NicoElNino - stock.adobe.com
Wie Low Code Tools in BI-Anwendungen integriert werden
Im Interview spricht Yellowfin CTO Brad Scarff darüber, warum Analytics-Anbieter damit beginnen, Low-Code-Tools als Teil ihres Angebots zur Verfügung zu stellen.
Softwareanbieter wie Salesforce und Microsoft stellen bereits seit einigen Jahren Entwicklungs-Tools zur Verfügung – Salesforce führte 2014 Salesforce Lightning ein, zwei Jahre später antwortete Microsoft mit PowerApps.
Diese richten sich jedoch nicht speziell an Entwickler von Business-Intelligence-Anwendungen. Daher sind auch BI-Anbieter in das Marktsegment vorgedrungen. Ende 2019 brachten Looker, Yellowfin, Sisense und Alteryx Plattform-Updates auf den Markt, die Entwicklungs-Tools enthalten, mit denen man Anwendungen anpassen kann, ohne viel Code schreiben zu müssen.
Da auch Yellowfin diesen Trend verfolgt, beantwortet dessen CTO Brad Scarff Fragen zu den neuen Tools des BI-Anbieters. Außerdem geht er darauf ein, warum Yellowfin Entwickler als neue Zielgruppe betrachtet.
Im ersten Teil dieses zweiteiligen Interviews erläuterte Scarff die Geschichte von Low-Code-Tools und was Yellowfin dazu inspiriert hat, die Tools in das jüngste Plattform-Update aufzunehmen. Im zweiten Teil spricht er über den Dashboard Code Mode von Yellowfin, sowie darüber, was die Tools in Zukunft für Geschäftsanwender bedeuten.
Der Dashboard Code Mode wurde im November als Teil von Yellowfin 9 eingeführt. Können Sie beschreiben, was Entwickler damit machen können?
Brad Scarff: Der Code Mode verbindet die Einfachheit und Geschwindigkeit des Drag-and-Drop-Paradigmas mit der Flexibilität und Leistungsfähigkeit einer Codeschnittstelle. Im Visual Mode können Entwickler Komponenten per Drag and Drop auf eine flexible Oberfläche ziehen, um umfangreiche, leistungsstarke analytische Dashboards zu erstellen.
Mit einem Mausklick können entsprechend geschulte Entwickler in den Code Mode wechseln, über den sie auf den Code von hinzugefügten Objekten zugreifen und diesen erweitern können, oder sie können völlig neue Komponenten in webbasierten Standardsprachen programmieren.
Möglich sind zum Beispiel HTML, JavaScript und CSS für das Styling. Die Idee ist, die Erstellung einzigartiger, kundenspezifischer Erlebnisse auf effiziente Art und Weise zu ermöglichen, wobei Drag und Drop dort eingesetzt wird, wo es sinnvoll ist, und der Code dort, wo er benötigt wird.
Was kann man damit bauen?
Scarff: Es eröffnet den Kunden eine Vielzahl von Möglichkeiten – von der Erstellung einer hochgradig angepassten Navigation bis hin zur Einbettung von Webformularen direkt neben den Analysekomponenten in ein Dashboard, die zur Aktualisierung der zentralen Transaktionssysteme über API-Aufrufe verwendet werden. Die analytische und die Transaktionswelt nähern sich unserer Ansicht nach an. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, Aktionen so nah wie möglich bei der praktischen Umsetzung von Erkenntnissen zu initiieren. Dies ist ein wesentlicher Vorteil des Code Mode.
Welche anderen Programmierungswerkzeuge waren Teil des letzten Updates?
Scarff: Zusätzlich zum Code Mode haben wir die Möglichkeit für Entwickler eingeführt, wiederverwendbare Komponenten zu erstellen und diese als Plug-in in ihre Yellowfin-Instanz zu integrieren, wodurch diese benutzerdefinierten Komponenten über die Drag-and-Drop-Schnittstelle – wir nennen diese Code Widgets – auch für nicht-technische Benutzer in der Plattform verfügbar sind.
Zum Beispiel könnte ein Kunde eine hochspezialisierte Form eines Datumsfilters benötigen, um bestimmte, nicht standardmäßig unterstützte Definitionen des Geschäftsjahres zu unterstützen. Ein Entwickler kann dieses Widget programmieren und in Yellowfin importieren, und nicht-technische Benutzer können diesen Filter dann auf jedem beliebigen Dashboard einsetzen.
Sind Entwickler ein unerschlossener Markt für Analytics-Anbieter?
Scarff: Es gibt zwei Möglichkeiten, dies zu beantworten. In beiden Fällen ist die Antwort ja.
Für Entwickler in Unternehmen, die Softwareprodukte herstellen, trifft das absolut zu. Kunden verlangen analytische Einblicke in ihre Softwarelösungen und Softwareunternehmen nutzen zunehmend die große Erfahrung im Bereich Analytics als Differenzierungsmerkmal.
Viele existierende Softwareprodukte haben mit einem eigenen Build begonnen und finden dies nicht nur schwierig und kostspielig in der Wartung, sondern sie sind auch nicht in der Lage, mit den Kundenerwartungen oder den Fähigkeiten der Konkurrenz Schritt zu halten. Andere haben immer noch eingebettete BI-Legacy-Lösungen und wollen sich modernisieren.
„Die analytische und die Transaktionswelt nähern sich unserer Ansicht nach an. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, Aktionen so nah wie möglich bei der praktischen Umsetzung von Erkenntnissen zu initiieren. Dies ist ein wesentlicher Vorteil des Code Mode.“
Brad Scarff, Yellowfin
Für Entwickler als Individuen trifft dies aber auch zu. Traditionell gab es eine Verzweigung von Fähigkeiten – einerseits BI-Entwickler, die oft gut mit Daten und Datenbanken umgehen konnten und ein oder mehrere BI-Tools beherrschten, und andererseits Hardcore-Entwickler mit Kenntnissen in Webentwicklungstechniken, -sprachen und -Frameworks.
Die erste Kategorie hatte schon immer ein Interesse an BI-Plattformen. Mittlerweile sehen wir aber eine steigende Nachfrage auch bei traditionelleren Hardcore-Entwicklern. Diese Entwickler sind nach wie vor an unseren BI-Zertifikaten interessiert, stellen aber auch zusätzliche Anforderungen.
Sind diese Arten von Codewerkzeugen fortgeschritten genug, dass ein normaler Geschäftsanwender – einer ohne Softwareentwicklerausbildung und ohne Kenntnisse in der Codierung – sie implementieren und verwenden kann?
Scarff: Viele Geschäftsanwender verfügen heutzutage über grundlegende Programmierkenntnisse, und für sie sind unser Dashboard Canvas und Code Mode einfach zu bedienen. Durch die Verwendung von Code Widgets können Geschäftsanwender durch die Integration kleiner Komponenten mit kundenspezifischer Funktionalität noch mehr Möglichkeiten erhalten, um komplexere und individuell angepasste Analyselösungen zu kreieren.
Sind diese einfach zu bedienenden Code-Tools ein Zeichen dafür, dass letztendlich alle Aspekte des Analyseprozesses per Self-Service bearbeitet werden können?
Scarff: Bis zu einem gewissen Grad stellen Low-Code-Lösungen weniger qualifizierten Anwendern mehr Leistung zur Verfügung. Dennoch glauben wir, dass die besten analytischen Lösungen, je nachdem, wie das Endprodukt aussehen soll, das Ergebnis einer Zusammenarbeit sind.
Wenn Sie zum Beispiel eine Analyselösung zur Einbettung in Ihre SaaS-Anwendung erstellen, benötigen Sie umfangreiche Kenntnisse zu den Daten, um ein präzises und optimiertes Reporting-Erlebnis zu gewährleisten, traditionelle BI-Entwickler, um Reporting-Content zu erstellen, Customer Experience Designer, um ein ansprechendes, markengerechtes Design zu entwickeln, Data Scientists, um das Vorhersagepotenzial in Ihren Daten freizusetzen und den Kunden einzigartige Einblicke zu bieten, und schließlich Entwickler, um sicherzustellen, dass sich die Analyseerlebnisse sowohl auf technischer Ebene als auch auf der Ebene der Benutzeroberfläche nahtlos in Ihre Anwendung einfügen, und um jene benutzerdefinierten Elemente zu erstellen, die Ihre Lösung auszeichnen.