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Augmented Reality verbessert Kundenbindung und Service

Augmented Reality hat die Unterhaltungswelt erobert und hält nun Einzug in Einzelhandel, Logistik und Healthcare. Wertvolle Daten lassen sich so auf dem Smartphone anzeigen.

Digitalisierung und Globalisierung zwingen Unternehmen aller Branchen, ihre Prozesse zu optimieren, Kosten zu senken und Kunden besser zu betreuen. Gerade im Einzelhandel sind eine höhere Effizienz im Verkauf, geringere Betriebskosten und eine bessere Kundenbindung von entscheidender Bedeutung – gerade, wenn sich Ladengeschäfte immer mehr gegen Online-Shops behaupten müssen.

Die Erwartungen der Kunden sind mittlerweile hoch. Viele von ihnen verlangen umfangreiche Informationen zu den Produkten, die sie interessieren. In der Vergangenheit konnte der Handel solche Informationen nur umständlich zur Verfügung stellen. Heute reicht ein Smartphone und eine einfache App, mit der Mitarbeiter die Barcodes beliebiger Produkte erfassen und ihren Kunden alle gewünschten Informationen zur Verfügung stellen – ohne jemals die Ladenfläche verlassen zu müssen. Das spart nicht nur Zeit, sondern führt auch unmittelbar zu einer hohen Kundenzufriedenheit.

Einer der Vorteile von Barcode-Apps auf Smartphones ist, dass sie durch eine hohe Geschwindigkeit und Genauigkeit überzeugen – selbst bei schwierigen Bedingungen wie Dämmerlicht, blendendem Licht, unebenen Oberflächen oder schwierigen Winkeln beim Einlesen der Barcodes.

Fortschrittliche Barcode-Apps können in jede beliebige ERP-Software eingebunden werden, zum Beispiel in SAP Fiori, das Framework für die Entwicklung mobiler SAP-Applikationen, aber auch in SAP Warenwirtschaft oder SAP Hybris. Ebenso kann die Scan-Funktionalität natürlich auch mit einem speziellen Software Development Kit (SDK) in andere betriebswirtschaftliche Software für Retailer integriert werden.

Gelingt es Einzelhändlern, Mitarbeitern und Kunden über Barcode-Apps, die mit Augmented-Reality-Funktionen (AR) erweitert sind, zusätzliche Informationen zu Produkten bereitzustellen, verschaffen sie sich eine gute Ausgangsposition, um ihr Unternehmen zukunftssicher zu gestalten.

AR ermöglicht Mitarbeitern am Wareneingang, die Basisdaten physischer Produkte mit weitergehenden Informationen zu Lieferfristen und alternativen Bezugsquellen oder auch Produktbildern anzureichern. Wenn Verbraucher Barcodes einer ganzen Produktgruppe in einem Regal auf einmal einlesen, sehen sie mit Hilfe von AR auf einen Blick, welche Produkte ihren jeweiligen Anforderungen am besten entsprechen. So werden im Smartphone-Display etwa alle laktosefreien Produkte in einer angezeigten Liste grün und die veganen gelb hervorgehoben.

Augmented Reality in der Logistik steigert Effizienz

Ein weiterer Einsatzbereich ist die Logistik. Post- und Paketunternehmen ersetzen konventionelle Barcodescanner mehr und mehr durch Smartphones, mit denen Mitarbeiter die Infos auf den einzelnen Sendungen und Paletten einlesen. Sie erfassen mit einem einzigen Scan mehrere Strichcodes.

Das AR-Overlay der Smartphone-App ermöglicht sofort den Zugriff auf zusätzliche Daten aus anderen Quellen, wie detaillierte Lager- und Produktionsdaten. Beim Beladen des Zustellfahrzeugs liest der Fahrer die Daten von Sendungen ein. Anschließend lässt er sich die Pakete in einem virtuellen Modell auf seinem Bildschirm in der für die Auslieferung effizientesten Reihenfolge anzeigen.

Möglich ist auch, dass AR-Funktionen den Zusteller am Entladeort zum Beispiel auf fehlende oder falsche Objekte aufmerksam machen. Ferner kann er sich im virtuellen Laderaum den Ort von Sendungen mit strikten Lieferzeitvorgaben, zum Beispiel bei pharmazeutischen Produkten, anzeigen lassen.

Wenn ein Kunde seine Pakete nach einem vergeblichen Zustellversuch beispielsweise in einem Paketshop abholt, findet ein Mitarbeiter die gesuchten Sendungen in einem unübersichtlichen Lagerraum schneller, wenn sie vor der Einlagerung entsprechend markiert wurden. Multiscanning und AR-Funktionen steigern die Effizienz in der Logistik deutlich, reduzieren menschliche Fehler und ermöglichen bessere Entscheidungen.

Patientenarmbänder liefern Basisdaten

Barcodes bieten zum Beispiel auch im Gesundheitswesen eine der schnellsten Möglichkeiten, grundlegende Daten über Produkte und Geräte anzuzeigen. Hier gehen die Zeiten der manuellen Dokumentation grundlegender Arbeitsabläufe in der Patientenversorgung zu Ende. Immer mehr Gesundheitsprozesse und die dazugehörigen Daten werden digitalisiert, um Genauigkeit und Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten. Barcodes auf Arzneimitteln, medizinischen Geräten und Patientenarmbändern werden schrittweise zu wichtigen Informationsträgern in vielen Bereichen des Gesundheitswesens.

Samuel Mueller, Scandit

„Mit Smartphones und Tablets als Datenerfassungs-Tools profitieren Krankenhäuser von niedrigeren Gesamtbetriebskosten als bei herkömmlichen Barcodelesegeräten.“

Samuel Müller, Scandit

Mit Smartphones und Tablets als Datenerfassungs-Tools profitieren Krankenhäuser von niedrigeren Gesamtbetriebskosten als bei herkömmlichen Barcodelesegeräten. Werden die Daten der Patientenarmbänder um AR-Funktionen erweitert, erhalten medizinische Fachkräfte direkt auf dem Display weitergehende Auskünfte zur Patientenanamnese, den verabreichten Medikamenten oder Laborbefunden. Zuvor lagen diese Infos nur auf Papier vor oder Ärzte und Krankenschwestern mussten sie manuell aus verschiedenen Quellen zusammentragen. Diese Zusatzinformationen beschleunigen die Informationsbereitstellung, erhöhen die Patientensicherheit und gewährleisten eine höhere Versorgungsqualität.

Unternehmen testen Wearables

Einzelhandel, Logistik und Gesundheitswesen sind nur einige der Branchen, die von Smartphones und Augmented Reality profitieren. In anderen Anwendungsszenarien, zum Beispiel bei Servicetechnikern im Außendienst oder Mitarbeitern an Fertigungsstraßen, werden bald schon Wearables und Datenbrillen wie Microsoft HoloLens eine wichtige Rolle spielen. Unternehmen erproben sie in ausgewählten Projekten.

Wearables ermöglichen Anwendern, die AR-Technologie freihändig zu nutzen. Solche Lösungen bieten Barcodeerfassung, Echtzeit-Objekterkennung sowie Indoor-Navigation und lassen sich in umfangreiche Anwendungsszenarien für Field Service oder Warehouse Management integrieren.

Über den Autor:
Samuel Müller ist CEO und Mitbegründer von Scandit und verantwortlich für die strategische Ausrichtung, das Marketing, den Vertrieb und die Geschäftsentwicklung. Vor Scandit war er Unternehmensberater und Projektleiter für multinationale Unternehmen wie Swiss Airlines, Swiss Re und IBM sowie Corporate Researcher im IBM Zurich Research Lab.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder und entsprechen nicht unbedingt denen von ComputerWeekly.de.

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