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Mit Intent-based Networking zu mehr Netzwerk-Automatisierung
Intent-based Networking (IBN) bietet Technikern interessante Vorteile durch Netzwerkautomatisierung. Doch kann der Ansatz die Versprechen erfüllen und abseits vom Hype punkten?
Intent-based Networking (abgekürzt: IBN) könnte neu definieren, wie Anwendungen und Services innerhalb von Enterprise-Netzwerken bereitgestellt werden. Doch bevor es soweit ist, muss das Konzept beweisen, ob es jenseits vom Marketing-Hype überzeugen und seine Versprechen halten kann.
Solange es Computernetzwerke gibt, vom ARPANET bis zum heutigen Tag, haben Administratoren Netzwerke über die Befehlszeile (Command Line Interface, CLI) verwaltet. Das CLI spielt weiter eine tragende Rolle, auch wenn sich der Fokus auf neue Ansätze für Management- und Networking-Software konzentriert, die auf maschinelles Lernen, künstliche Intelligenz (KI) und andere Methoden als Basis setzen. Die Marktforscher von Gartner Research geben sogar an, dass 75 Prozent der Organisationen ihre Netzwerke immer noch manuell verwalten.
Anstatt komplexer Skripte ermöglicht es Intent-based Networking den Technikern, GUI-basierte Tools zu nutzen, um die zahlreichen komplexen technischen Schritte zu abstrahieren, die grundlegend bestimmen, wie Services bereitgestellt werden. Die Absicht (englisch: Intent) wird dann geräteübergreifend interpretiert, ohne dass Techniker jedes einzelne Gerät in einem Netzwerk anpassen müssen.
Das Entstehen von Intent-based Networking
Bisher handelt es sich bei Intent-based Networking vor allem um eine Übergangstechnologie. Dabei besteht die Gefahr, dass die Methodologie in erster Linie nicht von Technikern oder Standardisierungsgremien, sondern je nach Einzelfall von Marketing-Fachleuten definiert wird. Das Ergebnis besteht zurzeit aus vielen unterschiedlichen Interpretationen und geringer Standardisierung oder Interoperabilität bei den Angeboten.
Intent-based Networking und die dazugehörige Software für die Netzwerkautomatisierung müssen eine Reihe von wichtigen Voraussetzungen erfüllen, damit sich das Konzept durchsetzen kann. In erster Linie muss, so Analyst John Fruehe, IBN die Kommunikation zwischen Servern und Anwendungen ermöglichen sowie dafür sorgen, dass Systeme entscheiden dürfen, wie in hohem Maße standardisierte Routineaufgaben durchgeführt werden. Außerdem muss Intent-based Networking Netzwerke als Einheit behandeln, wobei die Interoperabilität ein kritischer Punkt ist.
Intent-based Networking wird zudem die Entwicklung einer robusten künstlichen Intelligenz erfordern – etwas, das im heutigen Networking fehlt. Das Erstellen und Verteilen von Richtlinien reicht nicht aus, um eine autonome Netzwerkautomatisierung zu fördern.
Netzwerktechniker und ihre Rolle
Da Intent-based Networking sowohl maschinelles Lernen als auch KI nutzt – was eine Umgebung erlaubt, in der das Netzwerk praktisch sich selbst verwalten kann –, wird vielfach fälschlicherweise davon ausgegangen, dass Techniker nicht mehr benötigt werden, wenn die Unternehmen mit der Einführung von IBN beginnen.
In Wirklichkeit werden Techniker auch in Zukunft benötigt, wenngleich sie andere Aufgaben in den umgestalteten Netzwerken übernehmen.
Das liegt daran, weil Intent-based Networking nur so gut wie die definierte Absicht ist. Selbst wenn bei IBN keine Fehler in der Kommandozeile vorkommen, so können trotzdem Fehler bezüglich Logik oder Umfang auftreten. Infolgedessen werden Netzwerktechniker, anstatt Konfigurationsskripte zu erstellen, sorgfältig die zugrunde liegende Absicht definieren müssen.
Während die Techniker sich heute darum kümmern, wie eine Anwendung den Nutzern einen Service zur Verfügung stellt, müssen sie sich zu diesem Zweck künftig in gleichem Maße darauf konzentrieren, was das Netzwerk bereitstellen soll. Ein Intent-basiertes Netzwerk ist abhängig von Richtlinien, die vorschreiben, wie das Netzwerk die zugrunde liegende Infrastruktur intelligent konfiguriert. Und dazu müssen die Techniker verstehen, wie die Software für IBN funktioniert, nicht zwingenderweise, wie die Software selbst programmiert wird.
Open-Source-Optionen und Intent-based Networking
Eine große Herausforderung für Intent-based Networking und die Netzwerkautomatisierung besteht darin, Software zu erstellen, die Techniker einmal schreiben und überall einsetzen können. Initiativen wie die Open Networking Foundation, OpenStack und das OpenDaylight Project arbeiten an Softwareprojekten zur Netzwerkautomatisierung in diesem Bereich.
Allerdings ist die Programmierung eines Intent-basierten Netzwerks eine deutlich kompliziertere Aufgabe, als eine RESTful API für die automatische Gerätebereitstellung zu schreiben. Es ist etwas völlig anderes, eine anbieterneutrale Schnittstelle zu entwickeln, die in der Lage ist, eine End-to-End-Service-Bereitstellung zu konfigurieren, auch wenn sich das Verhalten einer Anwendung von Sekunde zu Sekunde ändert.
Ciscos DNA und Intent-based Networking
Im Juni 2017 zog Cisco einige Aufmerksamkeit auf sich wegen seiner neuen Produktlinie von Campus-Switches und der dazugehörigen Software zur Netzwerkautomatisierung, die viele Medien und Analysten als erste große IBN-Ankündigung von einem Legacy-Anbieter beschrieben. Die neuen Catalyst-9000-Switches und die DNA-Softwarekonsole (Digital Network Architecture) bringen richtlinienbasiertes Management und weitere Automatikfunktionen für den Campus. Cisco sagte, sein Endziel sei die Entwicklung einer Basis, die Richtlinien und Konfiguration im gesamten WAN automatisieren kann. Dabei sei die Integration von Switching und verwandten Komponenten ein entscheidender erster Schritt.
Das US-Unternehmen Apstra hat ein anbieterneutrales Netzwerkbetriebssystem für Intent-basierte Architekturen im Programm. Ein Upgrade enthält einige neue Funktionen und erlaubt es Unternehmen, Overlay-Netzwerke auf einer vorhandenen Legacy-Basis bereitzustellen, um Automatisierung und Abstrahierung im gesamten Netzwerk zu ermöglichen.
Veriflow ergänzte seine Software um eine Confirmation Engine, über die Netzwerktechniker sicherstellen können, dass ihre Netzwerke wie beabsichtigt konfiguriert werden.
IBN-Anbieter werden hart daran arbeiten, um Unternehmen zu überzeugen, Software und Systeme, die Intent-getriebenes Management unterstützen sollen, einzuführen. Gleichzeitig werden auch Organisationen neu bewerten müssen, welche Management- und Trainingsmaßnahmen sich für ihre Techniker eignen, um von den Effizienzvorteilen zu profitieren, die sich durch eine Intent-basierte Netzwerkarchitektur ergeben können.
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