Dynatrace will sich künftig als Allround-Anbieter etablieren
Dynatrace begann ursprünglich mit einer Anwendung für Application Performance Management. Nun will man auch Security- und Analytics-Software vertreiben.
Dynatrace befindet sich im Aufwind. Das einst in Österreich gegründete Unternehmen hat heute seinen Hauptsitz in Waltham, im US-Bundesstaat Massachusetts. CEO ist John Van Siclen, der in seiner Keynote auf der diesjährigen Kundenveranstaltung Perform von positiven Geschäftserfolgen berichtete. „72 der Fortune 100 Unternehmen gehören heute zu unseren Kunden“, sagte er zu rund 2000 Teilnehmern. Der Auftragseingang sei von 2017 auf 2018 um 221 Prozent gestiegen und die Kundenbasis legte im gleichen Zeitraum 191 Prozent zu.
Das Unternehmen ist nicht börsennotiert, so dass viele Finanzdaten nicht veröffentlicht werden. Der Informationsdienst Owler meldet aber, dass Dynatrace einen Jahresumsatz von 537 Millionen Dollar verbucht. Viele Finanzanalysten gehen davon aus, dass Dynatrace in zwei Jahren einen Umsatz von über einer Milliarde Dollar erreichen wird.
Erfolg basiert auf komplexer IT-Infrastruktur
Der Erfolg des Softwareanbieters basiert überwiegend auf der steigenden Akzeptanz des Cloud Computing, insbesondere der zunehmenden Komplexität von Multi-Cloud- und Hybrid-Cloud-Umgebungen. Hierzu bietet Dynatrace eine ausgefeilte Überwachungs- und Managementsoftware an, mit der sich Probleme innerhalb der gesamten IT-Topologie nicht nur rückwirkend analysieren lassen, sondern schon frühzeitig erkannt werden können – eine Art Predictive Maintenance für heterogene IT-Strukturen.
„Mit dem Einsatz der Dynatrace-Plattform ist mein Job als Operations-Manager wesentlich leichter geworden“, sagt Carlos Gutierrez-Menoyo von der Royal Caribbean Line, der größten Kreuzfahrtflotte der Welt. Diese Aussage belegte er mit Zahlen: 68 Prozent weniger kritische Systemprobleme, auftretende Probleme werden 66 Prozent schneller gelöst, es gibt keine falschen Alarme mehr und die Fehlerbeschreibungen treffen exakt zu. „Das wichtigste aber ist, dass ich und mein Team jetzt 32 Prozent mehr Schlaf genießen können“, lautet sein Fazit.
KI für die zentrale IT-Kontrolle
Dynatrace erreicht diese Performance, in dem es eine KI-basierte Monitoring Engine einsetzt, die mittels eines Softwareagenten alle Verknüpfungen, Abhängigkeiten, Datenströme und Antwortzeiten aller Anwendungen überwacht.
„Man darf die heutigen komplexen Anwendungsumgebungen nicht mehr in Einzelteilen betrachten, sondern nur noch als ein heterogenes, aber gleichzeitig integrales Gesamtsystem“, sagt Van Siclen über den Ansatz von Dynatrace. In Anlehnung an Business Intelligence, bei der es ebenfalls um die Analyse von Abhängigkeiten, Zusammenhängen und Verknüpfungen geht, nennt Dynatrace seine Plattform Software Intelligence.
SAP als Referenzkunde
Einer der großen deutschen Anwender von Dynatrace ist SAP, die die Plattform sowohl für die internen Webauftritte, als auch in Verbindung mit gehosteten Kundenanwendungen nutzen. Das heißt, den SAP-Kunden kann automatisch ein Performance Monitoring mit Dynatrace bereitgestellt werden.
„Alle größeren Kunden erwarten heute, dass solche Kontrollmechanismen mit angeboten werden“, sagt Reinhard Weber, Senior Product Manager bei der SAP.
Entwicklerbasis ausbauen
Aktuell arbeitet man bei Dynatrace vor allem an einer Öffnung und intensiveren Nutzung der Plattform, denn man will verstärkt in neue Marktsegmente vordringen. Das geschieht auf mehreren Wegen. Zunächst soll die Basis der Softwareentwickler, die mit der Plattform arbeiten können, kräftig ausgeweitet werden. Hierzu wurde auf der Veranstaltung ein kostenloses Support-Paket angekündigt. Zu diesem Developer Kit gehören unter anderen Schulungsunterlagen, Best Practices sowie Informationen darüber, wie die vorhandenen Entwicklungs-Tools genutzt werden können.
Wer das Paket einsetzen will, erhält einen kostenfreien Developer Instance, wo man seine Arbeiten ausführen kann und Zugang zur Dynatrace Developer Community erhält. „Dieses Entwickler-Support-Programm ist ein One-Stop-Shop für alle Entwickler und Systemarchitekten“, sagte Steve Tack, Senior Vice President Product Management bei Dynatrace, in seiner Eröffnungsrede.
Öffnung für Drittanbieter
Dynatrace möchte außerdem die KI-basierte Operational-Plattform Davis für Drittanbieter öffnen, zum Beispiel für Citrix, ServiceNow, F5 Networks und IBM Data Power. „Das Identifizieren von potenziellen Problemen mit Hilfe von Davis wird erheblich verbessert, wenn unsere Infrastrukturtopologie mit relevanten Daten aus Fremdsystemen angereichert werden kann“, gab Tack als Begründung für die Öffnung der Plattform an. Laut Dynatrace benötigt die KI-Engine keine Anlernzeit, so dass sie sofort einsatzbereit ist.
Mit seinem Konzept der Öffnung sieht sich Dynatrace voll im Trend. „Nach Mobile first und Cloud first heißt es heute API first“, sagte Tack. Damit bezog er sich vor allem auf die intensive Arbeit von Dynatrace in der Open API Initiative, in der das Unternehmen zusammen mit 39 anderen IT-Firmen aktiv ist.
Next: Security und Business Analytics
Bernd Greifeneder, CTO und Mitgründer von Dynatrace, zeigte in seiner Keynote, wohin die Reise gehen soll. „Wir haben alle Daten des Systems im Zugriff: Performance-Daten und Betriebsdaten, aber auch die Verhaltensdaten von Benutzern und anderen Personen, die an den Geschäfts- und IT-Prozessen involviert sind, das erlaubt viele neue Einsatzfelder“, war sein Hinweise auf die neuen Angebote.
Als nächstes will man diese Daten für Security-Angebote nutzen – also das, was Splunk schon lange mit Logfiles macht. Damit aber stößt man eine Tür auf, hinter der sich in Verbindung mit qualifizierten Partnern auch vertikale Analytics-Anwendungen erstellen lassen. In Echtzeit ließen sich auf diese Weise Verkaufsprognosen, Werbewirksamkeiten und Serviceleistungen ermitteln und beurteilen, was einer OLAP-Plattform ähnelt.