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Wie China in wenigen Jahren zum Technologieführer wird

Viele Technologiekonzerne suchen inzwischen eine enge Kooperation mit chinesischen Unternehmen, um von deren Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu profitieren.

Viele Jahre lang hatte China das Image einer Kopiernation. Sogar staatlich geförderte Industriespionage wurde den Chinesen nachgesagt. Ob das wirklich der Fall war oder noch ist, lässt sich nicht klären. Fakt ist aber, dass China auf vielen Gebieten inzwischen aufgeholt hat oder bereits führend ist – und das auch bei vielen Zukunftstechnologien.

„Die Zeiten, in denen die Chinesen nur schnell alles kopiert haben, sind längst vorbei, heute sehen wir echte bahnbrechende Innovationen“, heißt es in einer Studie von PricewaterhouseCoopers.

Kopf-an-Kopf bei Supercomputern

Bereits seit einigen Jahren liefern sich die USA und China ein Kopf-an-Kopf Rennen bei Supercomputern. Im Moment führen die Amerikaner. Doch allein der Umstand, dass China in Riesenschritten aufholt oder die USA sogar überholen kann, ist eine Sensation.

Weitere Beispiele für chinesische Innovationen finden sich inzwischen auch in anderen Hightech-Bereichen, darunter erneuerbare Energien, Lithium-Ionen-Akkumulatoren, Elektroautomobile, Nukleartechnologien, Netzwerktechnologien, Big Data, künstliche Intelligenz (KI), Robotik, Raumfahrt und E-Commerce.

Statistische Daten, wie Umsätze, Exportvolumen und Investitionen belegen die chinesische Hightech-Entwicklung mit beeindruckenden Zahlen. So hat China schon vor zehn Jahren Platz eins bei den weltweiten Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) eingenommen. Das betrifft sowohl die F&E-Ausgaben im Verhältnis zum BIP als auch die Zahl akademischer Veröffentlichungen.

Chinas Anteil an den weltweiten F&E-Ausgaben von rund zwei Billionen Dollar beträgt 21 Prozent. Gemäß einer US-Vergleichsstudie, die auf der jeweiligen Kaufkraft beruht, liegt China mit seinen F&E-Ausgaben mit der EU gleichauf.

Flankierende Maßnahmen in der Wirtschaft

Diese F&E-Aktivitäten werden durch massive Wirtschaftsaktivitäten unterstützt. Dazu gehört die Anwerbung von ausländischen Experten für strategische Sektoren, beispielsweise neue Werkstoffe, Halbleiter, Computer, Luft- und Raumfahrt, Biotechnologie, KI und Robotik. Hinzu kommt der Erwerb ausländischer Patente und die Akquisition von ausländischen Hightech-Unternehmen durch chinesische Konzerne. Schließlich existiert eine dynamische Startup-Szene. So sind von den 262 weltweiten Unicorns (Startups, die mehr als eine Milliarde Dollar wert sind) 86 in China beheimatet.

China hat bei der Umsetzung seiner technologisch-wirtschaftlichen Pläne einen ähnlichen Vorteil wie die USA: Ein immens großer Inlandsmarkt. 1,4 Milliarden Verbraucher mit einem jährlichen Pro-Kopf-Einkommen von nominal 8.000 Dollar und 15.000 Dollar in Kaufkraft. Das ist in vielerlei Hinsicht ein Segen für Innovation, denn die riesige Marktgröße verspricht eine ausreichende Rendite, um die Kosten für den Erwerb ausländischer Technologien und einen kumulativen Lernprozess zu decken.

Fokus auf neue Märkte und Technologien

Inhaltlich setzt man in China vor allem auf Technologien, bei denen die Weltmärkte noch nicht aufgeteilt sind und es keine etablierten Platzhirsche gibt. Zwar ist China heute der weltweit größte Autohersteller, doch das betrifft fast ausschließlich Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren für den Inlandsmarkt.

Seit kurzem aber hat sich der Fokus in Richtung Elektroautomobile verschoben. „Bei den Elektroautos denken die Chinesen nicht nur an den Inlandsmarkt, sondern wollen darüber hinaus auch beim Export Weltmarktführer werden“, sagt Venkat Viswanathan von der Carnegie-Mellon-Universität.

China hat bei der Umsetzung seiner technologisch-wirtschaftlichen Pläne einen ähnlichen Vorteil wie die USA: Ein immens großer Inlandsmarkt.

Um diese ehrgeizigen Ziele zu erreichen, müssen chinesische Unternehmen viele internationale Kooperationen eingehen. Deshalb hat man die Grenzen für technologische Partnerschaften weit geöffnet – und deutsche Firmen nutzen diese neuen Möglichkeiten. Volkswagen und die Anhui Jianghuai wollen Elektroautos entwickeln, die auf dem SEAT basieren. Zusammen mit der FAW-Gruppe und einem chinesischen Entwicklungscenter will VW außerdem autonome Autos entwickeln.

BMW entwickelt in China zusammen mit Great Wall Motor Elektro-Minis und will diese auch gleich dort produzieren. Bei den autonomen Autos arbeitet man mit Baidu zusammen. Daimler bemüht sich um eine Lizenz zum Testen von autonomen Autos in Peking – das wäre die erste derartige Lizenz für einen ausländischen Autohersteller.

Der Zulieferer Continental arbeitet mit Didi Chuxing zusammen, um Technologien für Connected E-Autos auf den Markt zu bringen. Der ebenfalls im Zuliefer-Business angesiedelte Bosch-Konzern kooperiert mit NIO, um neue Sensoren und Kontrolleinheiten für E-Autos zu entwickeln.

E-Autos brauchen Batterien

Eng mit den Elektroautos sind deren Antriebstechnologien, vor allem die Lithium-Akkumulatoren, verbunden. Folglich ist man auch hier aktiv. Nach Angaben von Grand View Research soll der Weltmarkt für diese Batterien bis 2025 auf knapp 100 Milliarden Dollar ansteigen. Laut dem Finanzinformationsdienst Bloomberg will China bis 2021 rund drei Viertel des Batterie-Weltmarktes für sich verbuchen.

Führend auf diesem Gebiet ist in China Contemporary Amperex Technology Ltd. (CATL). Dieses Unternehmen hat bei seinem IPO im Juni 2018 rund eine Milliarde Dollar eingenommen. Damit sollen vor allem neue Werke entstehen. Doch schon jetzt betreibt CATL die weltweit größte Lithium-Batterien-Fabrik. Das Werk beliefert unter anderen BMW, Honda, Nissan, Toyota und Volkswagen. Der jährliche Output liegt bei 17 Gigawatt-Stunden. Damit liegt es deutlich vor dem zweitgrößten Werk, das von LG-Chem in Südkorea betrieben wird. Hierbei handelt es sich um ein Joint-Venture mit Panasonic, in dem die Batterien für Tesla gefertigt werden.

Autonome Autos brauchen KI

Für die ehrgeizigen Pläne beim autonomen Fahren sind neue KI-Systeme erforderlich – deshalb will man auch hier an die Weltspitze. Bis 2030 soll dieses Ziel erreicht sein. Mindestens 150 Milliarden Dollar werden insgesamt in KI investiert. Zwar möchte die Bundesregierung Deutschland auf ersten Platz in diesem Segment sehen, doch sie beschreibt nicht, wieviel sie dafür investieren möchte.

Was autonome mobile Objekte angeht, so sammelt China derzeit in einem angrenzenden Bereich umfangreiche Erfahrungen. Das Land hat heute bei kommerziellen Drohnen einen Weltmarktanteil von 70 Prozent.

Zugriff auf modernste Technologien

Dass China heute keine Industriespionage mehr betreiben muss, liegt vor allem daran, dass nahezu alle westlichen Produkte, in denen Spitzentechnologien verbaut sind, in China hergestellt werden.

Ein bekanntes Beispiel ist Foxconn, die vor allem durch die Herstellung von iPhones und iPads bekannt sind. Doch der weltweit größte Elektronikhersteller ist nicht nur der Lieferant von Apple, sondern auch von Hewlett Packard, Dell, Nintendo, Microsoft, Sony, Acer, Amazon, Cisco, Toshiba, Samsung und Intel.

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