OpenWorld 2019: Oracle setzt verstärkt auf Partnerschaften
Oracle sucht nach Partnerschaften und möchte künftig weniger Alleingänge wagen. Aus einstigen Oracle-Wettbewerbern werden nun strategische Partner.
Die diesjährige Kundenveranstaltung Oracle OpenWorld war in vielerlei Hinsicht ein bedeutendes Ereignis. Das lag weniger an Produktvorstellungen und mehr an einer Richtungsänderung der Oracle-Strategie.
Waren frühere Veranstaltungen geprägt vom Alleingang des Unternehmens, wobei Oracle CTO und Firmengründer Larry Ellison in seinen Keynotes bissige Kommentare in verschiedene Richtungen abgab, so sprach er diesmal über neue Kooperationen – allen voran die gemeinsamen Cloud-Angebote mit dem einstigen Rivalen Microsoft.
„Microsoft ist unser wichtigster Partner für die Zukunft und wir haben ein ausgezeichnetes Verhältnis zueinander“, beschrieb Ellison die bereits im Sommer angekündigte Partnerschaft. Damit fügt sich Oracle in die Reihe der Unterstützer von Multi-Cloud- und Multi-Vendor-Strategien ein.
Zu dieser Kooperation wurden auf der OpenWorld weitere Details bekannt gegeben. So können Anwender alle Features beider Plattformen zusammen nutzen – egal auf welcher Plattform sie vorhanden sind. Das heißt, die Azure- und die Oracle-Cloud erscheinen nach außen wie eine einzige integrierte Plattform. Laut Oracle werden damit die Investitionen der gemeinsamen Kunden in Microsoft- und Oracle-Lösungen geschützt.
VMware als neuer Partner
Neben der Integration mit Microsoft Azure präsentierte Oracle auch eine neue Partnerschaft mit VMWare. Diese ähnelt den Kooperationen, die VMware bereits mit Microsoft, Google und IBM abgeschlossen hat.
„Wir freuen uns, jetzt auch Oracle in unserem Cloud-Provider-Programm begrüßen zu können“, sagte VMware COO Sanjay Poonen anlässlich der Vorstellung der gemeinsamen Lösung, mit der sich Workloads migrieren und verwalten lassen, die auf der VMware Cloud Foundation und vCenter basieren. So lassen sich Anwendungen sowohl zwischen verschiedenen Cloud-Plattformen als auch mit dem eigenen Rechenzentrum friktionsfrei hin- und herschieben.
„Immer mehr Oracle-Kunden wechseln in die Cloud und erwarten auch bei uns den bewährten Support für VMware. Daher ist es wichtig, dass ab sofort auch VMware-Workloads in der Oracle-Cloud möglich sind und Kunden den Administratorzugriff auf VMware beibehalten können“, sagte Don Johnson, Executive Vice President Oracle Cloud Infrastructure.
Diese Integration basiert auf speziellen Bare-Metal-Services und einer Layer-2-Netzwerkkoppelung. „Anwender können somit ihre bestehenden VMware-Investitionen, -Prozesse und -Tools weiterhin nutzen und gleichzeitig von der Leistung der Oracle-Infrastruktur profitieren“, erläuterte Johnson weiter. Oracle bietet außerdem technischen Support für Oracle-Anwendungen, die in VMware-Umgebungen sowohl in lokalen Rechenzentren, als auch in der Oracle-Cloud ausgeführt wird.
Kostenlose Einstiegsplattform für Entwickler
Zur Neuausrichtung der Oracle-Strategie gehört auch, dass man kostenlose Angebote zur Verfügung stellt – bisher undenkbar. Ab sofort gibt es ein Cloud-Testangebot, mit dem man Oracle-Services zeitlich unbegrenzt austesten kann. Zum Angebot gehören die Autonomous Database, zwei virtuelle Maschinen (VMs), zehn GB Objekt-Storage, ein Load Balancer sowie weitere Softwarefeatures, mit denen Entwickler in ihrer präferierten Sprache Testprogramme und Prototypen auf Basis der Oracle-Datenbank und der Oracle-Cloud erstellen können. „Wir laden alle Entwickler ein, um unsere besten Softwarefeatures kostenlos zu testen und zu nutzen“, sagt Ellison zum Start des Programms.
Ganz ohne Seitenhiebe konnte Ellison in seiner Keynote aber nicht auskommen. So kündigte er an, dass man „bis Ende nächsten Jahres weltweit über mehr Rechenzentrenregionen verfügen möchte als Amazon“. Derzeit hat Oracle 16 Hyperscale-Regionen. In den nächsten zwölf Monaten sollen 20 weitere hinzukommen. AWS ist derzeit in 22 Regionen verfügbar. Azure führt die Liste mit 50 Regionen an, GCP hat 20.
Autonom statt KI
Ein Thema, dem besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde, waren die autonomen Features. In der Vergangenheit bezogen sich diese ausschließlich auf die Oracle Autonomous Database, die sich selbständig anpasst, skaliert, optimiert und aktualisiert.
In diesem Jahr hat Oracle dieses Konzept auf eine Vielzahl an Softwarelösungen ausgeweitet. Dazu gehört vor allem Autonomous Linux. Dabei handelt es sich um eine automatisierte Version von Oracle Linux, die nach Angaben des Softwareanbieters weniger Administration beim Tuning und Patchen benötigt.
„Autonome Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass sie weniger manuelle Arbeiten erfordern und damit nicht nur das Personal entlasten, sondern auch weniger fehleranfällig sind“, erklärte Ellison. Die Automatisierung soll Einsparungen von 30 bis 50 Prozent einbringen.
Integrierte SaaS-Suite für ERP, CRM und HCM
Bei der Anwendungssoftware setzt man weiterhin auf die Integration verschiedener Silos. „ERP, CRM und HCM sind immer noch getrennte Säulen, wodurch deren Anwendungsnutzen eingeschränkt ist“, sagte Oracle Vice President Steve Miranda in seiner Keynote.
Mit verschiedenen Beispielen zeigte er, zu welchen Brüchen es dadurch innerhalb von Standardgeschäftsprozessen kommen kann. „Wir lösen diese Probleme mit einer Vielzahl an SaaS-Angeboten, die eine in sich geschlossene Business Suite bilden“, sagte Miranda. Diese Anwendungen vereinen unter anderem Transaktionslösungen, Data Analytics und Machine-Learning-Elemente.