Was Sie vor dem Kauf einer SSD für Desktop oder Notebook wissen sollten
Wie schneiden SSDs für Desktop-Rechner und Notebooks im Vergleich mit herkömmlichen Festplatten tatsächlich ab?
Die Hersteller von Solid-State-Speichermedien (Solid-State Drives – SSDs) bewerben ihre Produkte aufgrund ihrer Schnelligkeit als den nächsten Entwicklungsschritt für Personal Computer. Wie aber schneiden SSDs für Desktop-Rechner und Notebooks im Vergleich mit herkömmlichen Festplatten tatsächlich ab und lässt sich diese Technologie auch in Ihrer Organisation gut nutzen? Darüber sprach J.R. Nelson, Chefredakteur von DesktopReview.com, in einem Interview mit Andrew Burton von SearchSolidStorage.com.
Wie sehen die Preise von SSDs im Vergleich zu normalen Festplatten aus?
Heutzutage dürfte sich jeder unabhängig vom Budget ein Solid-State-Laufwerk leisten können. Wenn Sie nur ein schnelles Laufwerk zum Booten wollen, müssen Sie nur etwa 50 Dollar investieren und bekommen dafür ein ziemlich schnelles Flash-Laufwerk mit 16 Gigabyte – stecken Sie es in Ihren Computer, und es kann losgehen. Doch selbst Highend-Enthusiasten, die ihre eigenen Computer zusammenstellen, und IT-Profis – im Grund jeder, der seine Computer schneller machen möchte – schauen bei Investitionen in diese Technologie als allererstes auf den Preis.
Für einen direkten Vergleich mit den Kosten von normalen Festplatten ist der Moment etwas ungünstig. Wegen der Überflutungen in Thailand haben sich die Festplatten-Preise gegenüber der Zeit vor sechs Monaten verdoppelt und manchmal sogar verdreifacht. Bei SSD jedenfalls bezahlen Sie derzeit 1 bis 2 US-Dollar pro Gigabyte Kapazität, am oberen Ende also eher 2 Dollar. Wenn es Ihnen nicht allzu sehr auf Performance ankommt, reichen aber 1 bis 1,25 Dollar pro Gigabyte aus. Sie werden also ein passendes SSD finden, egal, wie groß Ihr Budget ist und was Sie vorhaben.
Und wie fällt der Performance-Vergleich zwischen SSDs und Festplatten aus?
Bei traditionellen rotierenden Laufwerken mit magnetischer Speicherung kommt man im besten Fall auf etwas mehr als 100 Megabyte pro Sekunde an Durchsatz und Performance – mal abgesehen von einigen SAS-Platten mit 15.000 Umdrehungen, die in manchen echten Highend-Arrays zu finden sind. Wir werden vielleicht bald auf 130 Megabyte kommen, mehr ist aber kaum noch möglich. Bei SSDs dagegen liegt die Grenze meist nur in der maximalen Geschwindigkeit des SATA-Bus; wir sprechen hier von einem Durchsatz von 500 MB pro Sekunde bei Highend-SSDs. Wenn es wirklich auf die Performance ankommt, können Sie auch zwei davon in einem RAID-0-Array zusammenfassen und so auf bis zu 1 Gigabyte Durchsatz kommen. Insgesamt haben SSDs Potenzial, noch deutlich schneller zu werden. Aber nicht nur aus diesem Grund sind sie so ein attraktives Angebot für die Aufrüstung von Desktops und Laptops.
Die wahre Anziehungskraft von SSDs ergibt sich durch ihre Latenz beziehungsweise eher durch deren Fehlen: Normale Festplatten gehen nach einer Weile, in den Ruhezustand, um Strom zu sparen. Wenn Sie dann auf Daten zugreifen wollen, muss der Computer die Platte erst wieder in Drehung versetzen, die Daten darauf suchen und an das Betriebssystem übergeben. SSDs dagegen kennen kein Anfahren und Auslaufen. Es gibt zwar auch bei ihnen einen Ruhezustand, doch das Zurückwechseln in den aktiven geschieht fast ohne jede Verzögerung. Mit Latenz bezeichnet man die Geschwindigkeit, mit der ein Speichermedium Daten findet und ausgibt. Mit SSDs liegen die Werte hier im Bereich von Zehntel-Millisekunden – Sie merken also gar nichts davon. Aber Sie können einen Computer in vier oder fünf Sekunden hochfahren. Oder Photoshop, das normalerweise vielleicht zehn Sekunden zum Laden braucht: Mit SSDs ist es in ein, zwei Sekunden da.
Die Leute protzen bei SSDs also gern mit hohen Durchsatz-Werten, doch darauf kommt es gar nicht an. Vor allem bei älteren Systemen, die etwas schneller gemacht werden sollen, reicht es aus, dafür eine einfache SSD einzusetzen. Damit kommen Sie vielleicht nur auf Transfer-Raten von 150 oder 200 MB pro Sekunde, aber die Latenz ist unmerklich, und genau dadurch erscheint der Computer wirklich schnell.
Lassen Sich in Laptops beliebige SSDs installieren oder gibt es Kompatibilitätsprobleme?
Jeder Desktop- oder Laptop-Rechner, den man heute kaufen kann, sollte den SATA-Standard beherrschen. Darüber, ob sich eine SSDs dort physisch einstöpseln lässt, brauchen Sie sich also keine Gedanken zu machen. Ein paar Dinge sollte man aber schon beachten. So wurden ältere Computer – noch vor wenigen Jahren – mit dem SATA-2-Standard ausgeliefert, der nur bis 3 Gigabits pro Sekunde reicht. Wenn Sie in so einen Rechner ein sehr schnelles SSD-Laufwerk einbauen, wird der Bus zur Bremse, und sie können die Highend-Fähigkeiten des Laufwerks gar nicht richtig nutzen. Das bedeutet allerdings nur, dass Sie etwas Geld sparen können: So bekommen Sie zwar kein Highend-Produkt, aber Sie werden den Unterschied gar nicht bemerken.
Neuere Laptops und Desktop-Rechner arbeiten mit SATA 3, das auf 6 Gigabit pro Sekunde kommt. Selbst die modernsten SSDs sind gerade erst dabei, sich an diese Grenze heranzuarbeiten, so dass man sich darum erst einmal keine Sorgen zu machen braucht.
Was es noch zu beachten gibt, wenn Sie darüber nachdenken, so ein neues Speichermedium in einen älteren Computer zu bauen: Bei neueren Betriebssystemen gibt es eine Software-Routine mit der Bezeichnung TRIM, die sich um das Aufräumen von SSDs kümmert. Aufgrund der speziellen Funktionsweise muss sich das Betriebssystem ab und zu bei seinen SSDs melden und ungenutzte Blöcke freigeben; ansonsten würde ihre Geschwindigkeit nachlassen.
Manche Betriebssysteme unterstützen aber kein TRIM oder andere Aufräum-Verfahren. Windows XP zum Beispiel hat im Gegensatz zu Windows 7 nichts davon eingebaut. Wenn Sie also eine SSD für einen älteren Computer kaufen, sollten Sie bei dieser Gelegenheit auch das Betriebssystem aktualisieren – einfach um sicher zu sein, dass es mit SSDs umgehen und sie optimieren kann.
Dabei geht es übrigens nicht nur um TRIM. Windows 7 weiß, dass bei SSDs keine Defragmentierung nötig ist, weil das keinerlei Vorteile bringt und das Laufwerk sogar beschädigen kann.
Wie weit verbreitet sind SSDs heute in den Laptops und Desktop-Rechnern von Unternehmen? Für welche Arten von Anwendungen werden sie eingesetzt?
Von irgendwelchen Unternehmen, die solche Laufwerke in Massen einsetzen, haben wir noch nichts gehört. Zurzeit geht es eher darum, dass sie in großen Disk-Arrays für Server verwendet werden, weil das Schreiben in Datenbanken enorm schnell vor sich geht. Aber über den Einsatz von SSDs in Notebooks und Desktops für die ganze Belegschaft hören wir nicht viel.
Dabei hätte es eine Reihe von Vorteilen. SSDs verbrauchen weniger Strom, was zum Beispiel beim Einsatz von Netbooks einen großen Unterschied bei der Batterie-Laufzeit bedeuten kann. Sie brauchen weniger Strom, also werden sie auch nicht so heiß wie Festplatten-Laufwerke. Außerdem mögen es die Leute nicht, wenn sie darauf warten müssen, dass ihr Computer hochgefahren ist – sie wollen morgens ins Büro kommen, losarbeiten und wieder gehen. Mit SSDs haben die Leute kein Problem mehr damit, ihren Computer wirklich herunterzufahren, weil das Booten ja so schnell geht. Unternehmen könnten viel Geld sparen, wenn sie ihre Beschäftigten zwingen könnten, die Rechner abends auszuschalten statt sie nur in den Ruhezustand zu versetzen oder einfach angeschaltet zu lassen – genau das tun ja viele.
Was die Anwendungen angeht: Alles, was viele Schreib-Vorgänge erfordert, ist mit SSDs gut bedient. Privatpersonen denken vielleicht kaum daran, doch in Unternehmen spielt Sicherheit eine große Rolle, so dass jeder dort Virus-Prüfungen und Virus-Scanner auf seinem Computer hat. Ein Virus-Scan auf einer SSD ist etwas vollkommen anderes als auf einer Festplatte: Es dauert höchstens eine Minute, das gesamte Medium durchzugehen. Außerdem können Sie währenddessen mit dem Computer uneingeschränkt weiterarbeiten, es gibt keine Verzögerung, weil das Betriebssystem das Laufwerk nicht beansprucht. Das ist ein riesiger Vorteil des Umstiegs auf SSDs für Desktops oder Notebooks: Sie müssen Computer nicht mehr mitten in der Nacht hochfahren, einen Virus-Scan vornehmen und sie dann wieder abschalten.
Ansonsten habe ich bereits Photoshop erwähnt. Wenn Sie ein Unternehmen sind, in dem viel Grafik-Design, 3D-Rendering oder CAD betrieben wird, können SSDs einen riesigen Unterschied machen. Sie könnten sogar zwei davon in einen Computer stecken – eine für Software und eine als reine Scratch-Disk. Grafik-Computer haben üblicherweise 12, 24 oder 26 Gigabyte an RAM. Doch selbst damit müssen Sie zum Beispiel riesige Texturen ab und zu auf einem Laufwerk speichern. Wenn Sie dann eine SSD als Scratch-Disk haben, kann das ein riesiger Vorteil sein.
Welche bedeutenden Entwicklungen bei SSDs hat es in den letzten Jahren gegeben?
Es sind zum Beispiel neue Controller herausgekommen, etwa der SandForce-Controller, der im Moment in aller Munde ist. Solche Neuentwicklungen erlauben viel höhere Lese- und Schreibgeschwindigkeiten bei SSDs. Interessant sind auch Sachen wie OCZ, bei dem viele Flash-Speicher auf einer PCI-Express-Karte für den PCI-Express-Bus untergebracht werden – damit lassen sich die Durchsatz-Beschränkungen durch SATA umgehen. Wenn Sie also richtig hohe Geschwindigkeiten wollen, können Sie so etwas in ihrem Erweiterungsslot installieren und erreichen so extrem schnelles Lesen und Schreiben und extrem kurze Platten-Zugriffszeiten. Das kostet allerdings – es gibt ein 240-Gigabyte-Modell mit Preisen ab 1600 Dollar.
Eine weitere Entwicklung, die uns aufgefallen ist, sind kleinere Formate. Dadurch können Laptops dünner werden als je zuvor. Apple hat für sein MacBook Air einen eigenen SSD-Formfaktor geschaffen. Das ist übrigens einer der ersten Rechner, die ab Werk nur mit SSD ausgestattet sind – für eine normale Festplatte wäre er einfach zu dünn. Viele andere Unternehmen folgen diesem Beispiel. So will Intel mit 300 Millionen Dollar für Marketing und Forschung die „Ultrabook“-Kategorie nach vorne bringen, und wir haben schon Ultrabooks von Toshiba, Lenovo, Asus und Acer gesehen. Sie alle arbeiten mit Flash-Speicher, weil damit viel schlankere Geräte möglich sind.