AlexOakenman - Fotolia
Google Anthos bietet Firmen eine Hybrid-Cloud-Umgebung
Google hat mit Anthos seine Hybridstrategie auf Container und Microservices ausgerichtet, um seine Cloud-Services auf die Rechenzentren der Nutzer auszuweiten.
Google verlässt seine eigene Cloud und zieht in die Rechenzentren seiner Kunden. Um die hybriden Cloud-Anforderungen seiner Unternehmenskunden besser zu erfüllen, ändert Google seine Cloud-Strategie.
Die Container- und Microservices-Technologien der Google Cloud Platform (GCP) werden auf die internen Server oder Edge-Geräte der Nutzer expandiert. Google Anthos (zuvor Cloud Services Platform) soll eine einheitliche, durchgängige Architektur für den Aufbau und die Verwaltung von Anwendungen bieten. Dies geschieht unabhängig davon, ob die Applikationen in der Cloud entwickelt wurden oder bereits On-Premises vorhanden sind.
Anthos verknüpft mehrere bestehende Dienste und Open-Source-Projekte, darunter Google Kubernetes Engine (GKE), Istio und Stackdriver.
GKE On-Prem soll in den Rechenzentren der Kunden bereitgestellt werden. Anthos kann theoretisch zur Verwaltung beliebiger Kubernetes-Cluster verwendet werden, dazu zählen auch solche in anderen Public-Cloud-Umgebungen. Die Plattform kann mehrere Cluster, Richtlinien und Upgrades managen sowie die Protokollierung und Überwachung zentralisieren.
Stackdriver Service Monitoring soll die Protokollierungs- und Überwachungs-Tools von GCP auf lokale Implementierungen erweitern. Eine gemanagte Version des Open-Source-Services Istio in GKE soll es Kunden ermöglichen, Probleme von Microservices zu beheben und den Netzwerkverkehr und die Sicherheit zu verwalten. Anthos ist auch in das Apigee API Management integriert und funktioniert in Verbindung mit dem gemanagten Istio.
Um sich mit der Cloud von Google zu verbinden und Cluster über GCP zu verwalten, müssen die Kunden lokale Agenten einsetzen. Anthos erfordert derzeit die kundenseitige Nutzung von vSphere und Ubuntu. Allerdings hat Google zugesagt, in Zukunft zusätzliche Virtualisierungssoftware und Betriebssysteme zu unterstützen. GKE On-Prem und GKE Policy Management synchronisieren unabhängig vom Standort Richtlinien über Cluster hinweg.
Managed Kubernetes unterhalb der Cloud
Google Anthos deckt damit einen Bedarf, da sich Container-Implementierungen in der gesamten IT-Branche ausbreiten. Anwender nutzen Kubernetes meist auf Public-Cloud-Plattformen, und alle großen Anbieter bieten irgendeine Art von gemanagten Kubernetes-Service an. Allerdings arbeiten einige IT-Abteilungen mit der Container-Technologie On-Premises oder sie setzen Container auf Edge-Geräten ein, die über das Internet verbunden sind. Ein klarer Favorit für gemanagte Kubernetes außerhalb der Public Cloud hat sich aber noch nicht herausgestellt.
Der Wettanbieter Betfair US wechselte zum Beispiel im Zuge des Umzugs seiner On-Premises-Umgebung zu GCP auf Microservices und eine Container-Architektur. Das Unternehmen ist nun zu 95 Prozent in der Public Cloud. Allerdings ist die lokale Präsenz in verschiedenen Casinos in den USA notwendig, da sich das Geschäftsmodell des Unternehmens auch auf regulierte Sportwetten erweitert.
„Wenn wir einen Teil unserer Infrastruktur bei externen Firmen vor Ort betreiben müssen, haben wir so ein einheitliches Bereitstellungsmodell in der Cloud und On-Premises. Ein solches Modell hilft uns dabei, beide effizient zu verwalten“, sagt Tim Morrow, CTO bei Betfair US.
Google festigt seine Hybridstrategie
Der hybride Cloud-Ansatz von Google unterscheidet sich deutlich von dem seines größten Konkurrenten. Amazon Web Services (AWS) kooperiert mit VMWare, um dem riesigen Kundenstamm des Virtualisierungspioniers den Weg in die Public Cloud zu ermöglichen beziehungsweise zu erleichtern.
Das Ziel des Amazon-Dienstes ist es, VMware-Kunden eine vertraute Umgebung in der Public Cloud bereitzustellen – und nicht wie bei Google die Modernisierung von Anwendungen. AWS hat seine Technologie langsam über seine eigenen IT-Umgebung hinaus gepusht – zum Beispiel mit der Hinzufügung von EC2 zu seinen Snowball Edge-Datenübertragungsgeräten. Doch Amazon hat bisher nicht signalisiert, ein vollwertiger Anbieter von On-Premise-Services werden zu wollen.
Alle großen Public-Cloud-Anbieter haben eine hybride Strategie entwickelt, da ihnen klar ist, dass Kunden aus Compliance- und anderen rechtlichen Gründen bestimmte Workloads in ihren privaten Rechenzentren behalten möchten oder müssen. Es bleibt abzuwarten, ob die Kunden ihre bestehenden Anwendungen neu schreiben werden, um dem GCP-Modell zu entsprechen – entweder in Container verpackt oder verschoben und mit Istio verknüpft.
„Für stark regulierte Unternehmen ist die größte Herausforderung einer Cloud-Migration, dass sie Cloud-Dienste nicht einmal testen können, bis das Sicherheitsteam das OK gibt“, sagt Matthew Scott, Vice President of Alliances and Strategy bei Cloudability, einem Unternehmen für Cloud-Optimierung, das mit den großen Public-Cloud-Anbietern zusammenarbeitet. Google Anthos kann dieses Problem lösen, indem es Unternehmen die Möglichkeit gibt, sich zunächst intern an die Software zu gewöhnen.
„Wenn Sie ein Kunde sind und die Migration in die Public Cloud durchführen, können Sie Ihr Team schon vorab vergrößern und starten lassen“, sagt Scott. Es kann auch Entwicklungsteams helfen, ein neues Softwareentwicklungs-Framework zu integrieren.
„Die Idee, ein eigenes Kubernetes-Cluster zu betreiben, und als Unternehmen darum zu kämpfen, Entwickler einzustellen, welche die Cloud verstehen, ist wirklich beängstigend“, sagt Erik Onnen, CTO von Cloudability. „Es ist viel weniger beängstigend für diese Firmen, wenn dies ein schlüsselfertiger Service ist, der einfach funktioniert.“
Dies ist nicht der erste Ausflug von Google in eine Kubernetes-zentrierte Hybrid Cloud. Eine hybride Cloud-Option, die in Zusammenarbeit mit Cisco entwickelt wurde, ist nun in das Ökosystem von Anthos integriert. Google hat außerdem eine Partnerschaft mit Nutanix im Hybridbereich.