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IBM Think: IBM auf Watson, Cloud und Blockchain fokussiert

Auf dem jüngsten Kundenevent IBM Think präsentierte sich Big Blue progressiv. Offen bleibt die Frage, ob damit ein großes Schlachtschiff betrieben werden kann.

Mit 380.000 Mitarbeitern ist IBM eines der größten Unternehmen der Welt. Diese Größe hat Vor- und Nachteile. Der Hauptvorteil ist, dass man auch eine lang anhaltende Krise überstehen kann. So meldete IBM bis Herbst vorigen Jahres für 22 Quartale in Folge nur Umsatzeinbußen. Im letzten Quartal 2017 gab es erstmals wieder ein kleines Plus.

Das lag aber im Wesentlichen am schwächeren Dollar und dem ansteigenden Hardwareabsatz bei Mainframes und Storage. Beides keine Produktlinien, die in den Bereich Zukunftsstrategien fallen. Und das zeigt dann auch den Hauptnachteil einer solchen Unternehmensgröße: Es dauert sehr lange, bis alle Manager, Mitarbeiter und Partner auf neue Produkte, Services und Strategien eingeschworen sind. Manchmal hat sich ein Trend schon wieder erledigt, bevor er von allen Mitarbeitern umgesetzt wurde und sich als tragbares Zukunftsmodell erweist.

Watson ist nicht gleich Watson

Seitdem IBM vor sieben Jahren mit Watson eine TV-Quiz-Show gewonnen hat, baut IBM CEO Ginni Rometty das KI-System zum Kernelement ihrer neuen Unternehmensstrategie aus. Zumindest nach außen hin erscheint dieser Weg konsequent.

Auf der Kundenveranstaltung Think in Las Vegas im März 2018 präsentierte man einen ganzen Strauß an neuen Watson-Anwendungen. Diese reichen von der Plankton-Forschung in der Tiefsee bis hinauf zur Astronautenunterstützung in der ISS-Raumstation. Drei Elemente sind es, die dabei in verschiedenen Ausprägungen zum Einsatz kommen: Erstens, das Cloud- und API-basierte Watson-System; zweitens, moderne Machine-Learning-Algorithmen und drittens, eine komplexe Spracherkennung.

Bei den vielen Anwendungsbereichen, die IBM derzeit für Watson anpeilt, übersieht man aber schnell alles das, was nach kurzer Zeit wieder verworfen wurde. So fokussierte man sich nach dem TV- und PR-Erfolg der Quiz-Show auf Anwendungen in der Medizin. Mit verschiedenen Krankenhäusern, Ärzten und Apotheken wurden Projekte im Bereich Diagnose und Früherkennung gestartet. Davon ist so gut wie nichts übriggeblieben. Ein weiteres Standbein sollte Watson im Handel werden. Doch auch hier beschränkten sich die wenigen Erfolge auf große Handelsketten. In kleineren Ketten oder Einzelbetrieben ist Watson bislang nicht anzutreffen.

Ginni Rometty, CEO von IBM, rückt auch auf der IBM Think Watson in den Mittelpunkt.
Abbildung 1: Ginni Rometty, CEO von IBM, rückt auch auf der IBM Think Watson in den Mittelpunkt.

Auch hinter den Watson-APIs hat sich viel getan. „Von der ursprünglichen Technologie, die bei Joepardy zum Einsatz kam, ist kaum noch etwas übriggeblieben“, sagt Ruchir Puri, IBM Fellow und Chef Architekt des Watson-Systems. „Die heutigen Analyse-Tools wurden alle erst vor kurzem entwickelt“, so Puri weiter. Das, was noch genutzt wird, sind vor allem die Parsing-Technologien der Spracherkennung.

Watsons Law

IBM sieht Watson bereits als drittes Gesetz der IT-Welt. Nach Moore und Metcalfe spricht man dort vom „Watson Law“. Danach werden Watsons KI-Fähigkeiten alle IT-Anwendungen durchdringen. Damit soll es dann möglich werden, 80 Prozent der Daten, die bislang ungenutzt sind, analysierbar zu machen, so dass sie aktiv zum Unternehmenserfolg beitragen.

„Wir bieten jetzt KI-Tools an, die sich als eigenständige Ebene in jede Art von Anwendungen einbetten lassen“, sagt Rometty. Als herausragendes Beispiel verweist sie auf die Kooperation mit Apple. Hierzu kündigte man die beiden Tools Watson Services for Core Machine Learning (ML) und die Cloud Developer Console for Apple an.

Noch ist die KI-Leistung dieser beiden Tools nicht besonders hoch. Derzeit lassen sich damit nur Bilder interpretieren. Die KI-Software erkennt Farben, Gesichter, Nahrungsmittel sowie weitere vordefinierte Objekte – und sie ist lernfähig. Das bedeutet, dass sich aus vorhandenen Standardmodulen eigene individuelle Module generieren lassen.

Mit der eigenen Cloud gegen AWS, Azure und GCP

Watson gibt es derzeit nur aus der Cloud, folglich muss IBM auch seine Cloud-Angebote kräftig ausbauen. Hier hofft man, schon bald mit den drei führenden Anbietern – Amazon, Microsoft und Google – gleichziehen zu können.

Dabei hat man erkannt, dass die Anwender nicht nur einen Cloud-Provider nutzen werden. Die Analysten sehen das ähnlich. Laut IDC werden bis Ende dieses Jahres 85 Prozent aller Unternehmen mehr als einen Cloud-Anbieter verwenden. Die Marktforscher von Rightscale sagen, dass die Firmen im Durchschnitt bereits jetzt auf fünf Cloud-Anbieter setzen.

IBM stellte für diese zunehmend komplexe Cloud-Infrastruktur verschiedene neue oder erweiterte Support-Dienste vor, wie die neue Cloud-Integration-Plattform, mit der sich von einer Konsole aus viele verschiedene Cloud-Dienste administrieren lassen. Dazu gehören unter anderem Messaging, API-Verwaltung, App-Integration und Highspeed-Datenaustausch. Hierüber lassen sich auch Daten und Anwendungen, die auf unterschiedlichen Clouds laufen, zentral auf einer Konsole verwalten.

In diese Kategorie gehört auch der neue Application Transformation Advisor. Er scannt herkömmliche Anwendungen auf die Eignung für einen Transfer in die Cloud. Die Analysten sind bezüglich der Cloud-Anstrengungen von IBM aber skeptisch. „Deren Cloud-Geschäft wächst nicht so schnell wie das von Amazon, Google oder Microsoft, aber sie haben sicher eine gute Chance im oberen Business-Segment“, ist IDC-Analyst Deepak Mohan überzeugt.

Blockchain fürs Business

Das dritte Standbein der weiteren IBM-Strategie ist die Blockchain-Plattform für Unternehmen. Die weltweit größte Containerschiff-Rederei Maersk experimentiert hier gemeinsam mit IBM. Ziel ist es, mit Hilfe der Blockchain-Technologie den Papieraufwand beim internationalen Warenversand zu reduzieren.

„20 Prozent der heutigen Transportkosten entfallen auf die Dokumenterstellung und Weiterverarbeitung“, sagt Michael White, Projektleiter des Maersk-IBM Joint Ventures in seiner Präsentation. Diesen Aufwand möchte man zusammen IBM und Blockchain begegnen.

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