RFC, ALE, SAP NetWeaver PI und Co.: Integrationstechnologien von SAP
RFC, ALE, SAPconnect, SAP PI und Co.: Diese Integrationstechnologien sorgen für die reibungsfreie Kommunikation zwischen SAP- und Drittsoftware.
Dieser Beitrag zeigt auf, welche die Integrationsmöglichkeiten es zwischen SAP ERP und anderen Business-Lösungen gibt. Es handelt sich um das vierte Kapitel des Buchs „SAP Basis Administration Handbook, NetWeaver Edition“ von Ranjit Mereddy (McGraw-Hill; 2012). Das Kapitel kann hier als englisches Original kostenfrei heruntergeladen werden.
Software für das Enterprise Resource Planning (ERP) arbeitet am besten, wenn sie mit der Vielzahl an anderen Business-Lösungen, die es in einem Unternehmen gibt, verknüpft ist. Sie erfahren in diesem Kapitel, welche Möglichkeiten es gibt, um SAP ERP mit anderen Enterprise-Systemen zu integrieren und wie dadurch Kommunikations- und Arbeitsprozesse optimiert werden.
In den ersten drei Kapiteln dieses Buches haben wir uns einen Überblick über die Anwendungen der SAP Business Suite verschafft wie auch über die technologischen Grundlagen des ABAP- und Java-Stacks im SAP Netweaver Application Server.
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In diesem Kapitel werden wir die Rolle näher untersuchen, die in Unternehmen dem SAP-ERP-System bei der Netzwerkintegration in die IT-Infrastruktur sowie mit externen Business-Lösungen zukommt. Nicht zuletzt werden wir uns auch einen Überblick über die Support-Infrastruktur von SAP verschaffen.
Wir beschäftigen uns dabei auch mit den verschiedenen Kommunikations- und Integrationstechnologien. Sie bilden eine wichtige Grundlage, um SAP-ABAP- und Java-Applikationen, Lösungen von Drittanbietern und die SAP-Support-Organisation unternehmensweit und orientiert an den Business-Anforderungen so miteinander zu verknüpfen, dass daraus ein messbarer geschäftlicher Mehrwert entsteht. Ebenso erhalten Enterprise-Architekten im folgenden Kapitel einen Überblick darüber, wie SAP-Software sich in die firmenweite IT-Architektur einfügt.
Die Abbildung 4.1 illustriert die verschiedenen Integrationsszenarien, die auf einen potenziellen SAP Kunden bei der Implementierung und dem Betrieb eines SAP-ERP-Systems zukommen können. Anhand des hypothetischen Szenarios werden in den weiteren Abschnitten dieses Kapitels die allgemeinen Grundlagen für Integrationsszenarien erläutert wie auch die zugrundeliegenden Übertragungsprotokolle und die von SAP verwendeten Integrationsstandards.
Abbildung 4.1
Grundlegende Kommunikationsprotokolle und -dienste in SAP-Lösungen
Im Folgenden werden die Protokolle und Standards beschrieben, die SAP-Anwendungen bei der Kommunikation und dem Datenaustausch mit anderen Business-Lösungen nutzen. Einer der nachfolgend beschriebenen Netzwerk- und Kommunikationsprotokolle und -standards bildet das Herzstück für die verschiedenen Integrationsszenarien mit einem SAP-ERP-System, die nun im einzelnen detailliert betrachtet werden.
TCP/IP
In SAP-Business-Lösungen erfolgt die Netzwerkkommunikation über die Transmission Control Protocol/Internet Protocol-Standards (TCP/IP). Die benötigte IP-Adresse wird dabei in der Build-Phase einer SAP-Anwendung dem Host zugeordnet und die notwendige Konfiguration zu dem Zeitpunkt ausgeführt, zu dem die SAP-Software installiert werden soll.
Netzwerk-Ports
SAP-Applikationen fragen eingehende Netzwerkverbindungen über klar definierte Portnummern ab. In Tabelle 4.1 sind die wichtigsten Portnummern mitsamt der Namenskonventionen und den Definitionsregeln in ABAP-basierten SAP-Anwendungen aufgelistet.
Service | Default TCP Service Name | Default Port # | Range |
Dispatcher | sapdp## where ## is the system number of the instance | 3200 | 3200–3299 |
Message Server |
sapms<SID> where SID = System Identifier | 3600 | Free |
Gateway | sapgw## where ## is the system number of the instance | 3300 | 3300–3399 |
ICM HTTP | 80## where ## = system number of the instance | 8000 | Free |
ICM HTTPS | 443## where ## = system number of the instance | Not Active | Free |
ICM SMTP | 25 | Not Active | 25 |
Tabelle 4.1 Netzwerk-Ports in SAP-ABAP-Applikationen
Service | Default TCP Service Name | Default Port # | Range |
HTTP | 5##00 where ## is the system number of the instance |
50000 | 50000–59900 |
HTTP over SSL | 5##01 where ## is the system number of the instance |
50001 | 50001–59901 |
Telnet | 5##08 where ## is the system number of the instance |
50008 | 50008–59908 |
Table 4.2 Netzwerk-Ports in SAP-Java-Applikationen
SAP-Applikationen auf Basis von Java nutzen dagegen andere Netzwerk-Ports. In Tabelle 4.2 werden die wichtigsten Ports und Regeln für die Verwendung bei SAP-Java-Anwendungen dargestellt. In Unix-Betriebssystemen sind die Portnummern über eine Services-Datei den Named Services zugeordnet.
Dieser Eintrag bleibt so lange bestehen wie die Installation einer SAP-Business-Lösung dauert. Die Services-Datei wird im UNIX-Betriebssystem im Bereich /etc/services abgelegt. Sollte der Service-File-Eintrag aus welchem Grund auch immer fehlen, wird die Kommunikation zwischen den SAP-Anwendungen unterbrochen. Sie lässt sich dann durch das Hinzufügen eines manuellen Eintrags wiederherstellen. In der Regel wird für jegliche Änderung an einer /etc/services-Datei eine Root-User-Berechtigung benötigt.
RFC
Ein Remote Function Call (RFC) ist die SAP-Standardschnittstelle zur Kommunikation mit anderen SAP- oder Nicht-SAP-Systemen. Für die RFC-Kommunikation zwischen einzelnen SAP-Business-Lösungen werden ein RFC-Client und ein RFC-Server benötigt. Der RFC-Server stellt die notwendigen Funktionsbausteine zur Verfügung und die RFC-Clients rufen diese Funktionsbausteine dann auf, geben die Daten weiter und erhalten über den RFC-Server eine Rückantwort.
Aufbau einer RFC-Verbindung
Für den Aufbau neuer oder die Änderung bestehender RFC-Verbindungen muss die Transaktion SM59 aufgerufen werden. Mit Hilfe dieser Transaktion können in SAP-Systemen verschiedene Typen von RFC-Verbindungen angelegt werden. Am häufigsten verwendet werden RFC-Verbindungen vom Typ 3, durch die eine Verbindung zu einem anderen ABAP-System hergestellt wird, und vom Typ T (TCP/IP-Verbindung), die eine Verbindung zu externen Programmen herstellt.
Das folgende Verfahren beschreibt die Erstellung einer RFC-Verbindung vom Typ 3 in einem SAP-System. Verwenden Sie dazu in der Kommandozeile des SAP GUI die Transaktion SM59 (siehe Abbildung 4.2). Wählen Sie dort den Verbindungtyp ABAP-Verbindungen und klicken Sie auf die Schaltfläche Create.
Abbildung 4.2
Es öffnet sich eine neue Bildschirmmaske, die in Abbildung 4.3 angezeigt wird. Um die Konfiguration der RFC-Destination abzuschließen, füllen Sie dort folgende Felder aus:
- RFC-Destination: Name des RFC-Ziels auf dem ABAP-Zielsystem;
- Description: Geben Sie einen Beschreibungstext ein;
- Ziel-Host: Geben Sie den Hostnamen oder die IP-Adresse des ABAP-Zielsystems ein;
- Systemnummer: Tragen Sie die Nummer des ABAP-Zielsystems ein.
Klicken Sie anschließend auf den Kartenreiter Logon & Security und tragen Sie dort die geforderten Logon-Informationen (Client, User und Passwort) ein.
Abbildung 4.3
Sichern Sie die Verbindungseinträge, indem Sie die Schaltfläche Save drücken (siehe Abbildung 4.4).
Abbildung 4.4
Sobald in einem Nachrichtenfenster angezeigt wird, dass der Anwender sich auf dem entfernten System (Remote System) anmelden kann, klicken Sie einfach auf OK und fahren Sie fort. Alle Verbindungseinträge sind jetzt gesichert.
Im nächsten Schritt wird dann getestet, ob die neue RFC-Verbindung auch reibungslos arbeitet. Klicken Sie dazu im oberen Bereich des Bildschirms auf die Schaltfläche Connection Test. Es öffnet sich eine neue Bildschirmmaske. Sie zeigt an, ob Ihre Verbindungseinträge alle korrekt sind (siehe Abbildung 4.5).
Abbildung 4.5
Dies ist der grundlegende Verbindungstest. Nicht abgefragt werden dabei jedoch die Berechtigungen des Nutzers, der die Verbindung angelegt hat. Um festzustellen, ob dieser SAP-Anwender auch tatsächlich berechtigt ist, eine RFC-Verbindung einzurichten und sich auf dem Zielsystem anzumelden, gehen Sie zurück zur Bildschirmmaske, die die Parameter Ihrer RFC-Verbindung anzeigt.
Wählen Sie dort im Menü die Option Utilities | Test | Authorization Test aus. Dieser Test muss erfolgreich ausgeführt sein, bevor Sie die Arbeit im ABAP-Zielsystem weiterführen können oder diese Verbindung für eine nicht-interaktive Anmeldung durch die Applikation nutzen.
Sie können nach dem gleichen Verfahren auch RFC-Verbindungen zu verschiedenen ABAP-Anwendungen in Ihrer SAP-Systemlandschaft einrichten. Beachten Sie, dass eine erfolgreiche Berechtigungsprüfung obligatorisch ist, denn auf diese Weise wird die Benutzeranmeldung im Zielsystem, das per RFC angebunden ist, auf der Basis einer Passwort- und Berechtigungsprüfung ausgeführt. Eine erfolgreiche Berechtigungsprüfung stellt sicher, dass die RFC-Verbindung in einer Applikation komplett einsatzbereit ist.
Es gibt darüber hinaus noch andere RFC-Verbindungstypen, die für eine Integration in einer SAP-Systemlandschaft sorgen. Eine RFC-Verbindung vom Typ T stellt die Verbindung zu einem externen Programm über das TCP/IP-Protokoll her. Dieser Verbindungstyp wird zum Beispiel in einer SAP-Landschaft benötigt, wenn die ABAP- und die Java-Komponenten der Anwendung SAP NetWeaver Process Integration (SAP NetWeaver PI) miteinander integriert werden sollen.
Die Integration zwischen dem ABAP-Stack von SAP NetWeaver PI und dem Java-Stack, der auch als System Landscape Directory (SLD) bezeichnet wird, erfolgt dabei über eine RFC-Verbindung mit dem Namen SAPSLDAPI.
In Abbildung 4.6 wird angezeigt, welche Detailinformationen für den Aufbau einer TCP/IP-basierten RFC-Verbindung erforderlich sind. Bei diesem Verbindungstyp muss auf der ABAP-Seite die ID eines registrierten Serverprogramms in der RFC-Verbindung angegeben werden. Exakt die gleiche Eingabe ist im Gegenzug auch auf Java-Seite im JCo RFC Provider Service erforderlich. Sobald die Einstellungen vollständig sind, kann der Verbindungstest ausgeführt werden.
Abbildung 4.6
Tabelle 4.3 listet sämtliche verfügbaren RFC-Verbindungstypen auf, die innerhalb eines Unternehmens für die Integration und Kommunikation zwischen einer SAP-Anwendung und verschiedenen anderen IT-Lösungen eingesetzt werden.
RFC Connection Type |
Beschreibung |
I | ABAP systems connected to the same database |
3 | Connection to other R/3-based ABAP system |
2 | Connection to other R/2-based ABAP system |
L | Logical connection referring to other physical RFC connection |
S | Start external program using IBM SNA (System Network Architecture) |
X | Connection via ABAP driver routines or ABAP device drivers |
M | Asynchronous RFC connections to ABAP systems using CMC (X.400 protocol) |
H | HTTP connection to an ABAP system |
G | HTTP connection to an external server |
Tabelle 4-3: SAP RFC-Verbindungstypen
Bei der Integration zwischen älteren SAP-Releaseständen und den SAP-Releases ab der Version 7.0 von SAP NetWeaver sind die Änderungen bei den Passwortregeln in vielen Fällen ein Problem. Seit SAP NetWeaver 7.0 unterstützt SAP eine Passwortlänge von bis zu 40 Zeichen und unterscheidet beim Passwort zugleich zwischen Groß- und Kleinschreibung.
Frühere SAP-Releasestände unterstützten dagegen nur eine Passwortlänge von maximal acht Zeichen, wobei kleingeschriebene Passwörter automatisch in Großschreibung umgewandelt wurde.
Statt dieses Problem einfach zu beheben, empfiehlt SAP, bei der Integration eines neueren SAP-Releasestandes (ab NetWeaver 7.0) mit älteren SAP-Releaseständen in einer Systemlandschaft nur ein Passwort mit maximal acht Zeichen und Großschreibung zu verwenden.
Weiterführende Details sowie Empfehlungen für Passwörter in Bezug auf die Integration von älteren und neueren SAP-Releaseständen stellt SAP in seinen OSS-Hinweisen 1023437 und 862989 zur Verfügung. Durch diese Support-Packages soll der Integrationsprozess optimiert werden.
SAPconnect
Über SAPconnect kann mit der Transaktion SCOT eine SAP-ABAP-Anwendung direkt mit E-Mail-, Fax- und SMS-Nachrichten-Lösungen kommunizieren, die von SAP-zertifiziert sind. Für das Senden und Empfangen von Nachrichten werden keine zusätzlichen externen Kommunikationssysteme benötigt.
Das folgende Beispiel zeigt, wie mit Hilfe einer SMTP-Verbindung (Simple Mail Transport Protocol) E-Mails direkt aus einer SAP-Applikation heraus an ein externes E-Mail-System gesendet werden können. Die entsprechenden Einstellungen werden in der Administrationsoberfläche der Transaktion SCOT vorgenommen. Geben Sie dazu den Transaktionscode SCOT ein, dann führen Sie einen Doppelklick auf den SMTP-Knoten aus und geben dort angezeigt die Konfigurationsdaten ein.
Passen Sie im Dialogfeld im Bereich SMTP-Verbindung die Adresse des E-Mail-Hosts an Ihre Systemumgebung an. Klicken Sie im Bereich Supported Address Types neben Internet auf die Schaltfläche Set und geben Sie dann im Addressbereich einen Stern (*) ein. Danach setzen Sie entweder den Haken oder betätigen die Enter-Taste.
Drücken Sie nach diesem Arbeitsschritt die Schaltfläche Continue. Jetzt können Sie einen Sendejob einplanen. Klicken Sie dazu im oberen Teil der Bildschirmmaske auf das Symbol Job oder drücken Sie alternativ SHIFT-F7. Wählen Sie dann die Jobplanung für sämtliche Adresstypen aus und die Einstellung Schedule Immediately. Lassen Sie die restlichen Einstellungen auf den Standardwerten und fahren sie fort.
Der Sendejob wird jetzt eingeplant. Stellen Sie im nächsten Schritt in der Transaktion zur Benutzerpflege SU01 sicher, dass für jeden Benutzer die E-Mail-Adresse gepflegt ist. Eine Übersicht zu allen über SAPconnect versendeten Nachrichten erhalten Sie mit der Transaktion SOST, mit der die Nachrichten auch verwaltet werden können.
Application Link Enabling/Electronic Data Interchange (ALE/EDI)
Die technische Basis für den Austausch von Geschäftsdaten via ALE-Technologie (Application Link Enabling) in verteilten SAP-Anwendungen sowie die Datenübertragung per EDI (Electronic Data Interchange) von einem SAP- zu einem EDI-System bildet das Intermediate Document(IDOC). IDOC ist ein Behälter für den Austausch von Daten und vereinfacht die Kommunikation zwischen SAP-Anwendungen und Fremdsystemen.
Ein IDOC ist dabei die konkrete Ausprägung eines IDOC-Nachrichtentyps, der die Struktur des IDOCS festlegt. Der Nachrichtentyp ist das Format, in dem die Daten für einen bestimmten Geschäftsprozess elektronisch übertragen werden.
Ein Beispiel für einen solchen Standardnachrichtentyp ist das IDOC CREMAS, mit dem Kreditorenstammdaten geladen oder übertragen werden können. Die Transaktion WE81 zeigt sämtliche IDOC-Nachrichtentypen an, die mit der Installation eines SAP-Standardsystems ausgeliefert werden und zugleich auch die Nachrichtentypen, die von Kunden erzeugt wurden.
SAProuter
Der SAProuter ist ein SAP-Programm, das eine sichere Netzwerkverbindung zwischen SAP-Systemen oder -Programmen und dem SAP-Support herstellt. Das SAProuter-Programm wird dabei auf dem Firewallrechner installiert und regelt den Zugang zu Ihrem Netzwerk (Application Level Gateway). SAProuter fungiert somit quasi als Eingang zum Netzwerk und bildet sowohl für SAP-Kunden als auch für SAP eine zusätzliche Sicherheitsebene. Detaillierte Informationen hierzu erhalten Sie in Kapitel 20 dieses Buches.
Integration zwischen SAP ERP und anderen Anwendungen der SAP Business Suite
Zu den Anwendungen der SAP Business Suite in der Version 7 zählen die Applikationen SAP ERP 6.0 mit Enhancement Package> 4 (EhP 4), SAP SRM 7.0, SAP CRM 7.0, SAP SCM 7.0 und SAP PLM 7.0. SAP ERP 6.0 ist mit den weiteren Anwendungen der SAP Business Suite primär über RFC-Verbindungen verzahnt. Jede einzelne der hier aufgeführten SAP-Business-Suite-Applikationen verfügt zwar noch zusätzlich über spezielle Schnittstellen, doch der grundlegende Kommunikationsmechanismus ist die RFC-Verbindung über das TCP/IP-Protokoll.
Integration zwischen SAP ERP und weiteren Applikationen auf SAP-NetWeaver-Basis
Ebenfalls per RFC-Verbindung wird SAP ERP 6.0 mit weiteren Anwendungen verknüpft, die auf der SAP NetWeaver-Plattform basieren: etwa SAP Business Warehouse 7.0, SAP NetWeaver Portal 7.0 oder SAP NetWeaver Process Integration 7.1 (SAP NetWeaver PI).
Integration zwischen SAP ERP und Drittanwendungen
SAP ERP 6.0 lässt sich auch mit einer Reihe von unternehmensweit eingesetzten Anwendungen integrieren, die von Drittanbietern stammen. Auch in diesem Fall erfolgt die Verknüpfung mit Hilfe von RFC-Verbindungen, wobei Schnittstellen zu den Drittanwendungen von SAP in der Regel bereits vordefiniert zur Verfügung gestellt werden. Die Drittanbieter arbeiten zudem eng mit SAP zusammen und können die Integration ihrer Softwareprodukte darüber hinaus zertifizieren lassen.
Zu den SAP-zertifizierten Drittanbieter-Lösungen zählen unter anderem folgende Produkte:
- IBM Tivoli: Die Tivoli Software zur Verwaltung von Informationssystemen unterstützt unter anderem Backup- und Monitoring-Prozesse.
- AutoSys: Diese Anwendung von CA Technologies stellt Funktionen für ein unternehmensweites Job-Scheduling bereit.
- IBM FileNet: Diese Lösung eignet sich für Archivierung und ein leistungsfähiges Dokumentmanagement.
- HP OpenView: Es handelt sich um ein Softwareportfolio zum Verwalten und Überwachen der IT-Infrastruktur in großen Unternehmen.
- Mercury ITG (IT Governance): Die Software unterstützt unter anderem das Change- und Konfigurationsmanagement.
- uPerform: Die Performance-Support-Software stellt zielgerichtet, qualitativ hochwertige Lerninhalte für SAP-Endanwender bereit.
- Topcall (jetzt Kofax): Die Kommunikationslösung verbindet sich mit allen gebräuchlichen Medientypen (SMTP, Fax, SMS, Voice und XML).
- Taxware: Die Software stellt Funktionen für die Steuerberechnung und -planung in SAP-Systemen zur Verfügung.
- D&B: Mit der Software von D&B lassen sich in SAP-Systemen bei einem Neukunden Bonitätsprüfungen und Risikobewertungen machen sowie Informationen zur Ausfallwahrscheinlichkeit und zum Zahlungsverhalten in SAP einbinden.
Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt insgesamt mehrere hundert Lösungen von Drittanbietern, deren Integration SAP zertifiziert hat und die über eines der in diesem Kapitel erwähnten Kommunikationsprotokolle in ein SAP-System eingebunden werden können. Tabelle 4.4 enthält ein Linkverzeichnis zu den Partnern, deren Lösungen von SAP für die Integration in SAP-Lösungen zertifiziert sind.
Über die Links können SAP-Kunden sämtliche Drittanbieterprodukte recherchieren, die SAP zertifiziert hat. Für einige dieser Tool ist eine zusätzliche Konfiguration erforderlich, bevor sie in Verbindung mit SAP-Software eingesetzt werden. Jeder der im Verzeichnis aufgeführten Drittanbieter stellt dazu ein Installations- und Konfigurationshandbuch zur Verfügung, das weiterführende Informationen zu den jeweiligen Konnektoren und zur Programmkonfiguration in Verbindung mit SAP-Lösungen enthält.
SAP URL | Beschreibung |
www.sap.com/ecosystem/customers /directories/searchpartner.epx |
SAP-zertifizierte Drittanbieterlösungen |
www.sdn.sap.com/irj/ sdn/interface-certifications |
SAP-zertifizierte Integrationsszenarien |
Tabelle 4-4: Internet-Links zu SAP-zertifizierten Drittanbeiterlösungen
Integration der SAP Business Suite mit dem SAP Solution Manager
Je umfangreicher und komplexer die Zahl der SAP-Applikationen ist, desto schwieriger ist es, die SAP-Anwendungslandschaft effektiv zu verwalten und zu betreiben.
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Hier kommt der SAP Solution Manager ins Spiel, eine zentrale Plattform für sämtliche Administrations- und Monitoring-Aufgaben in einer SAP-Systemlandschaft.
SAP hat den Solution Manager hierfür mit einer Reihe von Funktionalitäten ausgestattet: Change- und Transportmanagement, Monitoring, Reporting und Service Desk, zentrale Benutzerverwaltung (Central User Administration, CUA), Hosting eines zentralen SAP System Landscape Directory (SLD) oder unternehmensweite SAP-NetWeaver-Administration.
Darüber hinaus ist mit den Werkzeugen des SAP Solution Manager Diagnostics (SMD) die End-to-End-Analyse von Fehlerursachen möglich und mit Introscope von Wily lassen sich im Solution Manager die Performance-Kenngrößen der gesamten SAP-Landschaft überwachen. Weiterführende Informationen hierzu gibt es in Kapitel 20.
Integration von SAP-Lösungen mit betrieblichen Abläufen
Aus operativer Sicht ist einer der strategischen wichtigsten Punkte bei der Verknüpfung komplexer SAP-Software mit bestehenden Unternehmenslösungen, dass die Integration möglichst effizient ist. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass die IT-Operations-Abteilung einen reibungslosen Betrieb der Lösungen sicherstellen kann.
Sind in einem neu eingeführten SAP-System die verschiedenen Tools von Drittanbietern optimal integriert und die Eskalationsprozesse dokumentiert sowie unternehmensweit verteilt, kann das Operations-Team gegenüber der Geschäftsseite (das heißt den Fachbereichen) auch die vereinbarten Service Level Agreements> (SLAs) einhalten.
In der Regel erhält das Operations-Team für die wichtigsten Abläufe im SAP-Basisbetrieb, wie etwa die Erstellung von Backups, das Zurücksetzen von Benutzerpasswörtern, die Einplanung von Jobs oder die Behebung von Druckproblemen, entsprechende Schulungen. Tritt ein Problem mit SAP-Software auf, wird dieses vom Operations-Team an einen qualifizierten Mitarbeiter im eigenen Haus weitergeleitet, der den gemeldeten Fehler behebt.
Integration von SAP-Software und SAP-Support
Business Lösungen von SAP sind komplex und benötigen regelmäßig Support aus den verschiedenen SAP-Quellen. Dazu wird der SAP Solution Manager über eine SAProuter-Verbindung in die interne Supportorganisation eingebunden. Über diese SAProuter-Verbindung kann ein Systemadministrator aber auch den Support-Mitarbeitern von SAP Zugang zum SAP-System einräumen. In der Regel wird der Support-Prozess durch ein Helpdesk-Ticket angestoßen, in dem durch den Endanwender ein bestimmtes Problem mit der SAP-Software protokolliert ist.
Für die Erfassung solcher Helpdesk-Tickets kann entweder die Service-Desk-Funktionalität des SAP Solution Managers genutzt werden oder die Helpdesk-Lösung eines Drittanbieters wie Unicenter. Zunächst wird von den unternehmenseigenen SAP-Experten versucht, das Problem zu lösen. Sollte dies nicht gelingen, können SAP-Kunden direkt im SAP Service Marketplace eine entsprechende SAP-Meldung einstellen. Falls erforderlich, loggt der SAP-Support sich in das jeweilige Kundensystem ein und behebt das Problem.
Integration von SAP-Software mit einem EDI-Systemen
SAP-Software kann über den SAP Solution Manager und in Verbindung mit einer zusätzlichen Integrationslösung wie IBM Sterling Gentran auch mit dem EDI-System eines externen Anbieters verzahnt werden und mit diesem Daten austauschen. Bei Gentran handelt es sich um eine der führenden Lösungen für die B2B-Datenintegration und die EDI-Kommunikation.
SAP NetWeaver PI als Integrationsplattform
SAP NetWeaver PI dient in Unternehmen als Integrationsplattform für sämtliche Schnittstellen. Die Version 7.1 enthält gegenüber dem Vorgänger-Release eine Reihe von Verbesserungen, darunter die Möglichkeit zum Aufbau einer serviceorientierten Architektur (SOA). Eine SOA hilft Unternehmen dabei, ihre Schnittstellenlandschaft zu standardisieren und zu optimieren. Da die nativen Integrationsmöglichkeiten zwischen den einzelnen SAP-Lösungen genutzt werden, lassen sich Punkt-zu-Punkt-Schnittstellenverbindungen vermeiden. Unter anderen trägt es dazu bei, dass Unternehmen die Kosten für die Integration ihrer IT-Landschaft reduzieren können.
Das Prinzip der serviceorientierten Architektur ist mittlerweile Standard bei der Schnittstellenentwicklung. In einer SOA werden die Schnittstellen als sogenannte Enterprise Services entwickelt und können somit von vielen verschiedenen Applikationen konsumiert werden. Die SOA ist somit ein Architekturstandard, bei dem Schnittstellenfunktionalität plattformunabhängig in Form eines Service zur Verfügung gestellt wird.
SAP nennt seine Methode zur Implementierung einer serviceorientierten Architektur SAP Enterprise SOA. Die Enterprise SOA soll Kunden dabei unterstützen, servicebasierte Anwendungen zu entwickeln, deren einzelne Services / Funktionen sich möglichst oft wiederverwenden lassen. Der Entwicklungslebenszyklus einer Service-Schnittstelle in einer Enterprise SOA umfasst folgende Schritte:
- Sammeln der Businessanforderungen;
- Service-Modellierung;
- Service-Definition;
- Service-Implementierung;
- Service-Freigabe und –Veröffentlichung;
- Service-Konsumierung.
SAP NetWeaver PI stellt SOA-Werkzeuge zur Verfügung, die einen einfachen und schnellen Aufbau sowie die Konsumierung solcher Enterprise Services ermöglichen. Die verschiedenen Integrationskomponenten einer SAP-NetWeaver-PI-Lösung in der Version 7.1 sind in Abbildung 4.8 dargestellt.
Abbildung 4.8
Enterprise Service Repository
Das Enterprise Services Repository (ESR) ist ein zentrales Repository, in dem SOA-Assets wie Services oder Datentypen definiert, abgerufen und verwaltet werden. In dem Repository sind die Definitionen und Metadaten von Enterprise Services und Business-Prozessen abgelegt.
Es verfügt auch über eine zentrale Modellierungs- und Designumgebung zum Anlegen, Aggregieren und Verwenden von Enterprise Services. Auf die Objekte im ESR wird mit dem Enterprise Services Builder (ES Builder) zugegriffen und die vom ESR publizierten Services sind in der Services Registry verfügbar.
System Landscape Directory (SLD)
Das System Landscape Directory (SLD) stellt einen zentralen Katalog für SAP-Produkte und zugehörige Software-Komponentendefinitionen zur Verfügung. Um Service-Schnittstellen neu zu entwickeln, werden die erforderlichen Definitionen für die Softwareprodukte und -komponenten im SLD erzeugt und dann in das ESR exportiert.
Integration Directory
Das Integration Directory bildet die zentrale Instanz zur Konfiguration von Geschäftsprozessen, die zuvor im ESR modelliert und spezifiziert wurden – inklusive der Regeln für das Weiterleiten von Nachrichten sowie für die Kommunikation und die Sicherheit.
Konfiguration und Monitoring
Mit der Runtime Workbench und dem SAP NetWeaver Administrator (NWA) bietet SAP zwei Werkzeuge für die Überwachung und Administration der Integrationslandschaft in SAP NetWeaver PI an. SAP stattet den NWA mit sehr umfangreichen Verwaltungs- und Überwachungsfunktionen aus, damit Administrations- und Monitoring-Aufgaben in einer SAP-Landschaft zentralisiert und konsistent ausgeführt werden können.
Integration Server
Der Integration Server ist eine Laufzeitumgebung für Service-Schnittstellen, über die Anwendungen untereinander Messages austauschen können. Er wird als ABAP-Komponente installiert, im Gegensatz zu anderen SAP-NetWeaver-PI-Komponenten wie dem ESR, dem SLD und dem Integration Directory, die als Java-Applikationen implementiert sind.
Advanced Adapter Engine
Die Advanced Adapter Engine (AAE) verfügt über eine Anzahl von Adaptern, wie etwa den File/FTP-, IDOC- oder JMS-Adapter. Mit Hilfe dieser Adapter lassen sich Vermittlungs-, Mapping- und Queuing-Szenarien zwischen lieferenden (Provider) und verbrauchenden (Consumer) Business-Lösungen umsetzen. Die AAE kann entweder zentral und als Teil des Integration Servers verwendet werden oder eigenständig außerhalb des Integration Servers.
Enterprise Service Bus
Der Enterprise Service Bus (ESB) bildet einen zentralen Bestandteil in einer Enterprise SOA, denn er schafft eine einheitliche Infrastruktur für die sichere, auf Standards basierende, zuverlässige und skalierbare Kommunikation zwischen Provider- und Consumer-Anwendungen. Er stellt dafür Laufzeit-Services zur Verfügung, die eine servicebasierte Kommunikation ermöglichen.
Somit entwickelt sich die Anwendung SAP NetWeaver PI mitsamt all der vorgenannten Fähigkeiten für Unternehmen immer mehr zur zentralen Plattform für die Erstellung und Verwaltung servicebasierter Schnittstellen.
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