Das beste Server-Betriebssystem: Vergleich zwischen Linux und Windows
Häufig werden sowohl Windows als auch Linux im Data Center eingesetzt. Aber welches Betriebssystem ist eigentlich stabiler, günstiger oder sicherer?
In den meisten Data Centern arbeiten Windows- und Linux-Workloads Seite an Seite. Aber welches ist nun das beste Serverbetriebssystem für wechselnde Workload-Anforderungen?
Sander van Vugt und Brien Posey vergleichen Linux und Windows Server in bestimmten Schlüsselpunkten, um das beste Betriebssystem für Server zu identifizieren und mit oft verbreiteten Mythen über beide Systeme aufzuräumen.
Windows vs. Linux: Grundlegende Funktionen der Server-Betriebssysteme
Sander van Vugt: Die wichtigsten Dinge bei einem Server-Betriebssystem sind der Funktionsumfang, die Sicherheit, die Stabilität sowie der Support vom Hersteller, sollten tatsächlich Probleme auftreten. Man sollte dabei aber auch die Workloads nicht vergessen: Wird ein Cloud-fähiges Betriebssystem benötigt oder haben die Anwendungen spezielle Harrdwareanforderungen?
Windows Server wird so schnell nicht von der Bildfläche verschwinden, gerade als Authentifizierungsplattform für Unternehmen. Allerdings wandern mehr und mehr Applikationen in die Cloud ab und in demselben Umfang wird Linux für viele Administratoren mehr und mehr zum Server-Betriebssystem der Wahl.
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Während Windows einen guten Ruf als Allrounder hat, gilt dies für Linux nur bedingt. Linux kommt im Data Center meist nur für einzelne Aufgaben zum Einsatz, Windows Server dagegen als einfach zu verwaltendes Betriebssystem für alle möglichen Workloads.
Es gibt natürlich keinen prinzipiellen Grund, Linux nicht auch als Betriebssystem für viele verschiedene Einsatzzwecke zu verwenden. Historisch hat man Linux aber eben nur für einen Workload verwendet, der dann rein von diesem Betriebssystem abgedeckt wurde. Linux-Betriebssysteme sind prinzipiell auch kostenfrei zu haben, warum also nicht für jeden Workload eine eigene Instanz aufsetzen? Durch dieses separate Deployment verschiedener Instanzen wird die Umgebung zudem sicherer.
Brien Posey: Windows Server war anfangs in der Tat als Allround-Betriebssystem konzipiert worden, inzwischen hat sich Microsoft aber durchaus bemüht, den Footprint des Systems durch dedizierte Serverrollen deutlich zu reduzieren. Allerdings macht die Lizenzierung den Einsatz der einzelnen Serverrollen noch etwas problematisch.
Der aktuelle Windows Server 2012 bzw. 2012 R2 allerdings ist in der Datacenter-Version mit Hyper-V von Haus aus für eine unbegrenzte Anzahl von Windows-Server-VMs lizenziert. Damit ist auch mit Windows Server das Thema Lizenzen zumindest in dieser Hinsicht kein Problem mehr für Unternehmen, die eine große Anzahl virtueller Windows-Server bereitstellen wollen.
Stabilität von Linux-Systemen und Windows Server
Sander van Vugt: Linux hat den Ruf eines äußerst stabilen Betriebssystems, Windows dagegen eher weniger. Das Ganze ist inzwischen aber tatsächlich eher Wahrnehmung denn Realität, da Windows-Server-Betriebssysteme seit Windows Server 2003 an ebenfalls äußerst stabil laufen.
Sowohl Windows Server als auch Linux-Derivate sind damit lediglich durch fehlerhafte Treiber zum Absturz zu bringen. Durch veraltete Sichtweisen sollte man sich hier nicht täuschen lassen: In punkto Stabilität nehmen sich beide Betriebssysteme heutzutage nichts mehr.
Brien Posey: Windows Server ist in den letzten circa zehn Jahren in der Tat zu einem äußerst stabilen Betriebssystem gereift. Das liegt zum großen Teil an rigorosen Hardware-Tests und Zertifizierungsprogrammen, mit denen die Kompatibilität mit Hardware verschiedener Hersteller garantiert werden soll.
Wie gut interagieren Linux und Windows Server mit der Cloud?
Sander van Vugt: Auf Initiative der NASA und des Cloud-Providers Rackspace gestartet, ist OpenStack heute das bestimmende Cloud-Framework und basiert auf Linux. Inzwischen unterstützen Hunderte Unternehmen weltweit OpenStack und setzen darauf, dass OpenStack die bestimmende Cloud-Plattform der Zukunft wird. Auf der anderen Seite nutzen viele Anbieter aber auch proprietäre Cloud-Angebote, so wie Microsoft mit seinem Azure-Angebot, das auf Windows Server gehostet wird.
Brien Posey: Microsoft vermarktet Windows Server 2012 R2 aktiv als Cloud-Betriebssystem, auf dem auch die eigenen Azure-Dienste laufen. Auch Microsofts SaaS-Angebot (Software as a Service) Office 365 läuft auf Windows Server und Hyper-V. Beide haben inzwischen Millionen von Abonnenten.
Zudem ermöglichen auch viele Drittanbieter von Cloud-Services ihren Kunden, virtuelle Instanzen von Windows Server zu erstellen.
Überblick über die Gesamtkosten beim Einsatz im Data Center
Sander van Vugt: Klar, Linux ist prinzipiell ein kostenfreies Betriebssystem. Linux im Data Center zu verwenden wird in den meisten Fällen aber trotzdem Geld kosten. Die kostenfreien Linux-Versionen erfüllen nämlich keine Enterprise-Anforderungen, weil sie keinen Support und keine Garantien enthalten. Aus dieser Sicht sollte man sich von dem Glauben verabschieden, Linux wäre im Vergleich zu Windows Server ein kostenloses Betriebssystem.
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Unternehmen wollen selbstverständlich das stabilste und verlässlichste Betriebssystem zum niedrigsten Preis. Linux selbst mag kostenfrei erhältlich sein, der Support aber kostet sehr wohl. Deshalb kommen einige der besten Linux-Versionen für Server von Anbietern wie Red Hat oder SUSE, die für ihre Supportverträge Gebühren erheben.
Trotzdem ist Linux aufgrund der Preisstruktur natürlich günstiger zu betreiben als Windows Server. Es gibt zum Beispiel keine Nutzer-basierte Lizenzierung von Linux-Distributionen wie bei Windows, daher kann es auch durchaus einen gewissen Kostenvorteil mit sich bringen, Workloads von Windows nach Linux zu migrieren.
Brien Posey: Windows Server hatte lange Jahre den Ruf eines eher teuren Server-Betriebssystems, weil neben den Kosten des Betriebssystems auch Client-Access-Lizenzen (CALs) bezogen werden müssen. Auch wenn der Betrieb von Windows Server wohl immer teurer sein wird als der von Linux, arbeitet Microsoft seit geraumer Zeit daran, die Attraktivität von Windows gerade in Unternehmen zu erhöhen, deren Mitarbeiter von vielen unterschiedlichen Endgeräten auf Firmenressourcen zugreifen.
Linux, Windows und die Sicherheit für die Unternehmens-IT
Sander van Vugt: Bei einem Open-Source-Betriebssystem wie Linux kann jeder nachvollziehen, wie es aufgebaut ist und welchen Code es enthält. Viele Experten sehen das als Sicherheitsvorteil gegenüber proprietären Betriebssystemen. Durch die Offenheit und die Beiträge vieler verschiedener Parteien ist es sehr leicht, Bugs zu entdecken und zu beheben. Bei einem proprietären Betriebssystem ist die Sache anders, hier obliegt es dem Hersteller, Fehler zu entdecken, zu kommunizieren und natürlich auch zu beheben.
Open-Source-Software legt die inneren Bestandteile eines Betriebssystems offen, und die Sicherheitsbestandteile von Linux liegen im Kernel. Ausgefeilte Sicherheitssysteme wie Security-Enhanced Linux, zusammen von US-Sicherheitsbehörden und Red Hat entwickelt, bauen darauf auf. Damit können Administratoren zum Beispiel alle ungewollten Systemzugriffe blockieren. Für Windows Server zum Beispiel gibt es nichts zu SELinux vergleichbares.
Brien Posey: Microsoft veröffentlicht an regelmäßigen Patchdays Sicherheitsupdates für Windows Server und andere Microsoft-Produkte und behebt damit neue Schwachstellen. Microsoft bietet darüber hinaus auch ausführliche Dokumentationen zu den in Windows Server eingebauten Sicherheitsmechanismen sowie Tipps für eine sichere Netzwerkstruktur.
Hardwareanforderungen von Windows Server und Linux
Sander van Vugt: Mit den Hardwareanforderungen von Linux-Versionen braucht man sich nicht lange aufzuhalten, da diese weitaus niedriger sind als bei Windows. Linux läuft so bereits auf kleinen Servern mit 256 MB Arbeitsspeicher und mit einer Festplattenkapazität von wenigen GB. Allerdings dürfte dies nicht den typischen Workloads heutiger Data Center entsprechen.
Bei großen Datenbanksystemen ist der Overhead von Linux-Betriebssystemen weitaus kleiner als der von Windows Server. Zudem lässt sich der Linux-Kernel sehr gut individuell anpassen, um Administratoren noch mehr Effizienz zu ermöglichen.
Brien Posey: Die Hardwareanforderungen von Windows Server variieren natürlich je nach Workload und installierter Serverrolle. Im Prinzip läuft Windows Server aber mindestens mit 512 MB Arbeitsspeicher und einem 1,4 GHz Prozessor.
Anbieter-Support für Windows Server und Linux
Sander van Vugt: Unternehmen setzen Server nicht als bloßen Selbstzweck ein. Unternehmen setzen auf Server, weil sie die darauf laufenden Anwendungen benötigen. Allgemein wird oft angenommen, dass Windows-Anwendungen von Softwareherstellern besseren Support erhalten als ihre Linux-Pendants.
Das ändert sich aber gerade rapide. In dem Maße, in dem Anwendungen mehr und mehr in die Cloud wandern, setzen Unternehmen große Applikationen im eigenen Data Center ein: SAP und Oracle beispielsweise. Diese werden aber natürlich sowohl von Linux als auch von Windows Server unterstützt.
Brien Posey: Die Microsoft-Plattform wird natürlich von allen namhaften Herstellern unterstützt. Auch wenn viele Hersteller natürlich nicht nur Windows, sondern auch andere Betriebssysteme unterstützen und auf ihrer Hardware anbieten, unterstützen sie alle also auch Windows Server.
Für Serverhersteller reicht es aber nicht aus, nur eine bestimmte Windows-Version zu unterstützen. Damit dieses Betriebssystem auch wirklich nutzbar ist, muss es auch Treiber für Drittanbieter-Hardware geben. Aber dies bieten mehr oder weniger alle Hersteller.
Authentifizierung im Unternehmensnetzwerk
Sander van Vugt: Ein Bereich, in dem Windows noch immer enorm stark vertreten ist, ist die Authentifizierung im Unternehmensnetzwerk. Microsoft Active Directory ist eine umfassende Authentifizierungsplattform, die sowohl Anwendungen und Nutzer als auch Computer verwalten kann. Linux-basierte Alternativen bieten bis heute ganz einfach nicht den gleichen Funktionsumfang.
Brien Posey: Microsoft Active Directory ist ganz klar der De-facto-Standard für die Authentifizierung im Unternehmen. Ganz einfach deshalb, weil es solide und verlässig funktioniert und enorm breite Unterstützung von Drittanbietern erfährt.
Über die Autoren:
Sander van Vugt ist ein freiberuflicher Trainer und Consultant. Er ist Experte in den Bereichen Linux High Availability, Virtualisierung und Performance. Sander van Vugt war in mehreren Projekten involviert, die alle drei Gebiete vereinten. Weiterhin ist er der Autor einiger Bücher mit Linux als Thema. Dazu gehören Beginning the Linux Command Line, Beginning Ubuntu Server Administration und Pro Ubuntu Server Administration.
Brien M. Posey hat bereits acht Microsoft-MVP-Auszeichnungen für Exchange Server, Windows Server und Internet Information Server (IIS) erhalten. Posey hat als CIO für eine Krankenhauskette gearbeitet und war für das Department of Information Management in Fort Knox zuständig. Weitere Informationen zu seiner Person finden Sie auf seiner Website unter brienposey.com.
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