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IT/OT-Konvergenz: Die 5 größten Vorteile und Probleme
IT/OT-Konvergenz bringt viele Vorteile mit sich, aber die Umsetzung einer Konvergenzstrategie kann ein schwieriges Unterfangen sein. Mit unseren Tipps lösen Sie häufige Probleme.
Es ist ein Jahrzehnt her, dass Gartner das Zusammenwachsen von Systemen der Betriebstechnologie (Operational Technology, OT) und der Informationstechnologie (Information Technology, IT) vorhergesagt hat. Obwohl diese Integration möglicherweise im Produktionsbereich begann, hat sich die Idee, zuvor strikt getrennte Systeme zusammenzuführen, um Business Intelligence effizienter zu teilen und zu nutzen, auch auf andere Branchen ausgeweitet. Das Gesundheitswesen und der Einzelhandel haben von den Vorteilen der IT/OT-Konvergenz profitiert, indem sie ihre Workflows optimieren, die Produktivität steigern und ihre Gewinne erhöhen konnten.
Doch trotz dieser Vorteile zögern die Unternehmen noch immer, IT/OT-Konvergenz zu implementieren. Die beiden beteiligten Teams haben so unterschiedliche Ansätze für Sicherheit, Datenmanagement und Systemverfügbarkeit, dass es für sie schwierig ist, als Einheit zusammenzuarbeiten. Die Lösung besteht darin, sicherzustellen, dass die Führungsebene die Vorteile von IT/OT-Konvergenz versteht und sie dem Unternehmen veranschaulicht. Die positiven Auswirkungen der Konvergenz auf IT und OT sind der Schlüssel, um sie zusammenzubringen.
Warum IT/OT-Konvergenz wichtig ist
„Es wird immer wichtiger, auf jedem Markt zu konkurrieren“, sagt Jonathan Lang, Research Manager für weltweite IT/OT-Strategien bei IDC. Nicht nur Industrie- und Fertigungsunternehmen profitieren von den Vorteilen dieser Konvergenz. Auch der Rest der Geschäftswelt wird langsam aufmerksam. IoT-Geräte werden immer intelligenter und lassen sich heute einfacher verwalten, was sie zu einer praktikablen Option für eine größere Anzahl von Organisationen, Unternehmen, Branchen und sogar Städten und Gemeinden macht.
Jedes Unternehmen, das IoT-Geräte bereitstellen und gleichzeitig die Effizienz steigern, reaktionsschnellere Kundenbeziehungen aufbauen und neue Geschäftsmodelle entwickeln möchte, muss seine OT- und IT-Bereiche miteinander verbinden. IT/OT-Konvergenz ist ein notwendiger Schritt auf dem Weg in eine technologiebasierte Zukunft.
Vorteile von IT/OT-Konvergenz
Die allgemeinen Vorteile der IT/OT-Konvergenz sind Kosten-, Performance- und Produktivitätssteigerungen. Dies führt zu Optimierungen und Transformationen im gesamten Unternehmen, von den Betriebsabläufen bis zum operativen Geschäft.
1. Kosteneinsparungen
Konvergenz hilft Unternehmen, die Betriebskosten zu senken, indem sie das Ressourcennutzungs-, Energie-, Kühlungs- und Gerätemanagement optimiert. Durch die gemeinsame Nutzung der Infrastruktur müssen weniger Systeme angeschafft und gewartet werden. Zudem wird die Legacy-Infrastruktur durch effizientere Systeme ersetzt. Dies kann auch zu Einsparungen bei Data Centern und Immobilien führen, da monofunktionale Geräte zu integrierten Systemen konsolidiert werden können und wertvoller Platz frei wird.
2. Bessere Performance
Die Kombination von IT- und OT-Daten bedeutet, dass Unternehmen genauere und aussagekräftigere KPIs generieren können. KPIs tragen dazu bei, die Effizienz und Performance im gesamten Unternehmen zu steigern, was beiden Teams hilft, gemeinsame Ziele zu verfolgen und zu erreichen. Die Transparenz in beiden Bereichen wird unternehmensweit erhöht, so dass der Rest des Unternehmens einen Überblick darüber erhält, wie die Technologie zur Erreichung gemeinsamer Ziele beiträgt.
3. Erhöhte Flexibilität
Der Zugriff auf Echtzeitdaten und KPIs ermöglicht es Unternehmen, schneller auf Marktveränderungen zu reagieren. Sie können Produktionszeitpläne auf Grundlage externer Faktoren effizient ändern und gleichzeitig ihre Geschäftsziele erfüllen. Durch Konvergenz werden Workflows optimiert und redundante Abläufe eliminiert, sodass das Unternehmen effizienter arbeiten kann.
4. Verbesserung der operativen Standards
Einige Unternehmen nutzen das IT/OT-Konvergenzprojekt, um IT Best Practices in ihre operativen Systeme zu integrieren. So kann etwa ein Patch-Managementprogramm für OT-Geräte eingeführt werden, um sicherzustellen, dass sie mit der neuesten Firmware arbeiten. Vorhandene IT-Monitoring-Technologien lassen sich auf OT-Systeme und -Geräte ausdehnen, was eine Überwachung in Echtzeit und ein zentralisiertes Asset Tracking ermöglicht. Mehrere Funktionen lassen sich zu einem Monitoring-System oder einer Monitoring-Konsole konsolidieren, um die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen und Predictive-Maintenance-Aufgaben zu optimieren.
5. Bessere Sicherheitsorchestrierung
Konvergente OT/IT-Systeme können die Lücke zwischen Cybersicherheit und physischer Sicherheit für Unternehmen mit zentralisierten Überwachungssystemen und Monitoring Tools schließen. Das liegt daran, dass IT- und OT-Systeme unterschiedliche Sicherheitsanforderungen und -funktionen haben, die in der Regel nicht mit einer Strategie oder einem Tool abgedeckt werden können. IT/OT-Konvergenzprojekte erhöhen die Transparenz der OT-Sicherheit im gesamten Unternehmen und helfen IT-Teams dabei, bestehende Systeme in eine umfassende Cybersicherheitsstrategie einzubinden.
Die Herausforderungen einer erfolgreichen IT/OT-Konvergenz
Nachdem wir die Vorteile von IT/OT-Konvergenzprojekten kennengelernt haben, ist es an der Zeit, sich mit den Problemen zu befassen und zu erfahren, wie man sie bewältigen kann.
1. Unterschiedliche Perspektiven der Teams
IT- und OT-Teams haben verschiedene Perspektiven, Zuständigkeiten und Problembereiche. Somit kann es sich als schwierig erweisen, sie dazu zu bringen, in einem Konvergenzprojekt zusammenzuarbeiten. „Es gibt zwei Gruppen, zwei Arten von Technologien und zwei Problembereiche“, erklärt Sid Snitkin, Vice President Cybersecurity Services bei der Arc Advisory Group. IT-Teams sind es gewohnt, mit Geschäftsdaten und Führungskräften umzugehen sowie die neuesten Technologien und Verfahren zu nutzen. Im Gegensatz dazu geht es bei der Arbeit von OT-Teams um die Herstellung und Verwendung von Systemen oder physischen Geräten, die für eine jahrzehntelange Lebensdauer ausgelegt sind.
Lösung: Frühzeitige übergreifende Schulungen für IT- und OT-Teams können für eine Kooperationsumgebung sorgen, die erforderlich ist, um beide Seiten sichtbar zu machen und Vertrauen zwischen ihnen zu erzeugen. Die Teams werden besser verstehen, welchen Wert die einzelnen Perspektiven mit sich bringen und wie sie zusammenarbeiten müssen, um diesen zu erhalten.
2. Herausforderungen bei der Gerätekommunikation
Viele Edge-Geräte können lediglich in eine Richtung kommunizieren oder besitzen nur eine geringe Rechenleistung. Ein industrieller Sensor kann zum Beispiel einen ausgehenden Datenstrom erzeugen, aber keinen eingehenden Traffic akzeptieren. Andere Geräte verwenden möglicherweise keine Standardprotokolle zur Kommunikation und sind deshalb nicht mit bestehenden IT-Netzwerken kompatibel. In diesen Fällen erfordert IT/OT-Konvergenz zusätzlichen Aufwand für beide Teams.
Lösung: Eine Bestandsaufnahme der IT-Assets kann dabei helfen, festzustellen, wo zusätzliche Infrastruktur benötigt wird, was die Kommunikation mit den OT-Geräten erleichtert. Zudem kann man herausfinden, welche Geräte durch modernere ersetzt werden müssen, und sicherstellen, dass jeder weiß, wo Lücken bestehen.
3. Probleme mit der Skalierbarkeit
Die heutigen Edge-Geräte erzeugen riesige Datenmengen. Wenn die IT-Systeme nicht darauf vorbereitet sind, können die Geräte die Infrastruktur überfordern. IT-Teams haben aufgrund von Einschränkungen bei der Überwachung von OT-Assets möglicherweise kein vollständiges Bild, wie viele Edge-Geräte es in der Flotte gibt, und sind dann von der tatsächlichen Anzahl überrascht.
Lösung: Zusätzliche intermediäre Infrastruktur oder Cloud-Dienste können helfen, den Datenstrom von OT-Geräten zum IT-Netzwerk zu verwalten. Eine dokumentierte Konvergenzstrategie, die einen Abschnitt zur Skalierbarkeit mit aktuellen und zukünftigen Zuständen enthält, kann dem Konvergenzteam auch als Leitfaden dienen, um sicherzustellen, dass alle Anwendungsfälle abgedeckt sind. Die Spiegelung von Assets und Workflows mit digitalen Zwillingen kann helfen, potenzielle Fehlerquellen zu identifizieren, ohne die Produktionsumgebung zu beeinträchtigen.
4. Herausforderungen für die Cybersicherheit
Wer versucht, ein integriertes IT/OT-Netzwerk zu schützen, sieht sich einer großen Herausforderung gegenüber, insbesondere wenn ältere OT-Geräte eingesetzt werden. Diese Geräte vernachlässigen häufig viele Sicherheitsaspekte, was sie zu einem idealen Ziel für Kriminelle macht, um einen Angriff auf das gesamte Netzwerk zu starten. Eine einzige Cybersicherheitsmaßnahme reicht unter Umständen nicht aus, um alle Geräte in einer Flotte zu schützen.
Lösung: Weil OT-Geräte dazu neigen, Datenpakete mit bestimmten Strukturen zu erzeugen, die sich nicht ändern, kann die IT-Infrastruktur mit intelligenten Filtern ausgestattet werden, um anormale Pakete, die auf einen Angriff hindeuten könnten, zu erkennen und zu eliminieren. Außerdem kann auf den Geräten eine Zero-Trust-Authentifizierung bereitgestellt werden, um deren Kommunikation zu schützen.
5. Die schnellere Entwicklung der IT
In den letzten zehn Jahren haben Innovationen die IT dazu gebracht, mehr auf As-a-Service-Modelle und Cloud-Dienste zu setzen. OT hatte nicht die gleichen Innovationsmöglichkeiten, da sie sich auf geschlossene und operative Workflows und Anforderungen konzentriert hat. Edge-Geräte sind in der Regel weniger komplex und leistungsfähig, so dass sie den Anforderungen an fortschrittlichere IT-Systeme nicht gerecht werden können.
Lösung: Geräte für Edge Computing können IT-Best-Practices nutzen, um ihre Fähigkeiten auf neuere Anwendungsfälle auszudehnen. Durch die Nutzung von Services zur Aggregation von Cloud-Daten können Unternehmen beispielsweise Daten erfassen und analysieren, die von älteren OT-Geräten erzeugt werden, um die erweiterten Echtzeitanalysen zu simulieren, die auf neueren Geräten stattfinden.
Fazit
IT/OT-Konvergenz bietet Unternehmen bereichs- und teamübergreifend viele Vorteile. Sie kann jede OT-Umgebung modernisieren, sie mit den aktuellen IT-Best-Practices in Einklang bringen und Unternehmen dabei unterstützen, langfristig erhebliche Vorteile zu erzielen. Dazu gehören verbesserte Produktivität und Performance, größere Transparenz der Workflows in Produktion und Betrieb, geringere Produktionskosten und höhere Einnahmen.