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Warum Unternehmen auf SAP S/4HANA Cloud umsteigen
Der Wechsel zu SAP S/4HANA Cloud bringt für Unternehmen einfachere Prozesse und eine schnellere Bereitstellung. Allerdings gibt es auch Nachteile.
Im vergangenen Jahr ging es auf der Konferenz SAP Sapphire Now bei den vorgestellten Fallbeispielen über den Umstieg auf SAP S/4HANA Cloud vor allem um kleinere Unternehmen. Sie erhoffen sich von der Migration ein schnelleres Wachstum. In diesem Jahr war das anders. 2018 hat ein Panel mit dem Titel Embark on the Journey to S/4HANA Cloud gezeigt, dass S/4HANA Cloud auch für größere Unternehmen eine tragfähige Option sein kann. In dem Panel waren vor allem Unternehmen mit Milliardenumsätzen vertreten – gerade die benötigen eine hohe Agilität.
S/4HANA Cloud ist die SaaS-Version der jüngsten Generation der SAP ERP-Plattform. Ursprünglich wurde S/4HANA Cloud vor fast zwei Jahren eingeführt – im Februar 2017. Laut den veröffentlichten Berichten löste die Software bei vielen Kunden Unsicherheiten aus – entsprechend verhalten war die Resonanz.
Kleinere und schnell wachsende Unternehmen schienen sich noch am ehesten für die Cloud-Version zu entscheiden. Sie erhoffen sich davon, ihre Infrastrukturkosten niedrig zu halten. SAP CEO Bill McDermott sagte jedoch dieses Jahr auf der Sapphire Now, dass S/4HANA Cloud inzwischen 8.700 Kunden habe. Die Entscheidung für S/4HANA Cloud hat, wie die Teilnehmer des Panels feststellten, vor allem damit zu tun, das Geschäft zu vereinfachen und Anwendungen schneller bereitzustellen.
Agilität und Vereinfachung inspiriert SAP S/4HANA Cloud Migration
Die Chemours Company, ein kürzlich von DuPont ausgegliedertes Unternehmen im Bereich Veredelungschemikalien, hat S/4HANA Cloud auf einer Public-Cloud-Plattform implementiert. Aufgrund der Auslagerung aus der Muttergesellschaft hatte die Firma eine Vielzahl komplexer Systeme und Prozesse geerbt. Das war alles andere als optimal: „Als kleinere Einheit sind unsere Geschäfte nicht so komplex wie die der Muttergesellschaft“, sagt Dean Meyer, CIO von Chemours.
Ähnliches passierte beim Getränkehändler Cott Corp., der laut CIO Greg Leiter sein 1,8 Milliarden Dollar teures Abfüll- und Produktionsgeschäft verkaufte. Die bestehende SAP-Landschaft wurde dabei mit veräußert, was sich letztendlich positiv auswirkte.
Im Unternehmen hatte sich aufgrund von Akquisitionen ein regelrechter „Flohmarkt von Anwendungen“ angesammelt. Als es diese Systeme aufgrund des Verkaufs verlor, hielt es nach einem alternativen Cloud-System Ausschau, um seine Finanz- und Beschaffungsanwendungen weiter betreiben zu können. Die Umstellung auf ein Cloud-System hatte durchweg positive Effekte: „So konnten wir uns auf die anderen Kernanwendungen konzentrieren, die für unser Business wichtig sind“, sagt Leiter.
Für EOH International, einem Systemintegrator, der in nur wenigen Jahren 15 bis 20 Unternehmen übernommen hatte, wurde vor allem Vereinfachung als höchste Priorität angestrebt. Das Unternehmen betrieb eine breit angelegte und bunte Mischung aus Microsoft Excel-Tabellen und High-End-ERP-Paketen, so CTO Stephen Nurcombe-Thorne.
„Das größte Problem war, dass alle unsere akquirierten Unternehmen die gleiche Sprache sprechen sollten: die Finanzsprache und die Prozesse“, sagt er. Um die ursprünglich getrennten Unternehmen zu vereinheitlichen und Zugang zu Informationen auf einer einzigen Plattform zu haben, führten die IT-Verantwortlichen S/4HANA in einer Public Cloud ein.
Auf dem Weg zu mehr Kundenorientierung
Beim Süßwarenunternehmen Pladis Global – bekannt vor allem für seine Schokoladenmarke Godiva – wollte Anthoula Madden als Chief Digital Officer im Jahr 2017 die alten Systeme loswerden. Ihr Ziel war es, Technologien einführen, die die Organisation kundenorientierter macht.
Der Wechsel zu SAP S/4HANA Cloud war eine strategische Entscheidung. Von der Plattform erwartete Madden mehr Agilität und erhoffte sich mehr Wachstum und Innovationspotential. Außerdem sollte das Team für die Einführung technologischer Produkte statt ein bis zwei Jahren nur noch drei bis vier Monate brauchen, sagt sie.
Neue Bereitstellung mit hohem Nutzwert
Pladis setzt S/4HANA Cloud erst seit dem 1. Mai 2018 ein, sieht aber in dem Deployment bereits einen Nutzwert. „Wir haben eine stärker integrierte Sicht auf die Nachfrage“, sagt Madden und verweist darauf, dass die meisten Finanzprozesse bereits automatisiert sind und das Unternehmen künftig nur gewisse Ausnahmen manuell bearbeiten möchte.
Unterdessen ging beim Getränkevertrieb Cott eine Woche vor Beginn der Sapphire Now die Umstellung live. „Als wir zu HANA wechselten, stellten wir unglaubliche Leistungs- und Produktivitätssteigerungen fest“, sagt Cott-CIO Leiter. „Jetzt, da S/4HANA in der Cloud ist, haben wir auf die Cloud-Version von HANA gewechselt. In-Memory-Computing ist eine großartige Technologie mit hohem Zukunftspotential.“
Die Bereitstellung kostet zudem deutlich weniger und erfolgte schneller als bisherige ERP-Integrationen. Das Unternehmen führte S/4HANA Cloud in nur zwölf Wochen für weniger als 500.000 Dollar ein. Zum Vergleich: ein anderes drei Millionen Dollar Projekt brauchte acht Monate, fügt er hinzu.
Das Chemieunternehmen Chemours sieht in S/4HANA Cloud einen Beitrag zur Bewältigung der komplexen regulatorischen Anforderungen in den 13 Ländern, in denen die Mitarbeiter tätig sind. Der vierteljährliche Freigabeprozess ersetzt den Upgrade-Prozess, der ein großes Projekt war. Dies vereinfacht laut CIO Dean Meyer die Anpassung an das regulatorische Umfeld.
KI erscheint am Horizont
Die Diskussionsteilnehmer betrachteten auf der Sapphire Now ihre SAP S/4HANA Cloud-Installationen als Ausgangspunkt für den nutzbringenden Umgang mit ihren Daten. Doch das Potential von SAP S/4HANA könnte weitaus größer sein: Um ihre Kunden besser zu verstehen, kann SAP S/4HANA Cloud künftig um KI-Funktionen erweitert werden. So plant Pladis laut Madden bereits, Daten für Predictive Analytics zu verwenden, um die Verbrauchernachfrage besser zu optimieren und die Produkte und Erfahrungen besser auf die Kunden zuzuschneiden.
„Künstliche Intelligenz und Machine Learning werden der Schlüssel sein“, sagt sie und fügt hinzu, dass diese Technologien der nächste Schritt hin zur Automatisierung ist.
Auch Chemours möchte nach Angaben von Meyer mit Hilfe von Analytics Daten aus seinen Werken extrapolieren und eruieren, was Unternehmen in anderen Märkten tun. Er plant, mehr darüber zu erfahren, was seine Anlagen leisten. Außerdem will Meyer die Nachfrage prognostizieren und seine Standorte automatisieren.
Für die Sapphire-Teilnehmer scheint SAP S/4HANA Cloud nur der Beginn vielversprechender Projekte zu sein, die sie in nächster Zeit angehen wollen. Das gemeinsame Thema war, dass sie ihre Daten besser nutzen können, wenn ihre Prozesse durch eine einzige Plattform vereinfacht werden.
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