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Hyper-V, vSphere, KVM oder Xen: Hypervisor-Vergleich für TCO und Funktionsumfang
Die Wahl des richtigen Hypervisors hängt von vielen Faktoren ab. Dieser Vergleich zeigt TCO und Funktionsumfang der vier wichtigsten Plattformen.
Die Auswahl der passenden Hypervisor-Technologie gehört zu den folgenschwersten Entscheidungen eines Administrators. Bei einer solchen Entscheidung sollte berücksichtigt werden, dass sie für eine ganze Weile Bestand haben wird, ganz egal, für welchen Hypervisor Sie sich entscheiden. Denn der Austausch von Hypervisoren ist ein schwieriger Prozess, der meist so lange verzögert wird, bis die Gabelstapler mit den neuen Systemen schon vor der Tür stehen.
Wer sich mit virtuellen Systemen ein wenig auskennt, weiß sehr gut, dass jede Hypervisor-Technologie ein unterschiedliches Maß an Komplexität und Funktionalität aufweist. Das macht die Auswahl kompliziert. Doch die gründliche Recherche über die verschiedenen Hypervisor-Angebote kann die Auswahl wesentlich vereinfachen, wenn bereits früh wenig geeignete Optionen ausgeschlossen werden. Im Folgenden werfen wir daher einen Blick auf TCO (Total Cost of Ownership, Gesamtkosten) und Funktionsumfang der vier wichtigsten Hypervisoren.
VMware ESX/ESXi
VMware ESX/ESXi ist Marktführer bei Bare-Metal-Hypervisoren. Mehr als die Hälfte des Marktes wird von VMware bedient. Umgeben ist diese Option von einem umfassenden Ökosystem aus Tools von VMware und Drittanbietern, darunter als wichtigste VMware-Produkte vSphere und NSX. Diese Lösungen sind bestens getestet und ausgereift, was ebenfalls zum hohen Marktanteil beiträgt und kompensiert, dass VMware vSphere teurer ist als die Mitbewerber.
VMware erweitert seine Produkte fortlaufend um neue Funktionen, was als Kehrseite der Medaille aber auch einen mit der Zeit sehr hohen Grad an Komplexität verursacht hat. Damit einher geht die große Notwendigkeit weitreichender Verwaltungsfunktionen. Eine Entscheidung für ESX/ESXi ist also potenziell auch eine, die mehr Personal und Schulungen nach sich zieht. Dazu kommen die hohen Lizenzgebühren für sämtliche Produkte. In Summe erklärt das alles, warum die Branche VMware grundsätzlich als überteuert einschätzt. Für VMware stellt das vor allem deshalb ein Problem dar, weil die Virtualisierung mit Hypervisoren im eigenen Rechenzentrum durch Container und die Public Cloud massiv unter Beschuss steht. Gerade die Bereiche, in denen VMware bisher nicht wirklich Fuß fassen konnte.
VMware verfügt jedoch über eine sehr große und ausgereifte Installationsbasis. Der Vorteil der Kundenloyalität liegt also auf der Seite des Unternehmens. Böse Zungen würden in diesem Zusammenhang aber vielleicht auch von Gefangenschaft sprechen. VMware hat die Zeichen der Zeit (und der Konkurrenz) aber erkannt und unterstützt inzwischen zum Beispiel auch Docker und OpenStack.
ESX/ESXi bietet herausragende Funktionen in einem reichhaltigen Ökosystem, zusätzlich sind die Sicherheitsvorteile von NSX ein Vorteil und insgesamt kann das gesamte vSphere-Ökosystem eine sehr hohe Stabilität vorweisen. Der einzige Nachteil ist der TCO-Faktor, also die eher hoch anzusetzenden Kosten für Lizenzierung und Schulungen.
KVM
KVM ist ein Open-Source-Bare-Metal-Hypervisor für Linux und unterstützt eine Menge unterschiedlicher Gast-Betriebssysteme beliebter Linux-Distributionen über Solaris bis zu Windows Server. Red Hat hat eine eigene Variante von KVM im Angebot (Red Hat Enterprise Virtualization) und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Nutzung mit zusätzlichen Deployment-Tools unkompliziert zu gestalten.
Von Red Hat wurde zudem das Tool zur Konfigurationsverwaltung Ansible übernommen, um Skalierbarkeit und Portabilität zu gewährleisten. Hierbei hilft der modulare Ansatz von Ansible, verschiedenste Angebote miteinander zu kombinieren, von virtuellen Clustern bis hin zur Cloud.
KVM erhält wachsenden Zulauf von Kunden, die bisher auf VMware oder Microsoft Hyper-V gesetzt haben. Angepasste Versionen von KVM wie die von Scale Computing oder Nutanix (Acropolis) finden beträchtliche Nischen.
Auch bei der Funktionalität lässt KVM mittlerweile kaum mehr nennenswerte Wünsche offen. Dabei tendiert KVM eher zur Automatisierung als zu schwerfälligen manuellen Tools. Auch in Bezug auf Stabilität und Aktivität der Nutzer-Community lässt sich kein Manko finden, Probleme werden schnell gelöst. Durch den Open-Source-Charakter liegt der TCO für KVM im niedrigen Bereich. KVM ist ab Version 2.6.20 standardmäßig Teil von Linux.
Microsoft Hyper-V
Hyper-V ist entweder als alleinstehendes Bare-Metal-Produkt oder als Installationsversion für Windows Server verfügbar. Hyper-V erreicht zwar noch immer nicht ganz die Ausgereiftheit von vSphere, allerdings sichert die weite Verbreitung von Windows Server dem Hypervisor aus dem Hause Microsoft einen der obersten Plätze in der Beliebtheitsskala. Unternehmen, die auf Microsoft setzen, kommen bei der Planung einer virtuellen Infrastruktur damit fast zwangsläufig auf Hyper-V. Der Nachteil dieses Verbreitungswegs ist aber, dass die Nutzeranzahl nach einem rapiden Anstieg mit der Sättigung der Nutzerbasis inzwischen effektiv eher gleichbleibend ist.
Microsofts massive Investitionen in die Cloud wirken sich aber auch auf Hyper-V aus. Azure Stack steht derzeit kurz vor der Veröffentlichung und es stellt sich damit die Frage, ob der Weg in die Virtualisierung am Ende nicht sowieso in der Cloud endet. Es darf als ziemlich wahrscheinlich gelten, dass viele Microsoft-Kunden einen interessierten Blick auf Azure Stack werfen werden, um eine vollständig mit der Public Cloud Azure integrierte Lösung zu erhalten. Hyper-V ist zwar die technologische Basis von Azure Stack, könnte aber trotzdem unter dieser Entwicklung zu leiden haben.
Obwohl Hyper-V eine exzellente Stabilität und einen eher gemäßigten TCO aufweisen kann, läuft VMware der Microsoft-Lösung in der Beliebtheit noch immer den Rang ab.
Citrix XenServer
Citrix war einer der ersten Virtualisierungs-Anbieter und verfügt ebenfalls über eine große Anhängerschaft. Allerdings scheint der XenServer-Hypervisor in Bezug auf Features und Leistung hinter vSphere, Hyper-V und KVM zurückzubleiben. Im Vergleich zu seinen Mitbewerbern bringt XenServer einen signifikanten Overhead mit sich.
So wie Red Hat hat auch Citrix ein Open-Source-Projekt (in diesem Fall Xen) in einen Reigen kommerzieller Angebote umgeformt. Durch den frühen Start am Markt ist XenServer etwas weiter entwickelt als KVM, dagegen läuft die Weiterentwicklung etwas schleppender als bei KVM. Xen verfügt noch immer über die Vorteile nahezu nativer Treiber (was sich speziell bei Windows zeigt), KVM ist dafür aber näher an Linux dran. Auch Oracle bietet eine Hypervisor-Technologie auf Basis der Open-Source-Version von Xen an. Dieser fehlen aber noch viele Funktionen, die bei führenden Anbietern längst selbstverständlich sind.
Insgesamt ist Citrix XenServer ein stabiles, ausgereiftes Produkt mit ausreichender Funktionalität bei einem niedrigen Preis. Sein Ökosystem kann mit anderen führenden Anbietern aber nicht mithalten.
TCO und Funktionsumfang: Welches ist der beste Hypervisor?
Insgesamt ist VMware ESXi vermutlich die beste Option für Unternehmen mit hohen Anforderungen an ihre virtuelle Infrastruktur. Hyper-V ist als natürliche Wahl für Microsoft-Umgebungen ohnehin gesetzt. Wer hingegen Geld sparen will, ist für Linux sehr gut mit KVM beraten. Für Plattformen, die Linux und Windows kombinieren, ist wiederum Xen eine gute Wahl. Natürlich gibt es für jedes dieser Einsatzszenarien auch Ausnahmen.
Der interessanteste Aspekt dieser Überlegungen jedoch zeigt sich mit dem Aufkommen der Cloud. Die Public Cloud droht der Server-Virtualisierung ein Stück weit den Rang abzulaufen, weil sie Vorteile bei Automatisierung und Agilität bietet, mit denen die Ökosystem-Vorteile lokal installierter Hypervisoren nicht mithalten können. In diesem Zusammenhang stellt auch die Container-Virtualisierung eine ernsthafte Bedrohung für Hypervisoren dar.
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