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Welche Effekte die neuen Microsoft-Lizenzbedingungen haben
Kunden, die Software auf dedizierten Cloud Hosts, einschließlich Microsoft Azure, einsetzen möchten, müssen seit 1. Oktober mit neuen Lizenzbedingungen arbeiten.
Die Änderung der Microsoft-Lizenzbedingungen zum 1. Oktober 2019 betrifft in erster Linie Kunden, die ihre Software auf dedizierten Hosts bei bestimmten Cloud-Anbietern, darunter auch Microsoft selbst, einsetzen wollen.
Microsoft erlaubte es Kunden bisher, ihre Softwarelizenzen auf Hardware einzusetzen, die von traditionellen Outsourcing-Unternehmen bereitgestellt wird. Der Aufstieg des Cloud Computing hat allerdings die Art und Weise verändert, wie Kunden Software betreiben und für Lizenzen bezahlen.
„Dedizierte gehostete Cloud-Services von großen Public-Cloud-Anbietern bieten in der Regel eine globale elastische Skalierung, On-Demand-Provisioning und ein Pay-as-you-go-Modell, ähnlich wie mandantenfähige Cloud-Services“, heißt es dazu bei Microsoft. Diese Unterscheidung zwischen traditionellen Hosting-Umgebungen und Cloud-Umgebungen zum Beispiel von AWS, Azure und Google rechtfertigt laut Angaben des Unternehmens die Änderung der Lizenzbedingungen.
Seit 1. Oktober können Kunden, die On-Premises-Lizenzen ohne Microsoft Software Assurance (SA), Microsofts Volumenlizenzprogramm (Volume Licensing) sowie Mobility-Rechten kaufen, diese nicht mehr zusätzlich zu den dedizierten gehosteten Cloud-Services von Azure, Alibaba, AWS (einschließlich VMware Cloud on AWS) und Google nutzen. Lizenzen, die vor dem 1. Oktober gekauft wurden, sind von der Änderung nicht betroffen.
Beispiele für dedizierte gehostete Cloud-Service-Optionen sind AWS EC2 Dedicated Host, Single-Tenant Compute Nodes innerhalb der Google-Cloud und der von Microsoft neu eingeführte Service Azure Dedicated Host. Kunden, die die letztgenannte Bereitstellungsart wünschen, können mit Azure Hybrid Benefit einen Kostenvorteil gegenüber anderen Cloud-Umgebungen erreichen.
Mit dem Programm erhalten Kunden einen niedrigeren Preis für Azure Dedicated Hosts, wenn sie Windows-Server- und SQL-Server-Lizenzen mit Software Assurance kaufen. Darüber hinaus bieten Windows Server Datacenter Edition und SQL Server Enterprise Edition Benutzern die Möglichkeit, virtuelle Maschinen auf Azure Dedicated Hosts bis zu ihrer maximalen Kapazität einzusetzen.
Änderungen sollen Workloads zu Azure verlagern
Der Schritt zielt darauf ab, mehr Kunden dazu zu bringen, Workloads weg von konkurrierenden Cloud-Anbietern wie AWS und hin zu Microsoft Azure zu verlagern. Amazon CTO Werner Vogels kritisiert die Änderung daher auch auf Twitter:
Yet another bait+switch by $MSFT, eliminating license benefits to force MS use. 1st, MS took away BYOL SQL Server on RDS, now no Windows upgrades w/BYOL on#AWS. Hard to trust a co. who raises prices, eliminates benefits, + restricts freedom of choice. https://t.co/h4RkFHzcjP
— Werner Vogels (@Werner) 5. August 2019
Die Antwort von Vogels ist ein öffentlicher Kursschwenk, da Manager nur selten Wettbewerber kritisieren – eine Ausnahme bildet Oracle-Gründer Larry Ellison.
Einige Analysten bewerten den Schritt von Microsoft allerdings als fair. „Dies ist eine durchaus vernünftige Klarstellung der Regeln und schließt das, was einige Kunden vielleicht fälschlicherweise als Schlupfloch wahrgenommen haben“, sagt Duncan Jones, Analyst bei Forrester. „Microsoft bietet zum Beispiel zwei Möglichkeiten, SQL Server zu lizenzieren: ein Modell mit fester Kapazität und Named Prozessor sowie ein Modell mit Sub Capacity und Concurrent Prozessor, wenn Kunden für Software Assurance bezahlen.“
„Sie benötigen das letztgenannte Modell, wenn Sie in einer hochgradig virtualisierten Umgebung lokal arbeiten, in denen SQL-Workloads mit Nicht-Microsoft-Workloads kombiniert werden, oder wenn Sie einen Public Cloud-Service nutzen“, fügt Jones hinzu. „Diese Ankündigung macht lediglich deutlich, dass Microsoft dedizierte gehostete Cloud-Services genauso behandelt wie eine vollständige Public Cloud oder eine lokale Private Cloud, die eine ähnliche Flexibilität bietet. Das erscheint mir fair.“
Alle drei Arten von Umgebungen bieten Kunden Flexibilität, um bei Bedarf Rechenleistung hinzuzufügen, Hardware auf Wunsch zu ändern und verschiedene Versionen von SQL Server im gleichen virtuellen Serverpool zu mischen. „Alles, was Sie tun müssen, ist, Ihre Lizenzen mit [Software Assurance] abzudecken, und Sie bezahlen nur für die maximale Kapazität, die Sie erreichen“, erläutert Duncan.
Das sind grundsätzlich gute Nachrichten für Kunden, denn der Datenbankmarkt hält die Softwareanbieter in Schach. „Kunden werden auf andere Datenbanken und Entwicklungsplattformen wechseln, wenn Microsoft die TCO für SQL Server zu stark erhöht“, ist der Analyst überzeugt.
Eine bemerkenswerte Ausnahme der von den Änderungen der Microsoft-Lizenzbedingungen betroffenen Cloud-Anbieter ist Oracle. Dies hängt wohl mit der kürzlich geschlossenen Allianz der beiden Unternehmen zusammen, um ihre jeweiligen Cloud-Angebote interoperabler zu machen.
Das Public-Cloud-Angebot von Oracle liegt gemessen am Marktanteil deutlich hinter AWS, Azure und Google zurück. Die Microsoft-Partnerschaft soll Kunden dazu bringen, die Cloud-Angebote beider Unternehmen parallel zu nutzen, zum Beispiel, wenn man Oracle-Anwendungen auf der Azure-Infrastruktur ausführen und sie mit einer Datenbank in der Oracle-Cloud verbinden möchte.