Gorodenkoff - stock.adobe.com
Unsere Kunden sehen MongoDB als General-Purpose-Datenbank
Im Interview erläutert Benjamin Lorenz, Pre-Sales Manager bei MongoDB, unter anderem, wie der Datenbankanbieter von der aktuellen wirtschaftlichen Situation profitiert.
Der NoSQL-Datenbankanbieter MongoDB profitiert vom derzeitigen Cloud- und Big-Data-Trend. Im Interview erläutert Benjamin Lorenz, Pre-Sales Manager bei MongoDB, unter anderem, wie und warum das Unternehmen von der aktuellen wirtschaftlichen Situation profitiert, die neuen Features von MongoDB Version 4.4 und was Entwickler vom jüngsten Release erwarten können. Lorenz ist für die technische Beratung für MongoDB in der DACH-Region verantwortlich.
Welche Lösungen umfasst das MongoDB-Portfolio?
Benjamin Lorenz: MongoDB liefert seinen Nutzern und Kunden eine moderne Datenplattform: MongoDB Cloud. Herzstück ist eine dokumentenorientierte Datenbank, die es erlaubt, im Gegensatz zu traditionellen relationalen Technologien, Daten hierarchisch und eng orientiert am jeweiligen Use Case im JSON-Format zu organisieren und zu speichern.
Dies steigert in vielen Projekten signifikant Produktivität und Performance. MongoDB Atlas ist darüber hinaus als Database as a Service das Herzstück der MongoDB Cloud. Auf Basis der drei großen Cloud Provider, Google Cloud Platform, Microsoft Azure, Amazon Web Services, können MongoDB Cluster mit exzellenter Sicherheit und einer Verfügbarkeit von 99,995 Prozent mit wenigen Mausklicks erstellt werden, inklusive Backup und Monitoring.
Die MongoDB Cloud inkludiert ebenso die Volltextsuche Atlas Search, Atlas Data Lake und die Realm Datenbank sowie Realm Sync für mobile Applikationen.
Was unterscheidet MongoDB von anderen NoSQL- aber auch SQL-Datenbanklösungen?
Lorenz: Es gibt viele Nischenanbieter im NoSQL-Umfeld, die jeweils eine Aufgabe sehr gut erfüllen, beispielsweise Graphabfragen, Caching auf Basis von Key/Value, oder spaltenorientierte Systeme für optimierte Zugriffe im Kontext analytischer Berechnungen.
Unsere Nutzer und Kunden erkennen MongoDB als neue General-Purpose-Datenbank an, die fast jeden Use Case abdecken kann. Außerdem können leichter Änderungen an der Datenstruktur vorgenommen werden. Das ist besonders hilfreich, da MongoDB speziell für große und unstrukturierte Daten genutzt wird. Die Datenbank ist über mehr als zehn Jahre am Markt und in tausenden von geschäftskritischen Anwendungen erfolgreich im Einsatz.
Welche Anwendungsszenarien deckt MongoDB heute ab?
Lorenz: Typische Einsatzgebiete für MongoDB sind im E-Commerce, Projekte rund um das Internet of Things, aber auch zum Beispiel moderne Applikationen im Finanzumfeld. Grundsätzlich eignet sich MongoDB immer dort besonders gut, wo es um gewaltige Datenmengen im Terabyte- oder Petabyte-Bereich geht, die im Millisekunden-Bereich gelesen und geschrieben werden müssen.
Zu den Kunden von MongoDB zählen unter anderem die global agierenden Traditionsunternehmen Bosch, Amadeus und die Otto Group.
Wie sehen die Open-Source- und kommerziellen Lizenzoptionen für MongoDB aus?
Lorenz: Die Open-Source-Version von MongoDB kann für jedes Projekt unter der Server Side Public License (SSPL) verwendet werden. Benutzer von MongoDB können die Software überprüfen, modifizieren und verteilen oder Modifikationen der Software in Übereinstimmung mit unserer SSPL-Lizenz weitergeben.
Darüber hinaus gibt es eine kommerzielle Lizenz für die On-Premises-Nutzung von MongoDB, inklusive erweiterter Funktionen im Bereich Security und inklusive Ops Manager, der Betriebsmanagement-Applikation für MongoDB, inklusive Automatisierung, Backup und Monitoring- sowie Audit-Funktionen.
Last not least kann MongoDB als DBaaS in MongoDB Atlas genutzt werden, mit Verbrauch von sogenannten Credits, die per Kreditkarte oder im Rahmen einer individuellen vertraglichen Vereinbarung erworben werden.
Welche neuen Features hält die jüngste Datenbankversion MongoDB 4.4 bereit?
Lorenz: In MongoDB 4.4 wurden eine ganze Reihe von Funktionen erweitert oder neu hinzugefügt, die sich auf die Performance und bessere Skalierbarkeit in sehr großen und geschäftskritischen Anwendungen auswirken, so zum Beispiel Erweiterungen des Aggregation Frameworks für Echtzeit-BI und Hedged/Mirrored Reads zur intelligenten Nutzung derjenigen Server im Replika-Set-Verbund, die gerade die beste Antwortzeit liefern.
In der MongoDB Cloud wurden die Auto-Scale-Funktionen erweitert, ebenso enthält Atlas jetzt Intelligenz, um Schema-Empfehlungen liefern und Design-Anti-Patterns erkennen zu können. Atlas Search, die Volltextsuche auf Basis von Lucene, ist jetzt allgemein verfügbar, ebenso wie Atlas Data Lake, der es unter anderem erlaubt, Daten kostengünstig in AWS S3 in verschiedenen Formaten, zum Beispiel JSON, CSV und Parquet, abzulegen und sie dabei voll abfragbar zu halten.
Wie sehen die Neuerungen rund um Atlas Data Lake und Atlas Search aus?
Lorenz: Beide Produkte sind jetzt allgemein verfügbar. Darüber hinaus ist eine automatische Alterung von Daten, Stichwort Tiered Storage, jetzt als Beta verfügbar. Hierbei werden neue Daten nach Erreichen eines gewissen Alters automatisch von Atlas Data Lake in den günstigeren S3-Speicher verschoben.
Was können Entwickler von den Neuerungen erwarten?
Lorenz: Für MongoDB stand schon immer das einfache und effektive Arbeiten mit Daten für Entwickler im Vordergrund. Mit Data Lake lassen sich jetzt Abfragen formulieren, die sich über Tiered Storage hinweg verteilen, inklusive archivierter Daten, die weiter voll im Zugriff verbleiben.
Mit der mobilen Realm Datenbank und der Betaversion von Realm Sync sparen Entwickler, konservativ geschätzt, mindestens 20 Prozent Entwicklungszeit im Kontext mobiler Datenverarbeitung und bidirektionaler Datensynchronisation, inklusive Konfliktauflösung, vom mobilen Endgerät hin zum MongoDB Server in Atlas und zurück.
Mit Atlas Search schließlich spart sich ein Entwickler ein paralleles Speichern der Daten in einer dedizierten Suchmaschine für zum Beispiel Fuzzy Search oder Type-Ahead Suche.
Eine Studie von RiskSense warnt vor immer mehr Sicherheitslücken in Open-Source-Anwendungen. Wie reagiert MongoDB auf mögliche Security-Probleme?
Lorenz: MongoDB Atlas ist sicher von Anfang an. Es ist nicht möglich, Cluster zu erstellen ohne Authentifikation, Autorisierung oder ohne Verschlüsselung auf dem Transportweg. Viele weitere, sowohl technische als auch organisatorische Maßnahmen, haben es ermöglicht, MongoDB sicherheitstechnisch zertifizieren zu lassen, unter anderem SOC, ISO27001, PCI DSS und HIPAA.
„Einer der größten Trends in der heutigen Technologie ist der Übergang zur Nutzung der Infrastruktur, einschließlich Datenbanken, als verwalteter Dienst in der Cloud.“
Benjamin Lorenz, MongoDB
Alle Versionen von MongoDB seit 2017 haben Standardkonfigurationen aktiviert, die den Netzwerkzugriff auf localhost beschränken. Dadurch wird das Auftreten dieses Problems weitaus unwahrscheinlicher.
MongoDB hat im vergangenen Quartal ein deutliches Umsatzplus verzeichnet. Wie wirkt sich die angespannte wirtschaftliche Situation auf das Geschäft von MongoDB aus?
Lorenz: MongoDB zählt Unternehmen aus sehr unterschiedlich betroffenen Branchen zu seinen Kunden. Ebenso beschleunigt sich der Trend zum Deployment in der Public Cloud. Diese beiden Faktoren wirken sich positiv auf MongoDB hinsichtlich der geschäftlichen Risiken aus.
Einer der größten Trends in der heutigen Technologie ist der Übergang zur Nutzung der Infrastruktur, einschließlich Datenbanken, als verwalteter Dienst in der Cloud. Entwickler wollen sich nicht mehr mit der Verwaltung von Datenbanken beschäftigen. Wir sehen deutliche Anzeichen dafür, dass das derzeitige Umfeld die langfristigen Trends zur digitalen Transformation und zur Cloud-Migration verstärkt.
Auf welche neuen Anwendungs- und Entwicklungsbereiche konzentriert sich MongoDB in den kommenden Monaten?
Lorenz: MongoDB wird den Plan fortführen, eine intelligente, ganzheitliche Datenplattform in der Cloud zu etablieren, die für die meisten Probleme mit großen bis sehr großen Datenmengen eine Lösung liefert. Erst kürzlich haben wir auf unserer jährlichen Konferenz eine Reihe von Produktneuerungen angekündigt, die die MongoDB Cloud-Plattform umfasst, und welche Entwicklern bessere Möglichkeiten bei der Arbeit mit Daten bieten.
Unser oberstes Ziel ist es, Entwickler produktiver zu machen. Sie sollen sich nicht mit der unnötigen Verwaltung einer Datenbank aufhalten müssen. Weiterhin werden Realm und Realm Sync weiterentwickelt, für mobile Apps mit bestem Kundenerlebnis, Offline-First Ansatz und bester Funktionalität auch bei instabiler oder unregelmäßig existierender Internetverbindung.