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Change-Management: So gelingen Veränderungsprozesse
Wandel gestalten statt erleiden sollte die Devise der modernen Geschäftswelt sein. Hier erfahren Sie, wie Change-Management erfolgreich in Unternehmen eingeführt werden kann.
Um geschäftlich erfolgreich zu sein und vor allem auch zu bleiben, müssen sich Unternehmen stets neuen Umständen anpassen, sei es die Kundennachfrage, Marktveränderungen, Wettbewerbsdruck oder die IT-Infrastruktur. Das bedeutet, wiederkehrend Veränderungen umzusetzen, was aber Probleme mit sich bringen kann. Um solche Anpassungen oder Veränderungen erfolgreich vorzunehmen, können Firmen das Change-Management nutzen.
Was ist Change-Management?
Grundsätzlich bedeutet Change Veränderungen, die eine Organisation im Gesamten oder in Teilbereichen durchlebt. Change-Management, oder zu Deutsch Veränderungsmanagement, bezeichnet dabei das Bündel aller Aktionen, Strategien und Vorgehensweisen, die darauf abzielen, die gewünschten Anpassungen zu bewerkstelligen.
Dies kann die Einführung neuer Betriebsmodelle, Abläufe, Systeme oder Verhaltensansätze und auch Änderungen der Unternehmenskultur allgemein enthalten. Dreh- und Angelpunkt ist es dabei, diese Neuausrichtungen und Transformationen nicht nur gut zu planen, sondern sie auch effektiv, mit genügend Bedacht und im richtigen Tempo umzusetzen. Changes können dabei so gut wie alle Bereiche in einem Unternehmen betreffen.
Technologie und IT-Systeme
Dies umfasst die Einführung neuer Technologien, Software-Plattformen oder Prozesse und Aktivitäten rund um die Planung, Zusammenstellung, Lieferung und den Support von IT-Services, kurz das IT-Service-Management. Solche Änderungen können erhebliche Auswirkungen auf die Arbeitsweise der Mitarbeiter haben und erfordern oft umfangreiche Schulungen und Anpassungen auf technologischer wie auch auf Personalebene.
Organisationsstruktur, Personal und Unternehmenskultur
Mitarbeiter, die über Jahrzehnte in stabilen Strukturen gearbeitet haben, stehen plötzlich vor der Herausforderung, sich kontinuierlich weiterzubilden und sich an veränderte Arbeitsabläufe anzupassen. Veränderungen in der Unternehmensstruktur, wie beispielsweise Fusionen oder Akquisitionen, können die Rollen, Zuständigkeiten und Berichtswege der Mitarbeiter völlig auf den Kopf stellen.
Veränderungen in der Kultur eines Unternehmens, zum Beispiel im Hinblick auf Werte, Verhaltensweisen oder Arbeitsweisen, sind in ihrer Tragweite ebenfalls nicht zu unterschätzen – ganz im Gegenteil. Aber auch Personalveränderungen wie Neubesetzungen oder auch Entlassungen müssen, je nach den spezifischen Anforderungen, einen durchdachten Change-Prozess umfassen.
Prozesse und Abläufe
Die Einführung oder Überarbeitung von Geschäftsprozessen kann ebenfalls grundlegende verändern, wie Aufgaben erledigt oder Entscheidungen getroffen werden. Das kann noch so kleine Veränderungen betreffen, wie das verpflichtende Unterschreiben mit der QES bei Stundenaufzeichnungen oder völlig neue Arbeitsweisen meinen, wie die Integration von KI in Tätigkeiten, die zuvor von Hand erledigt wurden.
Produkte und Dienstleistungen
Bei Veränderungen von Produkten oder Dienstleistungen entsteht oft ein Dominoeffekt innerhalb des Unternehmens. Beim Marketing müssen Strategien und Kampagnen überdacht werden, um die Neuerungen zu kommunizieren. Der Vertrieb muss eventuell seine Herangehensweise anpassen und sich mit den geänderten Produktspezifikationen vertraut machen.
Beim Kundenservice könnten Schulungen erforderlich sein, um sicherzustellen, dass Mitarbeiter auf Fragen oder Probleme in Bezug auf das geänderte Angebot vorbereitet sind. Hierbei müssen also gleich mehrere Abteilungen synchronisiert und auf den Wandel ausgerichtet werden.
Externe Faktoren
Zu guter Letzt können auch Änderungen in der regulatorischen Umgebung, im Markt oder bei den Wettbewerbern erhebliche interne Veränderungen innerhalb eines Unternehmens provozieren. Das kann bedeuten, dass Unternehmen ihre Betriebsabläufe anpassen müssen, um diese regulatorischen Anforderungen zu erfüllen.
Marktveränderungen, sei es durch Nachfrageverschiebungen oder neue Technologietrends, können Anpassungen im Produktportfolio oder Geschäftsmodell erzwingen. Und schließlich können Handlungen der Wettbewerber eine Neubewertung der eigenen Positionierung und Strategie notwendig machen. Unternehmen müssen daher stets wachsam sein und bereit, auf diese externen Faktoren proaktiv zu reagieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Es ist wichtig zu betonen, dass, während einige Change-Management-Initiativen nur einen dieser Bereiche betreffen können, viele andere eine Kombination oder sogar alle diese Bereiche umfassen. Entscheidend ist ein integrierter Ansatz, der die Wechselwirkungen und Überschneidungen zwischen den verschiedenen Bereichen berücksichtigt.
Wie kann die Einführung dieser Veränderungsprozesse gelingen?
Einen Change-Prozess erfolgreich durchzuführen, erfordert eine strategische Planung, eine klare Kommunikation im Unternehmen und die Beteiligung aller relevanten Stakeholder sowie der gesamten Belegschaft. Was hier jedoch so einfach klingt, ist mit viel Arbeit und Mental Load (psychische Belastung) verbunden. Jedoch gibt es ein paar Tipps und Richtlinien, die Veränderungsprozesse leichter zum Erfolg führen und Widerständen entgegenwirken können.
1 Investieren Sie Zeit in die Strategie und Planung.
Zunächst muss die Vision und Zielsetzung des Change-Prozesses klar definiert werden. Dies gibt allen Beteiligten eine klare Richtung vor und dient als Leitfaden für die gesamte Initiative. Ein gut formuliertes Ziel gibt den Mitarbeitern nicht nur ein Verständnis dafür, was erreicht werden soll, sondern auch, warum dieser Wandel notwendig ist.
Die Unterstützung des Top-Managements ist ebenfalls entscheidend. Führungskräfte müssen den Wandel vorantreiben, da ihre Zustimmung und aktive Beteiligung oft als Indikator für die Wichtigkeit der Initiative im gesamten Unternehmen gesehen wird. Ohne ihre sichtbare Unterstützung können Change-Prozesse leicht ins Stocken geraten oder sogar ganz scheitern.
Ein proaktiver Ansatz zur Identifizierung und Bewältigung von möglichem Widerstand ist ebenfalls von zentraler Bedeutung. Jede Veränderung kann auf Widerstände stoßen, sei es aufgrund von Unsicherheiten, Ängsten oder einfach nur aufgrund von Gewohnheiten. Frühzeitiges Erkennen dieser Widerstände ermöglicht es, gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um Bedenken auszuräumen und die Akzeptanz des Wandels zu fördern.
2 Nutzen Sie Kommunikation als Schlüssel zum Erfolg.
Schließlich sollte während der gesamten Planungsphase eine offene und ehrliche Kommunikation gefördert werden. Das Einbeziehen von Mitarbeitern und Stakeholdern von Anfang an und das Sammeln ihres Feedbacks kann dazu beitragen, mögliche Fallstricke zu identifizieren und eine stärkere Bindung an den Change-Prozess zu schaffen, da jeder von Beginn an involviert ist.
3 Befähigen und motivieren Sie Ihr Team.
Zielgerichtete Schulungen sind entscheidend, um Mitarbeiter schnell und effektiv auf neue Aufgaben oder Werkzeuge einzustellen. Wenn Mitarbeiter mit den notwendigen Fähigkeiten ausgestattet sind, können sie sich rascher an Veränderungen anpassen und diese erfolgreich umsetzen.
Das Feiern kleiner Erfolge hingegen sorgt für kontinuierliche Motivation, weil es zeigt, dass Fortschritte gemacht werden. Es ist wie ein Zwischenziel bei einem Marathon – es hält das Team am Laufen.
Und schließlich sollte kein Plan in Stein gemeißelt sein: Flexibilität im Vorgehen ermöglicht es Unternehmen, auf unvorhersehbare Herausforderungen zu reagieren und den Change-Prozess anzupassen, ohne das große Ganze aus den Augen zu verlieren.
Eine regelmäßige Überprüfung des Fortschritts ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass Change-Projekte auf Kurs bleiben. Durch gezielte Maßnahmen und Kontrollmechanismen können Abweichungen frühzeitig erkannt und korrigiert werden, bevor sie zu größeren Hindernissen werden. Dabei ist es genauso wichtig, das Feedback der Belegschaft zu hören und angemessen darauf zu reagieren.
Ein iteratives Vorgehen, bei dem Anpassungen basierend auf Rückmeldungen vorgenommen werden, zeigt nicht nur, dass die Führungsebene aufmerksam ist, sondern auch, dass das Unternehmen agil genug ist, um sich in einem sich ständig ändernden Umfeld zu bewegen und anzupassen.
5 Fördern Sie die Festigung und Integration in den Arbeitsalltag.
Die Änderungen sollten in die täglichen Arbeitsabläufe und -praktiken integriert werden, sodass sie zur neuen Normalitätwerden. Es kann sinnvoll sein, Strukturen wie Schulungen, Ressourcen oder Tools bereitzustellen, die den Mitarbeitern helfen, die Veränderung dauerhaft anzunehmen und beizubehalten. Auch nachdem die Veränderung implementiert wurde, ist es wichtig, deren Fortschritt und Effektivität weiterhin zu überwachen und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen.
Eine Kultur des kontinuierlichen Feedbacks hilft zudem, sicherzustellen, dass die Veränderung weiterhin relevant und effektiv ist. Auch nach der Einführung der Änderung ist es wichtig, deren Wert und Bedeutung regelmäßig zu kommunizieren, um sie im Bewusstsein der Mitarbeiter zu halten.
„Marktveränderungen, sei es durch Nachfrageverschiebungen oder neue Technologietrends, können Anpassungen im Produktportfolio oder Geschäftsmodell erzwingen. Und schließlich können Handlungen der Wettbewerber eine Neubewertung der eigenen Positionierung und Strategie notwendig machen.“
Markus Vogt, REALTECH AG
Insgesamt gilt es sicherzustellen, dass die eingeführten Veränderungen nicht nur kurzfristig wirksam sind, sondern langfristig Bestand haben und von der gesamten Organisation übernommen werden. Es geht darum, Rückfälle in alte Gewohnheiten zu verhindern und zu gewährleisten, dass die Vorteile der Veränderung realisiert und aufrechterhalten werden.
Fazit
In der modernen Geschäftswelt ist Change-Management essenziell, da Unternehmen mit einer bisher ungekannten Dynamik und Komplexität konfrontiert sind. Die Digitalisierung beispielsweise verändert Geschäftsmodelle grundlegend, sodass tradierte Modelle nicht mehr haltbar sind. Zudem verlangen Kunden heute eine fast permanente Anpassung von Produkten und Dienstleistungen an ihre sich stetig ändernden Bedürfnisse – genau das kann den Unterschied zwischen Erfolg und Stillstand ausmachen.
So geht es beim Change-Management nicht nur um technologische oder prozessorientierte Anpassungen. Es handelt sich vielmehr um die Kunst, Menschen auf eine Reise mitzunehmen, sie von der Notwendigkeit und den Vorteilen des Wandels zu überzeugen und ihnen gleichzeitig die Werkzeuge in die Hand zu geben, um diesen Wandel erfolgreich mitzugestalten.
Über den Autor:
Markus Vogt, Director Customer Services bei der REALTECH AG, verfügt über ein tiefgreifendes Verständnis der IT-Branche und eine umfassende Expertise in der Anwendung verschiedener ITSM-Tools und -Technologien. Seine Erfahrung erstreckt sich über die Implementierung und Anpassung von ITSM-Softwarelösungen, um den Kunden dabei zu helfen, ihre Serviceprozesse zu optimieren und Effizienz zu steigern. Mit einem klaren Fokus auf kundenorientierte Prozesse ist er ein zuverlässiger Partner für Organisationen, die ihre Servicequalität verbessern möchten.
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