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RPA-Anbieter setzen auf App Stores für ihre Tools
Vertriebspartner wie Systemintegratoren und Beratungsunternehmen spielen auf RPA-Marktplätzen eine wichtige Rolle – als RPA-Komponentenbetreiber.
Robotic Process Automation (RPA) ist eine schnell wachsende Softwarekategorie. Mit RPA-Software lassen sich Routineaufgaben automatisiert bearbeiten, so dass Unternehmen alltägliche, sich wiederholende - aber wichtige - menschliche Handlungen durch intelligente Bot-Software ersetzen können. Während die Technologie immer mehr an Bedeutung gewinnt, haben Unternehmen unter Umständen Probleme mit der Integration.
Mit der Einführung von Marktplätzen für Robotic Process Automation (RPA) soll dieses Manko beseitigt werden. Diese Business App Stores befinden sich allerdings noch in einem frühen Entwicklungsstadium. Sie wurden größtenteils innerhalb der letzten 18 Monate eingeführt. Vertriebspartner wie Systemintegratoren und Beratungsunternehmen spielen auf den Marktplätzen eine wichtige Rolle als RPA-Komponentenbetreiber.
Was hinter RPA-Technologie steckt
RPA-Technologie kann eine Vielzahl von Funktionen ausführen. Zum Beispiel kann ein Bot anhand von Kundeninformationen einen persönlichen Kreditantrag prüfen, diesen automatisch kopieren und von einem Dokument in ein anderes einfügen.
„Ein Bereich, in dem RPA-Software beliebt ist, sind Anwendungen, die Daten zwischen Outlook und Excel sowie von einem E-Mail-System in ein anderes automatisch übersetzen", erklärt Max Mancini, Executive Vice President des Digital Worker Ecosystems beim RPA-Anbieter Automation Anywhere.
Software-Bots optimieren die Datenerfassung und senken die Personalkosten. Die Technologie ermöglicht es Unternehmen außerdem, die Genauigkeit von Daten zu verbessern, indem Fehler bei der Dateneingabe beseitigt werden.
„Unternehmen haben festgestellt, dass RPA-Systeme nicht nur die Effizienz, sondern auch die Genauigkeit verbessern“, sagt Mancini. „Wenn jemand bei Finanzdienstleistungen eine Ziffer falsch platziert, kann dies ein sehr großes Problem sein.“
Infolgedessen boomt der Markt. Laut Gartner stieg der weltweite Umsatz mit RPA-Software im Jahr 2018 um 63,1 Prozent auf 846 Millionen US-Dollar. RPA ist damit auf dem Markt für Unternehmenssoftware das am schnellsten wachsende Segment.
Der RPA-Markt steht jedoch auch vor Herausforderungen. Eine der Herausforderungen ist das enorme Potenzial der Technologie. „Unternehmen beginnen zu erkennen, dass sie mit RPA nahezu jeden Geschäftsprozess automatisieren können“, sagt Mancini.
Zu den Anwendungsfällen gehören laut Automation Anywhere das Auftragsmanagement, die Bearbeitung von Hypotheken, das Logistikmanagement, die Prüfung der Einhaltung von Vorschriften und das Monitoring der Kundenabwanderung.
Während RPA-Anwendungsmöglichkeiten schnell gefunden sind, kann es sich als schwierig erweisen, Verbindungen zwischen den Anwendungen herzustellen. Applikationen werden heute in Komponenten aufgeteilt, die über APIs frei kombiniert und abgeglichen werden können. Um die Komponenten miteinander zu verbinden, muss die Software aber entsprechend entwickelt werden. Unternehmen möchten so wenig Zeit wie möglich für diese Arbeit aufwenden, damit sie sich auf die Verbesserung ihrer Anwendungen konzentrieren können.
Die RPA-Marktplätze enthalten unterschiedliche API-Konnektoren - Codezeilen, die die Elemente, welche die verschiedenen Geschäftsfunktionen ausführen, wie Bausteine miteinander verbunden werden können. Diese Anwendungen verbessern die Wiederverwendbarkeit von Komponenten. Das Konzept der Wiederverwendbarkeit hat mit der Umstellung auf die agile Entwicklung und Open-Source-Angeboten an Bedeutung gewonnen.
In den meisten Fällen kann jeder Entwickler eine Komponente erstellen und zu einem Store hinzufügen. Zunächst aber muss der Anbieter überprüfen, ob es sich um legitime Software und nicht um Malware handelt. Unternehmen können dann die Konnektoren wie in einem Mobile App Store herunterladen.
Neben Konnektoren umfassen die RPA-Marktplatzangebote auch vorgefertigte Bots, Workflows und Dienstprogramme.
RPA-Marktplätze: Offen für Unternehmen
Einige wenige RPA-Marktplatz-Websites sind bereits in Betrieb:
- Der Bot Store von Automation Anywhere
- Digital Exchange von Blue Prism; und
- UiPath Go.
Die Marktplätze bieten Partnern viele Chancen. Zu den Unternehmen, die zu RPA-Marktplätzen beigetragen haben, gehören Avanade, HCL, Symphony, Tata Consultancy Services und Tech Mahindra. Im Allgemeinen arbeiten diese Partner - einschließlich Systemintegratoren und Beratungsunternehmen - mit den RPA-Anbietern direkt zusammen und bringen ihr Fachwissen in vertikalen Märkten und bestimmten Technologien ein.
„Wir sind keine SAP-Experten, daher benötigen wir die Hilfe von Partnern, um erfolgreich damit arbeiten zu können“, sagt Chris Morgan, Global Vice President of Partners and Alliances bei UiPath.
Die RPA-Marktplätze sind jedoch erst im Entstehen begriffen. Laut Gartner sind RPA-Anbieter in vielen Dingen noch unerfahren. Dies betrifft zum Beispiel die Vergabe von Softwareverträgen, die Entwicklung von Preismechanismen, die kommerziellen Rahmenbedingungen und die Servicelevels. Auch müssen die Marktplätze erst ihre Infrastruktur aufbauen, um den Upload-Prozess zu vereinfachen. Und sie müssen technische und rechtliche Richtlinien einführen und Barrieren aufbauen, um Betrug zu verhindern.
Die Monetarisierung der Marktplätze ist ein lästiges Thema. In einigen Fällen verfolgen die Märkte einen Open-Source-Ansatz: Dabei können die Mitwirkenden mit der Software unmittelbar kein Geld verdienen - sie können die Software aber mit ihren Diensten bündeln. Automation Anywhere hat ein Modell eingeführt, bei dem der Anbieter als Betreiber 30 Prozent des Umsatzes erhält und der Partner, der die Software bereitstellt, 70 Prozent.
RPA-Softwareanbieter könnten aber auch eine Form eines Abonnement-Preismodells verwenden. Laut Prognose von Gartner werden RPA-Softwareanbieter ihre aktuelle Metriken von pro Bot oder pro Komponente auf ein verbrauchsabhängiges Modell umstellen.
Für solche Fälle müssen Anbieter Abonnementpläne entwickeln, die mehrere Ebenen enthalten: zum Beispiel Downloads, Nutzung oder anderen Faktoren. Derzeit experimentieren die Anbieter mit solchen Ansätzen und bauen entsprechende Infrastrukturen auf.