Dreamforce: Salesforce baut Enterprise-Partnerschaften aus
Auf der Dreamforce 2019 strotzten die Salesforce-Manager vor Selbstvertrauen. Neben guten Zahlen wurden auch neue Produkte und Partnerschaften angekündigt.
Bescheidenheit war noch nie eine Eigenschaft von Marc Benioff, dem Co-CEO und Chairman von Salesforce. Das zeigte sich wieder einmal auf der diesjährigen Dreamforce in San Francisco. In seiner Keynote präsentierte er eine von Salesforce in Auftrag gegebene IDC-Studie, wonach das Unternehmen zusammen mit seinen Partnern und Kunden innerhalb der nächsten fünf Jahre weltweit Umsätze von rund 1,2 Billionen Dollar und 4,2 Millionen neue Jobs generieren soll.
Der größte Teil dieses Business wird in den Anwendungsbereichen der künstlichen Intelligenz (KI) und dem Internet der Dinge (IoT) entstehen. „Mit unseren industriespezifischen Erweiterungen, den geschäftsfördernden Apps und mit unser Lösungsplattform Customer 360 helfen wir unseren Kunden bei der digitalen Transformation und damit beim kräftigen Ausbau ihrer Geschäftsaktivitäten“, begründete Benioff die gewaltigen Zahlen.
CRM-Marktanteil ausgebaut
Keith Block, der zweite Co-CEO von Salesforce, hatte weitere Salesforce-Zahlen zur Hand, mit denen er auf die führende Marktposition des CRM-Anbieters hinwies. „Im ersten Halbjahr dieses Jahres haben wir mit einem Anteil von 17,3 Prozent unsere führende Position im CRM-Markt weiter ausgebaut“, sagte er mit Blick auf eine andere IDC-Untersuchung. Oracle und SAP liegen danach mit 5,5 beziehungsweise 5,3 Prozent abgeschlagen auf den Plätzen zwei und drei.
Zu den Superlativen passte auch der Hinweis, dass die diesjährige Dreamforce alle bisherigen Rekorde übertroffen hat – wenn auch nur knapp. Mit 171.000 registrierten Teilnehmern und 2.700 Vorträgen scheint man allmählich an die Grenzen des Möglichen in San Francisco zu stoßen.
So waren es im Vorjahr bereits über 170.000 Teilnehmer und 2.700 Sessions. Nur bei den Online-Besuchern gab es ein größeres Plus. Diese stiegen von rund zehn Millionen im Vorjahr auf 13,2 Millionen für 2019 an.
Tableau Analytics: Daten für Jedermann
In den beiden zitierten IDC-Untersuchungen gehen die Marktforscher von einer weiterhin boomenden Cloud-Entwicklung aus. „Cloud Computing ist die treibende Kraft für das Wachstum in nahezu allen Branchen und es ist ein bedeutender Initiator für viele neue Technologien und Services“, heißt es in der erst genannten Studie.
Während die Sales Cloud weiterhin das Kerngeschäft ist, expandiert man auch in angrenzende Bereiche. Bestes Beispiel ist das Business-Analytics-Segment, für das man im Juni 2019 Tableau übernommen hat. Deren CEO Adam Selipsky stellte in seiner Keynote ein Konzept für eine anwendungsfreundliche Datenanalyse vor. „Wir wollen, dass mit unserer Technologie Millionen von Nicht-Experten ebenfalls Daten auf eine einfache Art analysieren und nutzen können“, sagte er.
Sprache wird Standard-Schnittstelle
Technologisch geht auch bei Salesforce alles in Richtung Sprachverarbeitung. Die KI-Anwendung Einstein war schon 2018 mit Sprachfunktionen ausgestattet worden, die man nun ausbaut und mit Robotic Process Automation (RPA) kombiniert.
Während der Keynote des Salesforce Co-CEO gab es hierzu eine Vorführung, bei der in natürlicher Sprache mit einem Chatbot ein Mietwagen reserviert wurde. Der Dialog war nicht nur ein Bestellvorgang, sondern enthielt auch Upgrade-Angebote und Sonderwünsche. Salesforce erwartet den verstärkten Einsatz von sprachbasierten Chatbots im Bereich der Call Center.
Partner von AWS und Microsoft
Dazu wurde auf der Dreamforce 2019 der Ausbau der Kooperation mit AWS angekündigt: Salesforce will künftig Amazon Connect mit der Anwendung Service Cloud Voice verbinden. Bereits seit langem setzt Salesforce auf die Infrastruktur von Amazon für seine SaaS-Angebote, nun arbeiten beide Konzerne auch im Anwendungsbereich zusammen.
Doch AWS ist nicht die einzige Plattform, die Salesforce einsetzt. Erst wenige Tage vor der Dreamforce gab man bekannt, dass Salesforce einen Deal mit Microsoft für die Nutzung der Azure-Plattform für Marketingservices abgeschlossen hat. „Es zeigt sich immer deutlicher, dass Salesforce seine Stärke im PaaS- und SaaS-Geschäft sieht und sich im Bereich IaaS vor allem auf die großen Infrastruktur-Provider stützt“, kommentierte Forrester-Analyst Jay McBain die erweiterten Kooperationen.
Trailhead GO exklusiv bei Apple
Die unterschiedlichen Serviceangebote hat Salesforce vor einem Jahr unter dem Begriff Customer 360 zusammengefasst. Dabei handelt es sich aber nicht um ein integriertes Gesamtpaket, sondern um eine einfache Zusammenstellung der jeweiligen Lösungen, darunter Einstein, Tableau, Blockchain und das umfangreiche Trainingsprogramm Trailhead.
Die Mobile App Trailhead GO zum Online-Kursprogramm ist aufgrund der strategischen Partnerschaft mit Apple ab sofort exklusiv für Apple iOS und iPadOS verfügbar. Hierzu gab es auf der Bühne ein Gespräch zwischen Apple CEO Tim Cook mit Marc Benioff, welches aber kaum Neuigkeiten bot. Einzig der Hinweis von Cook, dass Apple verstärkt die Business-IT ansprechen möchte, gab einen Hinweis auf die weitere Marschrichtung seines Unternehmens.
Erste Integrationsansätze von Customer 360
Als eine der ersten Integrationen von Customer 360 wurde Customer 360 Truth angekündigt, womit sich alle in Customer 360 abgespeicherten Kundendaten unter einer einzigen Kunden-ID abrufen lassen –unabhängig davon, zu welcher Salesforce-Applikation sie gehören und wo sie physisch abgelegt sind.
Salesforce Customer 360 Truth basiert auf dem Cloud Information Model (CIM), einem Open-Source-Datenmodell, das die Dateninteroperabilität zwischen Cloud-Anwendungen standardisiert. CIM wird durch die Open-Source-Modellierungstechnologie von MuleSoft ermöglicht, die mehrere Dateiformate bereitstellt, so dass es einfach ist, CIM mit unterschiedlichen Anwendungen einzusetzen.
An dem Standard sind neben Salesforce auch Cloud-Provider, zum Beispiel AWS, Google und Microsoft beteiligt, und andere IT-Anbieter, zum Beispiel die Linux Foundation, Cisco, Dokusign und Twilio, beteiligt.
Was die weitere Integration der einzelnen Anwendungsbereiche angeht, möchte Salesforce die Einzellösungen auch inhaltlich vereinen. Als Basis dienen die Tools aus der Mulesoft-Akquisition. „Wir bieten eine einzigartige API-basierte Integrationslösung an, mit deren Hilfe sich alle im System bestehenden APIs aufspüren, katalogisieren und nutzen lassen“, sagte dazu Lindsey Irvine, Chief Marketing Office von Mulesoft, mit Blick auf die Integrationsmöglichkeiten.