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Software ermöglicht interoperable Netzwerke

Anwender sind nicht bereit, ganze Netzwerke auszuwechseln. Deshalb öffnen Anbieter von Netzwerkinfrastruktur zunehmend Schnittstellen, um Interoperabilität zu ermöglichen.

Interoperabilität zwischen den Produkten verschiedener Anbieter von Netzwerktechnologie herzustellen, war für Netzwerkingenieure immer eine Qual. Sogar der Aufbau eines interoperablen Netzwerks, in dem ausschließlich Plattformen desselben Herstellers stecken, kann problematisch sein. Die Netzwerkindustrie verändert sich aber derzeit rapide durch Programmierbarkeit und die Übernahme des softwaregetriebenen Paradigmas.

Doch das Thema Interoperabilität bleibt, weil die Hersteller sich dagegen sträuben, ein profitables, geschlossenes System gegen ein offenes einzutauschen. Aber in einer Zeit, in der die Industrie Offenheit verlangt, scheint diese Zurückhaltung nun langsam zu bröckeln.

Interoperable Netzwerke: Manches ist altbekannt, manche Dinge sind neu

Das Konzept einer programmierbaren Infrastruktur ist nicht neu. Die größten Hersteller, darunter Cisco mit seiner Prime Infrastructure und Juniper mit Contrail, versuchen sich seit Jahren in dieser Richtung. Kleinere und neue Hersteller können sich im Markt anders positionieren und ihre Ausrichtung schneller ändern. Ein Beispiel ist Cumulus Networks: Das Unternehmen präsentierte von Anfang an eine vollständig programmierbare Schnittstelle. Doch sogar einige dieser programmierbaren Schnittstellen sind auf die eigenen Plattformen ihres Anbieters beschränkt und machen diese zu einer sehr eingeschränkten Infrastruktur, die kaum interoperabel ist.

Doch fangen heute kleine und große Anbieter an, ihre Betriebssysteme mittels Industriestandard-Schnittstellen zu öffnen, etwa durch offene APIs, NETCONF, Linux auf den Geräten und Python. Die Idee im Hintergrund ist, mehr Automatisierung und Orchestrierung von Netzwerkgeräten zu ermöglichen, meist, indem irgendeine Form von herstellerspezifischem Controller verwendet wird.

Zum Beispiel hat Cisco vorgeschlagen, interoperable Netze dadurch schneller verfügbar zu machen dass man ihre Technologie Software-defined Access (SD Access) verwendet. Diese Software behandelt das gesamte Netz als Einheit aus mehreren Teilen, die miteinander orchestriert werden. Über ein zentrales Dashboard kann ein Ingenieur die Komponenten des Netzes regelbasiert verwalten, statt dies Gerät für Gerät über eine Befehlszeile zu bewerkstelligen.

Allerdings funktioniert das nur, wenn das Netz komplett aus Cisco-Komponenten besteht. Obwohl es sicher auch Vorteile hat, wenn das Netz nur Komponenten einer Handvoll Anbieter oder gar nur die eines Herstellers enthält, sind Netze mit Geräten mehrerer Hersteller die Regel und nicht die Ausnahme.

Anmerkung der Redaktion: Cisco hat erste wichtige Schritte unternommen, um seine Software von der darunter liegenden Hardware zu trennen. Kunden können nun das Nexus-Betriebssystem auf jedem nicht gelabelten Switch laufen lassen. Gleichzeitig laufen jetzt einige Applikationen von Drittanbietern auf bestimmten Switches und Routern von Cisco.

Und was machen die anderen Anbieter?

Betrachtet man die Produktpositionierung, muss ein Netzwerkhersteller, der eine interoperable Netzwerk-Management-Plattform anbietet, sicherstellen, dass die Plattform mit Geräten anderer Hersteller arbeiten kann. Der Grund dafür liegt nicht darin, dass Cisco, Juniper oder Extreme Networks Anwendern ihre Netzwerk-Management-Plattformen statt ihrer Switches und Router verkaufen wollen. Vielmehr verstehen sie nun, dass nur sehr wenige Kunden jemals ihr gesamtes Netzwerk auf einmal auswechseln werden.

Deshalb versuchen die Netzwerkhersteller, Interoperabilität dadurch zu erreichen, dass ihre Produkte auf offenen Vernetzungsstandards und Open-Source-Modellen basieren. Cisco und Juniper beispielsweise stellen Teile ihres Codes auf GitHub zur Verfügung, so dass ihre Technologie einem breiteren Kreis zugänglich ist.

Das ist eine bedeutende Änderung gegenüber dem bisherigen Vorgehen der Netzwerkanbieter. Die neue Herangehensweise öffnet eine Tür für kleinere Hersteller. Sie können nun Werkzeuge entwickeln, die sich mit den Geräten vieler Hersteller integrieren lassen, was neue Umsatzkanäle eröffnet und den Marktanteil erhöhen kann.

Extreme Networks verkauft diverse Switch-Plattformen. Doch seine Netzwerk-Management-Plattform, Workflow Composer, ist nicht mit Switches anderer Hersteller integrierbar. Dennoch müssen alle Geräte über dieselben Industriestandard-Protokolle kommunizieren können, in diesem Fall über den in Python geschriebenen Netzwerk Automation and Programmability Abstraction Layer mit einer Bibliothek für die Multivendor-Unterstützung. Diese Form der Integration wird auch bei Software zur Darstellung von Netzwerken und Ticketing-Systemen angewendet, die viele Netzwerkteams nutzen.

Da Offenheit entscheidend für den Aufbau interoperabler Netze ist, können auch branchenfremde Anbieter Produkte entwickeln, die eine Multivendor-Umgebung verwalten. NetBrain Technologies etwa baut weder Switches noch Router, sondern Netzwerkautomatisierungssoftware, die zu den Geräten Dutzender Hersteller kompatibel ist. Ingenieure verwenden das Werkzeug, um den Netzwerkbetrieb von einem einzigen Kabelzugang aus programmierbar zu machen, statt sich in jedes Gerät einzeln einzuloggen.

Bis vor kurzem hing die Automatisierung von Netzwerken von Ingenieuren ab, die selbst Skripte in Perl, Python oder Ansible schrieben oder irgendwie kombinierten, um die Bereitstellung von Netzen und Aktivitäten im laufenden Betrieb zu automatisieren. Weil die Hersteller von Netzwerkhardware nun ihre Betriebssysteme öffnen, sind Werkzeuge, die selbstgeschriebene Skripte durch Abstraktion überflüssig machen, ein aktueller Trend im Netzwerk-Management. Nun können Ingenieure ganz einfach eine Softwarelizenz kaufen und eine Netzwerk-Management-Plattform verwenden, die mit vielfältigen Geräten in ihren Netzen spricht.

Das ist eine neue Herangehensweise an die Vernetzung – sowohl aus der Perspektive des Ingenieurs als auch aus der des Netzwerkherstellers. Offenere, mächtigere Software öffnet auch die Tür zu tatsächlicher Interoperabilität zwischen Netzwerkherstellern. Diese neuartige Form des Geräte-Managements im Netzwerk ist längst überfällig und eine willkommene Veränderung der Methoden, mit denen wir unsere Netze verwalten.

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