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Viele Unternehmen analysieren ihre Anforderungen nicht vorab

Dirk Pohla, Managing Director DACH bei Appian, erläutert im Interview, wie Firmen Probleme bei der Softwareplanung vermeiden und wo Low Code ins Spiel kommt.

Low-Code-Plattformen machen es nach Angaben der Anbieter einfacher, Anwendungen zu entwickeln und bereitzustellen. Die dargebotene Technologie beschleunigt den Entwicklungsprozess, birgt aber auch das Risiko einer App-Schwemme und damit verbundener Sicherheitsrisiken. Das diese Befürchtungen unbegründet sind, versucht Appian, Anbieter von Low Code Tools, zu wiederlegen und verweist in Use Cases darauf, dass die Plattform die ungehinderte Ausbreitung von Apps sogar stoppen würde.

Im Interview erläutert Dirk Pohla, Managing Director für die DACH-Region bei der Appian Software Deutschland GmbH, die Ergebnisse einer in Auftrag gegebenen Studie zur Zukunft der Arbeit, wie sich Technical Debt reduzieren lässt und warum auch stark regulierte Branchen von Low-Code-Plattformen profitieren.

Pohla ist verantwortlich für die Geschäftsentwicklung von Appian in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zu seinen Aufgaben gehören Vertriebs- und Business-Development-Aktivitäten wie auch der Teamausbau. Der studierte Betriebswirt kam 2013 von IBM zu Appian, wo er seitdem verschiedenen Positionen innehatte.

Sie haben auf der Appian Europe Anfang Oktober 2018 eine Studie zur Zukunft der Arbeit vorgestellt. Welchen Antrieb hatten Sie, diese Studie in Auftrag zu geben?

Dirk Pohla: In unserer täglichen Kundenarbeit arbeiten wir eng mit Fachbereichen und IT-Teams zusammen. Dabei erleben wir oftmals, dass die Anforderungen und Ansichten der Abteilungen auseinandergehen: Einerseits erhalten wir häufig von den Fachabteilungen die Rückmeldung, dass die IT sich ungenügend um ihre Belange kümmert. Andererseits berichten die IT-Teams, dass die Ergebnisse ihrer Arbeit, etwa neue Funktionen, nicht von den Anwendern genutzt werden. Ziel der Studie war es, herauszufinden, woher diese Diskrepanz kommt. Darüber hinaus wollten wir die Gründe erfahren, warum es diese Disharmonie zwischen den Bereichen gibt und wie Appian beide Seiten unterstützen kann.

Können Sie uns drei zentrale Ergebnisse der Studie vorstellen?

Pohla: Ein wichtiges Ergebnis ist aus unserer Sicht die Anzahl der Projekte, die nie umgesetzt werden. Laut Studie sind dies 16 Prozent und somit eine beachtliche Anzahl. Bei weiteren 14 Prozent der Projekte beginnt die IT mit der Realisierung, aber sie werden nie beendet. Hier liegt ungenutztes Potenzial, das aus verschiedenen Gründen nicht ausgeschöpft wird und somit die Produktivität deutlich einschränkt. Abgebrochene Projekte bedeuten aber auch, dass Zeit investiert wurde, und diese hätte in andere Projekte investiert werden können. Eine weitere wichtige Erkenntnis der Studie: Die Geschäftsanforderungen angefragter und speziell entwickelter Funktionen oder Applikationen sind aus Sicht der Anwender nicht erfüllt. Die IT-Abteilung investiert somit Zeit in Projekte, die die Abteilungen am Ende nicht nutzen.

Dies zeigt zwei Dinge: Erstens scheint ein Missverständnis zwischen den Fachabteilungen und den IT-Teams zu bestehen, welche Funktionen oder Applikationen benötigt werden. Zweitens verfolgen beide Seiten die Projekte anscheinend nicht mit dem notwendigen Nachdruck.

Die Studie ergab, dass 50 Prozent aller Aufträge für die Entwicklung neuer Business-Apps scheitern, da sie entweder nicht geliefert werden, nicht die Geschäftsanforderungen abdecken oder nie fertiggestellt werden. Können Sie uns die Gründe hierfür nennen?

Pohla: Ein Grund ist sicherlich die Überlastung der IT-Teams. Sie müssen seit Jahren immer mehr Aufgaben bei gleichen Budgets übernehmen. Darüber hinaus fehlen oftmals Spezialisten zu bestimmten Themen. IT-Generalisten müssen sich daher auch um Anwendungen kümmern, die nicht zu ihrem Fachgebiet gehören. Der Fachkräftemangel beschleunigt diesen Trend weiter.

In der Umfrage wurde außerdem das Thema Technical Debt aufgegriffen. Können Sie uns erläutern, was hiermit gemeint ist und welche Rückschlüsse Sie aus der Umfrage zum Thema ziehen?

Pohla: Technical Debt ist ein Konzept in der Softwareentwicklung, das die implizierten Kosten für eine Nacharbeitung kalkuliert. Solche Kosten entstehen, wenn sich ein Unternehmen für eine einfache, schnelle Lösung entscheidet, die nicht alle Anforderungen erfüllt. Oftmals verspricht ein in der Umsetzung aufwendigerer Ansatz eine höhere Akzeptanz und schnelleren Erfolg. Für uns bedeutet dies, dass viele Unternehmen ihre realen Anforderungen vorab nicht detailliert analysieren oder diese nicht einmal kennen. Sie implementieren einfach eine Lösung, die aber oftmals nicht zukunftsfähig ist. Sie muss dann nachgebessert oder komplett ausgetauscht werden. Unternehmen könnten kosteneffizienter handeln und bessere Erfolge erzielen, wenn sie ihren Bedarf vorab analysieren und evaluieren. Entsprechend lässt sich dann vom IT-Team eine passgenaue Lösung entwickeln. Die neuen Möglichkeiten von Low Code unterstützen die IT und Unternehmen dabei.

Insgesamt ist der Markt für Business-Apps aufgrund der Fülle an Anbietern unübersichtlich. Wie finden Anwender und Unternehmen die Applikationen, die ihre Geschäftsanforderungen passend abdecken?

Pohla: Eine genaue Analyse und Planung im Vorfeld unterstützen und identifizieren die genauen Anforderungen. Nach sorgfältiger Prüfung und Auswertung wissen Unternehmen, welche Anwendungen und Funktionen sie tatsächlich benötigen und können dann die gewünschten Applikationen leichter auswählen. Im zweiten Schritt lassen sich durch einen Proof of Concept (PoC) -Vergleich verschiedener Anwendungen ermitteln, welche die Anforderungen am besten erfüllt. Sind Low-Code-Plattformen Teil des PoC, können sie ihre Stärken direkt ausspielen.

Dirk Pohla, Appian

„Appian verfügt über eine Reihe von Sicherheitszertifizierungen. Zu unseren Akkreditierungen gehören HIPAA, SOC 2 und SOC 3 ebenso wie der PCI Data Security Standard und das G-Cloud 9 Framework.“

Dirk Pohla, Appian Software Deutschland GmbH

Wie kommt Appian als Anbieter einer Low-Code-Plattform hierbei ins Spiel?

Pohla: Mit Appian können Unternehmen die Geschwindigkeit von Low Code und die Vorteile einer branchenführenden intelligenten Automatisierung nutzen. Wir reduzieren den Programmierungsaufwand auf ein Minimum, automatisieren Prozesse und entlasten so die IT-Teams. Darüber hinaus lassen sich mit Appian unternehmensweit Daten zusammenführen und mit einem einzigen Klick in einem einfachen und vor allem aussagekräftigen Überblick zusammenstellen. Diese Informationen bieten eine fundierte Grundlage für die Entscheidungsfindung von Unternehmen und erhöhen damit die Wettbewerbsfähigkeit.

Kritiker der Low-Code-Entwicklung sehen in den Anwendungen ein Sicherheitsrisiko. Außerdem ließen sich damit keine komplexen Geschäftsprozesse abbilden. Wie reagieren Sie auf diese Kritik?

Pohla: Diese Kritikpunkte können wir schnell außer Kraft setzen. Appian verfügt über eine Reihe von Sicherheitszertifizierungen. Zu unseren Akkreditierungen gehören HIPAA, SOC 2 und SOC 3 ebenso wie der PCI Data Security Standard und das G-Cloud 9 Framework. Unter anderem setzen Pharmaunternehmen, Krankenhäuser, Banken und Finanzdienstleister unsere Lösungen ein. Diese Branchen gehören zu den am stärksten regulierten Industrien mit einem hohen Sicherheitsanspruch. Low Code ist dank Automatisierung schneller als eine manuelle Entwicklung, aber genauso sicher. Aufgrund des hohen Automatisierungsgrades gibt es außerdem keine menschlichen Fehler.

Hinsichtlich der Geschäftsprozesse kommt es natürlich darauf an, was ein Unternehmen darstellen möchte. Aus unserer Sicht sind einfache Prozesse sicherlich zu bevorzugen. Allerdings ist dies nicht in jeder Branche möglich, deswegen kann Appian selbstverständlich auch komplexe Prozesse abbilden. Organisationen sollten aus unserer Sicht allerdings eher einige dieser oftmals unübersichtlichen Vorgehensweisen überdenken als den Einsatz von automatisierten Lösungen. Letztere steigern ihre Produktivität und machen sie wettbewerbsfähiger.

Für welche Use Case würden Sie den Einsatz von Appian und einer Low-Code-Plattform empfehlen?

Pohla: Die Appian Low-Code-Plattform eignet sich für eine Vielzahl von Szenarien in unterschiedlichen Branchen. Appian bietet beispielsweise in der Pharmabranche umfassende Einblicke in die Betriebsprozesse, auf deren Basis Listen und aggregierte Statistiken über Nebenwirkungen, deren medizinische Inhalte und den Verarbeitungsaufwand erstellt werden. Die Addiko Bank AG mit Sitz in Wien hat eine Lösung für Digital Banking auf Basis von Appian realisiert. Damit können Unternehmen ihre Kredite einfach und schnell beantragen, prüfen und genehmigen lassen. Dies sind nur zwei Beispiele, wie sich die Appian Low-Code-Plattform einsetzen lässt.

Neben der Studie hatten Sie noch andere Themen auf der Appian Europe in London. Was waren die Highlights der Veranstaltung?

Pohla: Die Anwendungsszenarien waren sicherlich eines der interessantesten und wichtigsten Themen der Appian Europe. Kunden aus unterschiedlichen Branchen berichteten von ihren Erfahrungen mit der Appian Enterprise Low-Code-Plattform und der immensen Zeitersparnis, die sie durch deren Einsatz realisieren konnten. So reduzierte sich der Zeit-Invest für die Entwicklung einer App bei einem Unternehmen von sechs Wochen auf einen einzigen Tag. Ein weiteres Highlight war der Ausblick auf 2019 und die zu erwartenden Trends. Dazu gehören die intelligente Automatisierung, Robotic Process Automation sowie künstliche Intelligenz.

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