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WebRTC ist als Standard ratifiziert, was nun?
Der ratifizierte WebRTC-Standard ist eine der grundlegenden Technologien für die Einbettung von Kommunikation in Anwendungen. Was ändert sich nun für Anbieter und Anwender?
Das World Wide Web Consortium (W3C) und die Internet Engineering Task Force (IETF) haben Web Real-Time Communications (WebRTC) im Januar 2021 endlich als offiziellen Standard ratifiziert. WebRTC ist eine Sammlung von Standards, Protokollen und JavaScript-API-Definitionen, die Echtzeitkommunikation in Webbrowsern ermöglicht. Zehn Jahre harter Arbeit haben uns zu diesem wichtigen Meilenstein geführt.
WebRTC begann mit dem Ziel einer standardisierten JavaScript-API, die von jedem Entwickler zum Erstellen von Video-Chat-Anwendungen verwendet werden kann. Durch die Einbettung der Technologie in Webbrowser senkte WebRTC die Einstiegshürde für viele Anbieter und verkürzte die Zeit, um Anwendungen auf den Markt zu bringen.
Dieser ursprüngliche Anwendungsfall eines Videochats ist auch heute noch wichtig – wahrscheinlich noch viel mehr wegen der COVID-19-Epidemie. Aber die eigentliche Geschichte ist die Einbeziehung der Vielfalt an WebRTC-Anwendungsfällen und der Übergang der Kommunikation von einem Service zu einem Feature.
Die expandierenden Anwendungsfälle von WebRTC
Die WebRTC-Anwendungsfälle begannen mit Video-Chat und Sprachanrufen, die direkt im Browser möglich wurden. So sahen es auch die Anbieter, die ursprünglich an der frühen Standardisierung von WebRTC beteiligt waren. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr WebRTC-Anwendungsfälle hinzu, darunter die folgenden:
- interaktive Live-Übertragungen mit niedriger Latenz;
- ferngesteuerte Fahrzeuge und Drohnen;
- Enterprise Content Delivery Network (CDN) und Peer-to-Peer-Datenübertragung
- sichere und private Übertragung von Nachrichten;
- Identifizierung von Browser-Bots und Automatisierungen; und
- Fingerprints von Nutzern, die im Internet surfen, um Werbung zu platzieren.
Das W3C arbeitet daran, auf effiziente Weise mehr Low-Level-Kontrollen und Zugriff auf den WebRTC-Technologie-Stack bereitzustellen, um noch mehr Anwendungsfälle zu ermöglichen.
Übergang der Kommunikation vom Dienst zur Funktion
Bis zum Aufkommen des WebRTC-Standards wurden Voice over IP und digitale Kommunikation als Dienste betrachtet. Unternehmen, die Anruffunktionen benötigten, wandten sich an Netzbetreiber oder Kommunikationsanbieter. Für Videokonferenzen gingen Unternehmen zu entsprechenden Spezialisten.
WebRTC hingegen ist für die Masse der Webentwickler zugänglich und öffnet die Türen, um Dienste in verschiedenen Marktsegmenten mit so viel oder so wenig Kommunikation zu implementieren, wie ihre Kunden in ihren Apps benötigen. In diesem Sinne wurde die Kommunikation zu einem Feature und nicht zu einem Service.
Zum Beispiel können Anbieter im Gesundheitswesen heute WebRTC nutzen, um einen eigenen Telemedizin-Service zu implementieren. Sie könnten auch einen spezialisierten Anbieter für Telemedizin nutzen oder sich für einen generischen Anbieter von Kommunikationsdiensten entscheiden, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Jeder dieser Ansätze bringt eine andere Qualität und einen anderen Fokus mit sich.
Ein spezialisierter Telemedizin-Anbieter würde mehr Wert auf die Bedürfnisse und Interaktionen zwischen Arzt und Patient legen als ein generischer Kommunikationsdienstleister. Durch den Einsatz von WebRTC im eigenen Haus erhält der Anbieter im Gesundheitswesen eine engere Integration mit anderen Systemen.
Die gleiche Denkweise gilt für andere Branchen wie Finanzdienstleistungen und E-Commerce. Wir sehen jetzt mehr spezialisierte Anbieter und Organisationen, die sich WebRTC zuwenden, um einen Baustein innerhalb ihres Dienstes zu realisieren, indem sie es als weitere Funktion einbetten, anstatt eigenständige Kommunikationsfunktionen zu bauen.
Die Zukunft des WebRTC-Standards
WebRTC ist nun offiziell ein Standard. Ändert sich dadurch etwas? Nicht wirklich. Entwickler, Start-ups und große Unternehmen sind in den letzten Jahren gleichermaßen davon ausgegangen, dass WebRTC standardisiert werden würde.
Sie haben ihre Pläne auf der Grundlage dieser Annahme gemacht, und Tausende von Anwendungen, die auf WebRTC basieren, werden täglich auf der ganzen Welt eingesetzt. Das Erreichen dieses Meilensteins ändert nichts für diese Anbieter oder ihre Nutzer.
Die größten Herausforderungen von WebRTC sind heute die Unterschiede in den Implementierungen der Webbrowser-Anbieter. Änderungen an Browsern, wie etwa Optimierungs-Updates, Verschlechterungen und sogar Bugs, können die Nutzung und Leistung von WebRTC negativ beeinflussen. Diese Herausforderungen sind jedoch nicht neu und werden auch in absehbarer Zeit nicht verschwinden.
Nach 10 Jahren harter Arbeit in der Branche steckt WebRTC immer noch in den Kinderschuhen, und es liegt noch viel Arbeit vor dem W3C und der IETF. Auch die Browser-Anbieter haben alle Hände voll zu tun, um ihre WebRTC-Implementierungen in die Roadmap aufzunehmen. Die nächsten 10 Jahre werden genauso aufregend sein wie die vorangegangenen.