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SDN-Kosteneinsparungen entsprechen nicht den Erwartungen
Die meisten Unternehmen gehen bei SDN-Einführung anfangs zwar von steigenden Betriebs- und Investitionskosten aus. Doch wann ergeben sich die erwarteten Einsparungen durch SDN?
Software-defined Networking (SDN) ist eine langfristige Investition, aber SDN-Kosteneinsparungen lassen meist länger auf sich warten als Unternehmen erwarten.
Eine SDN-Bereitstellung erfordert Investitionen auf vielen Ebenen. Dazu zählen unter anderem Planung, Produktionstests, Schulung der IT-Mitarbeiter, Kauf von Equipment, Aufrüsten von vorhandener Ausstattung und Aktualisieren von Softwarelizenzen. Die meisten Firmen erkennen die Vorlaufkosten dieser Investitionen und bereiten sich auf einen Anstieg von Opex (Betriebskosten) und Capex (Investitionskosten) im ersten Jahr des Deployments vor.
Doch der erwartete Zeitrahmen für SDN-Kosteneinsparungen entspricht nach dem zweiten Jahr der Bereitstellung typischerweise nicht der Realität. Zu diesem Ergebnis kommen die Marktforscher von IHS Markit in ihrer Studie Data Center SDN Strategies North American Enterprise Survey. In dieser Untersuchung befragte IHS 100 nordamerikanische Unternehmen, die 2018 SDN aktiv evaluierten oder bereitstellten. Das Marktforschungsinstitut fand heraus, dass es bei 61 Prozent der Unternehmen, die SDN bereitgestellt hatten, zu einer Zunahme des Capex von bis zu 20 Prozent im zweiten Jahr kam. Viele Unternehmen hingegen, die stattdessen die SDN-Einführung evaluierten, erwarteten für diesen Zeitpunkt Capex-Einsparungen.
Obwohl die Bereitstellungskosten je nach Organisation variieren, müssen sich Unternehmen mit älterer Netzwerkausrüstung und älteren Netzwerkdesigns laut IHS auf längere Deployments – und entsprechend verzögerte Einsparungen – einstellen. Unternehmen, die SDN einführten, erkannten der Studie zufolge, dass der Prozess mehrere Jahre kontinuierlicher Investitionen erfordert.
Während die Capex-Einsparungen möglicherweise nicht den Erwartungen entsprechen, hatten die meisten der von IHS befragten Firmen realistischere Erwartungen bezüglich der Opex-Reduktion. Schließlich war ihnen bewusst, dass Training, Tests und Zertifizierung für neue Prozesse und Ausrüstung Opex-Einsparungen verzögern können. Unter den Teilnehmern der IHS-Studie, die ein SDN-Deployment durchführten, setzte sich diese Verzögerung bei den Einsparungen auch im zweiten Jahr fort. In diesem Zeitraum stellten 66 Prozent der Befragten eine weitere Zunahme des Opex fest, was auf Ausgaben für Training und Zertifizierung zurückzuführen war.
Angesichts dieser Ergebnisse kommt IHS zu dem Schluss, dass Unternehmen ihre Erwartungen in puncto SDN-Kosteneinsparungen zurückschrauben müssen.
„Wer SDN evaluiert, muss seine Erwartungen dahingehend anpassen, dass Einsparungen sich nicht sofort, sondern erst über einen längeren Zeitraum bemerkbar machen“, sagt Josh Bancroft, Senior Analyst für Cloud and Data Center Research bei IHS, in dem Bericht. Je vertrauter Organisationen mit SDN-Funktionen, -Equipment und -Prozessen werden, desto rascher werden sie Kosteneinsparungen erreichen, lautet das Resümee von IHS.
So wichtig sind Produktionstests
Angesichts nur zögerlicher SDN-Kosteneinsparungen und der Höhe der Investitionen in Equipment, Mitarbeiter und Lizenzen können Organisationen es sich nicht leisten, auf Vorbereitungen zu verzichten. Während der Planungsphase einer Einführung müssen Unternehmen zuerst bestimmen, wo SDN den optimalen Mehrwert im Netzwerk liefern kann.
Eine Möglichkeit, den Nutzen von SDN festzustellen, ist ein Produktionstest. Auf diese Weise können Unternehmen Funktionen und Leistungsfähigkeit testen sowie praxisnahe Erfahrungen sammeln. Zum Zeitpunkt der Umfrage führte der Großteil der an SDN interessierten Unternehmen, die an der IHS-Studie teilnahmen, Produktionstests durch. So gaben 38 Prozent der Befragten an, sie würden bis Ende 2019 in den Live-Betrieb gehen, während 74 Prozent sagten, sie würden Produktionstests durchführen.
„Während größere Organisationen in der Regel über spezielle Abteilungen und Ressourcen für Produktionstests verfügen, fehlen kleineren Firmen üblicherweise diese Mittel“, bemerkt Lee Doyle, Chefanalyst bei Doyle Research.
„Diese kleineren Unternehmen pilotieren SDN meist in weniger umfangreichen Deployments und überwachen die Ergebnisse. Oder sie greifen für Know-how und Support auf einen Reseller oder Partner zurück“, fügt er hinzu.
Hohe Vertrautheit mit Cisco und VMware
Obwohl sich auf dem SDN-Markt eine ganze Reihe von Anbietern tummeln, gaben die Umfrageteilnehmer an, dass sie mit Cisco und VMware am besten vertraut sind. An dritter Stelle folgt Dell EMC.
Angesichts eines derart stark besetzten Markts müssen die Anbieter – neben Third-Party-Partnern und Resellern – den Kunden zeigen, inwiefern sie sich in puncto Training und Support vom Wettbewerb abheben. Mit zunehmender Weiterentwicklung von SDN haben die Anbieter zudem ihre SDN-Portfolios mit zusätzlicher Funktionalität ausgestattet, um für Kunden attraktiver zu werden. Ein Beispiel dafür ist der Schritt, Network Analytics in die SDN-Umgebung zu integrieren. Das verbessert die Anwendungs-Performance und -sicherheit – laut IHS zwei der größten Treiber für das SDN-Deployment im Data-Center-Bereich.