Teradata Universe 2019: Der neue Kurs von Ratzesberger
Vantage aus der Cloud gibt es schon lange. Ab sofort ist die Cloud aber der neue Schwerpunkt bei Teradata. AWS, Microsoft Azure und Google sind hierfür Partner.
Die diesjährige Teradata Kundenveranstaltung Universe stand im Zeichen der neuen Unternehmensstrategie. Alles in und alles aus der Cloud, so lässt sich die neue Marschrichtung des auf Analytics und künstliche Intelligenz (KI) spezialisierten Unternehmens zusammenfassen. Hierzu gab es eine Ankündigung: Das zentrale Analytics-Produkt Vantage wird neben AWS und Microsoft Azure demnächst auch auf der Google Cloud Platform (GCP) verfügbar sein.
„Wir hatten anfangs Bedenken, ob sich GCP wirklich an die Unternehmenskunden richtet und ein verlässlicher CIO-Partner sein will, doch seit der Übernahme dieses Bereiches durch Thomas Kurian hat sich vieles zum Positiven gewandelt“, sagt Teradata CTO Stephen Brobst zum neuen Angebot. Hierzu wurde jetzt auch ein neues, rein auf die Nutzung ausgerichtetes Abrechnungsmodell auf allen drei Cloud-Plattformen eingeführt. „Wir sind flexibel bis auf die letzte Millisekunde“, ist Brian Wood, Director of Cloud Marketing bei Teradata, überzeugt.
In der Vantage-Suite hat Teradata viele Werkzeuge, Technologien und Anwendungen zusammengefasst, die das Auswerten von großen, heterogenen Datenbeständen erleichtern. Diese Zentralisierung aller Analysefunktionen schränkt zwar die Freiheitsgrade ein, reduziert aber auch die Komplexität.
Der Cloud-Kurs wird fortgesetzt
Die konsequente Cloud-Ausrichtung trägt die Handschrift von Oliver Ratzesberger, der im vergangenen Januar vom COO-Posten zum CEO aufstieg. Er hatte schon als COO eine wesentlich stärkere Serviceausrichtung des Unternehmens eingefordert.
Mit seinem provokanten Motto „Hört endlich auf, in Analytics zu investieren – investiert in Antworten!“ verschaffte er sich auf der Universe 2018 Gehör. Damals hatte er auch Kritik an der Konkurrenz geäußert.
„Die Fusion von Hortonworks und Hadoop ist für mich ein klares Zeichen, dass Hadoop am Ende ist“, war seine Prognose. Folglich bietet Teradata jetzt einen Service zum Wechseln von Hadoop auf Vantage an. Dabei handelt es sich aber nicht um ein automatisches Migrations-Tool, sondern vorwiegend um einen Consulting-Service, bei dem die Daten- und Nutzungsstruktur der Hadoop-Lösung analysiert werden und darauf aufbauend eine neue Datenarchitektur für Vantage entworfen wird.
Von Hardware über Lizenzverkäufe zu SaaS
Die neue Fokussierung auf die Cloud ist für Teradata ein weiterer tiefgreifender Wandlungsprozess. Zur Erinnerung: Das Unternehmen startete einst als Teil von NCR als Data-Warehouse-Spezialist und für viele Jahre bestimmten Hardwareankündigungen die Unternehmensveranstaltungen. Erst vor wenigen Jahren begann man mit der Konzentration auf den Lizenzvertrieb mit KI- und Analytics-Software. Doch Ratzesberger will die zukünftigen Erlöse mit Abonnements erzielen und folgt damit dem allgemeinen Nutzungsmodell von Software as a Service (SaaS).
Aber der Schritt ist riskant. Die drei großen Cloud-Partner bieten selbst verschiedene Analytics Tools an. Hinzu kommen viele Drittanbieter, die ebenfalls auf allen Plattformen zur Verfügung stehen. Ratzesberger weiß um diese harte Konkurrenz. Doch er ist optimistisch, dass sich Teradata behaupten kann. „Wir sind der einzige Anbieter, der von ganz kleinen Anwendungen bis hinauf zum Betrieb von mehreren Millionen Analysen pro Tag eine einzige durchgängige Lösung anbieten kann – und nirgendwo geht es so schnell wie mit Vantage“, zeigt sich der Teradata CEO kämpferisch.
Am Tiefpunkt – doch es geht bergauf
Doch wie bei jeder neuen Strategie, so bedeutet auch dieser Schritt zunächst gravierende Einschnitte. So sank der Umsatz in den beiden jüngsten Quartalen von 1.050 Millionen auf 946 Millionen Dollar – ein Minus von zehn Prozent. Und auch der Aktienkurs pendelt seit einiger Zeit um 52-Wochen-Tiefstand.
Erst ein genauerer Blick auf die Zahlen stimmt optimistisch. Während es bei den Lizenzen und beim damit verbundenen Consulting deutliche Einbußen gab, konnten die Abonnementeinnahmen von 614 Millionen auf 669 Millionen zulegen, eine Zunahme von neun Prozent. Außerdem entstammen inzwischen 71 Prozent der Umsätze den Abonnementerlösen.
Um diesen Wandlungsprozess zu beschleunigen, ist man auf der Suche nach großen Value-added-Resellern, die die Vantage-Technologie mit ihren Lösungsangeboten verbinden und auf diese Art neue Zielgruppen erreichen: Zum Beispiel Mittelstandslösungen zur Vertriebsunterstützung oder vertikale Lösungen für die Industrie, den Handel oder die Logistik.
Hierzu erweitert man kräftig Services und Angebote. Cheryl Wiebe, Industrial Intelligence Practice Director bei Teradata, berichtete auf der Universe von einer Datenplattform, die sich innerhalb der amerikanischen Öl- und Gas-Industrie etabliert hat. Hier hat Teradata die technischen Voraussetzungen geschaffen, doch die Daten und der Betrieb werden von den beteiligten Unternehmen eigenständig eingestellt und gemanagt – eine Art brancheninterner Data as a Service.
„So etwas ist auch ein Modell für die Bereitstellung von Daten in der öffentlichen Verwaltung und es könnte auch die Basis für eine Datenbörse sein“, schwärmt sie über die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten.
Daten alleine reichen nicht
Doch ob der alleinige Fokus auf Analytics und eine Datenunterstützung des Managements erfolgreich ist, muss sich noch zeigen. Mehr und mehr häufen sich die Hinweise, dass reine datengetriebene Entscheidungen nicht immer sinnvoll sind.
Auch Ratzesberger bestätigt, dass es für einen erfolgreichen Manager wichtig sei, Intuition und Datennutzung geschickt zu verbinden. „Rein datenbasiert wäre ein Produkt wie das iPhone niemals entstanden“, lautet seine simple Erklärung. Der CEO sieht darüber hinaus aber auch noch andere Probleme, die für eine skeptische Datennutzung sprechen: „Garbage in, Garbage out. Schlechte Daten führen zu schlechten Auswertungen und folglich auch zu schlechten Entscheidungen.“