Ansätze gemeinsam erlauben eine transformative Verbesserung der gesamten Entwicklungs- und Betriebslandschaft. In diesem Zusammenspiel wird auch die Grundlage für DevSecOps gelegt: Sicherheit wird wie die anderen Elemente auch nahtlos in den Prozess integriert. Das führt zu einer ganzheitlichen Praxis, in der Software schneller, sicherer und mit höherer Qualität entwickelt und bereitgestellt wird.

Die zunehmende Integration von KI in die Softwareentwicklung verändert die Art und Weise, wie Unternehmen ihre DevSecOps-Prozesse gestalten. KI verspricht nicht nur eine Beschleunigung der Softwareentwicklung, sondern führt auch zu tiefgreifenden Veränderungen in der Art und Weise, wie Entwicklung, Sicherheit und Betrieb ineinandergreifen. Dadurch entstehen jedoch neue Risiken, die berücksichtigt werden müssen, will man einen reibungslosen, sicheren Ablauf innerhalb der DevSecOps-Pipeline gewährleisten.

Risiken von KI im DevSecOps-Prozess

Die Implementierung von KI im DevSecOps-Umfeld birgt eine Reihe von Risiken, die sowohl die Sicherheit als auch die Effizienz beeinträchtigen können. Eines der wichtigsten Risiken ist die schiere Geschwindigkeit, mit der KI-generierter Code in den Entwicklungsprozess integriert wird. Während solcher Code schnell erstellt werden kann, sind die damit verbundenen Risiken schwer vorhersehbar. Ein Hauptproblem ist die Möglichkeit, dass unsicherer Code in Produktionsumgebungen gelangt. Insbesondere wenn die zugrunde liegenden KI-Modelle auf unsicheren Daten oder veralteten Bibliotheken basieren.

Die Gefahr liegt darin, dass KI-Code erzeugt wird, der entweder konsistent sicher oder konsistent unsicher ist. Dies führt zu einem hohen Maß an Unvorhersehbarkeit, da die gleichen Eingabedaten zu unterschiedlichen Ergebnissen führen können. Solche Schwankungen bedeuten, dass die Sicherheit des Codes oft schwer zu gewährleisten ist. Darüber hinaus besteht ein erhebliches Risiko im Bereich der Lizenzierung. KI-Modelle, die auf Open-Source-Komponenten trainiert werden, könnten Code generieren, ohne sich um die damit verbundenen Lizenzbestimmungen zu kümmern. In solchen Fällen kann unwissentlich urheberrechtlich geschützter Code in Software gelangen, was zu Lizenzverletzungen und potenziell schwerwiegenden rechtlichen Konsequenzen führen kann.

Ein weiteres Problem ist die Überautomatisierung von Entwicklungsprozessen. KI-gestützte Tools und Pipelines neigen dazu, Entwicklungsprozesse zu stark zu automatisieren. Dabei werden sicherheitsrelevante Aspekte nicht selten in den Hintergrund gedrängt. Wird KI ohne angemessene Sicherheitskontrollen zu stark in den Entwicklungsprozess integriert, kann es dazu kommen, dass entscheidende Sicherheitsprüfungen zu spät oder gar nicht durchgeführt werden. Dies führt zu einer höheren Anfälligkeit für Sicherheitslücken, die erst in späteren Phasen des Entwicklungszyklus entdeckt werden. Und dann ist es wesentlich kostspieliger, die Schwachstellen zu beheben.

Auch im Bereich von Sicherheitstests birgt die Einführung von KI Risiken. Wenn Sicherheitstests erst nach Abschluss des Entwicklungsprozesses durchgeführt werden, kann es passieren, dass Sicherheitslücken übersehen werden. So können unsichere Codefragmente unbemerkt in die Produktionsumgebung gelangen.

KI-Trends im DevSecOps-Umfeld

Neben den Risiken gibt es klare Trends, die zeigen, wie KI das DevSecOps-Paradigma verändert. KI-gestützte Werkzeuge ermöglichen es Entwicklern, Routineaufgaben automatisiert zu erledigen, indem sie beispielsweise Codevorschläge direkt in die Entwicklungsumgebung integrieren. Diese Automatisierung verkürzt die Entwicklungszeit erheblich. Entwickler können komplexe Algorithmen schneller schreiben und Routineaufgaben optimieren.

Mit dem Fortschreiten von DevSecOps verlagert sich der Schwerpunkt von traditionellen Entwicklungsansätzen hin zu einem zunehmend automatisierten Modell, das durch KI-Tools unterstützt wird. Werkzeuge, die KI für Codegenerierung, Schwachstellenanalyse und Qualitätssicherung einsetzen, haben das Potenzial, Entwicklungszyklen deutlich zu verkürzen. Gleichzeitig ergeben sich aber auch Herausforderungen für die Sicherheitsüberprüfung. Denn die Geschwindigkeit des KI-unterstützten Entwicklungsprozesses kann herkömmliche Sicherheitsverfahren leicht überfordern. Dies führt zu einem Ungleichgewicht zwischen schnellen Entwicklungszyklen und den Anforderungen an sichere Anwendungen.

Ein weiterer zentraler Trend ist die zunehmende Automatisierung von Sicherheitstests durch KI-basierte Lösungen. Diese Werkzeuge ermöglichen eine kontinuierliche und automatisierte Identifizierung von Schwachstellen und beschleunigen gleichzeitig den Entwicklungsprozess. Durch die Integration von Sicherheitstests in CI/CD-Pipelines lassen sich Schwachstellen frühzeitig im Entwicklungszyklus identifizieren, was eine zügige und sichere Bereitstellung von Software ermöglicht.

Auswirkungen von KI auf die DevSecOps Pipeline

Die Einführung von KI in DevSecOps hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Entwicklungs-, Sicherheits- und Betriebsteams zusammenarbeiten. Eine der offensichtlichsten Auswirkungen ist eine deutlich effizientere Softwareentwicklung, die allerdings mit Sicherheitsrisiken einhergeht. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Sicherheitskontrollen und Lizenzprüfungen an die Geschwindigkeit und Komplexität von KI-generiertem Code anzupassen.

Eine erfolgreiche Integration von KI erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Entwicklungs-, Sicherheits- und Betriebsteams. Alle Beteiligten sollten ein Verständnis für die mit dem Einsatz von KI verbundenen Risiken entwickeln. Gleichzeitig sollten Sicherheitspraktiken von Anfang an in den Entwicklungsprozess integriert werden, um Sicherheitslücken zu minimieren.

Zudem ist es unbedingt nötig, Sicherheitslücken früher im Entwicklungsprozess zu erkennen. Je früher das passiert, desto geringer ist das Risiko, dass unsichere Anwendungen in Produktionsumgebungen gelangen. Hier kommen automatisierte Sicherheitstests und Tools ins Spiel, die es gestatten, Schwachstellen frühzeitig erkennen und beheben. Also, bevor sie den Entwicklungsprozess blockieren.

Boris Cipot, Black Duck

„Mit der Integration von KI in DevSecOps-Prozesse müssen Unternehmen ihre Sicherheitsstrategien grundlegend überdenken.“

Boris Cipot, Black Duck

Darüber hinaus beeinflusst KI auch die Entwicklungskultur. Entwickler mögen durch Automatisierung dazu verleitet werden, sich auf KI zu verlassen, ohne die zugrundeliegenden Sicherheitsimplikationen wirklich mitzudenken. Dies kann dazu führen, dass Entwickler der KI folgen, ohne zu wissen, wie der generierte Code strukturiert ist oder welche Sicherheitsrisiken damit verbunden sind. Eine Folge ist, dass Entwickler und Sicherheitsteams Schwierigkeiten haben, Sicherheitslücken zu beheben oder die Ursache von Problemen zu verstehen.

Anpassung von Sicherheitsstrategien durch Integration von KI

Mit der Integration von KI in DevSecOps-Prozesse müssen Unternehmen ihre Sicherheitsstrategien grundlegend überdenken. KI ermöglicht es Entwicklern, Code schneller zu erstellen, birgt aber das Risiko, dass unsichere oder fehlerhafte Komponenten unbemerkt in die Software-Pipeline gelangen. Eine der größten Herausforderungen besteht darin, den Entwicklungsprozess so zu gestalten, dass Sicherheit von Anfang an ein integraler Bestandteil ist, ohne dass Geschwindigkeit und Effizienz darunter leiden.

Ein wesentlicher Schritt in diese Richtung ist die Implementierung automatisierter Sicherheitstests direkt in die Entwicklungsumgebungen und CI/CD-Pipelines. Mit Static Application Security Testing (SAST) und Software Composition Analysis (SCA) kann man potenzielle Schwachstellen bereits während der Codegenerierung und des Commit-Prozesses identifizieren. Dabei kommen KI-basierte Werkzeuge zum Einsatz, die Entwickler aktiv bei der Identifizierung und Behebung von Sicherheitslücken unterstützen. Diese Automatisierung ermöglicht es, Schwachstellen in Echtzeit zu erkennen und Korrekturen direkt in den Code zu integrieren, ohne den Entwicklungsfluss zu unterbrechen.

Neben der Automatisierung von Sicherheitstests ist es wichtig, dass Entwickler ein tiefes Verständnis für die Sicherheitsrisiken entwickeln, die durch KI-generierten Code entstehen können. Die Verlagerung der Verantwortung von dedizierten Sicherheitsteams hin zu den Entwicklern erfordert eine gezielte Schulung, die Sicherheitsaspekte frühzeitig in den Entwicklungsprozess integriert. So lässt sich verhindern, dass KI-basierte Tools unbewusst unsicheren oder lizenzrechtlich problematischen Code in die Software einbauen.

Die Anpassung der Sicherheitsstrategien sollte Sicherheitskontrollen enthalten, die speziell auf den Einsatz von KI-Tools in der Entwicklung abzielen. Eine klare Trennung zwischen automatisierten Prozessen und sicherheitskritischen Prüfungen ist wichtig, um eine Überautomatisierung und mangelnde menschliche Kontrolle zu vermeiden. Durch ein frühzeitiges Erkennen und Beheben von Sicherheitslücken können Unternehmen das sogenannte „Window of Opportunity for Attack“ verkleinern und so ihre Sicherheitslage auch insgesamt verbessern.

Balance zwischen Innovation und Sicherheit

Die Integration von KI in DevSecOps ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ermöglicht sie schnellere Entwicklungszyklen und eine effizientere Bereitstellung von Anwendungen, auf der anderen Seite schafft sie neue Herausforderungen in Bezug auf Sicherheit und Risikomanagement. Um die Vorteile von KI voll auszuschöpfen und gleichzeitig die Risiken zu minimieren, sollten Unternehmen ihre Sicherheitspraktiken vorausschauend anpassen.

Sicherheits- und Entwicklungsteams sollten unbedingt enger zusammenarbeiten, damit Sicherheitsrichtlinien durchgängig in den Entwicklungsprozess integriert werden. Darüber hinaus ist es wichtig, dass Unternehmen Schulungen anbieten, um Entwickler für die Risiken der KI-gestützten Entwicklung zu sensibilisieren. Dann kann man den DevSecOps-Prozess erfolgreich und sicher gestalten.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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