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Codelose Testautomatisierung: schneller zum Ziel ohne Code

No-Code/Low-Code-Tools beschleunigen die Entwicklung einfacher Anwendungen. Doch auch das Testing kann von diesem neuen Paradigma profitieren.

Testautomatisierung ist in vielen Unternehmen der Standard für Entwicklungsprojekte. Sie erlaubt effizientere Arbeitsabläufe, kürzere Release-Zyklen und damit eine schnellere Markteinführung der Software. Manuelle Tests können zeitaufwendig sein, sodass Testautomatisierung überhaupt erst für die notwendige Testabdeckung in größeren Entwicklungsprojekten sorgt.

Doch trotz dieser Vorteile hat Testautomatisierung auch Nachteile. So kann es teuer werden, SDETs (Software Development Engineers in Test) einzustellen, die sich mit dem Schreiben und der Pflege von Testautomatisierungsskripten beschäftigen. Das liegt daran, dass SDETs sowohl hochspezialisiert als auch selten zu finden sind. Sie werden nicht nur von den Unternehmen gesucht, sondern auch oft von internen Anforderungen der Entwicklungsabteilung von den Testaktivitäten aufgrund ihrer Qualifikationen abgezogen. Darüber hinaus ist Fehlerfreiheit bei der Testautomatisierung wichtig: Die Skripte werden selbst getestet, damit sie keine Fehler enthalten. Zudem steht nach jedem neuen Release der Software eine Überarbeitung der Tests an.

No-Code-Tools für die Testentwicklung

Eine Alternative ist der Einsatz von codeloser Testautomatisierung. Diese Vorgehensweise basiert auf dem in der Anwendungsentwicklung verbreiteten No-Code/Low-Code-Paradigma. Dabei werden Codegeneratoren genutzt, um einfache mobile Apps und Geschäftsanwendungen zu gestalten. Auf diese Weise können auch Nicht-Programmierer die entsprechenden Lösungen aus vorgefertigten Modulen zusammenfügen. Dieses Konzept ist leicht übertragbar auf Testskripts und führt zu No-Code-Testautomatisierung.

Ihr Anwendungsgebiet ist breit. Inzwischen werden nicht nur Webanwendungen, sondern ebenso mobile Apps für Android und iOS ohne Code getestet. Die modernen Tools erzeugen einheitliche und fehlerfreie Skripts. Unaufmerksamkeiten oder Irrtümer werden weitgehend vermieden. Die No-Code-Entwickler bewegen sich einfach durch einen Testfall und ihre Aktionen werden automatisch aufgezeichnet.

Die entsprechenden Tools erzeugen dann aus der Sitzung ein Automatisierungsskript. Die Ergebnisse des Generators eignen sich für weniger aufwändige Tests, wie zum Beispiel Smoke-Test, oder Teile einer Regressionssuite. Sie sind gut automatisierbar und müssen ohnehin wiederholt und in rascher Folge ausgeführt werden. Beide sind wichtige Stresstests für Anwendungen, die durch codelose Automatisierung vereinfacht werden.

Früh im Entwicklungszyklus testen

Die Testautomatisierung nach dem No-Code-Prinzip kann Entwicklungs- und Qualitätssicherungsteams helfen, eine große Herausforderung zu bewältigen: Mit weniger Mitteln mehr erreichen. Sie sollen Releases schneller entwickeln und veröffentlichen, ohne gleichzeitig die Qualität zu beeinträchtigen oder die Ausgaben zu erhöhen.

Deshalb sollten Software- und Testentwickler die codelose Testautomatisierung möglichst früh im Entwicklungszyklus nutzen, um die aktuellen Builds umfassend zu testen. Dadurch erreichen sie schnell eine hohe Testabdeckung und werden von der Entwicklung und Wartung der Tests entlastet.

Codelose Testautomatisierung ist so konzipiert, dass jeder in einem Unternehmen – unabhängig von seiner Programmiererfahrung oder seinem Fachwissen – damit automatisierte Tests erstellen kann. So erhalten die Teams mehr Zeit, sich einerseits auf ihre Kernaufgaben zu konzentrieren und andererseits Funktionen und Testskripte für komplexere Tests zu programmieren.

Testportfolios für Qualitäts- und Produktmanagement

Für Qualitätssicherungsprofis bedeutet der Einsatz von No-Code-Tools, dass ihre Arbeit vereinfacht wird: Sie sind nun in der Lage, zusätzlich komplexere manuelle Tests umzusetzen und arbeiten so an einer höheren Softwarequalität mit. Auch Release-Manager profitieren. Sie stehen in vielen Unternehmen unter dem Druck, immer kürzer aufeinanderfolgende Release-Termine einzuhalten. Codelose Testautomatisierung kann für sie ein sinnvolles Testportfolio erzeugen, mit dem sie die neue Version kurz vor dem Release auf Herz und Nieren testen.

Wenn die Zeit für einen Release knapp wird, können zudem Produktverantwortliche aus den Fachbereichen die Qualitätssicherungsteams unterstützen. Mit No-Code-Tools entwickeln sie in überschaubarer Zeit Testroutinen. Hilfreich ist dabei ihr Hintergrundwissen über das jeweilige Softwareprodukt und ihre Praxiserfahrung mit den vorherigen Releases.

Die Produktverantwortlichen haben einen weiteren Vorteil, der nicht auf den ersten Blick erkennbar ist: Sie können auch die Produktivsysteme überprüfen. Das ist hilfreich, wenn Endanwender Fehler melden, deren Beschreibung unklar ist. In diesem Fall grenzen die automatisierten Tests das Problem vor einem Change Request genauer ein.

No-Code-Tools richtig einsetzen

Testautomatisierung mit No-Code-Tools kann einen Stau in der Qualitätssicherung vermeiden. Die Tests sind schneller zu entwickeln, zu implementieren und später zu verändern. Dadurch schaffen die Entwicklungsabteilungen in kürzerer Zeit mehr Tests. Herkömmliche Testautomatisierung mit selbstentwickelten Scripts und No-Code-Automatisierung schließen sich dabei nicht aus. Idealerweise sollten Unternehmen beide Automatisierungsarten einsetzen, und zwar jeweils dort, wo sie ihre Stärken ausspielen können.

Jan Wolter, Applause

„ Codelose Tools können zusammen mit manuellen Tests und herkömmlicher Testautomatisierung eine Testabdeckung von 70 bis 80 Prozent bewirken.“

Jan Wolter, Applause

Die No-Code-Tools haben vor allem dort ihren Einsatzbereich, wo ähnliche Tests in großer Zahl ausgeführt werden. Ein einfaches Beispiel sind Benutzereingaben außerhalb des erwarteten Wertebereichs. Es ist sinnvoll, hier möglichst viele, weit auseinanderliegende Werte zu erproben. Das lässt sich am besten mit einem Skript realisieren, das von einem No-Code-Generator erzeugt wurde.

Die herkömmliche Testautomatisierung durch manuell entwickelte Skripte dagegen hat ihre Stärke beim Test einzelner Funktionen, Klassen oder Module. Die Entwicklung der entsprechenden Tests ist zum Teil deutlich aufwendiger als bei anderen Tests.

Den Entwicklungszyklus verkürzen

Der Einsatz von Testautomatisierung mit oder ohne Code kann die Testabdeckung deutlich steigern. Allerdings ist eine hundertprozentige Abdeckung eher ein Ideal, denn es ist in der Praxis nicht möglich, dass tatsächlich jede Zeile des Quellcodes einen Test durchläuft.

Codelose Tools können zusammen mit manuellen Tests und herkömmlicher Testautomatisierung eine Testabdeckung von 70 bis 80 Prozent bewirken. So können Unternehmen die Geschwindigkeit und Qualität maximieren, mit der Software an die Endnutzer geliefert wird.

Über den Autor:

Jan Wolter leitet als General Manager für Applause den europäischen Geschäftsbereich und ist verantwortlich für den Ausbau des Unternehmens im europäischen Markt.

 

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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