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5 Tipps gegen Unsicherheiten beim Einsatz von KI
Auf den Einsatz von KI zu verzichten, ist für Firmen keine Option. Um den mit der Nutzung verbundenen Herausforderungen zu begegnen, sollten sie folgende Tipps berücksichtigen.
Viele Unternehmen wollen Künstliche Intelligenz (KI) einsetzen, die sogenannte „FOMO“ (fear of missiong out) beschäftigt Führungsetagen. Ob bei Videokonferenzen, in Applikationen, für das Enterprise Network, bei Cybersecurity oder in internen Prozessen, irgendwie scheint KI die Antwort auf alles zu sein. Doch im gleichen Atemzug verbieten mehr als ein Drittel der deutschen Unternehmen den Einsatz von KI, laut der aktuellen Data Privacy Benchmark Study von Cisco.
Das ist darauf zurückzuführen, dass gerade in Deutschland viel Unsicherheit herrscht. Strenge Vorgaben in Sachen Datenschutz regeln den Umgang mit urheberrechtlich geschützten oder personenbezogenen Daten. Wer hier nicht sorgfältig arbeitet, kann mit empfindlichen Strafen rechnen. Zudem besteht die Gefahr, dass Mitarbeiter unbewusst geistiges Eigentum des eigenen Unternehmens in externe KI-Tools eingeben und potenziell den Mitbewerbenden, der die gleiche KI nutzt, leistungsfähiger machen.
Die Sorge vor Regulierung führt jedoch dazu, dass Deutschland im internationalen Wettbewerb zurückfällt. Laut dem AI Readiness Index von Cisco sind hierzulande nur sieben Prozent der Unternehmen vollständig auf den Einsatz von KI vorbereitet. Weltweit sind es 14 Prozent. Schon heute zeigt sich klar, dass KI in Zukunft genutzt wird und die Wertschöpfung in vielen Bereichen erhöht. Sie ist attraktiv für Investoren, so dass viel Venture Capital in KI und Large Language Models (LLMs) fließt.
Damit auch deutsche Unternehmen von der Zukunftstechnologie KI profitieren, statt sie aus Angst verbieten zu müssen, sollten sie die folgenden fünf Tipps beherzigen:
Chancen und Risiken abwägen
KI eröffnet zahlreiche Chancen, indem sie Routinetätigkeiten automatisiert. Dies lindert nicht nur den Fachkräftemangel, sondern beschleunigt auch Software-Entwicklung, Forschung und Wertschöpfung. Tägliche Arbeitsprozesse wie Videokonferenzen, Projektmanagement oder Vertrieb können wesentlich von KI profitieren. Dies gilt nicht nur in puncto höherer Effizienz, sondern auch für mehr Kreativität durch neue Inspirationen. Entsprechend glauben weltweit 61 Prozent der Unternehmen, dass höchstens ein Jahr Zeit für die Umsetzung einer KI-Strategie bleibt. Sonst wird ihr Geschäft erheblich beeinträchtigt.
Das Risiko liegt also eher darin, auf KI zu verzichten. Ein guter Einstieg sind kleinere und lokal betriebene Modelle. Diese sind klar im Trend und auch in Deutschland verfügbar. Sorgfalt ist auch hier geboten, eine klare Cybersicherheitsstrategie und eine präzise Beschreibung der Nutzung sind unabdingbar. Mögliche Gefahren bei der KI-Nutzung sind Verstöße gegen den Schutz persönlicher und sensibler Daten oder das geistige Eigentum. KI-Tools können auch einseitige Ergebnisse erzeugen, bis hin zu komplett falschen Resultaten durch Halluzinationen. Daher sollten Unternehmen auf Basis von Analysen eine umfassende Risikoabschätzung erstellen. So können sie fundiert bewerten, ob der KI-Einsatz in verschiedenen Bereichen wirklich gefährlich ist. Hier hilft es sicher, den European AI Act als Leitfaden zu verinnerlichen.
Die richtigen Tools definieren
Ein Ausprobieren von KI-Tools für einzelne Anwendungsfälle ist häufig der erste Schritt. Diesem muss eine umfassende Strategie für den Einsatz von KI folgen, welche auch die richtigen Tools definiert. Deutsche Unternehmen legen den Schwerpunkt ihrer KI-Strategie meist auf höhere Produktivität und Effizienz. Die Erschließung neuer Einnahmequellen liegt auf dem letzten Platz. Doch eine gut definierte KI-Strategie sollte auch auf erweiterte und neue Geschäftsmodelle abzielen.
„Auch mit strengen Datenschutzvorgaben lässt sich KI rechtssicher betreiben. Doch dazu sind die entsprechenden Vorgaben zu analysieren und geeignete Prozesse einzuführen.“
Christian Korff, Cisco Deutschland
Mitarbeitende schulen
Die richtige Nutzung von KI ist kein Selbstläufer, denn die Eingabe von Daten und Befehlen hat einige Fallen:
- Es dürfen keine sensiblen Unternehmensdaten oder personenbezogene Informationen genutzt werden.
- Wer die KI einseitig füttert, erhält einseitige Ergebnisse. Daher sind die richtigen und ausreichend diverse Daten einzugeben.
- Auch das Prompting selbst kann zu zahlreichen Compliance-Verstößen führen. So dürfen Mitarbeitende dem KI-Tool keine Befehle für verbotene Aktionen erteilen.
Entsprechend ist eine umfassende Aus- und Weiterbildung für die Mitarbeitenden nötig, damit sie den richtigen Umgang mit KI lernen.
Datenschutz und Compliance klären
Auch mit strengen Datenschutzvorgaben lässt sich KI rechtssicher betreiben. Doch dazu sind die entsprechenden Vorgaben zu analysieren und geeignete Prozesse einzuführen. Zum Beispiel können Unternehmen in einer geschützten und sicheren Umgebung verschiedene KI-Tools mit ihren Anwendungen und Daten für ihre Problemstellungen lokal testen. So lassen sich eigene KI-Lösungen entwickeln, ohne sensible Daten in öffentliche KI-Anwendungen einzugeben.
Massiv in Infrastruktur investieren
Keine Frage: KI ist extrem datenintensiv und benötigt eine hochskalierte Infrastruktur. Hier sind sowohl Unternehmen als auch die Politik gefragt. Denn vor allem kleine und mittelständische Unternehmen sind auf öffentlich verfügbare Systeme, KI-fähige Rechenzentrumsdienste sowie angemessene Nutzungspreise angewiesen. Nur dann können sie die Chancen von KI für ihre Anwendungsfälle und Wertschöpfung genauso nutzen, wie die etablierten Big Player mit ihren starken finanziellen und logistischen Kapazitäten.
Mit Hilfe dieser fünf Tipps können Unternehmen von KI profitieren und ihre Unsicherheiten bei der Nutzung abbauen. Denn KI ist gekommen, um zu bleiben. Sie lässt sich nicht verbieten, man muss sie zukunftsfähig gestalten.
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