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NFV, SDN, 5G und IoT verändern die Telekom-Infrastruktur

Vier Trends bei der Telekommunikationsinfrastruktur – SDN, NFV, IoT und 5G – treiben das Netzwerk der Zukunft. Doch die Telco-Netze werden sich kaum vor 2020 grundlegend ändern.

Zu den Trends im Bereich Telekommunikation, über die am meisten geschrieben wird, gehören Software-defined Networking, Network Functions Virtualization, Software-defined WAN, das Internet of Things und 5G-Mobilfunk. Wie ein kurzer Blick auf die Berichterstattung zeigt, machen die genannten Themen mehr als 90 Prozent aller Artikel über den technologischen Wandel aus.

SD-WAN muss man von dieser Betrachtung ausnehmen, denn es handelt sich um keine Transformationstechnologie für Service-Provider – jedenfalls noch nicht. Mit Blick auf die Investitionen der Netzwerkbetreiber in Telekom-Infrastruktur waren die anderen vier Technologien 2017 zusammen für weniger als 5 Prozent der Änderungen an der Infrastruktur für Telekommunikationsnetzwerke verantwortlich. Diese Angaben beruhen auf Daten, die Netzwerkbetreiber der CIMI Corporation meldeten.

Der Grund für die Kluft zwischen Interesse an neuen Technologien und deren tatsächlicher Bereitstellung liegt darin, dass Netzwerkbetreiber enorme Summen in ihre vorhandene Infrastruktur investiert haben. Um das zu ändern, müsste eine neuere Technologie, wie Software-defined Networking (SDN) oder Network Functions Virtualization (NFV), die Aufgaben entweder deutlich besser bei niedrigerer Total Cost of Ownership (TCO) erledigen oder höhere Umsätze als bestehende Services generieren.

Ansonsten lohnt es sich nicht, vorhandene Telekommunikationsinfrastruktur zu ersetzen. Neue Technologien werden 2018 dazu beitragen, die Transformation zum Netzwerk der Zukunft voranzutreiben, aber sie werden bis mindestens 2020 nicht den Platz der bestehenden Infrastruktur einnehmen.

Bei SDN und NFV war 2017 eine gewisse Dynamik zu verzeichnen, mit Beispielen für die Bereitstellung von beiden Technologien. SDN wird zu einem bevorzugten Ansatz für Data Center Switching, und einige globale Betreiber sprechen vom Einsatz von White Box Switches als Ersatz für die Ethernet-Switches, die sie sonst immer von großen Anbietern gekauft haben. Dieser Trend war nicht stark genug, um 2017 die Verkäufe entscheidend zu beeinflussen, und hebt die Beschränkung von SDN auf das Data Center nicht auf.

NFV ist von wachsendem Interesse für das Deployment von virtuellen CPE-Funktionen (Customer Premises Equipment) am Enterprise Service Edge, was mit Carrier-Ethernet-Services verbunden ist. Doch Möglichkeiten für Carrier-Ethernet-Services führen nicht zu einem relevanten Rückgang der Netzwerkkosten oder einer Erhöhung der Einnahmen, was die Bereitstellung durch die Betreiber verzögert.

Das Netzwerk der Zukunft braucht neue, überzeugende Technologien

Was ist der Unterschied zwischen diesen ersten Erfolgsmeldungen und dem, was eine Unternehmens- oder Netzwerktransformation erfordert? Die Antwort lautet: ein umfassenderer Business Case. Sowohl SDN als auch NFV haben sich auf das begrenzte Problem konzentriert, zu definieren, wie die jeweilige Technologie auf unterer Ebene funktioniert. Um die wichtigeren Fragen, wie man für eine breite Einführung und massive Vorteile sorgt, hat sich die Standardisierungsgruppe nicht gekümmert. Obwohl das Netzwerk der Zukunft aus Hunderten von Technologien bestehen wird, haben wir noch keine gesamtheitliche Vorstellung davon, wie sie zusammenspielen oder wie sie sich operativ flexibel und effizient gestalten lassen.

Eine breitere Nutzung von SDN und NFV zu forcieren, wird schwierig, selbst 2018 – und möglicherweise gibt es eine häufige Ursache dafür. SDN zeichnet sich als Trend im Cloud-Data-Center ab, und die Chancen für NFV würden steigen, wenn die Betreiber mehr Cloud-Data-Center hätten, um virtuelle Funktionen effizient zu hosten. Aus diesem Grund ist die Carrier-Cloud der häufigste Treiber für SDN und NFV.

Ob die Betreiber 2018 viele Änderungen verzeichnen werden, hängt allgemein davon ab, wie es mit dem Wachstum von SD-WAN und der Umsetzung des 5G-FTTN-Hubs weitergeht.

SD-WAN könnte sich ebenfalls als essenziell erweisen, um SDN und NFV voranzubringen, denn es würde VPN- und VLAN-Services von der aktuellen, traditionellen Switching- und Router-Technologie entkoppeln. Obwohl selbst keine Transformationstechnologie, scheint SD-WAN auf dem richtigen Weg zu sein, um 2018 für ein deutliches Wachstum zu sorgen. SD-WAN ist nicht auf SDN- oder NFV-Transformation angewiesen, erleichtert aber die Transformation, indem es VPN-Services unabhängig von der zugrundeliegenden Netzwerkinfrastruktur macht.

Die wahre Frage bei der SDN- und NFV-Einführung ist, ob es genügend Data Center Deployments geben wird, um mehr virtuelle Funktionen zu hosten, und mehr Möglichkeiten für Data Center Switching. Das hängt davon ab, inwiefern die Netzwerkbetreiber die Zahl ihrer Data Center erhöhen. Wenn es mehr neue Carrier-Clouds gäbe, die auf der Liste der Service-Provider noch nicht einmal unter den Top Fünf der treibenden Technologien zu finden sind, würden sich die Chancen für SDN erweitern und ein Hosting virtueller Funktion zu geringen Kosten möglich. Doch SDN und NFV alleine können kein Motor für die Carrier-Cloud sein.

Es ist einfach, die Möglichkeiten, die sich einem Netzwerkbetreiber durch die Carrier-Cloud bieten, zu erkennen. Aber es ist ungleich schwerer, hinreichend überzeugende Argumente zu finden, um den Aufbau einer neuen Telekom-Infrastruktur zu rechtfertigen.

Laut Prognosen von CIMI könnte auf der Technologieebene die Carrier-Cloud bis 2030 mehr als 100.000 Edge Data Center weltweit hinzufügen. Durch dieses Wachstum würden so viele neue Chancen für SDN-Data-Center entstehen, dass es sinnvoll wäre, Data Center per SDN zu verbinden. Dies würde wahrscheinlich zu einem Metro-Area-SDN und einem umfassenden SDN-Erfolg führen. Es würde außerdem kostengünstiges Edge Hosting für NFV ermöglichen, was NFV sogar für virtuelles CPE im Consumer-Bereich geeignet erscheinen lässt.

IoT und 5G als Treiber für die Carrier-Cloud

Ohne eine erhebliche Anfangsinvestition in die Carrier-Cloud, die für einen hinreichenden Wachstumsimpuls sorgt, steht sie für allgemeine Aufgaben beim Hosting von Servicefunktionen nicht zur Verfügung. Sie wird 2018 nicht genug wachsen, um großartig etwas zu bewegen. Und an dieser Stelle kommen IoT (Internet of Things) und 5G ins Spiel.

Das Internet of Things hat die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Doch bislang haben die Telekom-Provider IoT nicht auf dem Radar und konzentrieren sich lieber auf die niedrig hängenden Früchte der Sensorverbindungen. Aber welche Unternehmen geben Geld aus, um die Sensoren bereitzustellen, die die Telekom-Provider zu verbinden hoffen? Um welche Firmen auch immer es sich handelt, sie müssen eine starke Rendite erwirtschaften, um ihre Kosten wieder hereinzuholen. Allerdings sind direkt im Internet bereitgestellte Sensoren, die für OTT-Player (Over The Top) zur Verfügung stehen, für Unternehmen, die mit ihren IoT-Bereitstellungen Geld verdienen wollen, eine schwer zu schluckende Kröte.

Eventuell könnten die Telekommunikationsanbieter durch das Verarbeiten und Analysieren von Sensorinformationen Einnahmen erzielen, um tiefergehende Einblicke zu ermöglichen. Es ist indes schwierig zu wissen, wie Aufsichts- und Regulierungsbehörden ein solches Investment behandeln würden. Bis die Telcos sicher sein können, dass die Behörden ihr Angebot einer IoT-Sensoranalyse wohlwollend prüfen, werden sie kein Risiko auf sich nehmen und Investitionen vermeiden. Aus diesen Gründen kann IoT 2018 wahrscheinlich die Carrier-Cloud oder Transformation nicht unterstützen.

Wie sieht es dann mit 5G Wireless aus? Die Telekom-Provider haben echtes Interesse an 5G. Und diejenigen, die wichtige Märkte bedienen, sehen sich einem fast sicheren Wettbewerbsdruck ausgesetzt, diese Technologie bereitzustellen. Standards der fünften Generation erfordern eine Schicht von gehosteten Funktionen, die sich nutzen lassen, um Services zusammenzustellen, und unter Providern auf die gleiche Weise geteilt werden können wie derzeit die Konnektivität – über Roaming-Vereinbarungen. Mit endgültigen Spezifikationen für diese Art von funktionsreicher Zukunft ist für 5G jedoch wohl erst gegen Ende 2018 zu rechnen, und vor 2020 darf man nur geringe Fortschritte bei der Bereitstellung erwarten.

Über den großen, kurzfristigen Effekt für 5G hören wir so gut wie nichts. Viele Betreiber haben sich schon dazu entschlossen, den höchsten Frequenzbereich von 5G zu nutzen – die Millimeterwelle –, um drahtlose Verbindungen von einem FTTN-Hub (Fibre To The Node) in die Wohnungen zu realisieren. Durch diese Investitionen in Telekom-Infrastruktur könnten mehrere zehn Millionen neue Breitbandverbindungen mit 50 MBit/s oder mehr entstehen. Da 5G höchstwahrscheinlich mehr mit Video-Streaming als Videokanälen in Zusammenhang gebracht würde, könnte es schnell einen Beitrag leisten zu Content Delivery, Caching und Ad Insertion, die kurzfristigen Treiber für die Carrier-Cloud.

Ob die Betreiber 2018 viele Änderungen bei der Transformation der Telekommunikationsinfrastruktur verzeichnen werden, hängt allgemein davon ab, wie es mit dem Wachstum von SD-WAN und der Umsetzung des 5G-FTTN-Hubs weitergeht. Bewegung gibt es in beiden Bereichen, und auch wenn es nicht so aussieht, dass diese Bewegung für einen vollständigen Wandel 2018 ausreicht, haben wir Grund, hoffnungsvoll auf die genutzten Technologien zu schauen und uns auf das Netzwerk der Zukunft im Jahr 2020 zu freuen.

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