vege - Fotolia
SAP Cloud Platform: Klebstoff für SAP-Anwenderunternehmen
Die SAP Cloud Platform stellt die Verbindung zwischen Applikationen und neuen Technologien her. Sie soll Firmen bei der Transformation ihrer Geschäftsprozesse unterstützen.
Das intelligente SAP-Anwenderunternehmen verwendet nach Ansicht von SAP Technologien der nächsten Generation, zum Beispiel Machine Learning oder künstliche Intelligenz (KI), zur Transformation von Geschäftsprozessen.
Die SAP Cloud Platform (SCP) spielt für SAP-Kunden eine Schlüsselrolle bei der Realisierung dieses intelligenten Unternehmens. Sie führt alle Cloud-Produkte von SAP – aber auch Drittanbieteranwendungen – in einer Produktsuite zusammen. Mit dieser Suite können Kunden dann laut SAP all ihre Geschäftsprozesse abwickeln. Das offene PaaS-Tool bilde den „Klebstoff zwischen diesen individuellen Lösungen.“
Darüber hinaus ermöglicht es die Plattform den Entwicklungsteams der Kunden, neue Produkte von Grund auf zu generieren, was ihnen bei der digitalen Transformation helfen soll.
Integration neuer Anwendungen
Entwickler können über die Cloud Platform diese neuen Anwendungen in SAP- oder Nicht-SAP-Produkte integrieren. Letzteres ist deshalb möglich, da SCP mit Public-Cloud-Anbietern wie Amazon Web Services (AWS), Google und Microsoft zusammenarbeitet. Zudem verfügt die Cloud Platform über offene APIs und unterstützt Open-Source-Codierungssprachen.
„Im Gesamtbild der Architektur steht unser Anwendungsportfolio ganz oben“, sagt Dan Lahl, Global Vice President of Product Marketing der SAP Cloud Platform.
Dieses Portfolio besteht aus:
- S/4HANA, das ERP-System von SAP;
- SuccessFactors für das Personalmanagement;
- C/4HANA für CRM und Customer Experience Management (CEM);
- Ariba für die Beschaffung;
- Concur für das Reise- und Spesenmanagement; und
- Fieldglass für das Workforce Management.
Ganz unten befindet sich die digitale Plattform von SAP. Sie umfasst die Datenmanagement- und Datenorchestrierungsprodukte des Unternehmens, einschließlich SAP HANA und die SAP HANA Data Management Suite. Zu dieser Suite gehören SAP Data Hub, SAP Cloud Platform Big Data Services und SAP Enterprise Architecture Designer.
Die digitale Plattform ermöglicht es Unternehmen, Daten aus jeder Quelle und in jedem Format zu verwalten. Geschäftsanwendungen können damit entwickelt, integriert und erweitert werden. Die digitale Plattform ist laut Lahl die datengesteuerte Grundlage für all diese Anwendungen.
SCP bildet den zweiten Teil der digitalen Plattform. Da die Cloud Platform eher eine Entwicklungsumgebung zur Verfügung stellt, kann sie Anwendungen erweitern, integrieren und zusammenführen.
SAP Cloud Platform kann SAP Cloud Apps ergänzen
John Rymer, Analyst bei Forrester Research, beschreibt die Cloud Platform als Ergänzung zu den von SAP bereitgestellten SaaS- und Unternehmensanwendungen.
Es ist aber auch eine Plattform für die Entwicklung völlig neuer Kundenanwendungen. Das bedeutet, dass Kunden auf SCP zurückgreifen können, wenn sie diese SaaS-Anwendungen mit anderen Anwendungen verbinden oder wenn sie diese ändern müssen, zum Beispiel wenn sie die Benutzeroberfläche anpassen wollen.
„Vielleicht habe ich SAP-Anwendungen, die ich noch nicht integriert habe, etwa Fiori“, sagt Rymer. „Und ich muss Fiori-Schnittstellen erstellen oder meine Apps neu skalieren. Oder ich will ein Fiori-Portal oder etwas Ähnliches bauen, das Zugriff auf Daten bietet, die in den Apps gespeichert sind. Ich würde das alles auf der SAP Cloud Platform machen.“
SAP-Kunden können die Plattform nach Angaben von Rymer auch verwenden, um Integrationen in Nicht-SAP-Quellen zu erstellen. „Vielleicht möchte ich eine zusätzliche Datenquelle oder einen Dienst wie DocuSign in einen Workflow integrieren. Dann benutze ich SCP, um diese ergänzende Arbeit zu erledigen.“
Erweiterung des SAP-Entwicklerwerkzeugs
Laut Larry Carvalho, Analyst bei IDC, fügt sich SCP in das SAP-Ökosystem als Enabler für die Anwendungsentwicklung oder als Tool für die Anwendungsentwicklung ein. Für viele Kunden, die SaaS einsetzen, reicht es nicht mehr aus, nur mit diesen Plattformen innovativ tätig zu sein.
SCP hat laut Carvalho alle Fähigkeiten, die Entwickler brauchen, um den gesamten Lebenszyklus der Softwareentwicklung zu abstrahieren, das heißt die gesamte Konnektivität, Entwicklung und alle Code-Änderungen.
Zu diesem Zweck hat SAP Kubernetes integriert und mit Knative – Kubernetes-basierte Bausteine für Serverless Workloads – funktionsbasiertes Computing geschaffen. Dies ermöglicht es Entwicklern, mit SCP das von SAP anvisierte intelligente Anwenderunternehmen aufzubauen.
Dazu kommen neue Funktionen, die Entwickler benötigen, für deren Nutzung sie aber nicht immer entsprechende Fähigkeiten haben – zum Beispiel Machine Learning, Blockchain und IoT. Auch die Anbindung an alle anderen SAP-Systeme wie SuccessFactors, Concur und C/4HANA ist laut Carvalho wichtig.
„Sie müssen Features oben auf die Anwendungen aufbauen – egal ob es SAP- oder Nicht-SAP-Anwendungen sind. Und Sie müssen neue Funktionen entwickeln, die sich mit diesen Backend-Anwendungen verbinden, wie beispielsweise traditionellen ERP-, CRM- und HCM-Anwendungen“, sagt er. SCP biete Unternehmen einen Weg, diese Anwendungen zu bündeln, miteinander zu verbinden und das intelligente SAP-Unternehmen zusätzlich zu den bestehenden IT-Investitionen auszustatten.
Seth Lippincott, Analyst bei Nucleus Research, erklärt, dass sich SCP nicht so sehr von den anderen PaaS-Angeboten der anderen Anbieter unterscheidet. Die meisten Unternehmen, die die SAP Cloud Platform verwenden, implementieren es selbst und benötigen eine Plattformschicht, auf der sie ihre Anwendungen erstellen, bereitstellen oder Konnektoren zwischen ihnen einführen möchten.
„Wenn Partner oder ISVs [Independent Software Vendors, Anm. der Red.] die Implementierung machen, können sie auf SCP aufbauen, um ihren Endkunden einen Mehrwert zu bieten“, sagt Lippincott. „Wenn sie also eine gewisse Erweiterbarkeit für ein Produkt benötigen, würde SCP ins Spiel kommen – egal ob es sich ein SAP-Produkt handelt oder eines, das auf der Grundlage der SAP-Infrastruktur arbeitet, die sie in der Cloud haben.“
Kurt Marko, unabhängiger Technologieanalyst bei MarkoInsights, beschreibt die Cloud Platform als ein Entwicklungssystem, das auf dem Open Source PaaS-Tool Cloud Foundry basiert.
„Die Idee ist, dass SAP seine Anwendungen als SaaS zur Verfügung stellt. Oft aber benötigen Unternehmen mehr Anpassungen oder Integrationen, als das mit einer einfachen Anpassung der Apps selbst möglich ist“, sagt er. „Die Cloud Platform kann diese Rolle eines mächtigen Anpassungs-Tools ausfüllen. Man kann Web-Clients und mobile Clients ansprechen. Wenn Sie kundeneigene Unternehmensanwendungen erstellen wollen – idealerweise solche, die SAP-Backend-Services nutzen werden – ist SCP eine wirklich gute Möglichkeit, dies zu erreichen.“