Wi-Fi 7 kommt, aber das Interesse daran ist gemischt

Wi-Fi-Einführungszyklen in Unternehmen

Nach Angaben der Dell'Oro Group waren etwas mehr als 10 Prozent der im dritten Quartal 2023 ausgelieferten Wireless LAN-Geräte Wi-Fi-6E-Geräte. Während einige Anbieter schon Umsätze mit Wi-Fi-7-Geräten verzeichneten, meint Dell'Oro, dass die Wi-Fi-7-Verkäufe in Unternehmen bis 2024 keinen signifikanten Anteil am Umsatz ausmachen werden. Die im November 2023 veröffentlichte Studie WBA Annual Industry Report 2024 ergab, dass 41 Prozent der 196 befragten Unternehmen bei ihrer nächsten Investition in drahtlose Netzwerke den Einsatz von Wi-Fi 6 oder Wi-Fi 6E planen.

Laut Tiago Rodrigues, CEO der Wireless Broadband Alliance (WBA), sind die wichtigsten Treiber für die Einführung von Wi-Fi 6 und Wi-Fi 6E die Digitalisierungsinitiativen der Unternehmen. Diese Initiativen unterstützen unter anderem Fortschritte in den Bereichen Cloud Computing, KI und Remote-Arbeit.

"Unternehmen, die wettbewerbsfähig sein wollen, müssen diese Prozesse digitalisieren und mit Konnektivität versehen sowie mehr Daten sammeln, um bessere Entscheidungen zu treffen", so Rodrigues. Infolgedessen, sähen die Hersteller von Access Points eine erhöhte Nachfrage, da die Wi-Fi-Dynamik weiter zunimmt.

Dem WBA-Bericht zufolge unterstützt Wi-Fi die Digitalisierung in vielen Marktsegmenten von Unternehmen, darunter auch in den folgenden:

• Gastgewerbe: Die Gäste erwarten an jedem Hotelstandort eine hervorragende WLAN-Qualität und -Geschwindigkeit.
• Stadien und Konferenzorte: Diese Bereiche mit hoher Kapazität unterstützen Tausende von Personen, die große Dateien hochladen.
• Einzelhandel: Geschäfte wollen das Einkaufserlebnis für persönliche und Online-Einkäufe verbessern.
• Luftfahrt: Diese Bereiche sind überlastet und nutzen mehrere Arten von Verbindungen, zum Beispiel WLAN und Mobilfunknetze.
• Bodentransport: Der Massentransport muss ununterbrochene Konnektivität mit minimalen Unterbrechungen bieten.
• Industrie und Fertigung: Diese Segmente erfordern eine hohe Servicequalität und eine Priorisierung des Verkehrs.
• Bildung: Schulen wollen dynamische Lernerfahrungen und Fernunterricht ermöglichen.
• Gesundheitswesen: Patienten wünschen sich bessere Erfahrungen, und das Personal möchte seine Produktivität steigern.

Wenn es um die Einführung von Wi-Fi 7 geht, wird es laut Rodrigues wahrscheinlich drei Gruppen von Unternehmen geben. Die erste Gruppe folgt den neuesten technologischen Fortschritten, wie zum Beispiel Automobil- und Bauunternehmen. Diese Gruppe aktualisiert schnell auf den neuesten Standard.

Die zweite und größte Gruppe folgt einem regelmäßigen drei-, fünf- oder sechsjährigen Aktualisierungszyklus. Diese Unternehmen aktualisieren ihr WLAN, wenn sie es brauchen. "Ein großes Stadion kann sich nicht jedes Mal umstellen, wenn es einen neuen Standard gibt, denn das ist eine riesige Investition", so Rodrigues.

Die letzte Gruppe kümmert sich nicht um die neueste Technologie und verwendet den Wi-Fi-Standard, den sie für bestimmte Anwendungsfälle benötigt, sagte er. Zum Beispiel könnte ein Unternehmen Wi-Fi 3 oder Wi-Fi 4 für einfache IoT-Sensoren einsetzen.

Gemischtes Interesse an Wi-Fi 7

Viele Mobilfunkexperten sind frustriert über die rasche Entwicklung von Wi-Fi, während die bestehenden Standards noch ungelöste Probleme aufweisen, wie sie bei einer Diskussion am runden Tisch des Mobility Field Day im November 2023 feststellten.

"Wir haben die Versprechungen von Wi-Fi 6 noch nicht erreicht, aber wir schauen schon auf Wi-Fi 7", sagt Keith Parsons, Geschäftsführer der Wireless LAN Professionals Conference.

Zum Beispiel wirbt Wi-Fi 6 mit der Verwendung von OFDMA (Orthogonal Frequency Division Multiple Access), das die Kanäle unterteilt, um Umgebungen mit hoher Dichte zu ermöglichen. Laut Parsons schalten jedoch die meisten Kunden die OFDMA-Funktion auf ihren Client-Geräten ab, weil sie nicht richtig funktioniert.

Warum also geht die Branche so schnell zu Wi-Fi 7 über, wenn die bestehenden Probleme nicht behoben wurden?

Wi-Fi 7 nutzt nicht nur die 2,4-GHz- und 5-GHz-Bänder, sondern öffnet auch mehr Kanäle im 6-GHz-Band. Theoretisch sollte dies die Leistung und Kapazität verbessern. Laut dem WBA-Bericht gaben 42 Prozent der Befragten an, dass sie die Verfügbarkeit des 6-GHz-Bands als wichtigstes Merkmal sowohl von Wi-Fi 6E, das die Nutzung des 6-GHz-Bands unterstützt, als auch von Wi-Fi 7 ansehen.

"Es ist schwer, sich für einen Wechsel von 6E zu 7 zu begeistern, wenn man sich nur auf [6 GHz] stützt, aber das ist wirklich das Einzige, was mich begeistert", meint Lee Badman, Netzwerkarchitekt und technischer Leiter für Drahtlosnetzwerke an der Syracuse University, während der Roundtable-Diskussion.

Wi-Fi 7 wird jedoch wahrscheinlich auf die gleichen Hindernisse stoßen wie sein Vorgänger Wi-Fi 6E. Zum Beispiel ist die Nutzung des 6-GHz-Frequenzbands mit vielen Voraussetzungen verbunden, etwa Überlegungen zur Stromversorgung, zur geografischen Verfügbarkeit, zu Vorschriften und zu Aktualisierungszyklen von Geräten, so Darrell DeRosia, leitender Wireless-Ingenieur bei den Memphis Grizzlies.

Diese Vorbehalte gelten auch für die erweiterte Nutzung des Frequenzspektrums durch Wi-Fi 7, was eine breite Akzeptanz in naher Zukunft behindern könnte.

Während Wi-Fi 7 auf seinen Durchbruch wartet und die Entwicklung des 6-GHz-Spektrums voranschreitet, werden die meisten Unternehmen feststellen, dass Wi-Fi 6 für ihre geschäftlichen Zwecke vorerst ausreicht, so Shaun Neal, Director of Customer Engagement Strategy bei Evotek.

"In den meisten Umgebungen wird die Dichte, die 6 GHz mit sich bringt, gar nicht benötigt", so Neal. "Stellen wir also Hardware um der Hardware willen her, um die Dinge voranzutreiben, wenn wir nicht den geschäftlichen Bedarf oder die finanzielle Rechtfertigung sehen, nach der die Kunden suchen?"