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Interview: Verizon zu Zero Touch Networking und Automation
Verizon und Colt haben die Orchestrierung eines Inter-Carrier Software-defined Networks (SDN) in zwei Richtungen demonstriert. Wir haben David De Klerk von Verizon dazu befragt.
Die Vernetzung in den Unternehmen befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Unternehmen wollen heute intelligente, dynamische Netzwerke, die automatisch auf sich ändernde Geschäftsanforderungen reagieren. Im März 2018 stellte Verizon gemeinsam mit Colt erstmals eine Zwei-Wege-Inter-Carrier SDN- Netzwerkorchestrierung vor.
Wir haben dazu David De Klerk, Senior Manager, Verizon Business Networking and Security Solutions, befragt. De Klerck verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Telekommunikationsbranche. Er hat in verschiedenen Bereichen von Verizon gearbeitet, darunter Engineering, Operations, Sourcing und Produktentwicklung. In seiner jetzigen Funktion ist er verantwortlich für das Management der EMEA Access Partner Produktlösungen inklusive. der Produkte im Bereich Fixed, Wireless und Virtualized.
Herr De Klerk, wie kam es zu der Zusammenarbeit zwischen Verizon und Colt?
David De Klerk: Als Carrier haben wir uns auf die Bereitstellung von Zero Touch und Automatisierung für virtualisierte Netzwerkfunktionen konzentriert und können heute die zugrundeliegende End-to-End-Netzwerklösung auf sehr effiziente Weise liefern. Oftmals wird in zugrundeliegenden Netzen jedoch noch ein nicht direkt kontrollierbares Netzwerk eines Drittherstellers eingebunden. Was also nützt es, eine Zero-Touch-Automation für das Overlay-Netz zu liefern, wenn das darunter liegende Netz diese Funktionen erst in Wochen oder Monaten liefern kann?
Mit Sonata und Interlude sind definierte APIs verfügbar, um eine übergreifende Orchestrierung von SDN, Network Functions Virtualization (NFV) und Telekom-Hardware zu realisieren. Lässt sich hier auch die Linux-basierte Legato API verwenden?
De Klerk: Ja, die Ende-zu-Ende-Bereitstellung unseres Dienstes arbeitet auch mit Legato APIs und kann entsprechende Services aufrufen. Dies war jedoch nicht das Hauptaugenmerk unseres Proof of Concepts, da wir die Nutzung von Inter-Carrier API-Funktionen zeigen wollten und weniger die API-Services für Intra-Service Provider.
Sind in der Lösung auch Elemente der Open Network Automation Platform (ONAP) enthalten?
De Klerk: Wir haben gezeigt, wie sich mit ONAP eine End-to-End Service-Änderung realisieren lässt. Aber auch hier standen die Inter-Carrier-Fähigkeiten im Vordergrund.
Welche SDN-Plattform wird von beiden Carriern benötigt?
De Klerk: Dies ist unabhängig von den von beiden Parteien verwendeten SDN-Plattformen. Standardisierung ist hier der Schlüssel für eine skalierbare und plattformunabhängige Lösung.
Welche Unterschiede gibt es zur Lösung, die Colt, AT&T und Orange gezeigt haben?
De Klerk: Die wesentlichen Unterschiede sind, dass unser Proof-of-Concept (POC) in einem Live-Produktionsnetzwerk und in aktiven Systemumgebungen stattfand und nicht in einer Laborumgebung. Außerdem wurde unser POC in beide Richtungen durchgeführt, also von Verizon zu Colt und von Colt zu Verizon. Wir haben vor allem die Interlude-Fähigkeiten für das Network-Management gezeigt sowie Bandwidth on Demand (siehe Abbildung 1).
Wann wird die Lösung verfügbar sein?
De Klerk: Aus technischer Sicht ist sie bereits Realität. Verizon entwickelt jetzt die kommerziellen Rahmenbedingungen, die gegen Ende 2018 verfügbar sein sollen.
Wie wichtig ist die Automatisierung im Allgemeinen und in diesem Anwendungsfall im Besonderen?
De Klerk: Sehr wichtig. Die Kunden erwarten On-Demand-Dienstleistungen. Ohne Automatisierung im zugrundeliegenden Netzwerk wird dies nicht funktionieren.
Was muss branchenweit geschehen, damit das funktioniert?
De Klerk: Automatisierung macht nur Sinn, wenn sie skalierbar wird. Sowohl Verizon als auch Colt sind mit Hunderten von Partnern auf der ganzen Welt vernetzt. Es ist nicht möglich, proprietäre APIs mit jedem von ihnen zu erstellen und zu pflegen. Daher rührt auch die Wichtigkeit einer Standardisierung.
Bei der Standardisierung wird bei den sogenannten Nord-Süd-APIs bereits tatkräftig gearbeitet, während es bei den Ost-West-APIs deutlich langsamer geht. Der Standard MEF LSO (Mobile Ecosystem Forum Lifecycle Service Orchestration) spielt eine wichtige Rolle bei der Festlegung der Rahmenbedingungen. Der Standard macht die Implementierung der APIs skalierbar und stellt sicher, dass die beiden miteinander verbundenen Carrier nicht die implementierungsspezifischen Details der jeweiligen Orchestratoren kennen müssen.
Was sind die Markttreiber für Carrier für Zero Touch Networking?
De Klerk: Die aktuellen Trends in der Branche, getrieben von großen Datenmengen, IoT (Internet of Things), Cloud Adoption und Mobile, erfordern einen erhöhten Automatisierungsgrad. Die Kunden erwarten eine Lieferung in Minuten, nicht in Tagen. Verizon macht Zero Touch Provisioning zum Teil seines Angebots für Virtual Network Services (VNS). Darüber hinaus arbeitet Verizon mit Standardisierungsgremien zusammen, um eine Automatisierung über Carrier-Domänen hinweg zu ermöglichen, die dem Endkunden ein echtes End-to-End-Automatisierungserlebnis bietet.
Welche Anforderungen werden von den Netzbetreibern benötigt, um ein durchgängiges Zero-Touch-Netzwerk- und Service-Management in einer Multi-Vendor-Umgebung zu unterstützen, und was geschieht hier?
De Klerk: Wenn Carrier diese wirklich skalierbar machen wollen, ist Standardisierung der Schlüssel dazu. Im Bereich Intra-Networking ist bereits eine Menge Standardisierung im Gange. Die Standardisierung im Inter-Carrier-Bereich hinkt jedoch noch hinterher.
Was sind die Herausforderungen beim Einsatz von Zero Touch in der Industrie?
De Klerk: Erstens ist die Standardisierung entscheidend. Daher pflegt Verizon Inter-Connections mit Hunderten von Carriern. Kundenspezifische APIs, die einen echten Ende-zu-Ende-Zero-Touch ermöglichen, sind nicht realisierbar.
„Zero Touch Networking ist der Weg in die Zukunft und wird das Netzwerk- und Service-Management deutlich verändern.“
David De Klerk, Verizon
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Zweitens hat die Kommerzialisierung einige Herausforderungen, da wir nicht auf der grünen Wiese arbeiten. Zero Touch muss in bestehende Systeme eingebettet sein, die verschiedene vertragliche Vereinbarungen mit bestehenden Kunden berücksichtigen, aber auch neue oder geänderte SLAs, Abrechnungsanforderungen und so weiter berücksichtigen. Außerdem, da dies eine Evolution sein wird, werden wir noch einige Zeit mit einer gemischten Umgebung mit verschiedenen Automatisierungsgraden leben, abhängig von den Möglichkeiten der Verbindungsnetzbetreiber.
Wie sieht die Zukunft des Netzwerk- und Service-Managements im Hinblick auf Zero Touch Networking aus?
De Klerk: Zero Touch Networking ist der Weg in die Zukunft und wird das Netzwerk- und Service-Management deutlich verändern. Die Komplexität der zugrundeliegenden Netzwerke wird dem Kunden genommen, aber es wird wichtig sein, die richtigen Tools und Dashboards bereitzustellen, damit der Kunde die Auswirkungen auf sein Kerngeschäft weiterhin überwachen kann.
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