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Wie Low Code Tools BI-Kundenbedürfnisse erfüllen
Yellowfin CTO Brad Scarff diskutiert im Interview, wie und warum Low Code Tools für die Anwendungsentwicklung im BI-Bereich eingesetzt werden.
Bis vor kurzem waren Low Code Tools vor allem die Domäne von Softwarekonzernen wie Microsoft und Salesforce. Doch in den letzten Monaten traten eine Reihe von Business-Intelligence-Anbietern in das Marktsegment, indem sie Low-Code-Funktionen in ihre Plattformen aufnahmen.
Im November 2019 führte Looker in Version 7 seiner Plattform sowohl ein Entwicklungs-Framework als auch einen Marktplatz für Entwickler-Tools ein. Yellowfin präsentierte in Version 9 seiner BI-Anwendung den Dashboard Code Mode und das Dashboard Canvas. In diesem Monat integrierte Sisense Funktionen, die Anwendern bei der Erstellung von Unternehmensanwendungen helfen sollen. Schließlich führte Alteryx eine Integration mit Tableau Hyper als Teil von Alteryx 2019.4 ein.
So wie es heute eine Vielzahl von Tools gibt, die die Verwaltung und die Verarbeitung von Daten erleichtern sollen, zielt der neue Trend, Low Code/No Code Tools bereitzustellen, darauf ab, den Prozess der Softwareentwicklung zu vereinfachen.
Brad Scarff, CTO von Yellowfin, diskutiert in diesem Interview den Einsatz von Low Code Tools in Business-Intelligence-Anwendungen. Im ersten Teil dieses zweiteiligen Interviews geht Scarff sowohl auf die Geschichte der Low Code Tools als auch auf die Gründe ein, die Yellowfin dazu bewogen, sie in seine BI-Software zu integrieren.
Im zweiten Teil spricht er über den Einstieg in den Low-Code-Markt und was die Tools für Geschäftskunden in den kommenden Jahren bedeuten.
Sind Low Code und No Code Tools ein neues Phänomen, oder gibt es diese schon länger?
Brad Scarff: Die spezifische Terminologie von Low Code/No Code oder Low-Code-Entwicklungsplattformen wird immer häufiger verwendet, die eigentlichen Konzepte sind jedoch nicht neu. Die Möglichkeit, verschiedene Arten von Anwendungen, Workflows oder andere technische Ergebnisse zu erstellen, indem vorgefertigte Komponenten über eine benutzerfreundliche IDE [Anm. integrierte Entwicklungsumgebung] zusammengestellt und bei Bedarf durch kleine Mengen an Programmierung ergänzt werden – im Gegensatz zur Erstellung ganzer Anwendungen von Grund auf – gibt es seit vielen Jahren.
Denken Sie an die in den 1990er Jahren populären Sprachen der vierten Generation wie PowerBuilder, Gupta SQLWindows [Anm. später Centura] und in geringerem Maße Visual Basic. Viele dieser Sprachen der vierten Generation gewannen in der Client-Server-Ära an Bedeutung, überlebten aber den Wechsel zu webbasierten Anwendungen nicht, so dass die meisten Entwickler in diesem Bereich wieder auf klassische Programmiersprachen und -techniken zurückgriffen.
Warum dann das jüngste Wiederaufleben von Low-Code-Funktionen?
Scarff: Der Anstieg der Popularität dieses Konzepts wurde durch eine Reihe von Faktoren begünstigt. Dazu gehören die zunehmende Komplexität und die technischen Fähigkeiten traditioneller Geschäftsanwender in Verbindung mit der zunehmenden Prävalenz von Kodierung und Daten in Studiengängen, die wachsende Nachfrage nach neuen Anwendungen mit begrenzten Ressourcen, um diese zu erfüllen, und die Zugänglichkeit und Benutzerfreundlichkeit von Cloud-basierten Computerplattformen.
Sind Low Code Tools ein neues Phänomen für BI- und Analytics-Anbieter, auch wenn sie nicht unbedingt im weitesten Sinne neu sind?
Scarff: In den meisten Fällen wurden von Anfang an BI-Tools für Geschäftsanwender entwickelt und mit Drag-and-Drop-Schnittstellen eingesetzt. Es gibt kleinere Ausnahmen, bei denen Anbieter Drag and Drop über ihre Codierungsschnittstellen hinzugefügt haben.
In den letzten Jahren haben BI-Anbieter die Möglichkeit, Visualisierungen in Anwendungen einzubetten, durch Hinzufügen von APIs und in einigen Fällen durch die Möglichkeit, BI-Inhalte per Code zu erweitern, eingeführt.
Oftmals wurde diese Funktion nur eingeschränkt implementiert, zum Beispiel die Möglichkeit, benutzerdefinierte Diagramme zu integrieren. Benutzer musste dann eine proprietäre Sprache lernen, oder die codierten und No-Code-Anwendungen funktionieren nicht nahtlos zusammen.
Was hat Yellowfin dazu bewogen, in den Ring zu steigen und Low Code Tools in Yellowfin 9 zu integrieren?
Scarff: Yellowfin wurde als eine Plattform konzipiert, die von einem breiten Spektrum von Geschäftsanwendern genutzt werden kann, von technischen Mitarbeitern bis hin zu Fachleuten. Unsere Benutzeroberfläche wurde in erster Linie für die Arbeit im Drag-and-Drop-Modus entwickelt, mit dem beliebige Daten modelliert, transformiert und in eine Reihe von visuellen Inhalten für Geschäftsanwender zusammengestellt werden können, zum Beispiel Diagramme, Berichte, Dashboards und Stories.
„Die spezifische Terminologie von Low Code/No Code oder Low-Code-Entwicklungsplattformen wird immer häufiger verwendet, die eigentlichen Konzepte sind jedoch nicht neu.“
Brad Scarff, Yellowfin
Darüber hinaus haben sich viele Entwicklungsunternehmen für Yellowfin entschieden, um die Analysekomponenten ihrer Lösung bereitzustellen, indem sie unsere Plattform nutzen, anstatt eine Analyselösung von Grund auf neu in ihre Produkte zu integrieren. Diese Unternehmen verwenden in der Regel Webentwickler, um visuelle Komponenten von Yellowfin in ihre Anwendung über die Yellowfin-APIs einzubetten.
Wir sahen die Möglichkeit, diese beiden Welten miteinander zu verbinden, um den Unternehmen mehr Macht und Flexibilität zu verleihen und den Softwareunternehmen verbesserte Produktivitäts- und Integrationsmöglichkeiten zu bieten.
Yellowfin hat also damit begonnen, die Codierungswerkzeuge einzuführen, um ein breiteres Publikum anzusprechen?
Scarff: Das waren Schlüsselprobleme, die wir in Version 9 lösen wollten – insbesondere die Öffnung der Plattform, um unbegrenzte Anpassungen zu ermöglichen, die Sicherstellung, dass vertraute Sprachen ohne weitere proprietäre technische Fähigkeiten verwendet werden können, und der Aufbau einer Kundenerfahrung, bei der No Code und Low Code nahtlos miteinander verschmelzen.