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Wie AWS, Dell EMC und HPE dem Multi-Cloud-Trend begegnen
Keine Cloud-Plattform deckt alle Bedürfnisse eines Unternehmens ab. Viele Firmen setzen daher auf eine Multi-Cloud-Strategie, um die wichtigsten Anforderungen zu erfüllen.
Der Cloud-Computing-Boom ist ungebrochen. Die Marktforscher von IDC prognostizieren, dass der weltweite Cloud-Umsatz 2019 die Marke von 200 Milliarden Dollar übersteigt, das entspricht einem Plus von 23,8 Prozent gegenüber 2018.
Der Cloud-Markt teilt sich in die Bereiche Infrastructure as a Service (IaaS), Platform as a Service (PaaS) und Software as a Service (SaaS). Die führenden IaaS- und PaaS-Anbieter sind Amazon Web Service (AWS), Microsoft Azure und Google Cloud Platform, wobei der SaaS-Markt von Salesforce und Microsoft angeführt wird. Mit der zunehmenden Nutzungsbreite gewinnen aber auch klassische Hard- und Softwareanbieter, wie Oracle, IBM und SAP, an Bedeutung.
Das breite Cloud-Angebot hat dazu geführt, dass viele Anwender nicht nur mit einem Anbieter arbeiten. „Nahezu alle Unternehmen verfolgen heute eine Multi-Cloud-Strategie, und dieser Trend wird sich noch verstärken“, sagt Gartner-Analyst Michael Warrilow.
Eigenes Data Center wird zur Cloud
Heute bedeutet Multi Cloud nicht nur die Nutzung von mehreren Providern, sondern schließt auch die eigene Cloud-Plattform ein. Damit wird eine Forderung der meisten Anwender erfüllt, alle Plattformen mit einer einheitlichen Oberfläche managen zu können.
Die großen Cloud-Provider, welche vor wenigen Jahren noch mit dem Anspruch antraten, dass man kein eigenes Rechenzentrum mehr benötigt, haben mittlerweile reagiert. So erschienen jüngst neue Angebote, bei denen die Vorteile einer externen Cloud-Nutzung auch als On-Premises-Lösung verfügbar sind.
Hierbei wird eine Art erweiterte Public Cloud im eigenen Rechenzentrum installiert, bei der Hard- und Software zu dem identisch sind, was auch in der Cloud verfügbar ist, so dass Anwendungen zwischen beiden Infrastrukturen hin- und hergeschoben werden können.
Multi-Cloud-Abrechnung: Opex statt Capex
Die wesentlichen Unterschiede gegenüber früheren lokalen Cloud-Umgebungen sind die verbrauchs- und volumenabhängige Abrechnung sowie die externe Systemadministration. Den Startschuss für diese neuartige Data-Center-Nutzung machte der einstige Cloud-only-Anbieter Amazon. Im Dezember 2018 kündigte AWS Outposts an. Hierbei managt AWS das Cloud-Angebot, und auch die Abrechnung erfolgt wie in der Public Cloud volumenabhängig.
Im März 2019 folgte Dell EMC beziehungsweise VMware mit einem ähnlichen Angebot. VMware Cloud on Dell EMC besteht aus einer Art hyperkonvergenter Infrastruktur (HCI), bei der die On-Premises-Systemkomponenten aufeinander abgestimmt sind. Mit der ebenfalls neu geschaffenen Systemmanagementoberfläche Dell Technologies Cloud lassen sich mehrere Cloud-Anbindungen nahtlos integrieren.
„Wir haben das Software-defined Data Center um die Cloud erweitert“, sagt VMware CEO Pat Gelsinger über das neue Konzept. Auch hier erfolgt die Abrechnung verbrauchsabhängig.
Ein weiterer Anbieter in diesem Marktumfeld ist HPE mit seinem Produkt Greenlake. Wie bei Outposts und Dell EMC erfolgt auch hier die Abrechnung verbrauchsabhängig.
Angebote nicht vergleichbar
Obwohl alle drei Anbieter das gleiche Konzept einer extern gemanagten Infrastruktur verfolgen, sind die Unterschiede zwischen den drei Lösungen erheblich.
Bei Outposts wird im Kundenrechenzentrum die gleiche Hard- und Software installiert, wie sie auch in der AWS-Cloud zum Einsatz kommt. Damit lassen sich Anwendungen zwischen dem eigenen Rechenzentrum und der AWS-Cloud problemlos verschieben. Das heißt, es gibt beim Management und der Workload-Verteilung keinen Unterschied zwischen beiden Infrastrukturen.
Beim Angebot von Dell EMC kommt dagegen ausschließlich Dell-EMC-Hardware zum Einsatz. Für die Cloud-Anbindung gibt es eine Kooperation mit Microsoft Azure. Die Verschiebung von Anwendungen zwischen lokaler Installation und Azure ist somit nur über den Umweg einer vSphere-Umgebung möglich. Das heißt, ähnlich wie bei AWS, unterliegt auch bei Dell EMC das Management beider Infrastrukturen proprietären Einschränkungen. Sowohl bei Outposts als auch bei Dell EMC läuft der Anwender Gefahr eines Vendor Lock-ins.
HPE Greenlake ist in diesem Punkt unabhängiger. Zwar gibt es mit Google eine enge Kooperation, die auf den Validated Designs von HPE basiert, und bei der die Google Cloud Platform als Erweiterung der lokalen Cloud-Umgebung verwendet werden kann. Doch das Angebot schreibt keine spezielle Middleware vor. Zum Beispiel kann VMWare als gemeinsame Umgebung für das Verschieben von Anwendungen nutzen. Unternehmen können aber auch auf AWS, Azure oder jede andere Public Cloud setzen. Damit unterstützt HPE offene Multi-Cloud-Strukturen.
„Die IT-Chefs wollen Wahlfreiheit – vor allem, wenn es um den Auf- und Ausbau von Multi-Cloud-Umgebungen geht“, sagt HPE CEO Antonio Neri.
Multi-Cloud-Probleme: Netzwerk und Performance
Bei aller Euphorie um die neuen Multi-Cloud-Möglichkeiten gibt es auch neue Hindernisse. „Ein besonderes Thema ist die Netzwerk-Virtualisierung innerhalb der neuen Multi-Cloud-Umgebungen. Da muss das Netzwerk praktisch komplett neu virtualisiert werden. Es liegt also noch viel Arbeit vor uns“, sagte Michael Dell auf der Dell Technologies World im März 2019 in Las Vegas.
Ein weiteres Problem ist das Performance Monitoring der Multi Cloud. Hierzu hat Datadog vor kurzem Tracing without Limits angekündigt. Nach Angaben des Anbieters lassen sich damit Probleme bei der User Experience exakt zurückverfolgen – egal, welche Infrastruktur und Deployment-Struktur diesem zugrunde liegt. Dies schließt sowohl Multi-Cloud-Umgebungen als auch Microservices, Container und Serverless-Funktionen ein.